Gleich zu Beginn meines Osterurlaubs gab es den inzwischen 23. Fall eines Tatorts aus Münster mit Thiel und Boerne: Summ, Summ, Summ. Längst habe ich es gestanden, ein Thiel und Boerne-Fan zu sein, wie ich überhaupt ein großer Fan der Tatort-Reihe bin. Aber die letzten Folgen haben doch ziemlich nachgelassen, auch wenn der Wortwitz der beiden sich ewig in den Haaren liegenden Protagonisten hier wieder Höhepunkte erreicht.
Ja, mit Kriminalfilmen ist das so etwas. Ich denke, es gibt drei Arten von Krimis. Einmal die Actionkracher (der erste Schweiger-Tatort aus Hamburg: Willkommen in Hamburg ließe sich hier einordnen). Dann die tiefschürfenden, psychoanalytisch angehauchten Krimis, von denen es in der Tatort-Reihe viele gibt und die die Reihe im Wesentlichen ausmachen. Zuletzt dann die Krimis a la Thiel und Boerne, in denen es nicht ganz so ernst zugeht und die zwar noch nicht eine Parodie des Genres sind, aber manchmal dem sehr nahe kommen. Spannend sollten sie trotzdem sein (was Thiel und Boerne dann auch sind).
Ich persönlich mag die vor allem die 2. und 3. Art dieser Gattung. Actionfilme sind für mich nur dann okay, wenn sie auch eine gewisse Tiefe besitzen (z.B. die Millennium Trilogie (Verblendung – Verdammnis – Vergebung).
Aber zurück zu Thiel und Boerne: Das Summ-Summ-Gesumms mit Roland Kaiser als Roman König, mittendrin dezent ermordeter Frauenheld und Schlageraffe (fast wie im realen Leben des Herrn Kaiser), hatte mir Appetit auf weitere Münster-Tatort-Folgen gemacht. Und da ich von den bisher 23 Folgen erst 16 gesehen habe, konnte ich mich auf sieben noch ausstehende freuen. Geschafft habe ich während des Urlaubs, mir in ruhigen Abendstunden vier Folgen anzuschauen (ich wollte ja nicht übertreiben – und ich freue mich natürlich, noch weitere Folgen in petto zu haben):
Der Frauenflüsterer (2005) – Der doppelte Lott (2005) – Das ewig Böse (2006) – Das zweite Gesicht (2006)
Und meine Erwartungen wurden erfüllt. Feine Krimikost, vielleicht manchmal etwas konstruiert, aber immer gemischt mit herrlich geistreich-witzigen Dialogen zwischen dem Hauptkommissar Thiel und dem Gerichtsmediziner Prof. Boerne.
Und ich habe mir dann auch noch zwei weitere etwas neuere, aufgezeichnete Tatort-Folgen aus Bremen: Puppenspieler (24.02.2013) und Saarbrücken: Melinda (27.01.2013) angeschaut. Auch diese Folgen zeichneten sich durch einen gewissen Witz aus. Die Hauptkommissarin Inga Lürsen hat einen neuen Kollegen, Leo Ulfanoff (sieht aus wie ein zerzauster Pandabär, meditiert bisweilen, verführt die Kommissarin zu grünem Tee und anderem), bekommen, da es den Hauptkommissar Stedefreund als Ausbilder nach Afghanistan zieht. Dieser Ulfanoff ist ein recht kurioser Typ. Saarbrücken hat gleich ein neues Ermittlerteam – allen voran Hauptkommissar Jens Stellbrink, der sich durch ziemlich unorthodoxen Methoden auszeichnet. Ich hatte hier das Gefühl, dass Münster aus Saarbrücken echte Konkurrenz bekommen könnte. Inzwischen gab es auch schon eine zweite Folge aus Saarbrücken: Eine Handvoll Paradies (07.04.2013), die allerdings von der Kritik und den Zuschauern als angeblich bisher schlechteste Tatort-Folge geradezu verrissen wurde (siehe u.a.: Gestohlene Lebenszeit). Allerdings eine durchaus positive Kritik habe ich dann auch gefunden: Mit dem Roller durch die Rocker („am Ende lehnt man sich lächelnd zurück und freut sich über einen Riesenspaß. Zeitdiebstahl jedenfalls sieht anders aus.“) Da ich die Folge noch nicht gesehen habe (sie schlummert auf meinem Rechner – inzwischen habe ich sie gesehen) bin ich jetzt richtig gespannt … Die erste Saarbrücken-Folge fand ich nämlich ganz gut, wenn dieses Ermittlerteam vielleicht auch nicht so ganz ins Tatort-Konzept passt (und noch eine Tatort-Folge befindet sich auf meinem Rechner: München: Macht und Ohnmacht (01.04.2013)).
Nun, die Tatort-Fans sind in den letzten Wochen ganz schön ins Schwitzen geraten: Hamburg mit Til Schweiger und jetzt Saarbrücken mit Devid Striesow. Aber auch die Vielfalt macht eine gute Reihe aus (und da komme ich sogar über Til Schweigers Genuschel schnell hinweg). Und die nächsten neuen Ermittlerteams befinden sich schon in den Startlöchern.
siehe auch meine Beiträge: Horst Schimanski, Duisburg – Ist Jogi Löw der Mörder? – Eine Extrawurst für ein Riesenwürstchen?