Hallo Kretakatze, Hallo Wilfried,
die Urlaubsbeschreibungen aus Kreta haben einen Umfang, der manchen professionellen Autor von Reiseberichten vor Neid erblassen lässt. Liebe Kretakatze, vielen Dank dafür und welcome back !
Besonders interessant fand ich naturgemäß Deine Schilderungen über das Jethro Tull – Konzert. In einigen Punkten denke ich genau wie Du:
Warum tritt der Kerl immer noch auf ?
Muss die Flöten-Phallus – Geste auch mit knapp 60 Jahren immer noch sein ?
Warum vergleicht der Meister sich ständig mit anderen Rock-Größen ?
Gerade der letzte Punkt bringt mich zum Grübeln. Dieses Gebaren zeugt -trotz seines Könnens- nicht von einer großen Souveränität. Es ist, wie Du sagst: Ständig muss er sich und der Welt vor Augen halten, wer der Beste und Schönste im ganzen Land ist. Das Publikum wird sein Zauberspiegel. Dazu noch der Flötenphallus. „Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer hat den Längsten in der Hand ?“ Ich bin kein Fachmann in solchen Dingen, aber in meinen Augen krebst Mr. Anderson seit Jahren haarscharf am Rande einer Profilneurose.
Frauen in der Rockmusik:
Es gab und gibt doch einige: Joan Jett, Suzie Quattro, Doro Pesch, Nina Hagen, die beiden Schwestern von Heart, Tina Turner. Bestimmt habe ich einige vergessen und bei den genannten sind die Grenzen zwischen Rock und Pop fließend. Auch kann ich nichts darüber sagen, ob sie ihre Stücke selber schreiben. Ich stimme Dir zu, liebe Kretakatze, dass Frauen in Foren zur Rockmusik eher die Ausnahme sind. Gleichzeitig kann ich mir vorstellen, dass das bei der Popmusik schon ganz anders aussieht. Ohne es beweisen zu können oder zu wollen, behaupte ich, dass auf Fanseiten von Enrique Eglesias oder Robbie Williams die Damen in der Mehrzahl sind.
Ach ja, apropos Fan: Der Schock, den Euro Reaktion auf meine Queen-Links ausgelöst hat, ist lange überwunden. Was Ihr über Brighton Rock und March of the Black Queen geschrieben habt, ist bei objektiver Betrachtung korrekt. Man muss wohl Fan sei, um sich dafür begeistern zu können. Das ist mit Vielem so, nicht nur mit der Musik.
Zu guter Letzt noch etwas für die Jethro Tull – Fans unter uns:
Durch puren Zufall entdeckte ich bei youtube ein Video zu einer Preisverleihung. Kate Bush erhielt hier 2001 irgendeine Auszeichnung für den besten Songwriter. Das ist nichts Überraschendes, aber jetzt kommts: Wie es sich bei einer solchen Auszeichnung gehört, liest Mrs. Bush eine Litanei von Namen vor, denen sie zu Dank verpflichtet ist. Einer dieser Namen war Dave Palmer. (auf dem Video bei Minute 3:07) Weiß von Euch jemand, in welcher musikalischen Beziehung Mr(s). Palmer zu Mrs. Bush stand ? Bemerkenswert bei der Preisverleihung fand ich noch, dass der nach Mrs. Bush geehrte Johnny „Rotten“ Lydon, eine Gallionsfigur des Punk, sich vor Mrs. Bush und ihrem Werk buchstäblich verbeugte (Minute 7:13). Ja, ja, unsere gute Kate. Selbst ich kann mir nicht alles von ihr anhören, aber verdammt, sie hat was !!
Das war es schon für heute, wir sind alle vielbeschäftigte Menschen.
