Was den Münchnern das Oktoberfest und den Stuttgartern die Cannstatter Wasen sind, das ist für die Bremer der Freimarkt. Noch bis zum 4. November findet auf der Bremer Bürgerweide das immerhin älteste Volksfest Deutschlands statt. Öffnungszeiten: täglich von 13 – 23 Uhr, freitags und samstags bis 24 Uhr. Es ist dieses Jahr der 972. Freimarkt in Bremen.
Wenn es draußen dunkel und ungemütlich wird, freuen sich die Bremer auf die „5. Jahreszeit“, die mit bunten Lichtern, herrlichen Düften und fröhlicher Musik alle grauen Gedanken vertreibt: „Ischa Freimaak!“ heißt es im Herbst. Nun ja, es geht auch oft recht feucht-fröhlich zu und neben Friesendiele gibt es auch eher untypisch norddeutsche Ausschänke wie „Zur Schwarzwaldmühle“, Almhütte und die Bayern-Festhalle, wo es Brathendl, Schweinshaxe und Weißwurst zu futtern gibt. Im Brauhaus dagegen werden neben Grillhaxe auch Bremer Gerichte serviert werden (Grünkohl mit Pinkel und Bremer Knipp mit Bratkartoffeln).
Die Wurzeln des Bremer Freimarkts liegen im Mittelalter. Das älteste deutsche Volksfest begann am 16. Oktober des Jahres 1035, als Kaiser Konrad II. dem bremischen Erzbischof Bezelin die Jahrmarktsgerechtigkeit verlieh. Seit diesem denkwürdigen Herbsttag hatte die Stadt die Erlaubnis, zweimal jährlich Markt auf dem Kirchhof „Unser Lieben Frauen“ abzuhalten. Ohne jede Beschränkung und Rücksicht auf die einheimischen Zünfte konnten Krämer und Wandersleute nun ihre Waren verkaufen – eine neu gewonnene wirtschaftliche Unabhängigkeit, an die noch heute der Name „Freimarkt“ erinnert.
Wie komme ich auf den Bremer Freimarkt? Immerhin habe ich 25 Jahre in Bremen gelebt und dort den Großteil meiner Kindheit und Jugend verbracht. Und so war ich oft genug auf dem Freimarkt. Ähnlich wie bei den Kohlfahrten zu Beginn des neuen Jahres ist es Tradition mit Arbeitskollegen oder Sportsfreunden den Freimarkt zu besuchen. Bäcker bieten zur Freimarktszeit Schmalzgebackenes (Berliner, Viktoria u.a.) an.
Volker Ensting: Bremer Freimarkt