Hier noch ein kleiner Nachtrag zum Tode von Loki Schmidt: Ich will mich nicht anmaßen, Vergleiche zwischen Helmut Schmidt und seiner – und meiner Frau und mich anzustellen. Aber ähnlich den Schmidts, die sich schon als Kinder kennen gelernt hatten, man spricht von einer Sandkastenliebe, so kenne ich meine Frau auch schon von Kindesbeinen an. Und ebenso ähnlich pflege ich mit meiner Frau eine Partnerschaft, in der wir uns als zwei Persönlichkeiten sehen, die über die Grenzen des Familiären hinaus ihre Eigenständigkeiten wahren. Liebe ist etwas Schönes. Aber der Alltag nagt daran … Und wenn man sich nicht vorsieht, dann verbraucht sich die Liebe schnell. Was helfen kann – es ist vielleicht kein Allheilmittel, es ist aber hilfreich – ist eine gewisse Selbständigkeit in einer Beziehung, um wenigstens ein Mindestmaß an Selbstverwirklichung zu erreichen. Man kann und sollte nicht ständig ‚aufeinanderhocken’. Keine zwei Menschen sind so gleich, dass sie immer nach dem Gleichen streben. Freiräume tun einer Beziehung gut. Natürlich muss alles unter ‚einen Hut’ gebracht werden. Wenn beide Partner in ihrem Tun völlig auseinanderstreben, dann ist mit der Partnerschaft bald das Ende erreicht.
Die Schmidts waren 68 Jahre verheiratet und kannten sich über 80 Jahre. Und wenn man dem glauben darf, so gab es nur einmal einen größeren Streit zwischen beiden (sicherlich viele kleine). Das ist nur möglich, wenn man sich gegenseitig respektiert und die Ecken und Kanten des anderen akzeptiert. Wer den anderen nach seinem Bilde formen will, wird mehr zerstören als aufbauen.
Aber ich will hier nicht Lebensberater spielen. Mir kommt noch etwas anderes in den Sinn – es geht um Helmut Schmidt. Er war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von 1981 bis 1982, also in Schmidts letztem Regierungsjahr, besuchte ich die Fachoberschule im Bereich Wirtschaft und hatte u.a. das Unterrichtsfach Volkswirtschaftslehre. Ich erinnere mich daran, dass dieses Fach am Freitag in den letzten zwei Unterrichtsstunden in einem kleinen Hörsaal der Schule unterrichtet wurde. Eine Stunde bestand öfter darin, dass wir ‚große Politik’ spielten. Zum Beginn der Stunde wurden die Rollen verteilt. In der jeweiligen Rolle musste man sich von seinen eigenen politischen Vorstellungen lösen und versuchen, der Rolle zu entsprechen, was nicht immer ganz leicht war. Obwohl die Rollen zu jeder dieser Stunden tauschten, so musste ich fast immer die Rolle des Helmut Schmidt übernehmen. Es war zunächst der Fachlehrer, der insgeheim seinen Spaß daran hatte, mich als Helmut Schmidt auftreten zu sehen. Aber es war bald eine allgemeine Gaudi der Klasse, mich in dieser Rolle zu hören – und zu sehen. Ein gewisses schauspielerisches Talent muss mir schon zu eigen sein. Auf jeden Fall muss ich die Rolle überzeugend gespielt haben (und auch mit einem Hamburgischen Slang versehen haben).