Bis bald
Lockwood
09.07.2007
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Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,
inzwischen bin ich nun endlich dazu gekommen Eure Mails zu lesen und die Links anzuschauen – die erste Woche nach dem Urlaub war doch sehr stressig. Zuerst zu Wilfrieds Frage nach dem Ursprung meiner Kenntnisse und Fähigkeiten in der Schaf-Pediküre: Ich dachte der kurze Lebenslauf von meiner Homepage wäre Euch bekannt.
Dann muss ich Dir leider mitteilen, lieber Wilfried, dass Dein „heiteres Gitarrengriffe-Raten“ betreffend meine „Rock ’n‘ Roll“-Bilder zu keinem einzigen Treffer geführt hat. Ich dachte Du würdest selbst auch Gitarre spielen…? Hier greife ich noch einen A-Moll (am), so ziemlich den einfachsten Griff, den es gibt. Auch jemand, der nicht Gitarre spielen kann, würde vielleicht rein zufällig seine Finger so setzen. Da ich ja lebensecht und professionell wirken wollte, habe ich ab diesem Bild auf G-Dur (G) umgestellt. Natürlich habe ich nicht wirklich irgend etwas gespielt, dazu hatte ich mir das Gerät schon zu tief gehängt. Ich denke man sieht, dass ich mit der rechten Hand kaum bis an die Saiten reichen kann. Außerdem hätte ich das Instrument, das ich vermutlich seit über 15 Jahren nicht mehr in der Hand hatte, dazu erst einmal stimmen müssen.
Tatsächlich habe ich auch noch eine Gitarre und eine Mandoline, und alle drei Instrumente hängen schon seit Jahrzehnten bei mir an der Wand und dienen dem Staub als dekorative Ablage. Die Gitarre habe ich bereits 1971 von meinem Taschengeld gekauft – das war damals eine gigantische Investition – und vor allem in der zweiten Hälfte der 70er habe ich auch fleissig darauf gespielt (d.h. ich habe täglich deutlich mehr Zeit mit meiner Gitarre verbracht als mit dem Lernen für Schule oder Studium). Leider war der Erfolg bescheiden, ich habe nie wirklich brauchbar spielen können. Irgendwie sind meine Finger zu steif und zu ungeschickt, um die Saiten sicher zu treffen – sei es nun mit der linken Hand zum Greifen oder mit der rechten zum Zupfen. Und so hat es zur Gitarristin dann doch nicht gereicht.
Apropos Gitarristin: Wilfried, Du arbeitest doch gerade die Liste der 100 besten Gitarrensolos ab. Wieviele Gitarristinnen sind denn darauf zu finden? Lass mich raten: 0? Es ist doch wirklich erstaunlich, wie krass das Geschlechterverhältnis in diesem Berufszweig ist, es scheint noch extremer zu sein als bei den Komponisten. Woher kommt das nur? Ich überlasse nur ungern den Männern so dermaßen 100%ig das Feld. Leider werde ich selbst daran nichts ändern können.
Und wo wir gerade bei den Gitarrensolos sind – auf Platz 91 sind da doch tatsächlich CCR mit „I Heard It Through The Grapevine“ zu finden. Länge des Solos 0:23? „…Graprevine“ ist im Original über 11 Minuten lang, davon wird etwa 3 Minuten gesungen, der Rest ist Gitarrensolo. Allerdings ist das für meine Begriffe auch mindestens 7 Minuten zuviel.
