Urlaubszeit ist oft auch Lesezeit. Aber während unseres kurzen Urlaubs in Grainau in den Tagen vor Ostern bin ich gar nicht zum Lesen gekommen, obwohl ich Lektüre mit auf die Reise genommen hatte. Dafür habe ich aber am vorletzten Tag, als wir beim Warten auf den Eibseebus, der uns von Garmisch-Partenkirchen nach Grainau zurückbringen sollte, kurzen Halt in einem Buchladen gemacht. Und da fiel mir ein Kriminalroman in die Hand: Tod in Garmisch von Martin Schüller. So kommt man unverhofft zu einem etwas anderem Souvenir.
Der Klappentext versprach Spannung mit Lokalkolorit:
„Schneeschmelze. Scheinwerfer in der nächtlichen Klamm. Die Bergwacht versucht, einen zerschmetterten menschlichen Körper zu bergen, den die tobende Partnach in einem Strudel gefangen hält.
Wer ist der Mann? Wurde er Opfer einer uralten Familienfehde?
Kommissar Schwemmer kann sich nicht sicher sein, denn es gibt zu viele offene Fragen: Wer hat Geld unterschlagen? Wer manipuliert Autos? Wer vergiftet Hunde? Und vor allem: Wer lügt?
Schwemmer und seine Kollegen ermitteln quer durch das Werdenfelser Land. Sie treffen auf Knechte und Bauern, Bankiers und Betrüger, alte Feinde und jung Verliebte und einen versnobten Privatdetektiv, der ihnen gerade noch gefehlt hat.“
Nicht nur gekauft – sondern inzwischen zu Hause auch gelesen. Ich bin zwar kein ausgesprochener Vielleser von Kriminalromanen, so habe ich in den letzten Jahren eher ‚alte’ Krimis gelesen, wie die wohl ältesten Detektivgeschichten der Weltliteratur von Edgar Allan Poe oder die Sherlock Holmes-Romane von Sir Arthur Conan Doyle. Zuletzt las ich von Léo Malet die Nestor Burma-Krimis (Paris des Verbrechens) und habe früher auch den einen und anderen Krimi von Patricia Highsmith, von Raymond Chandler oder Dashiell Hammett kennen gelernt. Dafür stehe ich aber durchaus auf gute Kriminalfilme und bin ein Fan des Tatorts (Horst Schimanski, Duisburg oder Tatort: Thiel und Boerne).
Martin Schüller, Jahrgang 1960, (eigene Website) kam über die Musik zum Schreiben. Im Emons Verlag erschienen von ihm bisher acht Kriminalromane, u.a. „Tod in Garmisch“, mit dem der gebürtige Rheinländer erstmals eine Geschichte in Oberbayern ansiedelte. Neben seinen Romanen verfasste Schüller auch sechs Bücher der emons-TATORT-Reihe, Novellisierungen von eben den bereits genannten Tatort-Fernseh-Krimis.
Nun die Partnachklamm kennen meine Familie und ich von eigener Anschauung her. Und natürlich Garmisch-Partenkirchen und weite Teile der Umgebung. Hier spielt der Krimi mit EKHK (erster Kriminalhauptkommissar) Balthasar Schwemmer (genannt Hausl), seiner Frau Burgl – und den Kollegen, den immer kranken Oberkommissar Schafmann (mal plagt ihn der Magen, dann eine Migräne oder er verletzt sich die Hand), Frau Silvia Fuchs, der Sekretärin im Vorzimmer, und Frau Isenwald, der Staatsanwältin, die den beiden Kriminalbeamten das Leben schwer macht.
Hias stieg von der Leiter. Er stellte sich vor Maiche Meixner auf und nahm langsam das Gewehr von der Schulter. „’s is aus, Maiche“, sagte er, „’s is lang vorbei.“
Im Mittelpunkt steht wie im Klappentext erwähnt eine uralte Familienfehde zwischen den Meixners und den Schedlbauers. Dabei treffen Welten aufeinander, die moderne in Form von Magdalena Meixner (genannt Lenerl), der Besitzerin eines Hotels in Garmisch, ihren Angestellten Andi Weidlinger und dem Privatdetektiven Jo Kant aus Düsseldorf, der bei Martin Schüller eine eigene Reihe hat. Die alte Welt wird besonders verkörpert durch Magdalenas Mutter Reserl, den Großvater und Bauern Melchior (genannt Maiche) und dessen Knecht Hias. Natürlich bedient sich Schüller dabei einiger Klischees, den grantelnden Alten und seinem wortkargen Knecht. Aber das Ganze macht dann eher Spaß und gibt dem Buch neben der gehörigen Spannung auch viel Witz (wie eben auch den Running Gag mit dem kranken Oberkommissar). Schüller hat einen Blick fürs Detail und schreibt mit viel Gespür für den Rhythmus und die Akzente der Geschichte. Natürlich gibt es reichlich viele Verwicklungen, aber als Leser verliert man dabei nicht die Übersicht, weil alles schlüssig bleibt.
Wenn es einen kleinen Wermutstropfen gibt, dann ist es die Sprache der Alten: Natürlich sprechen sie bairisch. Nordlichtern dürfte das vielleicht Probleme machen. Ich habe aber alles bestens verstanden. Und es wäre eher umgekehrt, also ein Wermutstropfen, wenn alle hochdeutsch sprächen. So lernt man nebenbei etwas von der bayerischen Mundart.
„Fesselnde, gut ausgefeilte Charaktere und ein Plot, der Spannung bis zu letzten Seite bietet.“ Garmisch-Partenkirchener Tagblatt
„Kommissar Schwemmer ist eine ganz großartige Figur auf dem Krimimarkt. Ein super-sympathischer Charakter, jemand, den man sofort in sein Herz schließt.“ Peter Hetzel, SAT1
Ich fand den Krimi wirklich gut. Die Mischung als Witz, viel Spannung und ebenso viel lokaler Farbtupfer ist wirklich gelungen. Mehr davon. Und es gibt mehr.
Inzwischen gibt es mit Die Seherin von Garmisch – Schwemmers zweiten Fall:
Kommissar Schwemmer traut seinen Ohren nicht, als Johanna Kindel sein Büro betritt und ihm von einem Mord berichtet, den sie im Traum gesehen hat. Ist im Bergwald wirklich ein junger Mann erschossen worden? Oder kann es gar sein, dass das Verbrechen erst in der Zukunft geschehen wird?
Schwemmer ist gewarnt: Schon sein Vorgänger stolperte über eine Aussage der ‚Seherin von Garmisch’. Doch die alte Dame scheint zu wissen, von was sie spricht. Schwemmer steht vor schwierigen Entscheidungen.
Eine Explosion, eine Rockband, eine Grabschändung und ein Hexenschuss halten Schwemmer und sein Team auf Trab. Dass sich dann noch das BKA einmischt, ist mehr, als seine gute Laune vertragen kann.
Und seit dem letzten Jahr auch ein drittes Buch: Der Teufel von Garmisch: Kommissar Schwemmers dritter Fall
Dass durchaus einmal ein Toter aus der Partnachklamm zu bergen ist, zeigt der Artikel auf tz-online.de: Toten Münchner in der Klamm gefunden