Als Kind habe ich es nicht so gemocht, Gedichte vorzutragen. Das galt natürlich auch zu Weihnachten für Weihnachtsgedichte. So etwas sollte man sowieso den Profis überlassen … – Das heißt nicht, dass ich keine Gedichte mag. Es gibt viele schöne Weihnachtsgedichte, die uns nicht unmäßig rührig, aber besinnlich stimmen können: „Für viele Menschen gehört ‚Von drauß vom Walde komm‘ ich her’ und viele andere klassische Weihnachtsgedichte genauso zur Vorweihnachtszeit, wie der Duft von frisch gebackenen Keksen oder das Weihnachtsshopping. Ob Theodor Storm, Johann Wolfgang von Goethe oder Wilhelm Busch, für jeden Geschmack gibt es das passende Weihnachtsgedicht.“ Hier nur eine kleine Auswahl:
- Ich sehn‘ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub‘, ich hab’s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei’s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön‘
ein’s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd‘ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb‘ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!
Hermann Hesse: Weihnachten
- Vom Himmel bis in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern herniederlacht;
vom Tannenwalde steigen Düfte
und kerzenhelle wird die Nacht.
- Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken,
in märchenstiller Herrlichkeit.
- Ein frommer Zauber hält mich nieder,
anbetend, staunend muß ich stehn,
es sinkt auf meine Augenlider,
ich fühl’s, ein Wunder ist geschehn.
Theodor Storm: Das Weihnachtsfest