Kommen wir zum Interview mit Ian Anderson. Nun beginnt er also auch schon sich mit Frauen zu vergleichen – das ist neu. Die „alte Dame“ Madonna ist immerhin 11 Jahre jünger als er, da wird ihr Gesicht wohl kaum älter aussehen als seines. Auch ihr „Stimmchen“ kann eigentlich nicht dünner sein als das von Mr. Anderson, das geht garnicht. „Dürrer“ als er ist die Dame allerdings bestimmt (dazu gehört nicht viel). Immerhin bringt sie wohl „junge Kerle“ mit auf die Bühne, die von ihren Mängeln ablenken. Das wäre für Mr. Anderson natürlich die falsche Strategie. Deshalb verwendet er zu diesem Zweck junge Geigerinnen. Also diese Madonna-Kritik war doch wohl ein ziemliches Eigentor. Zumal er direkt danach verkündet mit seinem eigenen Alter und seinen eigenen körperlichen Gebrechen keine Probleme zu haben. Also er und sein Stimmchen dürfen altern, Madonna nicht? Oder wollte er sagen: Wenn Madonna so alt aussähe wie er ist und auch so übergewichtig wäre und so wenig Stimme hätte wie er, und dann ohne „junge Kerle“ auftreten würde, dann wäre es ok? Dann wäre sie natürlich vermutlich wirklich keine ernstzunehmende Konkurrenz mehr für ihn…
Was Mr. Anderson darüber hinaus zur Motivation für seine Konzert-Tourneen erklärt, halte ich für nicht völlig falsch. Er ist ein Perfektionist, und ich kaufe ihm ab, dass es bestebt ist sich musikalisch ständig zu verbessern und weiterzuentwickeln. Allerdings könnte er das auch zuhause in seinem Wohnzimmer (oder im Aufnahme-Studio), dazu müsste er nicht unbedingt auf einer Bühne stehen. Der wahre Grund für seine „Bühnen-Sucht“ ist die Tatsache, dass er die Hälfte seiner Persönlichkeit nur auf einer Bühne ausleben kann, die eine Hälfte seines Ichs braucht Publikum zum Leben wie Andere die Luft zum Atmen. Ich bin mir sicher, wenn er zwei oder drei Wochen auf keiner Bühne mehr gestanden ist, dann bekommt er erste Entzugserscheinungen. Es gibt daher auch kaum größere Lücken zwischen seinen Auftritten.
Mr. Anderson wird daher auf Bühnen stehen (oder vielleicht auch sitzen, wenn nötig im Rollstuhl), solange er irgendwie noch auf allen Vieren auf eine Bühne robben kann. Ich glaube sein größter Alptraum ist, dass er das irgendwann nicht mehr schafft. Es wäre für ihn vermutlich wie lebendig begraben zu sein. Ich könnte daher auch nicht so herzlos sein, ihm – wie von Wilfried vorgeschlagen – zum Geburtstag einen Rentenbescheid zu schicken. Da wäre es gnädiger ihm gleich den Hals zuzudrücken.
Nein, Mr. Anderson wird uns sicher weiterhin mit seinen Auftritten erfreuen, solange bis er umkippt, daran wird niemand etwas ändern können. Im Prinzip ist meiner Meinung nach dagegen auch nichts einzuwenden. Die musikalische Qualität seiner Dabietungen ist – soweit ich das beurteilen kann – einwandfrei. Lediglich seine Stimme lässt stark zu wünschen übrig, wir werden damit leben müssen, auch daran kann niemand etwas ändern. Das Einzige, woran man etwas ändern könnte, wäre das Bühnen-Outfit. Es sollte besser zu seinem Gehüpfe und seinen Verrenkungen passen, ich hatte das ja schon wiederholt erwähnt. Allerdings vermute ich, dass mein Vorschlags-Modell pontischer Kriegstänzer (das geht übrigens auch ohne Kopfbedeckung, wie diese Herren zeigen – der Tanz wird erst zum Schuss ab 3:15 richtig gut, da wird’s schnell…) bei Euch auf wenig Gegenliebe stößt. Vielleicht habt Ihr bessere Ideen. Man könnte, ähnlich einer Modenschau, ein paar Vorschläge zusammenstellen und ihm zukommen lassen…
Lieber Wilfried, zum Abschluss muss ich nun noch gestehen, dass ich mich ein wenig über Dich gewundert habe. Da erklärst Du zuerst, dass Du Al Stewart eigentlich nur vom Hörensagen kennst, meinst dann aber doch zwei Sätze später ein Gesamturteil über sein Lebenswerk abgeben zu können mit den Worten: „Aber Al Stewart insgesamt sagt mir wenig zu. Die Texte mögen in Ordnung gehen, aber die Musik ist mir etwas „zu leicht““. Darf ich Dich fragen welche der über 150 Titel von Al Stewart in Dein „insgesamt“ mit eingeflossen sind? Oder sollte dieses Urteil nur für den Song „Year Of The Cat“ gelten. Dann könnte ich Dir sogar noch zustimmen.
