- Dieser Dialekt. Das ist das Markanteste, das an Claus Weselsky, 55, auffällt, abgesehen von seinem akkurat gestutzten Schnäuzer. Er sächselt. Und redet von „glaren Bodschafden an den Arbeidgeber“, die „Eisenbohn“, über „Dariefverdräge“, unzureichende „Angebode“ und, aus seiner Sicht unvermeidbar, den „Arbeidsgampf“.
- Jeder Mensch spricht so, wie er spricht, aber bei Weselsky, geboren in Dresden, hat die Sprache eine eigene Bedeutung. Sächsisch ist laut einer Umfrage der unbeliebteste Dialekt im Land. 30 Prozent finden das Idiom „besonders unsympathisch“. Dass ihm das egal ist, dass er redet wie sonst keiner der wichtigen Arbeitnehmer-Vertreter, sagt einiges über sein Selbstverständnis.
- Bahn brechend – GDL-Chef Claus Weselsky im Porträt von Carsten Brönstrup
Schaut man auf die Website der GDL, der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, dann blickt man zz. mindestens viermal (dreimal ist Mindestmaß) in die Visage eines Herrn Claus Weselsky, Bundesvorsitzender der GDL – für mich ist es die Fratze des Grauens.
Dank des Herrn Weselsky wird wieder einmal ein Arbeitskampf auf dem Rücken der Fahrgäste von Deutscher Bahn samt S-Bahn ausgetragen. Nach einem ersten neunstündigen Streik in der letzten Woche wurde dann seit gestern 14 Uhr (bis heute Morgen 4 Uhr) erneut gestreikt. Noch streikt die GDL stundenweise. Denke ich an das Jahr 2011 zurück, da wurde TAGELANG z.B. die metronom Eisenbahngesellschaft bestreikt.
Alle Bahnräder stehen still, wenn Herr Weselsky es will (gottlob, nicht alle Räder …)
Es geht nicht in erster Linie um einen verbesserten Tarifvertrag, es geht vor allem um die Gewerkschaft selbst und damit um Macht und Einfluss. Herr Weselsky fürchte um seinen Kopf:
Die GDL fordert nämlich nicht nur fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit. Sie will auch durchsetzen, dass sie künftig nicht nur die Lokführer vertritt, sondern auch andere Berufsgruppen wie Zugbegleiter. Für diese hat bisher die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Tarifverträge ausgehandelt. Die Bahn fürchtet konkurrierende Tarifverträge. Derweil plant die Bundesregierung ein Gesetz zur Tarifeinheit. Und das könnte dann vielleicht das Ende von GDL und damit von Herrn Weselsky sein.
Wer ist dieser Claus Weselsky, der Millionen von Bahnkunden und Pendler ‚auf der Strecke’ liegen lässt? Weselsky führt seit 2007 die GDL. Er gilt als „kompromisslos, mit eiserner Härte. Alle Entscheidungen fällt am Ende er. Als ‚Choleriker’ beschreibt ihn einer.“ – „‚Der duldet keinen Widerspruch’, sagt einer, der lange mit ihm in der GDL-Zentrale in Frankfurt am Main zusammengearbeitet hat. Die Leiter der sieben Gewerkschafts-Bezirke hat Weselsky persönlich ausgesucht. Die Organisation ist so schlagkräftig wie kaum eine andere, mit nur minimalem Aufwand kann sie das Land lahmlegen.“ – „Selbst Ex-Chef Manfred Schell, einst ein Förderer, hat sich von ihm abgewandt und staunt über Weselskys Eifer: ‚Der tut so, als würde er in den Heiligen Krieg ziehen.’ […] und fordert Weselskys Rücktritt.“ (Quelle: tagesspiegel.de)
Auch der Fahrgastverband „Pro Bahn“ kritisierte die streikenden Lokführer. Es werde immer offensichtlicher, dass es der GDL „vorwiegend um die Ausweitung ihres Machtbereichs geht und nicht um tarifliche Forderungen“, sagte Pro Bahn Bundessprecher Gerd Aschoff. „Und das macht die GDL mit Mitteln, die nicht mehr nachvollziehbar sind.“
Die Lokführergewerkschaft agiere zunehmend „auf dem Rücken der Fahrgäste“, sagte Aschoff. Wegen der kurzen Vorwarnzeiten hätten viele Fahrgäste keine Chance, sich auf die Einschränkungen im Bahnverkehr einzustellen.