Was ist bloß mit Ian los? Teil 58: Tull Symbols Font

Hallo Willi,

Ganz kurz zur Gibson-Passion: Was diesen Film von den dutzenden anderer Jesus-Filme unterscheidet, ist die dargestellte Brutalität. Im Grunde kann ein Passionsfilm nichts Neues bringen; Verlauf und Ausgang der Geschichte sind (zumindest den meisten) bekannt.

Zur Augenfarbe des Meisters: Nichts liegt mir ferner, als den Wahrheitsgehalt Deiner Notizen in Frage zu stellen. Du erinnerst Dich sicher an das Intro des Tampa-Mitschnitts. Hier kommt Mr. Anderson aus der Kabine, entsorgt Kippe, Handtuch und grüne Bierflasche, tut so, als würde er die Gitarre stimmen, schneidet noch eine Grimasse für sein Volk und geht dann geradewegs auf die Kamera zu, die dadurch eine Großaufnahme seines Gesichts macht. Die Augen, die dabei zu sehen sind, wirken auf mich grün. Nicht so grün wie seine Bierflaschen, aber immer noch grüner als blau.

Ian Andersons grüne Augen

Natürlich kann ich nicht ausschließen, dass die Färbung der Iris durch einfallendes Licht verzerrt dargestellt wird. Auch würde ich mir niemals anmaßen, die erstklassigen Recherchen eines Bravo-Journalisten anzuzweifeln. Also bleibt eine verlässliche Aussage über die Augenfarbe des Mr. Anderson ein weiteres Fernziel.

Dass Mr. Anderson auch in frühen Konzerten Gitarre spielte, ist mir nicht entgangen. Aber ich finde, ab Mitte der 70er Jahre macht er das häufiger als in den Zeiten davor. Das ist ein Grund, warum mir diese Tull-Zeit besser gefällt als frühere und spätere.

Hand aufs Herz: Findest Du nicht, dass sein Gezappel zu Beginn der 70er stark an Joe Cocker erinnert ? Glücklicherweise hat Mr. Anderson sich rechtzeitig von dieser Attitüde getrennt und bewiesen, dass er seine Bewegungskoordination doch unter Kontrolle hat. Mehr als das; seine athletischen Leistungen habe ich bereits an früherer Stelle gewürdigt.

Falls mich eine Mitschuld daran trifft, dass Du Deine JT-Perlen in youtube einstellst, so nehme ich sie gerne auf mich. Tausende weitere Schultern helfen mir tragen. Ich habe es in meiner letzten mail bereits gesagt und sage es noch einmal: Die JT-Fans haben Dir mehr zu danken als irgendwelchen elitären Zirkeln wie Laufi und Co.

Allerdings kann ich verstehen, dass Dich Anfragen nach kostenlosen DVDs nerven. Vielleicht sind das Auswirkungen der „Geiz ist geil“ – Gesellschaft. Der Versuch ist nicht strafbar und durch das Medium www brauche ich niemanden in die Augen zu sehen.

Vielen Dank für die beiden Stücke des Acoustic-Tull ! Deine Vermutung ist korrekt: Ich werde dieses Album nicht kaufen. Das Pastime… finde ich nicht schlecht, aber es reicht nicht, um mir den Glauben an den aktuellen Mr. Anderson wiederzugeben.

Die braune Maus gefällt mir, das Stück ist überraschend nah am Original. Stimmlich nicht so schlecht wie befürchtet. Da das Original zu meinen Favoriten gehört, fällt mein Urteil über die Acoustic-Version vergleichsweise milde aus.

Es ist, wie es ist: Die Stimme des Meisters ist unwiederbringlich dahin und dafür kann er nichts. Er hat die Stimme nicht beim Grölen auf dem Fußballplatz oder beim Skandieren politischer Parolen verloren. Er verlor seine Stimme durch ungezählte Konzerte: er hat sie für sein Publikum geopfert. Daraus will ich ihm nicht länger einen Strick drehen.

