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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Abenteuerfahrten mit dem Metronom

Die Deiche halten längst der Elbe in Norddeutschland. Die Pegelstände sinken, der Regen hat die Deiche aber weiter aufgeweicht. Der Kampf gegen das Hochwasser geht also weiter.

Ich habe mir einmal die Pegelstände der Elbe auf pegelonline.wsv.de für drei Standpunkte angeschaut: Boizenburg/ Mecklenburg-VorpommernGeesthacht/Schleswig-Holstein und Hamburg, St. Pauli. Für Nichtnorddeutsche ist dabei der Pegelstand in Hamburg sicherlich interessant. Das Auf und Ab wird nämlich hier bereits durch die Gezeiten, also durch Flut und Ebbe maßgeblich bestimmt. Das Hochwasser, das aus dem Süden die Elbe hinabströmt, spielt hier schon fast keine Rolle mehr. Sicherlich liegt das auch an der Vertiefung der Elbe (Fahrrinnenvertiefung durch Ausbaggern) zwischen Nordsee und Hamburg. Der Pegelstand variiert in Hamburg, St. Pauli lt. nachfolgender Grafik immerhin zwischen 4 und 7,70 m.


(A) Boizenburg – (B) Geesthacht – (C) Hamburg, St. Pauli

Pegelstand Elbe bei Boizenburg 30.05.-14.06.2013
Pegelstand Elbe bei Boizenburg 30.05.-14.06.2013

Pegelstand Elbe bei Geesthacht 30.05.-14.06.2013
Pegelstand Elbe bei Geesthacht 30.05.-14.06.2013

Pegelstand Elbe bei Hamburg, St. Pauli 30.05.-14.06.2013
Pegelstand Elbe bei Hamburg, St. Pauli 30.05.-14.06.2013

Im Großen und Ganzen dürften wir hier in Hamburg, was das Hochwasser betrifft, glimpflich davon kommen. Dafür sorgen die Bahn und bei uns die Metronom-Züge für Spannung. Gestern war so ein Tag, wie ihn die Verantwortlichen der Eisenbahnunternehmen wohl nicht gern sehen (von den Fahrgästen ganz zu schweigen). Was es da an Fahrzeugstörungen, Oberleitungs- und Stellwerkstörungen gab, geht schon auf keine Kuhhaut mehr. Die Folge: Verspätungen bis zu über eine Stunde – und das im Nahverkehr. Höhepunkt war dann die „Evakuierung“ von Fahrgästen, die eigentlich nur einmal so die Strecke Hamburg-Bremen nutzen wollten. Zwischen Buchholz/Nordheide und Sprötze ging wohl gar nichts mehr. Hier gab es eine Oberleistungsstörung, die wahrscheinlich im Zusammenhang mit Bauarbeiten auf diesem Teilabschnitt zusammenhängen könnten (die „ewige Baustelle“ zwischen Hamburg und Bremen).

Ja, wer Abenteuer erleben will, muss nicht in Abenteuerurlaub fahren. Eine Fahrt mit dem Metronomzug genügt (Verpflegung für mindestens einen Tag nicht vergessen).

    Metronom – Engagiert auch bei Stillstand

Apropos Metronom bzw. Bahnfahren in Niedersachsen: Seit dem 9. Juni gilt der so genannte Niedersachsentarif. Fahrkarten können nicht mehr im Zug gelöst werden (beim Metronom hatte ich den Eindruck, also würde man das als neue Errungenschaft zu feiern haben). Damit gehört auch das unsägliche Metronom-Ticket endlich der Vergangenheit an (davon kein Wort beim Metronom). Was nun einfacher mit dem Niedersachsentarif sein soll, ist mir noch nicht so ganz klar …

So glücklich war ich noch nie

So glücklich war ich noch nie ist ein Spielfilm von Alexander Adolph aus dem Jahr 2009 mit Devid Striesow und Nadja Uhl in den Hauptrollen.