Auf jeden Fall solltest Du nicht meinen, die zwei oder drei Lieder von Al Stewart, die auf YouTube zu finden sind, wären repräsentativ für seine Musik. Das sind nur die paar kommerziell erfolgreichen Mainstream-Titel, die er zum Teil selbst nicht mag. „Time Passages“ hat er z.B einmal als „fürchterlich schlecht“ bezeichnet. Den Song hat er geschrieben, weil sein Produzent wollte, dass er noch einmal etwas schreibt, das klingt wie „Year Of the Cat“. Vermutlich gibt er sich auch deshalb in dem von mir verlinkten Video alle Mühe, den Song bis zur Unkenntlichkeit zu verhunzen. Wie auch immer, genauso wie man die Musik von Jethro Tull nicht allein aufgrund ihrer Top Ten Hits beurteilen könnte – da würden die wichtigsten Stücke fehlen – geht das bei Al Stewart auch nicht, eher sogar noch viel weniger.
In wie weit seine Musik mit der von Chris de Burgh vergleichbar ist, kann ich nicht beurteilen, da ich Chris de Burgh zu wenig kenne – ich habe vielleicht zwei oder drei Lieder von ihm gehört. Im Vergleich zu Stewart würde ich die als „folkiger“ und „schlichter“ einordnen, aber vielleicht ist das ja auch nur die kommerzielle Oberfläche. Von Al Stewart gibt es dagegen Titel, die sich meiner Meinung nach nahtlos ins „Songs From The Wood“-Album einfügen würden, z.B. Merlin’s Time. Aber leider kann ich Euch das alles nicht vorführen.
Deswegen möchte ich zumindest das Urteil „Texte gehen in Ordnung“ ein bißchen relativieren, und das im Vergleich zu Texten von Mr. Anderson. Dessen Texte werden teilweise als „intellektuell“ bezeichnet. Ich kann das nicht sehen. Intellektuell heißt für mich durchdacht, und das sind die Anderson’schen Texte häufig nicht. Sie klingen für mich eher sehr intuitiv. Nicht selten kommt Mr. Anderson bei der Verfolgung seiner Themen vom Weg ab und verirrt sich im Gestrüpp abstruser Metaphern oder Bilder, bis man die Aussage oder den Sinn seiner Worte völlig aus den Augen verliert – er selbst vermutlich auch. „A Passion Play“, aber auch Teile anderer Lieder klingen für mich wie unreflektiert niedergeschriebene Fieberphantasien. Das kann auch zu reizvollen Assoziationen führen, nur intellektuell ist es nicht.
Für mich war immer Al Stewart der Intellektuelle unter den Musikern und den Textern. Bei ihm ist jeder Vers durchdacht und jedes Wort sitzt. Ich kenne von ihm keinen Song, bei dem ich nicht verstehen würde, wovon er handelt. Von Anderson gibt er derer eine ganze Reihe. Und ich gehöre nicht zu den Menschen, die meinen ein Gedicht wäre dann besonders geistreich oder genial, wenn sie es nicht verstehen – ganz im Gegenteil. Jemand, dem es nicht gelingt sich so auszudrücken, dass man versteht wovon er spricht, hat ein Kommunikationsproblem, oder zumindest einen Fehler gemacht. Wer wirklich etwas zu sagen hat, möchte im allgemeinen auch, dass man ihn versteht, und wird sich entsprechend Mühe geben verständlich zu bleiben. Wer in allzu wirren Metaphern und Bildern schwelgt, verfolgt vermutlich andere Ziele.