Trotz dieser neuen „Toleranz“ meinerseits gefallen mir die aktuellen Anderson- oder Tull-Auftritte nicht. Was ich dort sehe und höre, hat nichts mit dem Anderson zu tun, den ich so schätze. Dazwischen liegen Welten, die ich mir auch nicht durch 30 Jahre Zeitgeschehen erklären kann. Es liegt nicht nur daran, dass er älter und behäbiger geworden ist, das werden wir alle. Er hat seinen Stil verändert. Aber das hatten wir alles schon einmal und das möchte ich nicht noch mal aufwärmen.

In Deinem Blog habe ich Deinen Beitrag über die Bestie Mensch mit Interesse gelesen. Es ist unbestreitbar, dass der Mensch das schlimmste Untier ist, das die Evolution hervorgebracht hat. Gleichzeitig ist der Mensch auch zu guten Taten fähig und damit meine ich nicht nur die Heiligen der Kirche. Wäre es nicht so, wäre unsere Spezies schon lange vergangen. Was aus übergeordneter Sicht keine Katastrophe wäre. Vielleicht können wir dieses Thema irgendwann vertiefen. Die philosophische Anthropologie ist ein interessantes Feld.

Also, mein lieber Willi, ich wünsche Dir eine erträgliche Arbeitswoche und viel Zeit im Freien !
Bis bald
Lockwood

14.04.2007

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Hallo Lockwood,

ja, Auge in Auge ist es nicht zu übersehen: Andersons Augen sind grün. Den Intro-Teil des Tampa-Konzertes hatte ich überschlagen. Bei den anderen Nahaufnahmen (die aber nicht so nah wie im Intro sind) wirken die Augen dunkler und eher braun. Ob die Info auf meinem Notizzettel wirklich aus der ‚Bravo’ früherer Jahre stammt, ist nur eine Vermutung (aber wo sollten solche Infos gestanden haben, wenn nicht dort). Die wenigen ‚Bravo’-Ausschnitte die ich habe, bekam ich von der Schwester eines Freundes, die wusste, dass ich ein großer Tull-Fan (schon damals) war.

Zum Gezappele in den frühen 70-er Jahren hat sich Herr Anderson in einem Interview geäußert (muss auf der Isle of Wight-DVD enthalten sein). Ihm war es im Nachhinein eher peinlich und er sah darin eine Art von ‚Unbeholfenheit’. Joe Cocker empfand ich übrigens als einen spastisch Gelähmten, der nach Halt suchte. Die Bühnen waren damals ziemlich klein und enthielten viele Stolperfallen durch herumliegendes Kabelwerk. Hätte Ian Anderson bereits damals die Turnübungen späterer Jahre vollbracht, dann wäre er wohl öfter von der Bühne gestürzt.

Youtube.com bietet in letzter Zeit unterschiedlichste Möglichkeiten, den Anfragestrom zu lenken. Mails, die man gar nicht mag, kann man so ‚blocken’ oder als ‚Spams’ markieren (ja auch bei youtube wird man mit Werbung eingedeckt). Oder man erlaubt nur bestimmten Kontakten, Mails senden zu dürfen. Ich denke, dass das nicht von ungefähr kommt. Bisher habe ich nur von dem Spam-Filter Gebrauch gemacht (es ging natürlich wieder um Werbung für Sex-Seiten). Ähnlich geht es übrigens mit meinem Blog: auch hier werden laufend ‚Kommentare’ eingestellt, die nichts anderes zum Inhalt haben als Werbung für irgendwelchen Mist. Um die Kommentierungsmöglichkeit nicht ganz zu unterbinden, muss ich eben damit leben und lösche den ganzen Murx in regelmäßigen Abständen. Das ist eben die Kehrseite des Internets. Sobald man ‚Hallo’ ins Netz ruft, kommen als Echo mindestens 10 Spams zurück. Aber genug der Heulerei. Es geht nicht nur um eine „Geiz ist geil“-Mentalität, sondern auch um kriminelle Energien einiger Subjekte, die einen die gute Laune etwas vermiesen können.