In letzter Zeit habe ich mir mehrere Filme mit den beiden Hauptdarstellern dieses Films angeschaut. Devid Striesow kennen wir neben früheren kleineren Tatort-Auftritten jetzt als Hauptkommissar Jens Stellbrink, der in Saarbrücken auf ziemlich unorthodoxe Methode die Täter verfolgt und nicht überall auf Zustimmung traf. Er war in letzter Zeit öfter in Wiederholung im Fernsehen zu sehen, u.a. als Freund meiner Tochter in der Bloch-Serie oder als Transpapa. Er zählt wie Nadja Uhl zz. zu den renommiertesten Darstellern im deutschen Film. Nadja Uhl kenne ich aus Filmen wie Männerherzen oder als Brigitte Mohnhaupt aus dem Baader-Meinhof-Komplex. Aufgefallen ist sie mir eigentlich erst so richtig in einem Fernsehfilm, dem Spreewald-Krimi Der Tote im Spreewald, in dem sie sehr beeindruckend die verletzlich wirkende Frau des ermordeten sorbischen Fährmannes spielt.

    So glücklich war ich noch nie – mit Devid Striesow und Nadja Uhl

Da mir sowohl die kauzig-schrullige Art des Devid Striesow gefällt wie auch die hohe Schauspielkunst der Nadja Uhl, habe ich geschaut, was es für Filme von den beiden gibt und bin auf den Film So glücklich war ich noch nie gestoßen, der gleich beide zeigt.


So glücklich war ich noch nie (2009)

Sein Flirt mit der Kundin einer Boutique wird dem Betrüger Frank (Devid Striesow) zum Verhängnis: Er landet hinter Gittern. Nach seiner Entlassung kommt er bei seinem Bruder (Jörg Schüttauf) unter. Durch dessen rechtschaffene Art wird er angespornt, sein Geld zur Abwechslung auf ehrliche Weise zu verdienen. Doch dann trifft er Tanja (Nadja Uhl) wieder, die Frau aus der Boutique. Für sie würde er alles tun. Dass sie als Prostituierte arbeitet, hält ihn nicht davon ab, sich in sie zu verlieben. Um sie aus dem Rotlichtmilieu zu befreien, verfällt er wieder seiner Sucht, mit wechselnden Identitäten zu spielen – doch je mehr er retten will, desto mehr verstrickt er sich in allerlei Betrügereien…

aus: filmstarts.de

Um es gleich zu sagen: Ich wurde nicht enttäuscht. Beide, Striesow wie Uhl, zeigen sich von ihrer besten Seite. So braucht der Film keine wilde Action, sondern strömt eher leise dahin. Und selbst die Nebenrollen sind hochgradig besetzt. Der Film vom modernen Felix Krull und der großherzigen Hure macht durch feinen Witz wirklich Spaß und entlarvt so nebenbei manchen liberalen Möchtegern oder spießigen Softie.

Übrigens: Die Initialen von Frank Knöpfel sollen nicht zufällig mit denen von Felix Krull übereinstimmen.

Joan Armatrading: If Women Ruled The World

Ganz so wenig Aufmerksamkeit, wie ich dachte, habe ich Joan Armatrading in meinem Blog doch nicht eingeräumt. Leider sind viele Videos in den Beiträgen nicht mehr verfügbar (oder die Links müssten erneuert werden – aber das kostet Zeit). Nun Joan Armatrading wurde Ende 1950 in Basseterre, auf der kleinen Karibikinsel Saint Kitts geboren und wuchs in Birmingham, England, auf. Für mich ist sie eine der bedeutendsten Singer-Songwriterin, wie man so sagt. Ihre Musik bewegt sich stilistisch zwischen R&B, Rock und Folk, wobei sie sich nicht scheut, Jazz oder auch Reggae einzuflechten.

    Joan Armatrading

1972 veröffentlichte die damals 21-jährige Joan Armatrading ihr erstes Album Whatever’s for us und resultiert aus einer Zusammenarbeit mit der Lyrikerin Pam Nestor. Ihr bisher letztes Album Starlight erschien im letzten Jahr.

