… wie ich kotzen möchte!

Der Ausspruch stammt nicht von mir, sondern von dem Maler Max Liebermann und wurde anlässlich einer nationalen Katastrophe geäußert, der Machtergreifung durch Hitler. Die Katastrophe, von der ich hier berichte, ist weitaus kleiner und auf beruflicher Ebene angesiedelt, wenn auch für die Betreffende gleichfalls schwerwiegend. Der Spruch: „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“

Um was geht es? Ich arbeite in der IT-Abteilung eines karitativen Verbandes, die recht altmodisch noch die Kürzel „Org/DV“ trägt. Org für Organisation, DV für Datenverarbeitung. Nach einer kaufmännischen Ausbildung kam Frau K. zu uns in die Abteilung und fand im Systemverwalter ihren Mentor, der ihre Fähigkeiten schnell erkannte und förderte. Ob er in Frau K. seine Nachfolgerin sah, mag dahin gestellt sein.

Nach dem Ausscheidung des Systemverwalters durch Altersteilzeit blieb sie bei uns, wenn auch ein Außenstehender die genannte Stelle bekam. Ihr wurden dabei aber zunehmend neue Aufgaben zugeordnet, … die sie zur vollsten Zufriedenheit der Beteiligten erfüllte. So ergab sich auch für mich eine fruchtbare Zusammenarbeit mit ihr im Bereich Datenbanken. Im Abendstudium erweiterte Frau K. ihre Kenntnisse speziell im Bereich IT und bekam für ihre Diplomarbeit ein „sehr gut“. Das war in diesen Wochen.

Während der über vier Jahre bei uns konnte sich unsere Geschäftstellenleitung leider nicht hinreißen lassen, ihr eine Festanstellung zu beschaffen. So bekam sie immer wieder einen neuen befristeten Arbeitsvertrag, zuletzt für vier Monate, damit sie immerhin ihre Diplomarbeit ohne äußere Zwänge fertig stellen konnte. Immerhin!

Aus meiner Sicht hätte dieser letzte Vertrag arbeitsrechtlich schon eine Festanstellung sein müssen. Egal! Denn Leitung, Personalabteilung und unsere Abteilung einigten sich auf die Ausschreibung einer entsprechenden Stelle, die dann auch sehr bald, spät, aber nicht zu spät, ans Schwarze Brett kam.

Nur gibt es in unserer genannten Abteilung eine Madame, die in Frau K. etwas wie eine Konkurrentin sieht. Die Abteilungsleitung hatte in mehreren Gesprächen versucht, die Bedenken der Madame auszuräumen. Leider ohne Erfolg. So wendete sie sich an den Betriebsrat.

Man muss dabei wissen, dass bereits vor geraumer Zeit zwischen dieser Madame und einer weiteren Mitarbeiterin unsere Abteilung Zwistigkeiten bestanden, die dazu führten, dass das Betriebsklima regelrecht vergiftet wurde. …

Hier nun der Knackpunkt: Mir wurden im dienstliche Gespräch mitgeteilt (und diese Aussage wurde mir am gleichen Tag in einem weiteren informellen Gespräch bestätigt): Der Betriebsrat, der zuvor sein Einverständnis für die Ausschreibung der neuen Stelle gegeben hatte, machte aufgrund der Einwendung der Madame eine 180-Grad-Wendung und zog dieses Einverständnis zurück. Da es ohne dieses Zustimmung aber wohl nicht geht, zog die Betriebsleitung die Stellenausschreibung zurück. Damit alles seine scheinbare Richtigkeit hat, wurde das u.a. mit personalpolitischen Gesichtspunkten begründet.

Wie auch immer: ab 1. November steht nun Frau K. auf der Straße.

Das ist alles nur ganz kurz skizziert …

Leidtragende sind neben Frau K. auch der Systemverwalter und ich, denn uns fehlt von heute auf morgen eine kompetente Kollegin. Und damit fehlt überhaupt dem ganzen Haus eine engagierte Mitarbeiterin, die mit viel Eigeninitiative ans Werk ging. Ich habe den Eindruck: mit zu viel Eigeninitiative!

Was kann ich dazu sagen: Auch ohne mir den Magen voll schlagen zu müssen, kommt mir das Essen hoch. Es ist wirklich zum Kotzen!

Nachtrag und Ende: Inzwischen hatte ich ein persönliches Gespräch mit Geschäftsleitung und Personalchef. Wenn einer ein Psychopath ist, dann natürlich ich. Wie konnte ich nämlich so naiv sein zu glauben, mit einer Intervention meinerseits eine Kehrwendung zum Guten zu erreichen? Meine gute Absicht wurde als bösartig interpretiert (Mobbing, Verleumdung und üble Nachrede). Ich habe mich dafür entschuldigt.

Was bleibt ist ein übler Nachgeschmack, denn in den Informationen, die mir angetragen wurden, gibt es einen Widerspruch, der nur eines bedeutet: Die eine oder andere Person hat mich wohlwissendlich belogen. Zumindest weiß ich jetzt nicht, was und wem ich glauben kann. Aber da ich nun einmal der Depp bin: Ich habe sicherlich alles falsch verstanden …

Genug, so hoffe ich. Ich habe mir die Finger verbrannt und werde in Zukunft meine Nase nicht mehr in die Angelegenheiten anderer stecken. Selbst in meinem Alter lernt man nicht aus.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Ein Gedanke zu „… wie ich kotzen möchte!

  1. Hallo Wilfried,

    Dein Ärger muss wirklich tief sitzen, wenn Du darüber im Blog schreibst.
    Hoffentlich lesen die betroffenen Kollegen Deine Seiten.
    Es wird Dich nur wenig trösten, aber auch bei uns beschreitet der Betriebsrat oft seltsame Wege.

    Viele Grüße
    Lockwood

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