Erst vor kurzem habe ich irgendwo gelesen, der Text von Sossity: You’re A Woman handle von der Kirche. Darauf wäre ich selbst nie gekommen, ich habe mich immer gefragt, was für eine Gesellschaft hier gemeint sein könnte. Einen konkreten Hinweis habe ich nicht gefunden. Auch in Al Stewart’s Cafe Society (der Text enthält einen Fehler, es muss heißen „Cause I want to go blind where I’ve never been before“) geht es um eine Gesellschaft. Wie diese aussieht, ist glaube ich hinreichend genau beschrieben. Und da wir ja gerade das Thema Konzerte und Bühnenauftritte hatten, hier noch ein zweiter Song zum Vergleich. Die Stewart’sche Variante von Minstrel In The Gallery, der Blick von der Bühne herab ins Publikum und, zumindest was den Stewart’schen Song betrifft, der Blick wie von außen auf sich selbst und das eigene absurde und unbegreifliche Tun: One Stage Before.
Die von Wilfried vorgestellten Gitarristen Ry Cooder und David Lindley waren mir beide unbekannt, haben mich aber auch jetzt nicht direkt vom Hocker gerissen. Ry Cooder’s Version von „Stand By Me“ wirkt auf mich emotionslos und daher langweilig. David Lindley’s Slide-Gitarre klingt interessant, aber den Gesang hätte er sich schenken können. Allerdings habe ich gerade am Beispiel Al Stewart gelernt: Man sollte einen Musiker nicht nur anhand eines einzigen Stücks beurteilen, da kann man ganz schnell heftig daneben liegen…
Nun beginnt also die Urlaubs-Saison, und Lockwood ist ab heute in den Ferien. Verreist Du eigentlich? Wie auch immer, ich wünsche Dir auf jeden Fall eine schöne Zeit und gute Erholung! Und dem Wilfried wünsche ich, dass er die Tage bis zu seinem Urlaub noch gut übersteht – er scheint je gerade etwas im Stress zu sein…
Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze
PS.: Als Nachschlag gibt’s heute dieses Video von Cat Stevens, in dem er mich mit der Aussage überraschte, dass er keine Ahnung hat was der Song-Titel „Tuesday’s Dead“ bedeuten soll. Er überlässt es seinem Publikum, sich eine Bedeutung auszudenken. Ich glaube, dass es Mr. Anderson schon zahlreiche Male genauso gemacht hat. „And if sometimes I sing to a cynical degree, it’s just the nonsense that it seems…“
09.07.2007
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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,
bevor auch ich in den Urlaub enteile, will ich mich doch noch einmal bei Euch melden. Kretakatzes Kreta-Urlaub wurde also doch mit dem Tull-Konzert in Iraklio gekrönt. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Und herzliches Willkommen in unserem feuchten Sommer. Ist ja eher grauenvoll. Um es gleich zu sagen: Ich habe keinen Lap-Top, den ich mit in den Urlaub schleppe. Also keine Urlaubsberichte von mir – später aber sicher das eine oder andere Foto.
Da ich es möglichst kurz machen will, nur einige Anmerkungen zu Kretakatzes (nicht nur) Reise- und Konzertreport. Zunächst zu Andersons Schul- und Berufsausbildung. Bei Wikipedia steht eigentlich nur, dass er ab 1964 das Blackpool College of Art besuchte. Er hat zumindest einen Grammar School-Abschluß, was unserem Abitur gleichkommt. Die „Fine Arts“ hat er dann ziemlich schnell hinter sich gelassen, um nur noch Musik zu machen. Allerdings hat Ian Anderson wohl selbst hin und wieder am Cover Art-Entwurf zu der einen oder anderen Scheibe mitgewirkt. Schulabschluss also ja – Berufsausbildung: nein!
