Am 29. Juni 2009 war die Geburtsstunde einer neuen deutschen Fußballspielergeneration. Vor etwas mehr als fünf Jahren wurde das U21-Team Europameister. Spieler wie Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Benedikt Höwedes, Mats Hummels, Sami Khedira und Mesut Özil gehören heute zum Stamm der deutschen A-Mannschaft – und diese wurden gestern in Rio de Janeiro nach 1954, 1974 und 1990 zum vierten Mal Fußball-Weltmeister (siehe meinen Beitrag Mit Multikulti zur Europameisterschaft).
Im Grunde wurde nach dem grandiosen 7:1-Sieg gegen Gastgeber Brasilien nur noch über die Höhe des deutschen Siegs diskutiert. Das ein Spiel immer anders als das nächste sein könnte, wurde nicht in Betracht gezogen. Aber Argentinien, vorneweg mit Lionel Messi, der am Ende zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde, zeigte die mit Abstand beste Leistung während der 32 Tage in Brasilien und war zumindest ein ebenbürtiger Gegner für die Deutschen.
So stand das Spiel lange Zeit auf des Messers Schneide. Besonders brenzlig wurde es in der 21. Minute, als Toni Kroos, der bei diesem Turnier bislang überragende Mittelfeld-Regisseur, einen Blackout hatte und in der eigenen Hälfte ohne Not einen Ball zurück in Richtung Manuel Neuer köpfte – Higuain erlief den Fehlpass und ging frei aufs Tor zu – schloss aber viel zu überhastet ab. Vielleicht lag das an der ‚übermächtigen Präsenz’ die Neuer während des gesamten Turniers zeigte.
Manchmal verlor die deutsche Mannschaft sogar den Faden, kämpfte sich dann aber wieder zurück. In der Nachspielzeit dieser unglaublich intensiven ersten Hälfte musste dann eigentlich das 1:0 für Deutschland fallen. Eine Ecke von Kroos landete auf dem Kopf des völlig freistehenden Höwedes – doch der wuchtete die Kugel aus sechs Metern an den rechten Innenpfosten.
Lionel Messi erspielte sich dank seiner hervorragenden Technik besonders in der zweiten Halbzeit einige Chancen, vergab diese dann aber doch eher überhastet. So endete das Spiel nach 90 Minuten ohne Tore. Verlängerung:
Es war dann Schürrle, der sich in der 113. Minute auf der linken Seite großartig durchsetzte und auf Götze passte – der den Ball technisch überragend mitnahm und ins lange Eck zum 1:0 für Deutschland vollstreckte. Danach machte Argentinien zwar noch einmal enormen Druck, konnte Neuer und die deutsche Abwehr aber nicht mehr in Verlegenheit bringen.
Mit der Einwechslung von Mario Götze für den WM-Rekordtorschützen Klose bewies der Bundestrainer, Joachim Löw, wieder einmal ein glückliches Händchen. Wie schon in anderen Spielen so stach auch hier der Joker.
Das deutsche Team tat sich teilweise ziemlich schwer. Besonders Toni Kroos und auch Mats Hummels hatten nicht ihren besten Tag erwischt. Und wie ich zuvor befürchtete, so hätte fast ein individueller Fehler eines einzelnen Spielers die Entscheidung zugunsten der Südamerikaner bringen können. Aber die Argentinier konnten keinen Profit daraus schlagen. Betrachtet man das gesamte Turnier (besonders das Jahrhundertspiel gegen Brasilien im Halbfinale), dann hat die deutsche Mannschaft letztendlich doch verdient das Turnier und damit den ‚vierten Stern’ gewonnen. Die Saat von 2009 ist nun aufgegangen.