Seit einiger Zeit bin ich nun dabei, auf dem Heimweg von der Arbeit am Nachmittag im Zug mir alle Scheiben (mit den ‚reinen’ Studioaufnahmen) von Joan Armatrading wieder einmal anzuhören. Das sind ja nicht gerade wenige. Bevor ich in den nächsten Tagen und Wochen etwas zu den einzelnen Alben erzählen werde, möchte ich heute gewissermaßen eine kurze Einleitung geben.

    Joan Armatrading

Die musikalische Entwicklung von Joan Armatrading lässt sich nach meiner Meinung in vier ‚Perioden’ einteilen. Zunächst die ersten Jahre, in denen sie ihren Stil sehr schnell gefunden und weiterentwickelt hatte. Das ist die Joan wie ich sie heute noch am liebsten mag. Denn so habe ich sie kennen gelernt. Sicherlich waren viele der Lieder noch nicht so ausgereift arrangiert. Manches klingt sogar holprig. Hätte man damals schon die technischen Mittel, diese digitale Aufnahmetechnik, gehabt, so wäre manches vielleicht einen Tick besser gelungen. Genau das macht aber den Reiz dieser Stücke aus: Es klingt alles weitaus authentischer als in der folgenden Phase. Hier die Alben der ersten Periode:

· 1972: Whatever’s for Us
· 1975: Back to the Night
· 1976: Joan Armatrading
· 1977: Show Some Emotion
· 1978: To the Limit


Joan Armatrading: Down to Zero (Album: Joan Armatrading 1976)

Die zweite Phase begann 1980 und brachte einen Wandel, der mir bis heute nicht gefällt. Joan orientierte sich mehr am Mainstream und damit an härterer Pop-Musik, die ihr dann allerdings auch eindeutig mehr Erfolg brachte. Der ‚amerikanische’ Einfluss ist dabei unverkennbar (z.B. Me Myself I wurde in den USA aufgenommen). Vieles klingt eher nach New Wave als nach Joan Armatrading. Manches Stück ist ‚überarrangiert’, mit für meinen Geschmack zu sehr schepperndem Schlagzeug und zu aufdringlicheren Keyboardpassagen belegt. Nur wenige Lieder hören sich noch nach ihr selbst an.

· 1980: Me Myself I
· 1982: Walk Under Ladders
· 1983: The Key
· 1985: Secret Secrets
· 1986: Sleight of Hand


Joan Armatrading: Drop the Pilot (Album: The Key 1983)

Die dritte Phase möchte ich mit langsam “zurück zu den Wurzeln” beschreiben. Natürlich ging das nicht in ganzen Schritten. Aber viele Stücke sind wieder Joan-like, wobei ich ihr gern eine musikalische Weiterentwicklung zugestehen muss.

· 1988: The Shouting Stage
· 1990: Hearts and Flowers
· 1992: Square the Circle
· 1995: What’s Inside


Joan Armatrading: Wrapped Around Her (Album: Square the Circle 1992)

Danach gab es eine rund acht Jahre dauernde Pause. Diese bisher letzte Phase seit 2003 zeichnet sich durch eines besonders aus: Joan arrangierte und spielte alle Instrumente (nur manchmal holte sie sich einen Schlagzeuger ins eigene Studio) ihrer Lieder selbst. Die letzten drei Alben bilden sich zu einer Trilogie: „Into the Blues“ widmet sich dem Blues, „This Charming Life“ dem Pop und Rock – und „Starlight“ ist jazz-‚zentriert’, um es einmal so zu nennen.

· 2003: Lovers Speak
· 2007: Into the Blues
· 2010: This Charming Life
· 2012: Starlight


Joan Armatrading: This Charming Life (Album: This Charming Life 2010)

Weitere Informationen zu Joan Armatrading und ihren einzelnen Alben (auch als Stream zu hören) siehe unter allmusic.com

Außerdem siehe auch Joan Armatrading bei myspace.comfacebook.com und neuerdings bei twitter.com

Blumenpracht Teil 34

Viele tausend Personen müssen ihre Häuser verlassen. Deiche, die den Wassermassen nicht mehr Stand halten. Das bisher schlimmste Hochwasser erreicht fast überall Höchstwerte und bahnt sich seinen Weg jetzt auch in Richtung Norden. Der Scheitelpunkt des Elbe-Hochwassers (siehe auch: pedelonline) steht kurz bevor. Der Schaden lässt sich noch gar nicht abschätzen. Und das Schlimme: In einigen Hochwassergebieten regnet es erneut wieder stark. Bemerkenswert ist dabei ohne Zweifel die Hilfsbereitschaft und die Solidarität der Menschen.