.. noch einmal diesen ‚Anderson’ zum Ärgern …
Jethro Tull ist also auf Kreta ohne Violinistin aufgetreten. Vielleicht vertragen die Damen die Wärme dort nicht so gut, denn in Graz am 07.07. erschien diesmal als special guest die Flötistin Tinkara (lt. Laufi-Forum).
Kretakatzes Anmerkungen zu Ian Anderson, besonders zu dem besagten Interview, finde ich korrekt: Anderson braucht die Auftritte, hier kann er sich so geben wie er möchte. Und so lange er noch das Publikum findet, das er braucht, wird er auf Tournee gehen. Outfit und Gehüpfe? Immerhin bekommt Herr Anderson für sein Bühnengejogge noch Geld, während ich mich schweißgebadet mit kläffenden Hunden, die meine Bahnen kreuzen, herumzuschlagen habe.
Und er flötet … bis zum Abwinken!
Mein Urteil zu Al Stewart ist sicherlich etwas lapidar und nicht ganz gerecht. Es stimmt schon: um ein endgültiges Urteil fällen zu können, müsste ich mehr von ihm kennen. Aber die wenigen Stücke, die ich gehört (und gesehen) habe, „haben mich nicht vom Hocker gerissen“, wie Du es in einem anderen Zusammenhang nanntest, Kretakatze. Oder anders gesagt: sie sprechen mich nicht an. Da mögen die Texte noch so durchdacht und stimmig sein. Nicht, dass mich Texte nicht interessieren, aber Lyrik (Liedertexte gehören wohl auch dazu) ist nicht ganz meine Welt (und bedient sich für mich oft solcher Metaphern, die jenseits meiner Begrifflichkeit liegen – aber ähnliches schreibst Du ja selbst). Und wenn ich manches schon in deutscher Sprache kaum nachvollziehen kann, wie dann in Englisch, das sich als solches einer anderen Bildersprache bedient (wenn wir jemanden auf dem Arm nehmen, so zerren die Angelsachsen jemanden am Bein: to pull sb. ’s leg – oder: Dumm wie Bohnenstroh ist so dick wie ein Ziegelstein, oder?). Aber das ist ein grundsätzliches Problem und hat nichts mit Al Stewart zu tun. Zu Ian Anderson bin ich in erster Linie über die Musik gekommen.
Zu Dir, Lockwood: Da war wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken (Gehörten). Kate Bush spricht nicht von Dave (also David oder heute Dee) Palmer, sondern von Del Palmer, der wohl als Bassist mit der guten Kate zusammengearbeitet hat.
Frauen und Rockmusik ist ein Thema für sich. Du hast wohl recht, Kretakatze: Unter den angeblich 100 besten Gitarrensolos der Rockmusik ist keines dabei, das von einer Frau gespielt wird (oder ich müsste mich gewaltig täuschen). Trotzdem sollte man die Rolle der Frau nicht unterschätzen. Über Kate Bush haben wir ja bereits gesprochen. Viele ihrer Lieder hat sie selbst geschrieben. Die von Lockwood genannten Frauen kann man gelten lassen, obwohl ich zu jeder einzelnen nicht viel sagen kann (z.B. ob sie auch ihre Lieder selbst schreiben). Aber ich habe meine eigene Liste. Und hier finden sich Frauen, die mir etwas bedeuten, weil ich sie wirklich gut finde:
Zunächst Joan Armatrading, die ich von Ende 70/Anfang 80er Jahre her kenne. Bei youtube habe ich ein Konzert aus dem Jahre 1979 (TV-Aufzeichnung vom WDR in Köln) hinterlegt. Übrigens gibt es hier ein Gitarrensolo, das ich zu meinen wirklichen Favoriten zähle (als ‚Vollstrecker’ Ricky Hirsch). Sie ist auch heute noch aktiv und hat erst kürzlich ein neues Album herausgebracht, auf der sie auch das eine oder andere Gitarrensolo (Fender) spielt, das sicherlich auch mit den „100 besten Gitarrensolos“ mithalten kann. Wer Armatrading sagt, muss auch Chapman sagen: Tracy Chapman. In einem der Kommentare zu den Videos bezeichnet ein Zuschauer Joan Armatrading als die Königin und Tracy Chapman als die Prinzessin, was in etwas auch meine Einschätzung (und Wertschätzung) wiedergibt.
