Winterolympische Randnotizen

Schon gehen die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi dem Ende entgegen. Nach 67 von 98 Entscheidungen führt im Medaillenspiegel das deutsche Team knapp vor Norwegen und den Niederlanden, die besonders im Eisschnelllauf wie selten zuvor dominieren. Aber bis zum Sonntag wird sich da sicherlich noch einiges ändern. Hier einige Randnotizen zum bisherigen Geschehen.

    Putins Spiele: die XXII. Olympischen Winterspiele in Sotschi/Russland

Ja, gegen dichten Nebel ist selbst Putin machtlos. Da musste u.a. im Biathlon der so genannte Massenstart der Männer über 15 km mehrmals abgesagt werden. Aber gegen Ruhestörer wie die Pussy-Riot-Mitglieder Tolokonnikowa und Aljochina samt dem Menschenrechtler Semjon Simonow gibt’s ja die Polizei. Diese und mindestens sieben weitere Aktivisten sind in den vergangenen Tagen in Sotschi bereits mehrfach festgenommen worden. „Am 16. Februar wurden wir für sieben Stunden festgehalten, und am 17. waren wir zehn Stunden beim Inlandsgeheimdienst FSB“, sagte Aljochina.

Nach eigenen Angaben wurde den beiden Frauen Diebstahl im Hotel vorgeworfen. Ein namentlich nicht genannter Mitarbeiter des Innenministeriums sagte Moskauer Medien zufolge, die Frauen hätten „gegen Meldeauflagen verstoßen“. Die Aktivistinnen sagten, sie hätten sich zum Zeitpunkt ihrer Festnahme nicht an Protestkundgebungen beteiligt. Die Polizei gab zunächst keinen Kommentar.

Inzwischen sind die beiden Pussy-Riot-Mitglieder wohl wieder auf freiem Fuß.

Den Plan, mindestens 30 Medaillen in Sotschi zu holen, hat die deutsche Delegation schon früh aufgeben müssen (inzwischen sind es gerade einmal die Hälfte). Sicherlich liegt es nicht nur an den Pleiten im Eisschnelllauf, Bobfahren und auch im Biathlon (immerhin erhofft man sich nun doch noch die eine oder andere Medaille, z.B. im 5000-m-Eisschnelllauf der Frauen heute ab 14 Uhr 30 – im Viererbob am Wochenende – oder in den Mannschaftswettbewerben im Biathlon, z.B. heute in der Mixed Staffel ab 15 Uhr 30). Besonders über die Leistung der Bobfahrer muss man geradezu erstaunt sein. Bei denen stimmt so gut wie nichts: die Startzeiten sind schlecht. Ungewöhnlich viele Fahrfehler kommen hinzu. Und auch das Material, also die Bobs selbst, soll nicht das Beste sein.

Es kommen einige Krankheitsfälle hinzu, die die Medaillenausbeute schrumpfen lassen. In der nordischen Kombination startete zwar gestern im Großschanzenwettbewerb der Normalschanzen-Olympiasieger Eric Frenzel. Trotz der Führung nach dem Skispringen war er durch eine Viruserkrankung doch stark geschwächt. So ließ er zunächst die Konkurrenz im 10-km-Langlauf auflaufen und musste vor dem Ziel abreißen lassen. Zwar ging damit das taktische Konzept auf, die in Lauerstellung verharrenden weiteren drei deutschen Sportler ebenfalls in die Führungsgruppe auflaufen zu lassen. Aber dann waren diese selbst so dusselig und behinderten sich kurz vor dem Ziel gegenseitig. Die beiden Norweger, die den Sieg unter sich ausmachen durften, wird’s gefreut haben.

    Sotschi 2014: dusselige deutsche Nordisch-Kombinierer behindern sich gegenseitig

Beim Riesenslalom verzichtete gestern Maria Höfl-Riesch wegen einer Erkältung auf ihren Start. Aber dafür fuhr immerhin Viktoria Rebensburg nach einem fulminanten zweiten Durchgang aufs Treppchen (Bronze).

Heute nun ist Felix Neureuther an den Start im Riesenslalom der Männer gegangen. Nach einem Autounfall litt er an einem Schleudertrauma. Nach der ersten der beiden Durchgänge liegt er nur auf Platz acht, allerdings noch in der Nähe des Silber- bzw. Bronze-Ranges. Der US-Amerikaner Ted Ligity, übrigens ein guter Freund Neureuthers, führt mit großem Abstand. Warten wir den 2. Durchgang, der um 11 Uhr 30 gestartet wird, ab. So oder so ist Neureuther beeinträchtigt.

Was wären die olympischen Spiele ohne die Exoten. Da wagen sich manche bessere Freizeitsportler auf Pisten und Bahnen, bei denen man als Zuschauer um deren Gesundheit fürchten muss. Zwei Namen stehen hier repräsentativ für all die Athleten aus Ländern, die wahrscheinlich noch nie oder sehr selten Schnee gesehen haben. Neben den Bobpiloten aus Jamaica sind das jener Bruno Banani vom Inselstaat Tonga, der eigentlich Fuahea Semi heißt (der Rest ist mehr oder weniger ein Werbegag) und immerhin Platz 32 (von 39) im Rennrodeln erreichte – und Vanessa-Mae. Ja, genau die: Neben Nigel Kennedy und David Garrett ist sie die bekannteste Violinistin, die zwischen Klassik und Rock für Crossover-Musik steht. Sie startet für Thailand unter dem Namen ihrer Vaters als Vanessa Vanakorn im Riesenslalom und Slalom – wurde gestern im Riesenslalom allerdings nur 67. und damit letzte der Läuferinnen, die in beiden Durchläufe das Ziel erreichten. Ihre Geige hatte sie übrigens nicht dabei.

Nachtrag: Felix Neureuther kann sich leider nicht verbessern und bleibt auch nach dem 2. Durchgang auf Platz 8. Das noch etwas zu reißen war, zeigte der Franzose Steve Missillier, der von Platz 10 auf den Silber-Platz vorfuhr. Der Vorsprung von Ted Ligety, der Olympiasieger wurde, schmolz doch bedenklich …

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.