Geld regiert die Welt. Längst auch die Fußballwelt. Die Spieler im Profigeschäft werden an Marktwerten bemessen, die horrende Höhen erreicht haben. So genannte Ablösesumme erreichen Höchstwerte, die ins Unermessliche zu steigen scheinen. Es werden Gehälter gezahlt, die kaum der Leistung, die dafür erbracht wird, entsprechen.
So trennt sich schnell die Spreu vom Weizen. Es gibt wenige große Vereine in Europa, die bei diesem Höhenrausch mithalten können. Und viele kleine Vereine in den ersten Ligen, die sich mühselig über Wasser halten. Diese können nur auf Nachwuchs setzen, auf den eigenen oder auf Nachwuchs, der durch Scouts, die in alle Himmelsrichtung ausschwärmen, gesucht und vielleicht gefunden wird, wenn er nicht längst durch die Scoutabteilung der großen Vereine gesichtet und an Land gezogen wurde.
Aber selbst für Nachwuchskräfte werden bereits Summen gezahlt, die unsereiner zum Kopfschütteln einladen. So geht Ousmane Dembélé, 19 Jahre jung, von Stade Rennes für 8 Millionen € an Borussia Dortmund. Oder gar Renato Sanches, 18 Jahre jung, von Benfica Lissabon für 35 Millionen € an die Bayern.
Besonders die Mannschaften der englischen Premier League haben keine Scheu, Spieler weit über Marktwert aus anderen Ligen zu kaufen (z.B. Granit Xhaka von Borussia Mönchengladbach an den FC Arsenal in London). Die hohen Erlöse aus TV-Rechten machen das möglich.
Und es kommt noch ‚bunter‘. Der Transfer von Spielern bzw. die Gestaltung mancher Spielerverträge schlägt seltsame Blüten. So will der AS Rom, der die Kaufoption für Nationalspieler Antonio Rüdiger (23) vom VfB Stuttgart gezogen hat, den Innenverteidiger angeblich wieder weiterverkaufen. Laut „Corriere dello Sport“ möchte der Hauptstadtklub Rüdiger, für den die Römer eine Ablösesumme von neun Millionen Euro zahlen, für mindestens den doppelten Preis auf den Markt bringen. Schon innerhalb eines Monats rechnet AS Rom mit Rüdigers Weiterverkauf. Borussia Dortmund, der FC Chelsea, der FC Liverpool und Paris Saint-Germain sind laut des Blattes an Rüdiger interessiert. Es geht also gar nicht um den Spieler, es geht allein ums Geld!
Der armenische Stürmer Henrich Mchitarjan hat das Angebot zur Verlängerung seines 2017 auslaufenden Vertrags bei Borussia Dortmund abgelehnt. „Warum sollten wir jetzt verlängern? Micki hat noch einen Vertrag und wir denken weiter über seine Zukunft nach“, wird Mino Raiola zitiert, Spielerberater des 27-Jährigen. BVB-Boss Watzke kommentierte: „Dazu sage ich nichts.“ Der Armenier fordert offenbar eine doppelte Ausstiegsklausel. Laut „kicker“ will er bei Anfragen von Top-Klubs wechseln dürfen und soll eine Klausel verlangen, wonach er wechseln darf, wenn Tuchel nicht mehr BVB-Trainer ist. Eine Ausstiegsklausel, die an den Trainer gekoppelt ist, ist wahrlich neu, oder?
Was Werder Bremen anbelangt, so wird Jannik Vestergaard die Bremer in Richtung Mönchengladbach verlassen. Dort wird er in der nächsten Saison international spielen können. Bei Zlatko Junuzovic ist es noch offen, ob er an der Weser bleibt oder nicht. Immerhin hat er bei der am Freitag startenden Fußball-EM in Frankreich die Möglichkeit, sich in der österreichischen Mannschaft durch gute Leistungen für einen anderen Verein zu empfehlen.
Es ist der Wahnsinn, der runde, der fußballrunde, der den Profifußball in Europa heimsucht. Kein Wunder, wenn immer mehr Fans ‚ihren‘ Vereinen den Rücken kehren. Wie soll man sich mit einer Mannschaft identifizieren können, die sich selbst kaum oder meist gar nicht in dem Verein, für den sie spielt, wiedererkennt. Wie gesagt: Geld regiert die Welt. Eben auch die Fußballwelt!