Wir hier zwischen Weser und Elbe in der Nordheide können da nur von Glück reden, denn bis auf den Dauerregen in der zweiten Maihälfte haben wir mit Wassermassen diesen Ausmaßes nichts zu tun. Im Gegenteil: Der viele Regen und jetzt die Tage mit viel Sonnenschein sorgen dafür, dass es in der Natur und damit auch in unserem Garten blüht und gedeiht.

Libelle im Garten

blühende Büsche in AlbinZ Garten - Juni 2013

Blumenpracht in AlbinZ Garten Juni 2013

weitere Fotos siehe Fotoalbum auf Facebook: Blumenpracht in AlbinZ Garten – Juni 2013

Martin Walser: Jenseits der Liebe

Marcel Reich-Ranicki, der bis dato einflussreichste deutschsprachige Literaturkritiker der Gegenwart (Literaturpapst) hatte den 1976 von Martin Walser verfassten Roman Jenseits der Liebe in der F.A.Z. förmlich verrissen. Unter der Überschrift ‚Jenseits der Literatur’ schrieb er: ‚Ein belangloser, ein schlechter, ein miserabler Roman. Es lohnt sich nicht, auch nur ein Kapitel, auch nur eine einzige Seite dieses Buches zu lesen’ (siehe meinen Beitrag: Zu Martin Walser (4): Tod eines Kritikers).

Ich habe das gerade einmal 150 Seiten umfassende Buch als suhrkamp taschenbuch 525 – Suhrkamp Taschenbuch Verlag – 1. Auflage 1979 vorliegen und in diesen Tagen erneut gelesen.

Im Klappentext steht hierzu:

Der Firmenrepräsentant Franz Horn, der dem Direktor Thiele und dessen Unternehmen ein höchst erfolgreicher Mitarbeiter war, begreift, daß seine Zeit vorbei ist. Thiele und der jüngere promovierte Kollege Liszt hatten es lange vorzüglich verstanden, durch ein ernsthaft freundschaftliches Verhalten von dieser Degradierung abzulenken. Genau zu jener Zeit, als es begann, mit ihm bergab zu gehen, vollzog sich auch die Trennung Horns von seiner Familie. Was in seinem Arbeitsleben an Pression erzeugt war, an Depression sich angestaut hatte, hatte sich lange genug unkontrolliert und zerstörerisch zu Hause entladen. Als Horn erfolglos von einer Geschäftsreise zurückkehrt, sieht er sich so, wie er ist: ohne glaubwürdige Beziehung zu Menschen, ohne gesellschaftlichen Rückhalt, ohne politische Überzeugung, ohne Selbstvertrauen, darum ohne Glück und Potenz – am Ende.

Walser demonstriert, was es heißt, jene Grenze zwischen Liebe und jenseits der Liebe überschritten zu haben. Er zeigt auf, daß Liebe oder der Mangel daran sich auch sozial begreifen lässt, daß Liebe einsetzbar ist, entzogen werden kann. Daß sie unter vielerlei Namen auftritt und immer ein Teil dessen ist, was uns lebensfähig macht.