Damit wäre ich bei meinem kleinen Beitrag „Bestie Mensch“. Wie Du siehst, habe ich in Harry Mulischs „Die Entdeckung des Himmels“ geblättert und habe es am vergangenen Wochenende angesichts des schönen Wetters sogar geschafft, das Buch draußen bei Sonnenschein und gekühlten Getränken zu Ende zu lesen. Zum Buch selbst später etwas mehr. Sicherlich ist die philosophische Anthropologie ein interessantes Feld. Ich habe mich früher ziemlich ausführlich mit Philosophie, Psychologie usw. befasst. Heute ist das Interesse nicht mehr ganz so groß. Man macht eben so seine Erfahrungen und muss das nicht noch zusätzlich durch Literatur bestätigt sehen. Da mein Blog auch eine Art Tagebuch ist, so habe ich aufgrund des Mulisch-Zitats meine Gedanken, die mir bei Lesen kamen, skizzenhaft niedergeschrieben. Außerdem hatte ich dieser Tage auch das besagte Buch von Erich Fromm (Anatomie der menschlichen Destruktivität) in Händen. So kam das eine zum anderen.

Zurück zu Ian Anderson und Jethro Tull: Das Acoustic-Album enthält wirklich fast alles, was wir an der Gruppe und dem Meister schätzen. Und es verkauft sich auch ziemlich gut, wenn man den ‚Charts’ bei amazon.de glauben darf (zeitweise in der Rubrik Rock unter den Top 100; zuletzt unter Musik insgesamt auf Platz 248 und bei ‚Classic Rock’ auf Platz 17). Für alte Tull-Fans ist es aber alles andere als ein Muss; wenn ich z.B. den Auftakt zu „Thick as a Brick“ höre und dann das Stück regelrecht ‚versandet’, dann überspringe ich das Stück und höre mir das Stück lieber „im Original“ von vorn bis zum Schluss an. Für mögliche neue Tull-Fans oder die es werden könnten, ist das Album natürlich okay. Um ehrlich zu sein: Ich finde das Album für überflüssig. Live eingespielte Akustik-Titel (möglichst aus früheren Zeiten) würden mir eher zusagen. Aber dazu hätte man altes Material ausgraben und technisch auf Hochglanz bringen müssen. Zuviel des Aufwandes (und der Kosten). Bei Zappa ist das übrigens möglich (aber der lebt ja nicht mehr und die Erben brauchen wohl Geld).

Nun die neuesten Tull-Auftritte überzeugen mich auch nicht gerade. Sicherlich kann man nicht erwarten, dass Tull auf die Bühne tritt, als wären sie aus dem Jungbrunnen entstiegen. Ich gestehe Herrn Anderson auch gern einen stilistischen Wandel zu. Aber dieser pseudo-orchestrale Kram geht mir auf den Geist. Da fuchtelt Herr John O’Hara in der Gegend herum, klimpert ab und zu auf dem Klavier, Martin langweilt sich eher und Ian Anderson tänzelt gelegentlich über die Bühne – alles ohne Esprit! Es springt kein richtiger Funke über. Wer das mag, dem sollst genügen. Dieses halb-orchestrale „Aqualung“ finde ich geradezu tödlich langweilig. Und wie man auf dem homemade-Video bei youtube.com sieht, nutzt man im Publikum solche Stücke, um aufs Klo zu gehen. Schade, sehr schade! Und dabei hatte ich eigentlich nichts gegen dieses Orchester-Projekt. Aber das kann man nur einmal machen und sollte sich dann wieder den eigenen Wurzel zuwenden.

