Áfram Ísland!

Eigentlich wollte ich hier etwas über die maue Torausbeute bei der Euro 2016 in Frankreich schreiben. Und wie so mancher Fußballstar nicht die Kurve bekommt:

Bisher war es eine Meisterschaft der Kollektive. So konnten sich Mannschaften wie Nordirland, Island oder Irland (ja, auch die!) fürs Achtelfinale qualifizieren, die durch mannschaftliche Geschlossenheit – besonders in der Abwehr – überzeugen konnten. Von den großen Star konnten nur wenige überzeugen, sicherlich Andrés Iniesta, der aber die 2:1-Nierderlage der Spanier gegen Kroatien auch nicht verhindern konnte (Sergio Ramos hatte bisher nicht seine besten Tage) – und vielleicht Gareth Bale, der mit seinen walisischen Mannen trotz der unglücklichen Niederlage gegen England den Gruppensieg (vor England) einfahren konnte. Und das dürfte noch nicht das Ende sein

    UEFA Euro 2016 in Frankreich

Der gestrige Tag begann nicht besonders. Als ich aber nach Hause kam, kreuzte mein Sohn (der jüngere der beiden) freudestrahlend meine Bahn: Er hatte morgens ein Vorstellungsgespräch und hat ab 1. August den Job. SUPER! Und dann gab es gestern das Spiel der Isländer gegen Österreich. Ein Unentschieden hätte den Nordmännern zum Weiterkommen gereicht. Und nach einem Lattentreffer war es nach knapp 18 Minuten Kolbeinn Sigþórsson, der den Ball zum 1:0 für Island in die Maschen des Tores jagte. Nach dem Ausgleich für Österreich nach 60 Minuten schien die isländische Mannschaft zu wanken. Aber die Abwehr hielt dicht. Und durch einen Konter in der Nachspielzeit gelang dann durch Arnór Ingvi Traustason sogar noch der Siegtreffer für Island. Áfram Ísland! Vorwärts Island! Als Gruppenzweiter – vor Portugal, geht es nun gegen England im Achtelfinale. Was für eine Geschichte!

Euro 2016 in Frankreich: Isländische Fans

Natürlich hatten die Isländer viel Glück. Aber das Glück ist bekanntlich mit den Tüchtigen. Und überhaupt: halb Europa hat die isländische Mannschaft inzwischen adoptiert. So wie viele den Iren die Däumchen drücken (allein schon wegen ihrer unbeschreiblichen Fans), so halten viele zu Island. Und auch Islands Fan kann man nur ins Herz schließen. Oder auch wie ich in einem Kommentar bei 11freunde.de las: … „wenn sich die Mannschaftsaufstellung schon liest wie aus ‚Wickie und die starken Männer‘ kann das nur gut werden: ISLAND!“Hannes Þór Halldórsson, Ragnar Sigurðsson, Aron Gunnarsson, Theódór Elmar Bjarnason, Jón Daði Böðvarsson und natürlich Eiður Guðjohnsen. Nordisch-lyrischer Singsang wie aus der Edda.

Nun auch Irland hat es geschafft. Und so dürfen wir uns neben den Isländern weiterhin auch an den Iren und ihren Fans erfreuen. Die Euro ist gottlob nicht nur ein kommerzielles, taktisch defensiv ausgerichtetes Unternehmen. Auch wenn die Iren und Isländer nicht immer den technisch ausgefeiltesten Fußball bieten. Man bangt mit ihnen, hält die Daumen und freut sich über jede halbwegs gelungene Aktion. Glückwunsch an Irland, Island – auch die Nordiren will ich nicht gegessen!

Euro 2016 in Frankreich: Isländische Fans

Gestern endet also die Gruppenphase. Damit sind bereits 36 von 51 Spielen Fußball-Geschichte (über 70 %). Nach zwei Tagen Pause geht’s dann am Samstag mit den Achtelfinalspielen in der KO-Phase weiter, und damit, ganz ehrlich, beginnt die eigentliche Europameisterschaft.

Neben Island und Irland freut mich natürlich auch das bisher gute Abschneiden der walisischen Mannschaft um Superstar Gareth Bale. Ja, ich und meine Affinität zum ‚Nordischen‘ bzw. Britischen. Nicht umsonst haben meine beiden Söhne als Zweitnamen Namen aus Island (Einar) und Wales (Vaughan – abgeleitet von fechan = klein (Walisisch)).

Und die KO-Phase teilt sich in zwei Stränge, wobei sich die Favoriten schon vor dem Finale eliminieren werden: Was haben Spanien, Italien, England, Frankreich und Deutschland gemeinsam? Diese EM-Mitfavoriten werden sich schon vor dem Finale begegnen und gegenseitig ausschalten. Die Chance, dass es dagegen ein vermeintlicher Außenseiter ins Finale schafft, ist größer denn je (Schweiz, Polen, Kroatien, Portugal oder Belgien).

Mit Zlatan Ibrahimović (Schweden) und Tomáš Rosický (Tschechien) haben sich zwei Altstars bereits von der Euro 2016 verabschiedet. Hinzu kommt Zlatko Junuzović (Österreich), der durch eine Verletzung und dann durch das frühe Ausscheiden seiner Mannschaft leider nicht auf sich hat aufmerksam machen können. Vielleicht ganz gut für den SV Werder Bremen, denn dann wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als in Bremen zu bleiben.

Gestern ist wohl der Knoten bei Cristiano Ronaldo (Portugal) geplatzt. Mit zwei sehenswerten Toren meldete er sich und Portugal zurück im Euro-Geschehen. Bei anderen ist es noch nicht soweit: Robert Lewandowski (Polen) und Paul Pogba (Frankreich) enttäuschten bisher. Luka Modrić (Kroatien) muss sich auch erst noch beweisen (war zuletzt verletzt ausgeschieden).

Und Russland, der Gastgeber der nächsten Weltmeisterschaft 2018? Die zweitälteste Mannschaft (nach Italien) schied sang- und klanglos aus. Es reichte nur zu einem Unentschieden gegen England. Lediglich die brutalen russischen Hooligans machten auf sich aufmerksam. Mich wundert es, dass Putin nicht längst eingegriffen hat, um den russischen Fußball auf den ‚richtigen Weg‘ zu bringen. Ein Umbruch der Mannschaft zwei Jahre vor der WM kommt reichlich spät. Und die Gefahr vor gewaltbereiten Hooligans? Das wird Putin allerdings schon zu regeln wissen. Notfalls wandern die in den Knast. Oder mit ihren guten Kontakten zur Politik werden sie sich schon ruhig verhalten (vielleicht dürfen sie auch mit Duldung höchster Stellen den einen oder andern schwulen Fußballfan ‚zur Raison‘ bringen).

Am Samstag geht’s also weiter. Natürlich gucke ich auch die Spiele der deutschen Mannschaft. Ich sehe da noch reichlich Steigerungspotential. Aber das deutsche Team ist bekanntlich eine Turniermannschaft und hat sich immer zur rechten Zeit – von kleinen Hängern abgesehen – finden können. Die Slowakei ist der nächste Gegner (Sonntag, 26.06., um 18 Uhr), gegen die es allerdings in der Vorbereitung eine 1:3-Niederlage hagelte.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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