    Martin Walser: Jenseits der Liebe

Um es gleich zu sagen: Die Kritik Reich-Ranickis war nicht nur nicht angemessen, sondern auch durch politische Ressentiments bestimmt. Martin Walser galt als linker Intellektueller und sollte ‚abgestraft’ werden. Denn der Roman ist äußerst politisch, geht es in ihm um eine ‚Liebe’, die als Machtinstrument eingesetzt wird. Aber es ist sicherlich auch der Stil, in dem Walser geschrieben hat und der Reich-Ranicki mit Sicherheit nicht gefallen haben dürfte. Hierzu schrieb Aurel Schmidt in der National-Zeitung Basel – und kommt damit der Sache schon deutlich näher:

„Walser schreibt eine zwingende, mitreißende Sprache, die jede Nuance, jede Schattierung, jede kleinste Veränderung, jede Einwirkung auf das Bewußtsein genau registriert … Es ist eine nervige Sprache, in der eine Fülle von Beobachtungen aufgehoben sind.“

Ja, es ist eine ‚nervige Sprache’ – denn die Erzählung in 3. Person Einzahl (‚er’) geht bald in einen inneren Monolog über (‚ich’) oder wechselt zum Pronomen ‚man’, entspricht so fast mehr noch der Erzähltechnik des stream of consciousness. So fließen Erinnerungen in die Erzählung, die den Hintergrund des Geschehens verdeutlichen. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht, denn Walser gelingt es auf unnachahmliche Weise den Leser in die Rolle des Franz Horn zu versetzen.

Der Roman ist dabei durchaus aktuell angesichts der Tatsache, dass heute immer mehr Menschen am Burnout-Syndrom erkranken, also besonders emotional erschöpft sind. Franz Horn versucht sich am Ende durch Tabletten selbst zu töten. Das gelingt nicht … Das führte dazu, dass Martin Walser auch diesen Romanunhelden noch einmal in ‚den Ring’ schickte. Sechs Jahre später, 1982, sehen wir die Protagonisten Horn, Thiele und Liszt im Roman Brief an Lord Liszt wieder miteinander kämpfen.


Ravensburg, Galgenhalde

‚Jenseits der Liebe’ spielt übrigens in Ravensburg. Franz Horn lebt in einer Straße namens Galgenhalde, was schon viel besagt.

Heute Ruhetag (37): William Shakespeare – Ein Sommernachtstraum

Er gilt als der Lyriker aller Lyriker, als Dramatiker schlechthin. Wer sich halbwegs für Literatur interessiert, kommt an ihm nicht vorbei: William Shakespeare. 1564 in Stratford-upon-Avon geboren und dort 1616 gestorben. Seine Komödien und Tragödien gehören zu den bedeutendsten und am meisten aufgeführten und verfilmten Bühnenstücken der Weltliteratur. Sein überliefertes Gesamtwerk umfasst 38 Dramen, außerdem Versdichtungen, darunter einen Zyklus von 154 Sonetten.

Die Komödie Ein Sommernachtstraum oder Ein Mittsommernachtstraum (engl. A Midsummer Night’s Dream) wurde 1595 oder 1596 von William Shakespeare geschrieben und vor 1600 uraufgeführt (gedruckt 1600). Das Stück ist eines der meistgespielten Shakespeare-Stücke. In den englischsprachigen Ländern ist der Sommernachtstraum ein Klassiker für Schul- und Laientheaterinszenierungen.

Das Stück beginnt in Athen. Theseus, Herzog von Athen, und Hippolyta, Königin der Amazonen, wollen heiraten. Da erscheint Egeus, ein Athener, gefolgt von seiner Tochter Hermia und dem jungen Athener Lysander, die ein Liebespaar sind. Egeus jedoch hält Demetrius für die bessere Wahl. Dieser ist vernarrt in Hermias Schönheit und hat bei Egeus auch schon um ihre Hand angehalten. Davor hatte er sich aber bereits mit Helena, einer Freundin Hermias, verlobt. Egeus verlangt, dass Hermia bestraft werde, wenn sie seiner Forderung, Demetrius zu heiraten, nicht entspreche. Theseus erklärt, sollte sich Hermia weiterhin nicht dem Willen des Vaters fügen, müsse sie den Rest ihres Lebens in einem Nonnenkloster verbringen oder sterben.