Zuletzt etwas aus WilliZ Zauberkiste. Ich war ja schon früh in Sachen Jethro Tull im WWW unterwegs. Und neben den so genannten Skins für den Mediaplayer WinAmp habe ich dabei auch andere Sachen entdeckt, u.a. eine symbolische Schriftart für Windows. Ist nichts Tolles, aber wem es gefällt. Also statt Buchstaben kommen dann kleine S/W-Bildchen wie unten, wenn man die Schriftart „TullSymbolsFont“ ausgewählt hat. Das Ganze verbirgt sich in einer EXE-Datei (also in einem kleinen Progrämmelchen): tullsymbolsfont.exe, die man nur anklicken muss, und schon wird die Schriftart in das entsprechende Windows-Verzeichnis für Schriftarten (bei XP i.d.R. unter c:\windows\fonts\) installiert. Wie gesagt: nichts Tolles, aber so kann man z.B. Herrn Anderson in seine niedergeschriebenen Memoiren einbetten. Sollte man Mails, Briefe usw. an andere von PC zu PC verschicken, so braucht der Empfänger die Schriftart allerdings auch auf seinem Rechner.

Tull Symbols Font

Nun denn, ich wünsche Dir eine angenehme Arbeitswoche.
Man liest voneinander.
Wilfried

16.04.2007

English Translation for Ian Anderson

Ein Gedanke zu „Was ist bloß mit Ian los? Teil 58: Tull Symbols Font

  1. Hallo Jungs,

    jetzt werde ich doch hier mal einen Kommentar abgeben, und zwar zum Aufwärmen zu der simplen aber doch alles entscheidenden Frage, ob die Augen des Mr.Anderson nun grün oder braun sind.

    Wie man an dem hier aufgeführten Bild leicht erkennen kann, wurde es in einem künstlichen, kalten Licht (ich würde sagen, Neon) aufgenommen – die Hautfarbe wirkt unnatürlich, die Schatten haben Grünstich. Denselben Grünstich, den auch das (übrigens nur eine, zu kaum einem Viertel beleuchtete) Auge aufweist. Ein solches Bild kann als Beweis nicht taugen.

    Als Experte für braune Augen – ich habe selbst welche – möchte ich an dieser Stelle zuerst erläutern, dass nur die wenigsten (braunen) Augen von durchgängig einheitlichem Farbton sind. Üblicherweise ist die Farbe der Iris zur Mitte hin dunkler und hellt zur Rand hin auf, was bei braunen Augen meist zu einem leicht grünlichen Einschlag führt. Ein entsprechender Lichteinfall kann damit fast jedem braunen Auge einen leichten Grünschimmer verleihen. Das trifft z.B. auch auf meine Augen zu, deren Farbe laut Reisepass „dunkelbraun“ ist. Bis zur Vorlage
    aussagekräftigeren Beweismaterials würde ich daher weiterhin davon ausgeben, dass die handschriftlichen Notizen des Herrn W. zutreffen, und die Augenfarbe des Mr. Anderson mit „braun“ ausreichend genau beschrieben ist.

    In einem anderen Punkt muss ich allerdings den Aufzeichnungen des Herrn W. vehement widersprechen: Die Haarfarbe des Mr. Anderson ist nicht dunkelblond! Wie man an unzähligen Photos und Videos erkennen kann sind seine Haare rot(blond). Dabei ist das „blond“ wohl eher der Tatsache zuzusprechen, dass Haare dazu neigen unter Umwelteinflüssen (Sonne, Wasser, scharfe Reinigungsmittel etc.) in der Farbe auszubleichen und damit umso heller zu erscheinen, je länger – d.h. älter – sie sind. Das lässt sich bei Mr. Anderson über die Jahrzehnte und Haarlängen hinweg sehr schön verfolgen. Kurz geschnitten erscheinen seine Haare schlichtweg rot(braun).

    Bleibt festzuhalten, dass die hier aufgestellten Behauptungen der Herren Lockwood („Die Augen sind grün“) sowie W. („Die Haare sind dunkelblond“) so nicht haltbar sind. Da kann man nur hoffen, dass andere, weniger leicht nachprüfbare Behauptungen eher der Wahrheit entsprechen!

    Schöne Grüße
    und nix für ungut 😉

    Kretakatze

    PS.: Ist es nicht herrlich, mit welchem überflüssigen Mist man seine Zeit totschlagen kann…

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