In einem Buch über den Fluß Este, einem Nebenfluß der Elbe, der in der Lüneburger Heide entsteht und in nördliche Richtung östlich an Tostedt vorbeifließt, gibt es einen Artikel über die Störche, die auch bei uns immer noch bei der Brut und der Aufzucht der Jungvögel anzutreffen sind. Es handelt sich dabei meist um Weißstörche.
Im Zusammenhang mit dem Weißstorch gibt es in Europa die Legende, dass er die Babys bringt, oder, eine ältere und heute vergessene Geschichte, dass er sich um alte Leute kümmert. In vielen Gegenden Europas wird nach der Geburt eines Kindes als deren Symbolisierung vor dem Haus eine Storchenfigur angebracht. In dem genannten Artikel gibt es einen Abschnitt, der über diese Legende vom Storch Adebar hinaus uns etwas von Frau Holle und einem Jungbrunnen erzählt, und uns in die alte nordische Götterwelt und in die Welt der Märchen, die wunderbar miteinander verwoben sind, entführt:
In der Götterwelt vergangener Zeiten hielt die Gemahlin des Gottes Wotan [Odin] als Frigg, Fraia oder Frikka [auch Freia oder Freya] ihre schützende Hand über die Menschen. Noch immer ist Freias Tag unser Freitag. Auch unter ihrem anderen Namen Hulda [Perchta] oder Holle lebt sie in unsern Märchen fort. In der Vorstellungswelt der Alten hatte sie ihren Wohnsitz in einem See oder Brunnen. Da „besitzt Holda einen wunderlieblichen Garten, hier nimmt sie die Seelen der Verstorbenen in Empfang und sendet sie wiedergeboren als Kinderseelen auf die Erde zurück. Das ist der Ursprung des Sage vom Jungbrunnen oder Quickborn und des Glaubens, dass die neugeborenen Kinder aus dem Brunnen kommen. Hier holt sie der Storch, Adebar oder Odebar, welcher der Vogel der Freia ist.“
aus: Die Este: Von der Quelle bis zur Mündung – herausgegeben von Marlis und Hans-Joachim Dammann – 2012 Verlag Atelier im Bauernhaus – Heimatverein Buxtehude und Kulturforum am Hafen, S. 64 – eigentliche Quelle: Reallexicon der Deutschen Altertümer – Ein Hand- und Nachschlagebuch der Kulturgeschichte des deutschen Volkes bearbeitet von Dr. E. Götzinger, 1885