Spätere Szenen spielen im Wald: Der Feenkönig Oberon und seine Gattin zürnen miteinander, leben voneinander getrennt, aber doch in ein und demselben Wald in der Nähe von Athen. In diesen Wald kommen zwei Liebespaare: Helena, die den Demetrius, Demetrius, der die Hermia, Hermia, die den Lysander, Lysander, der die Helena liebt. Oberon erbarmt sich der Liebenden und lässt durch einen Diener Puck, auch Robin Gutfreund genannt – nachdem dieser durch Schelmerei zuerst das Blatt gewendet und neue Verwirrungen angerichtet hat – durch einen Zaubersaft das Gleichgewicht herstellen. (Quelle u.a. klassiker-der-weltliteratur.de)

Literaturinteressierten dürfte die Figur des Handwerkers Zettel vielleicht bekannt sein, gab dieser dem 1970 erschienenen Monumentalwerk des Dichters Arno Schmidt den Titel: Zettel’s Traum. Oberon benützt den einfältigen Zettel, seiner Gemahlin einen Streich zu spielen. Er lässt auf Titanias Augen von einem Liebeszaubersaft tröpfeln, und so hält die Feenkönigin den mit einem Eselskopf versehenen Zettel für einen Liebesgott.

Heute Ruhetag = Lesetag!

Ein Sommernachtstraum

Hippolyta (Königin der Amazonen, mit Theseus verlob).
Was diese Liebenden erzählen, mein Gemahl,
Ist wundervoll.

Theseus (Herzog von Athen).
Mehr wundervoll wie wahr.
Ich glaubte nie an diese Feenpossen
Und Fabelein. Verliebte und Verrückte
Sind beide von so brausendem Gehirn,
So bildungsreicher Phantasie, die wahrnimmt,
Was nie die kühlere Vernunft begreift.
Wahnwitzige, Poeten und Verliebte
Bestehn aus Einbildung. Der eine sieht
Mehr Teufel, als die weite Hölle faßt:
Der Tolle nämlich; der Verliebte sieht,
Nicht minder irr, die Schönheit Helenas
Auf einer äthiopisch braunen Stirn.
Des Dichters Aug, in schönem Wahnsinn rollend,
Blitzt auf zum Himmel, blitzt zur Erd hinab,
Und wie die schwangre Phantasie Gebilde
Von unbekannten Dingen ausgebiert,
Gestaltet sie des Dichters Kiel, benennt
Das luftge Nichts und gibt ihm festen Wohnsitz.
So gaukelt die gewaltge Einbildung;
Empfindet sie nur irgend eine Freude,
Sie ahnet einen Bringer dieser Freude;
Und in der Nacht, wenn uns ein Graun befällt,
Wie leicht, daß man den Busch für einen Bären hält!

Hippolyta.
Doch diese ganze Nachtbegebenheit
Und ihrer aller Sinn, zugleich verwandelt,
Bezeugen mehr als Spiel der Einbildung:
Es wird daraus ein Ganzes voll Bestand,
Doch seltsam immer noch und wundervoll.

aus: Fünfter Aufzug – Erste Szene: Ein Zimmer im Palast des Theseus

    Ein Sommernachtstraum – Oberon und Titania

William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum

Sprachen in Gefahr

„Manuel Segovia lebt in einem kleinen Dorf im mexikanischen Bundesstaat Tabasco. Seine Muttersprache ist Ayapaneco, eine alte regionale Sprache. Doch mit dem einzigen Menschen, der außer ihm noch Ayapaneco spricht, hat sich Segovia überworfen. Die beiden alten Männer leben nur fünfhundert Meter entfernt im selben Dorf. Doch seit Jahren haben sie miteinander kein Wort mehr gesprochen.“ (Quelle: zdf.de – von Alfred Krüger)

Sprachen und Dialekte haben es mir angetan. Nicht umsonst komme ich immer wieder auf dieses Thema in diesem Blog zurück. Ja, ich liebe diese sprachliche wie kulturelle Vielfalt und empfinde es als schmerzlich, wenn z:B. auch im Zuge der Globalisierung Sprachen und damit kulturelle Identifizierungen verloren gehen. In meinem Beitrag Bedrohte Sprachen in Deutschland habe ich beschrieben, dass solches auch vor unserer Haustür geschieht. Bleiben uns am Ende wirklich nur noch die rund 20 Großsprachen (wie Chinesisch, Englisch, Spanisch oder Portugiesisch)?

