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Neue Vahr Süd – im Theater

Kaum habe ich aus der Herr Lehmann Trilogie von Sven Regener „Der kleine Bruder“ gelesen, da sehe ich, dass in Hamburg am Altonaer Theater der zweite Teil, der Roman „Neue Vahr Süd“ als Theaterstück aufgeführt wird.

„Herrn Lehmann“ selbst wurde hier am September 2008 erfolgreich aufgeführt, sodass man sich entschlossen hat, jetzt auch diesen Roman auf die Bühne zu bringen. „Neue Vahr Süd“ wurde ja auch bereits verfilmt.

Die Premiere war am 20. März. Das Stück läuft erst einmal bis zum 30. April 2011. Verfasst wurde das Stück von Georg Münzel und Anja Del Caro. Und in einem Sonderprogramm kann man sich dann auch noch (einmal) die Theaterfassung von „Herrn Lehmann“ angucken.

Sven Regener: Der kleine Bruder

Es lag schon längere Zeit auf meinem Nachtschrank, der noch fehlende dritte Teil von Sven Regener – Herr Lehmann Trilogie: Der kleine Bruder. Endlich habe ich es geschafft, den kleinen Roman zu lesen. Aber eines nach dem anderen.

Eigentlich war es Zufall, dass meine Frau vor einigen Jahren Sven Regeners Roman „Herr Lehmann“ kaufte. Wir mussten auf einen Anschlusszug warten und stöberten so in einem Zeitschriftenladen am Hamburger Hauptbahnhof nach Neuerscheinung auf dem Buchmarkt:

„Die Handlung des Romans ist in Berlin-Kreuzberg im Sommer und Herbst des Jahres 1989 angesiedelt. … Der 29-jährige Frank Lehmann, von seinen Freunden ihm zum Missfallen nur immer „Herr Lehmann“ genannt, lebt in Berlin-Kreuzberg und arbeitet dort in einer kleinen Kneipe, dem „Einfall“. Die Geschichte um Herrn Lehmann und seine Freunde thematisiert ein Lebensgefühl junger Erwachsener in West-Berlin kurz vor dem Fall der Berliner Mauer im Herbst 1989.“ (de.wikipedia.org)


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Wiener Straße / Ecke Ohlauer Straße – Berlin – Standort der Kneipe “Einfall”

Nach diesem Roman erschien ein zweiter Teil: Neue Vahr Süd, der ab 30. Juni 1980 bis Mitte November des gleichen Jahres spielt und „Herrn Lehmann“ u.a. bei der Bundeswehr zeigt.

Mit „Der kleine Bruder“ vervollständigte Sven Regener seine Herr Lehmann Trilogie. Dieser Roman ist das Mittelstück der Trilogie und setzt zeitlich dort fort, wo „Neue Vahr Süd“ endete. Wir erleben Frank Lehmann, der von der Bundeswehr vorzeitig entlassen wurde, auf der Fahrt nach Berlin, um dort seinen ‚großen Bruder’ zu besuchen. Allein die Hälfte des Romans von rund 280 Seiten macht diesen ersten Tag in Berlin aus. Insgesamt spielt der Roman vom 12. bis 14. November 1980. „Auf der Suche nach seinem Bruder, dem spannungsbildenden Element der Gesamthandlung, lernt der junge Frank Lehmann eine Nische des Berliner Underground Anfang der 1980er Jahre kennen und bewegt sich in dem nur wenige Straßenzüge umfassenden Mikrokosmos der Hausbesetzer, Punks und Künstler. Auf den nächtlichen Streifzügen durch die Szenelokale mit Karl, dem Mitbewohner von Freddie, mit dem Frank Lehmann sich anfreundet, begegnen ihm immer wieder dieselben Menschen und gegen Ende des Romans hat sich Frank von seinem großen Bruder bereits emanzipiert, einen Job in der Kneipe ‚Einfall’ und ein WG-Zimmer über dieser Kneipe.“ (de.wikipedia.org)

Wer ‚Herrn Lehmann’ bereits aus den ersten beiden Büchern kennt, hat es leichter, sich in die Gedanken des Helden hineinzuversetzen, denn Regener benutzt verstärkt die ‚Wiedergabe der Bewusstseinsinhalte’ seiner Figur Lehmann als stilistisches Mittel. Und es gibt lange Gesprächspassagen zwischen den Akteuren, die die „Kommunikationsstruktur andeuten sollen, wie sie u. a. in der damaligen Hausbesetzungs- und Wohngemeinschaftsszene üblich war.“

Obwohl der spezielle Lehmann-Humor auch hier wieder zum Tragen kommt (daher liebe ich ja ‚Lehmann’), so hat mich dieser Roman doch ziemlich enttäuscht. Dabei sollte es mir eigentlich geholfen haben, dass ich ähnlich wie zu ‚Neue Vahr-Süd’ die Ostertor/Steintorszene in Bremen, auch die Szene der 80er Jahre in Berlin-Kreuzberg ansatzweise kenne (ich erinnere mich an eine Kneipe namens „Ruine“, die nicht umsonst diesen Namen trug). Aber zum einen fehlt es mir an Handlung, zum anderen verirren sich Lehmanns Gedankengänge in Welten, die ich – vielleicht aus Langeweile – nicht mehr nachvollziehen kann/will. Auch das Romanende ist etwas ‚abstrus’ (um ein beliebtes Wort dieser Tage zu verwenden), als Frank Lehmann seinen Bruder Manfred endlich findet.

Allein der Szene-Sprache wegen ist das Buch lesenswert. Aber von den drei Teilen der Lehmann-Trilogie ist es für mich der schwächste („Neue Vahr Süd“ ist der beste). Und trotzdem bin ich gewissermaßen traurig, denn mit diesem Roman endet die Trilogie. Es bleibt zwar noch die Zeit Lehmanns Aufenthalt in Berlin zwischen Ende 1980 und Sommer 1989 ‚offen’. Aber thematisch hat sich ‚Lehmann’ erledigt. Allerdings heißt es (auch in diesem Roman): Dreimal ist Bremer Recht! Und manchmal antwortet man darauf: Viermal ist auch nicht schlecht!