Mit den alten, teilweise sehr alten Bauernregeln hat es so etwas. Kann man ihnen wirklich über dem Weg trauen? Nun, Bauernregeln sind meist in Reimform gefasste alte Volkssprüche über das Wetter und die Folgen für die Landwirtschaft. Und das Wetter ist auch heute immer noch ein beliebtes Thema (spätestens dann, wenn einem kein besseres Thema einfällt).
Ein Problem vieler dieser Bauernregeln ist es, dass sie sich auf den Julianische Kalender beziehen, der z.B. noch das orthodoxe Weihnachtsfest festlegt. So hat die Einführung des Gregorianischen Kalenders viele alte Bauernregeln „aus dem Tritt gebracht“ (die Verspätung des Kalenders gegenüber den Jahreszeiten, z.B. dem Frühlingsanfang, wurde 1582 durch Auslassen von 10 Kalenderdaten – auf Donnerstag, den 4. Oktober, folgte Freitag, der 15. Oktober – korrigiert). Berücksichtige man das jedoch, seien viele regionale Regeln von erstaunlicher Zuverlässigkeit.
Viele dieser Bauernregeln kreisen um die so genannten Eisheiligen, auch gestrenge Herren genannt, da spätestens nach den Gedenktagen für diese Wetterheiligen – sie waren Bischöfe und Märtyrer im 4. oder 5. Jahrhundert – der Frühling sich vollständig durchsetzen soll. So wird das milde Frühlingswetter erst mit Ablauf der „kalten Sophie“ stabil. Zuvor ist immer noch mit Nachtfrösten zu rechnen.
Die Eisheiligen und ihre Gedenktage sind die folgenden:
1. Mamertus, Bischof von Vienne – 11. Mai
2. Pankratius, frühchristlicher Märtyrer – 12. Mai
3. Servatius, Bischof von Tongeren – 13. Mai
4. Bonifatius, frühchristlicher Märtyrer – 14. Mai
5. Sophia, frühchristliche Märtyrin und Mutter dreier geweihter Jungfrauen – 15. Mai
Heute ist also der Tag der „kalten’ Sophie. Allerdings gilt das oben Gesagte: Die Eisheiligen sind (wie alle anderen Heiligen auch) im Kalender ohne Datumsanpassung stehengeblieben; nach neuem Kalender finden sie elf bis zwölf Tage später statt, also vom 23. Mai bis 27. Mai. Wetterstatistisch sind die Tage mit häufiger Nord-/Nordost-Wetterlage vom 21. Mai bis 23. Mai, also neun Tage später. Während dieser Wetterlage strömt Kaltluft von Nord oder Nordost.
Also müssen wir eigentlich noch gut eine Woche warten, bis wir davon ausgehen können, dass „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist“, d.h. Sophie plus 10.