Die Palastrevolte blieb aus: Sepp Blatter wurde zum Präsidenten der FIFA wiedergewählt. Allerdings erzielte er nur 133 Stimmen in 1. Wahlgang, also nicht die erforderliche 2/3-Mehrheit. Doch sein einziger Herausforderer, Prinz Ali bin al-Hussein von Jordanien, zog seine Kandidatur vor der zweiten Wahlrunde zurück. Dieser hatte überraschend 73 Stimmen bekommen. Immerhin …
Anstatt nun eine Strategie für den Weg aus der größten Krise des Weltfußballverbandes nach dem jüngsten Korruptionsskandal zu suchen, attackierte Blatter mit Verschwörungstheorien und drohenden Worten die US-Justizbehörden sowie die Europäische Fußball-Union (UEFA) um Michel Platini und DFB-Präsident Niersbach. Vor der Weltpresse legte er einen dünnhäutigen Auftritt hin. Ob er Sorge habe, angesichts des Korruptionssumpfs irgendwann selbst hinter Gitter zu müssen? „Verhaftet, wofür? Nächste Frage“, beschied Blatter und verabschiedete sich. Die wahre Gefahr für ihn kommt von außen und sie ist unberechenbar. Blatters Schicksal liegt nach den Ereignissen und Schlagzeilen der vergangenen Tage nicht mehr in seinen Händen und denen seiner FIFA-Brüder.
In diesen Tagen wurde sehr viel Hohn und Spott über Blatter ausgeschüttet. Nicht nur im Internet, sondern auch in den Medien wie Fernsehen und Presse. Blatter scheint das nicht zu tangieren. Irgendwo (ich denke, es war bei 11freunde.de) munkelt man, dass Blatter anstrebt, den Friedensnobelpreis zu bekommen (zumindest die FIFA während seiner Amtszeit). Bei Blatters bestehendem Realitätsverlust wäre so ein Ansinnen durchaus denkbar.
Die FIFA mit ihren 209 Mitgliedern übertrifft die Mitgliederzahl der UN (zz. 193) und ist damit eine wirklich weltumspannende Organisation. Fußball ist nun einmal ein Sport, der (fast) überall äußerst beliebt ist und bei dem die Menschen über Grenzen hinaus zueinanderfinden. Nur ist eben diese FIFA, in der Arm neben Reich mit gleichem Stimmrecht an einem Tisch sitzen, über alle Maße anfällig, wenn es z.B. um die Vergabe großer Sportereignisse wie Fußballweltmeisterschaften geht. Wie sollen so viele Köpfe unter einem Hut? Da wird eben nachgeholfen (und das nicht erst jetzt), für ein Land als Veranstalter zu stimmen, indem man finanziell unterstützt. Schon vor Blatters Zeiten soll es Korruption und Bestechung gegeben haben.
Nur hat eben dies unter Blatter Ausmaße angenommen, die mafiöse Strukturen ähneln. Wenn sich ein Land wie Katar für die Austragung einer WM bewirbt (das ist ihr gutes Recht) und dann ohne weiteres den Zuschlag bekommt, dann kann das nicht nur Kopfschütteln bei allen Fußballfans angesichts solcher Absurdität (Fußball in der Wüste!) erzeugen. Dann muss ein Aufschrei durch alle nationalen und kontinentalen Verbände gehen, die noch nicht korrupt sind. Ist das geschehen?
Hätte nicht jetzt die Justiz eingegriffen, dann wäre man auch in Europa möglichst schnell wieder zur Tagesordnung zurückgekehrt. Klar, man hätte Blatters Gegenkandidaten unterstützt – und verloren. Ist nun einmal so. Aber sonst? Business as usual! Gegen Katar und Russland als WM-Veranstalter ist sowie so nicht mehr anzustinken …
Was kann man also gegen Blatter und seine ‚Glaubensbrüder‘ tun? So etwas wie eine Neugründung des Weltverbandes – ähnlich wie im Profiboxsport – wurde bereits angedacht, ist aber wohl kaum realisierbar. Die WM 2018 in Katar und die 2022 in Russland boykottieren? Davon will in Europa bisher auch keiner etwas wissen. Dass auch Blatter hinter Gitter wandern wird, das wünschen sich zwar viele, aber ich glaube kaum, dass das geschehen wird. Es bleibt also alles wie gehabt: Blatter thront in seinem Wahn weiterhin über den Weltfußball!
Aber vielleicht kommt es dann doch schneller anders, als man heute noch denken kann. Wir dürfen gespannt bleiben …
Nun der Fußball ist nicht nur FIFA und Blatter. Am Samstag gewann der VfL Wolfsburg in Berlin den DFB-Pokal mit 3:1 gegen Borussia Dortmund. Und auch sonst ist die Saison 2014/2015 noch nicht ganz beendet. In diesen Tagen gibt es diverse Relegationsspiele, also Spiele, die über Verbleib oder Abstieg bzw. Aufstieg in verschiedenen Ligen entscheiden. Gestern schaffte z.B. die Mannschaft von Werder Bremen II (U23) den Aufstieg in die 3. Liga durch einen Sieg bei Borussia Mönchengladbach II in der Verlängerung mit 2:0 (Hinspiel in Bremen endete 0:0). Heute nun krampft ab 19 Uhr der HSV in Karlsruhe gegen den KSC um seinen Verbleib in der Fußball-Bundesliga (das Spiel in Hamburg endete wie bekannt mit 1:1). Und am Dienstag spielt dann noch 1860 München gegen Holstein Kiel um den Verbleib in Liga 2 (Hinspiel in Kiel endete 0:0). Alles bewegt sich auf des Messers Schneide. Gespannt bin ich auf jeden Fall auf das Spiel in Karlsruhe. – Aber das ist längst nicht alles: Schon läuft die U20-WM in Neuseeland mit deutscher Beteiligung (übrigens ohne Davie Selke). Und am Sonntag beginnt die Frauen-WM in Kanada für die deutsche Mannschaft (… am Ende tritt dann Herr Blatter wieder auf, um den Pokal zu überreichen).