Zu Lars von Trier selbst habe ich mich in diesem Blog einmal geäußert (Empörung und Melancholie). Es ging um seine unsägliche „Ich bin ein Nazi!“-Äußerung anlässlich einer Pressekonferenz während der 64. Filmfestspiele von Cannes 2011, als er seinen Film Melancholia vorstellte. Alles, was von meiner Seite zu dieser Aussage zu sagen war, habe ich dort niedergeschrieben.
Der dänische Regisseur Lars von Trier gilt als einer umstrittensten europäischen Filmemacher der Gegenwart. Der Film Melancholia ist eine düstere Geschichte um Depressionen und die Apokalypse. Die Hauptrollen spielen Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland.
Der Film „entspricht im Aufbau einer Oper, d.h er besteht aus einer Ouvertüre, zwei Akten und einem Finale. Die Ouvertüre besteht aus verschiedenen Standbildern ohne Ton und Handlung, die sich minimal bewegen. Diese Einleitung dauert acht Minuten und ist eine Weiterentwicklung der Kapitelbilder in ‚Breaking the Waves’. Filmmusik ist Richard Wagners ‚Tristan und Isolde’. Dann beginnt das erste Kapitel/der erste Akt mit dem Namen Justine, die von Kirsten Dunst gespielt wird. Erzählt wird die Fahrt zur Hochzeitsfeier, die Hochzeitsfeier, die immer wieder aus dem Ruder läuft sowie die Abreise des Bräutigams samt seiner Eltern. Das zweite Kapitel heißt Claire nach der zweiten Schwester, die von Charlotte Gainsbourg gespielt wird und erzählt vom Leben der Schwestern nach der desaströsen Heirat. Justine ist schwer depressiv und muss auf dem luxuriösen Landsitz ihres Schwagers von ihrer Schwester gepflegt werden. Hintergrundthema ist, wie die vier Familienmitglieder, Claire, Ehemann, Sohn und Justine zum Herannahen des Planeten Melancholia stehen. Der Schwager und der Neffe sind anfangs sicher, dass der Planet an der Erde vorbeifliegt und erwarten ein ungefährliches Abenteuer. Justine und Claire tauschen gefühlsmäßig die Rollen. Ist während der Hochtzeitsfeier nur Justine beunruhigt, so bekommt im Verlauf des Films Claire immer mehr Angst und Justine fügt sich ins Unvermeidliche. Das Finale beginnt mit dem Selbstmord von Claires Ehemann, als er versteht, dass die Erde zerstört werden wird. Und endet mit einem Feuerball, der das magische Tipi, das Justine gebaut hat, um ihren Neffen zu beruhigen, mit Justine, Claire und ihrem Sohn verschluckt.“ (Quelle: de.wikipedia.org)
Lars von Trier: Melancholia
Zwischen den Jahren, wie man die Zeit zwischen den Weihnachtsfesttagen und Neujahr zu nennen pflegt, habe ich mir endlich diesen Film (und auch seinen Vorgänger – dazu später mehr) angeschaut. Lars von Trier leidet seit längerer Zeit unter Depressionen und hat das in seinen letzten Filmen verarbeitet. So wird Justine, die von Kirsten Dunst hervorragend gespielt wird, zu Triers Alter Ego, die sich nichts sehnlicher wünscht als das Ende der Welt. Es ist Weltekel, der den Regisseur umtreibt und uns Filme serviert, die den Zuschauer durch seine nicht gerade menschenfreundliche Botschaft erschüttern und ratlos zurücklassen soll. Da von Trier anders als in seinen Filmen zuvor auf Gewaltszenen und explizite sexuelle Darstellungen verzichtet, erreicht der Film eine Eingängigkeit, die um so mehr den Zuschauer bedrückt.
Wer sich durch einen Film lediglich gut unterhalten lassen möchte, ist natürlich bei Lars von Trier an der falschen Adresse. Von Trier wagt den Blick in den Abgrund der menschlichen Seele, wenn auch in manch schönem Bild. Die heile Oberfläche interessiert ihn nicht, und noch weniger die Gewinner. Wenn von Trier die Welt untergehen lässt, dann nicht wie bei Roland Emmerich in einem minutenlangen Getöse. Dafür bleibt bei von Trier dann aber auch wirklich nichts mehr übrig, keine Hoffnung, kein Leben …
Seinen schrägen Humor hat er gezügelt und findet sich nur in Andeutungen wieder, etwa wenn auf einem Golfplatz ein 19. Loch auftaucht.
Siehe hierzu auch den Beitrag auf spiegel.de: Trier-Meisterwerk „Melancholia“: Apokalypse. Wow!