Aus frühen Tagen (und um indirekt auf Jethro Tull zurückzukommen) kenne ich Sandy Denny, die lange Zeit bei der Folkrockgruppe Fairport Convention (gehört in den Family Tree von Tull dank Dave Pegg, Dave Mattacks und Martin Allcock, die alle drei sowohl bei Fairport als auch bei Tull gespielt haben – sozusagen die B-Mannschaft von Tull) mitgesungen hat und später 2 oder 3 Soloalben herausbrachte. Leider verstarb sie viel zu früh 1978 (Drogen spielten wohl eine Rolle). Sie hat viele ihrer Folkrocksongs selbst geschrieben. Etwas später bin ich dann über ein Album von Judie Tzuke gestolpert, die hier in Deutschland wohl weitestgehend unbekannt sein dürfte. Ihre Lieder bewegen sich zwischen Rock und Pop. Sie hat einige sehr schöne Lieder geschrieben (und natürlich gesungen), ist dann aber bald wieder abgetaucht. Trotzdem möchte ich sie in meiner Auszählung nicht unterschlagen, da ich zwei Alben (wohl ihre erfolgreichsten: Welcome to the Cruise und Sportscar) im Plattenschrank stehen habe.
Zuletzt eine etwas unterkühlte Blondine aus den Staaten: Aimee Mann. Kretakatze wird sie sicherlich emotionslos finden (und daher langweilig). Aber so sind die blonden Frauen nun einmal (Scherz beiseite). Mir gefallen die kleinen Lieder.
In meinem Weblog habe ich übrigens eine eigene Rubrik eingerichtet, die sich den starken Frauen der Rockmusik widmet, u.a. will ich in diesem Zusammenhang Suzanne Vega und Norah Jones nicht vergessen.
weitere Titel bei youtube:
Joan Armatrading: Tall In The Saddle (02/15/1979)
Fast car -Tracy Chapman
Sandy Denny – Who Knows Where the Time Goes
Judie Tzuke-Stay with me ‚till dawn
Aimee Mann – Pavlov’s Bell
Aber nun ist genug. Ich kann mir denken, dass Euch die eine oder andere musizierende Frau nicht so zusagt wie mir. Das wäre ja auch zu schön. Aber wir wollen uns nicht streiten.
Ach ja, Lockwood: Noch einmal etwas zu den Pogues und dem Sänger Shane McGowan. Einer meiner Schwager ist ein Fan von irischer Musik (ich muss ihn einmal bei einem Drum Whiskey näher interviewen) und hat vor längerer Zeit ein Konzert der Pogues in Hamburg gesehen (Alsterdorfer Sporthalle oder so). Vorsorglich hatte er sich schon alter Klamotten angezogen. Aber am Ende war es dann doch schlimmer als befürchtet. Der gute Shane muss reichlich angetrunken gewesen sein und hielt sich mehr am Mikrophon fest, als dass er sang. Die halbe Halle schwamm zudem in Bier, das pappbecherweise durch die Luft flog. Und in den Bierlachen schwammen weitere Alkoholleichen. Aber irgendwie hatte das trotzdem etwas (fragt sich nur, was?).
Weiterhin fröhliche Schaffenstage. In der nächsten Woche soll es dann tatsächlich wieder sommerlich werden.
Bis bald
Wilfried
10.07.2007