Südlich von Tostedt entspringen in der Lüneburger Heide gleich mehrere Flüsse. Zum einen die Wümme, die sich über eine weite Strecke längst der Bahnlinie Hamburg-Bremen schlängelt und sich zehn Kilometer vor dem Zufluss in die Niederweser in Bremen-Nord mit der Hamme zur Lesum vereinigt. Zum anderen ist es die Oste, deren Quelle sich am südlichen Ortsrand von Tostedt befindet; ich berichtete vor geraumer Zeit von diesem Fluss (Radeln entlang der Oste), der bei Neuhaus in die Unterelbe mündet.
Und es gibt noch einen Fluss, der südlich von Tostedt entspringt: die Este. Dieser mündet auf Hamburger Gebiet im Ortsteil Cranz in die Elbe.
Zu diesem Fluss gibt es ein lesenswertes Buch Die Este: Von der Quelle bis zur Mündung – herausgegeben von Marlis und Hans-Joachim Dammann – 2012 Verlag Atelier im Bauernhaus – Heimatverein Buxtehude und Kulturforum am Hafen, das in vielen Bildern und Geschichten den Leser über die Natur, die Geschichte, aber auch über Kunst und Kultur entlang der Este informiert.
„Ein bebildertes Lesebuch im Wanderführerformat, herausgegeben von Marlis und Hans Joachim Dammann. Seit der Eiszeit sucht sich ein kleiner Fluss durch die Nordheide seine Bahn und formte eine wunderschöne Landschaft, ihren Weg zur Elbe suchend. Dieser Fluss erzählt in dem Buch aus seiner Geschichte, über 40 Autoren beteiligen sich durch Gedichte, Beiträge zur Natur, Geschichte, Kulturgeschichte und Kunst.“
Der Name der Este „ist eine Variante zu ast, einem Begriff, der in ganz Westeuropa in Fluss- und Gewässernamen auftaucht. Nicht nur die nahegelegene Oste, sondern auch Astbrock bei Höxter, die Stadt Asti in Italien, der Fluss Astura in Spanien oder Asthale in England verweisen auf dieses Gewässerwort aus vorgermanischer Zeit. Schon die Römer kannten einen Estia palus, den Sumpf Estia, und an der Illerquelle wohnten die ‚Estiones’.
Die Verbreitung in ganz Europa lässt erkennen, dass das Wort ast seinen Ursprung in einer Zeit hat, in der noch eine gemeinsame indoeuropäische Ursprache existierte. […] Erst im Laufe der folgenden Jahrtausende entwickelte sich aus dieser gemeinsamen Muttersprache die heutige Vielfalt europäischer Sprachen. […]
Am weitesten zurück reicht das rekonstruierte alteuropäische Wort ást-a. Aus diesem Begriff wurde dann im Althochdeutschen astina, im Mittelhochdeutschen schließlich estene.
Wie die Oste einmal Ostene, die Bille einmal Billene oder die Seeve Sevene, hieß also auch die Este früher einmal Estene.
Der Begriff est oder ast für Sümpfe oder Gewässer verbindet sich hier mit der Nachsilbe –ene. Durch dieses Suffix konnte, wie heute noch durch –en oder -ig, aus einem Nomen ein Adjektiv gebildet werden. Aus Gold wird also golden oder goldig – oder, wie im Fall der Este, aus Sumpf sumpfig. […]“ „Der Name der Este steht also für Sumpf oder sumpfiges Gebiet. Die vielen Bruchwälder entlang des Flusses zeigen dies heute noch deutlich.“
(Der Name der Este – Lena Dammann – S. 46)