Gestern gab es ohne Zweifel mit dem Gold des Deutschland-Achter im Rudern aus deutscher Sicht einen der Höhepunkt bei den Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Es war ein hart umkämpfter Sieg, denn die Briten hielten lange dagegen, brachen erst kurz vor dem Ziel ein, was die Kanadier nutzten, um an ihnen noch vorbeizuziehen. Anspruch und Leistung deckten sich also. Den Erfolg der ersten Ruder-Finals machte der Doppelvierer der Frauen mit Silber perfekt.
Apropos Silber: Gestern war ein silberner Tag, denn insgesamt erzielten die deutschen Sportler fünf Silbermedaillen. Neben dem Ruderdamen waren es nicht unbedingt ‚erwartete’ Erfolge. Am überraschesten ist wohl das Silber im Mehrkampf Turnen der Männer durch Marcel Nguyen. Und er hat in den Einzelwettbewerben Chancen auf weiteres Edelmetall. Fabian Hambüchen patzte zweimal und enttäuschte.
Unerwartet ist auch die Silbermedaille durch Kerstin Thiele im Judo der Frauen bis 70 kg. Im Endkampf hatte sie dann aber keine Chance.
Und dann gab es gestern noch das Einzelzeitfahren im Radsport – sowohl bei den Frauen wie bei den Männern. Und sowohl bei den Frauen durch Judith Arndt als auch bei den Männern durch Tony Martin wurde … Silber gewonnen. Tony Martin musste sich nur den britischen Tour-de-France-Gewinner Bradley Wiggins geschlagen geben.
Nun kann man philosophieren, was so ein zweiter Platz Wert ist. Fragen wir die Fußballspieler des FC Bayern München (dreimal wurden sie in dieser Saison nur ‚zweiter Sieger’, sowohl in der Meisterschaft wie im Pokal und der Champions League), dann wird man in wenig glückliche Gesichter schauen. Silbermedaillengewinner sind als Zweitplatzierte nun einmal auch Verlierer. Der ‚Anspruch’, den man sich zuvor gestellt hat, spielt sicherlich die Hauptrolle. Wer (wie die Bayern) nur den Sieg gelten lässt, wird sich als Zweiter eben vorrangig als Verlierer fühlen. Wer aber alles gegeben hat und dann überraschend so weit vorn liegt, wird eine silberne oder bronzene Medaille als Gewinn empfinden. Mir würde es genügen, nur der zweitreichste Mann der Welt zu sein.
Außerdem gab es gestern noch durch Hannes Aigner im Kajak-Einer Kanu-Slalom (Wildwasserslalom) eine Bronzemedaille.
Und dann waren da ja noch die Schwimmer, die wiederum komplett enttäuschten, hätte nicht wenigstens Markus Deibler als Neunter über 200 m Lagenschwimmen durch den Startverzicht des achtplatzierten Südafrikaners Chad le Clos doch noch den Endlauf heute erreicht. Was haben die Schwimmer nur falsch gemacht. Fragt man die Schwimmer, verweisen sie auf die Trainer, die aber auch keine Antwort wissen.
Übrigens die gestern angesprochenen Badminton-Spieler, die versuchten, ihre Spiele zu verlieren, um eine bessere Ausgangsposition in der K.o-Runde zu haben, sind disqualifiziert worden.
Hier die Nationenwertung
Heute gibt es 18 Entscheidung, u.a. geht es weiter mit Ruderentscheidungen und den ersten Bahnradwettbewerbe. Spannend wird es im Halbfinale im Tischtennis der Männer nach dem frühen Ausscheiden von Timo Boll: Dort trifft Dimitrij Ovtcharov am Morgen (11 Uhr MESZ) auf Weltmeister Zhang Jike. Ebenso schwer wird es für Angelique Kerber, die sich im Tenniseinzel der Frauen in Wimbledon bis ins Viertelfinale gekämpft hat. Dort trifft sie (13 Uhr MESZ) auf die an Nummer eins gesetzte Wiktoria Asarenka. Drücken wir die Da(u)men!