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Vergessene Stücke (1): Jean-Paul Sartre – Bei geschlossenen Türen

Unter dem Titel „Vergessene Stücke“ möchte ich mich hin und wieder Theaterstücken widmen, die schon lange nicht mehr oder heute nur sehr selten auf deutschen Bühnen aufgeführt werden. Es sind Theaterstücke, die vor einiger Zeit für ein gewisses Aufsehen gesorgt haben, Stücke, die sicherlich auch heute noch von einige Bedeutung sind, die aber mehr oder weniger vergessen wurden. Wenn überhaupt, dann sich diese Stücke heute zwischen Buchdeckeln erhältlich.

Beginnen möchte ich mit dem Stück „Bei geschlossenen Türen“ (Original: „Huis clos“), heute eher unter dem Titel „Geschlossene Gesellschaft“ bekannt, von Jean-Paul Sartre. Sartre war in erster Linie Philosoph und Begründer des Existentialismus. Aber er wurde auch durch eine größere Anzahl von Dramen bekannt, die natürlich seine philosophischen Ansichten widerspiegeln.

„Bei geschlossenen Türen“ schildert die Hölle, die „die anderen“ sind. In dem Second-Empire-Salon eines heruntergekommenen Hotels foltern sich drei Menschen in gegenseitiger Selbstentblößung.

Personen:

Inès Serrano
Estelle Regault
Joseph Garcin
Kellner


Jean-Paul Sartre: Geschlossene Gesellschaft (Huis clos)
(weitere Ausschnitte bei YouTube)

Als Garcin, begleitet vom Kellner, in den Salon tritt, fragt er: „Wo sind die Pfähle? … Die Marterpfähle, die Bratroste, die Blasebälge?“ So langsam wird dem Zuschauer bewusst, dass sich die Personen des Stücks in der Hölle befinden. Sartre, der als Atheist religiöse Fragen eigentlich vollständig ausklammerte, übersetzt hier ein religiöses Motiv in die existentialistische Analyse der menschlichen Situation und erschließt so die grundsätzliche Ausweglosigkeit des menschlichen Daseins unter dem Blickpunkt der Ewigkeit.

Inès stellt sehr schnell fest: „Der Henker – das ist jeder von uns für die beiden andern.“ Sie will sich ihre „Hölle selbst erwählen …“ können. Aber (wie Garcin sagt) „… die Hölle, das sind die andern.“ (Original: „L‘ Enfer c’est les autres.“)

Jede Liebe, Sexualität und Anerkennung ersticken in Hoffnungslosigkeit und sind somit zum Scheitern verurteilt. „Wenn Garcin am Ende die letzten Worte ‚also – machen wir weiter’ sagt, hat sich ihre Lage nicht verändert. Sie werden ihre Notgemeinschaft ewig aufrechterhalten müssen, ohne wirklich voranzukommen.“