Die neuen Tatort-Ermittler aus der ARD-Krimireihe geben sich in diesen Wochen die Klinke in die Hand. Nach den Neuen aus Berlin, die mich eher enttäuschten, sind es nun die Kriminalhauptkommissare Felix Voss und Paula Ringelhahn aus Nürnberg, die Unterstützung durch die Kommissare Wanda Goldwasser und Sebastian Fleischer erhalten. Felix Voss wird von Fabian Hinrichs gespielt und ist den Tatort-Freunden kein Unbekannter. Erst 2012 war er in dem Tatort (856) aus München: Der tiefe Schlaf als neuer Assistent Gisbert Engelhardt zu sehen gewesen, der die Hauptkommissare Batic und Leitmayr gehörig nervte – und am Schluss selbst Opfer eines Mordes wurde.
Für diese Rolle erhielt Fabian Hinrichs sehr viel Aufmerksamkeit in den Medien und sozialen Netzwerken. Sicherlich ein Grund, warum wir ihn jetzt im zweiten (nach dem Münchener) Tatort-Team des Bayerischen Fernsehens sehen. Aber es gab noch weitere Tatort-Auftritte von Hinrichs, u.a. in dem Tatort (732) aus Kiel (2009): Borowski und die heile Welt als gewaltbereiten Vater Thies Nowak (werde ich mir in den nächsten Tagen wohl noch einmal angucken – ich weiß nur noch, dass Hinrichs auch diese Rolle meisterlich bewältigte).
Aber kommen wir auf das neue Ermittler-Team aus Nürnberg zurück, dessen erster Fall (Tatort-Folge 943) Der Himmel ist ein Platz auf Erden am letzten Sonntag gesendet wurde:
Kriminalhauptkommissar Voss kommt zu seiner neuen Arbeitsstelle nach Nürnberg und lernt seine Kollegen am Tartort kennen. Der Professor der Erlanger Universität Christian Ranstedt wird in seinem Auto im Wald tot aufgefunden. Der verheiratete Vater zweier Kinder wurde mit Kopfschüssen aus nächster Nähe geradezu hingerichtet. Offensichtlich hatte er Sex im Wagen; beide Türen stehen offen, der Fahrersitz mit dem toten Ranstedt ist weit zurückgeschoben.
(Video tgl. ab 20 Uhr) | Video verfügbar bis 19.04.2015
Tatort (943) aus Nürnberg: Der Himmel ist ein Platz auf Erden
„Färberböck [der Regisseur und Mitautor des Drehbuchs] wagt die Revolution im modernen Tatort: Er bringt Ermittler, die keinen an der Klatsche haben. Sie sind eher warm als innerlich erfroren, eher linkisch als cool. Und berührbar von dem, was passiert. […] Dieser Fall […] hat ein paar Längen, aber die Geschichte nimmt Fahrt auf, sie findet einen Sound, und tatsächlich alle Darsteller sind mit Liebe ausgesucht“, schreibt Holger Gertz in der Süddeutschen Zeitung.
Auch mein jüngster Sohn, inzwischen längst Tatort-Spezialist, fand die neuen Tatort-Kommissare äußerst sympathisch. Dem schließe ich mich gern an. Dabei erinnert mich Felix Voss aka Fabian Hinrichs doch sehr an den Saarbrücker Kommissar Jens Stellbrink (gespielt von Devid Striesow), nicht nur äußerlich. Und Paula Ringelhahn kommt der Bremer Kommissarin Inga Lürsen ziemlich nah, in ihrer Art, vom Aussehen und auch vom Alter her.
Ähnlich wie im letzten Berlin-Tatort so ist auch in dem ersten Nürnberger Fall die Stadt eine der Hauptfiguren des Films. Und es ist eine Frau, die geradezu unauffällig ins Zentrum der Handlung rückt, die Nachbarin des Mordopfers, gespielt von Ulrike C. Tscharre, die ebenfalls schon in mehreren, früheren Tatort-Folgen zu sehen war. Diese weibliche Figur zeigt sich sowohl verletzlich wie verletzend und wird vom Regisseur einmal von nah, dann von fern in Szene gesetzt, ohne ihr letztes Geheimnis zu offenbaren. Sie ist der Schlüssel zur Auflösung des Falles.
Trotz mancher Längen (die dann irgendwie sogar Sinn machten) gefällt mir dieses neue Ermittlerteam. Und es entspricht besonders einem der drei Tatort-Grundregeln, Kriminalfälle regional anzusiedeln: Nürnberg und das fränkische Umland, sowohl Land wie Leute, stehen im Mittelpunkt. Ich habe gar nicht gewusst, dass Franken manchmal so schweigsam sind …