Heute Ruhetag (36): Ferdinand Freiligrath – Gedichte

Hermann Ferdinand Freiligrath (1810 bis 1876) war ein deutscher Lyriker, Dichter und Übersetzer. Seine Sammlung politischer Gedichte „Ein Glaubensbekenntniß“ erschien im September 1844 in Mainz und begründete Freiligraths Ruf als politischer Dichter. Freiligrath betätigte sich auch als Übersetzer, u. a. von Werken von Robert Burns, Victor Hugo, Alfred de Musset. Von bleibender Bedeutung ist vor allem sein politischer Einsatz und idealistischer Schwung gegen die als ungerecht empfundenen Zustände seiner Zeit.

Mit Ferdinand Freiligrath verbinden sich für mich besonders seine Übersetzungen der Gedichte von Schottlands Nationaldichter, Robert Burns – und hier speziell die Übersetzung eines Liedes, das mich gewissermaßen mein bisheriges Leben immer wieder verfolgt: Trotz alledem (A Man’s A Man for A’ That). Schon öfter bin ich in meinem Blog hier auf dieses Lied zu sprechen gekommen – und habe auch die eine oder andere (auch eigene) Version vorgestellt:

Robert Burns: A Man’s A Man for A’ That
Robert Burns: A Man’s A Man for A’ That – Teil 2
Fiedel Michel: Trotz alledem
Keltischer Nachschlag: A Man’s A Man for A’ That – Trotz alledem
Schottland 2005: Robert Burns und ‚Die Toten Hosen‘

Heute Ruhetag = Lesetag!

Aber auch die anderen Gedichte von Ferdinand Freiligrath sind lesenswert. Hier aber einmal die ‚volle’ Version:

Trotz alledem! (Aus „Ein Glaubensbekenntnis“, 1844)
Nach Robert Burns

Ob Armut euer Los auch sei,
Hebt hoch die Stirn, trotz alledem!
Geht kühn den feigen Knecht vorbei;
Wagt’s, arm zu sein trotz alledem!
Trotz alledem und alledem,
Trotz niederm Plack und alledem,
Der Rang ist das Gepräge nur,
Der Mann das Gold trotz alledem!

Und sitzt ihr auch beim kargen Mahl
In Zwilch und Lein und alledem,
Gönnt Schurken Samt und Goldpokal –
Ein Mann ist Mann trotz alledem!
Trotz alledem und alledem,
Trotz Prunk und Pracht und alledem!
Der brave Mann, wie dürftig auch,
Ist König doch trotz alledem!

Heißt »gnäd’ger Herr« das Bürschchen dort,
Man sieht’s am Stolz und alledem;
Doch lenkt auch Hunderte sein Wort,
’s ist nur ein Tropf trotz alledem!
Trotz alledem und alledem!
Trotz Band und Stern und alledem!
Der Mann von unabhängigem Sinn
Sieht zu, und lacht zu alledem!

Ein Fürst macht Ritter, wenn er spricht,
Mit Sporn und Schild und alledem:
Den braven Mann kreiert er nicht,
Der steht zu hoch trotz alledem:
Trotz alledem und alledem!
Trotz Würdenschnack und alledem –
Des innern Wertes stolz Gefühl
Läuft doch den Rang ab alledem!

Drum jeder fleh‘, daß es gescheh‘,
Wie es geschieht trotz alledem,
Daß Wert und Kern, so nah wie fern,
Den Sieg erringt trotz alledem!
Trotz alledem und alledem,
Es kommt dazu trotz alledem,
Daß rings der Mensch die Bruderhand
Dem Menschen reicht trotz alledem!

St. Goar, Dezember 1843

    Signatur: (Hermann) Ferdinand Freiligrath

Ferdinand Freiligrath: Gedichte

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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