Er hat lang um den heißen Brei herumgeredet. Jetzt ist es amtlich. Seit heute ist Klaus Allofs – 13 Jahre an der Seite von Thomas Schaaf , zuletzt als Sportdirektor und Vorsitzender der Geschäftsführung, verantwortlich für den Profifußball in Bremen beim SV Werder – neuer Geschäftsführer Sport und damit Nachfolger von Felix Magath beim VfL Wolfsburg. Es dürfte auch das Geld sein, das Allofs von der Weser an die Aller zieht. Sein neues Gehalt wird sich auf drei Millionen Euro beziffern und damit das Doppelte des bisherigen betragen. Außerdem wird er beim VW-Werksverein weitaus mehr Geld für Transfers zur Verfügung haben als in Bremen. Leider ist dieser Abgang nicht gerade stilvoll und fast ein Abschied durch die Hintertüre.
Ganz so überraschend kam das allerdings nicht. Schon früher hatten mehrere Clubs bei Allofs angeklopft. Jetzt ging das dann aber doch etwas schnell, wenn auch abzusehen war, dass Allofs für den in Wolfsburg vakant gewordenen Job so ziemlich als erster in Frage kam. Der Chef des Werder-Aufsichtsrates, Willi Lemke, muss die beiden Jobs natürlich neu besetzen. Zunächst wird wohl Frank Baumann, lange Zeit als Spieler in Werders Diensten und bis jetzt Assistent von Allofs, die Geschäfte übernehmen. Als möglicher Nachfolger wird Dietmar Beiersdorfer, von 1992 bis 1996 Spieler bei Werder und aktueller Sportdirektor von Zenit St. Petersburg, gehandelt.
Seit dem Sommer 2011 galt das Verhältnis von Allofs zu Aufsichtsratschef Willi Lemke als gespannt, ja sogar als zerrüttet. Auslöser war ein öffentlich ausgetragener Streit um die Finanz- und Personalpolitik. Allerdings sagte Allofs gestern über seinen Wechsel, Gründe seien „nicht Unzufriedenheit, Querelen oder fehlende Perspektive – es war einfach die Gelegenheit“. Für Werders Geschäftsjahr 2011/12 musste Allofs jüngst einen Verlust von 13,9 Millionen Euro bekannt geben.
Trotz des hohen Verlustes hinterlässt Klaus Allofs ein wohl gepflügtes Feld in Bremen. Der Umbruch scheint gelungen zu sein, wenn der sportliche Erfolg auch noch aussteht. Die Personalkosten fürs neue Geschäftsjahr dürften erheblich gesenkt sein. Allofs hat während seiner Zeit in Bremen für wenig Geld viele ausgezeichnete Spieler an die Weser geholt, u.a. den französischen Spielmacher Johan Micoud (2002), Miroslav Klose (2004), Naldo (2005), Diego (2006) und Mesut Özil (2008). Auch dass er Claudio Pizarro 2008 an die Weser zurückholte, zählte zu seinen exzellenten Personalentscheidungen. In seinen letzten Bremer Jahren hatte der gebürtige Düsseldorfer allerdings nicht immer eine glückliche Hand. Die Verpflichtungen der Brasilianer Carlos Alberto (2007) und Wesley (2010) kann man nur als Flops bezeichnen. Auch der frühere Nürnberger Mehmet Ekici (2011) hielt bisher nicht, was man sich von ihm versprach.
Immerhin wird Werder für Allofs eine Art Ablösesumme erhalten, denn sein Vertrag bei Werder sollte noch bis 2015 laufen. Von fünf oder sechs Millionen Euro ist die Rede. Zu viel für Wolfsburg, zu wenig für Werder. Damit reiht sich der Wechsel Allofs’ in die vielen Transfers von Spielern ein, die für oftmals wenig Geld zu Werder kamen und dann für viel Geld den Verein wieder wechselten: Gewissermaßen ein Werder-Phänomen und für einen kleinen Verein wie dem SVW überlebenswichtig. Auf diese Weise wird mit der ‚Ablöse’ für Allofs auch der teuerste Transfer in der Werdergeschichte (Carlos Alberto für acht Millionen Euro), der sich dann ja als Schlag ins Weserwasser erwies, halbwegs ausgeglichen.
Obwohl der VfL Wolfsburg noch nicht daran denkt, den Interimscoach Lorenz-Günther Köstner, der bisher gute Arbeit leistet, auszutauschen, könnte es möglich werden, dass Trainer Thomas Schaaf eines Tage Allofs an die Aller folgt. Nun denn …