„Statistisch gesehen stirbt alle vierzehn Tage eine Sprache, hat die US-amerikanische National Geographic Society errechnet. Besonders gefährdet seien die Sprachen kleiner ethnischer Gruppen in Lateinamerika und in der asiatisch-pazifischen Region, heißt es im UNESCO-Atlas der bedrohten Sprachen. Aber auch in Deutschland seien dreizehn Minderheiten- und Regionalsprachen gefährdet – darunter Plattdeutsch, Nordfriesisch und Sorbisch.“

„Linguisten und Ethnologen bemühen sich weltweit, gefährdete Sprachen für die Nachwelt zu retten – so etwa im Rahmen der Förderinitiative ‚Dokumentation bedrohter Sprachen’ (DobeS), einer Art digitaler Arche Noah für bedrohte Sprachen.“

„Über einhundert gefährdete Sprachen hat DobeS bisher für die Nachwelt dokumentiert – schriftlich sowie als Audio- und Videodateien. Das digitale Archiv der Initiative befindet sich im Max-Planck-Institut für Psycholinguistik im niederländischen Nimwegen. Über die Projektwebseite ist diese Arche Noah für bedrohte Sprachen für alle Interessierten zugänglich.“

Endangered Languages – Bedrohte Sprachen

„Es gibt eine Reihe weiterer Projekte wie zum Beispiel das Enduring Voices Project (noch nicht sehr weit gediehen) der US-amerikanischen National Geographic Society“

„Auch das Suchmaschinenunternehmen Google betreibt eine Arche Noah für bedrohte Sprachen. Auf der Webseite Endangered Languages werden zurzeit mehr als 3.000 Sprachen mit Sprachbeispielen oder Videos dokumentiert (ist auch noch stark rudimentär und auch fehlerbehaftet). Auf einer Weltkarte wird angezeigt, welche Sprachen in welchen Ländern zurzeit akut bedroht sind.“

Übrigens: „Mindestens 21 europäische Sprachen – darunter Isländisch, Litauisch und Maltesisch – seien vom digitalen Aussterben bedroht, so das Ergebnis einer groß angelegten Untersuchung aus dem vergangenen Jahr.“

Martin Walser und der Tatort

Bevor ich hier meine „Zu Martin Walser“-Reihe fortsetze, heute nur ein kurzer TV-Tipp. Am 9. Jul. 1989 wurde in der ARD als 220. Folge der Tatort-Fernsehreihe ein Kriminalfilm ausgestrahlt, für den neben Asta Scheib auch Martin Walser als Autor verantwortlich zeichnete. Es war eine Folge des NDR mit Stoever (Manfred Krug) und Brockmöller (Charles Brauer) als Ermittler. Die Folge heißt: Armer Nanosh. Morgen am Samstag, 08. Juni 2013 wird diese Folge auf NDR3 von 21:45 bis 23:25 Uhr [VPS 21:45] wiederholt.

©NDR - Das Liebesverhältnis zwischen der Malerin Ragna Juhl (Renate Krößner) und Nanosh (Juraj Kukura) ist von Leidenschaft ebenso bestimmt wie von Eifersucht

„Hauptkommissare Paul Stoever und Peter Brockmüller sind auf der Suche nach dem Mörder der Malerin Ragna Juhl. Verdacht fällt auf Valentin Sander, einen angesehenen Bürger und Kaufhauseigentümer, und seinen Sohn Georg, die beide die Malerin liebten. Valentin Sander ist seit der Tat verschwunden. Die Herkunft des Verdächtigen rückt in den Mittelpunkt: Valentin war Sinti unter dem Namen Nanosh Steinberger, bevor er von dem reichen Kaufmann Sander adoptiert und damit vor der Deportation der Nationalsozialisten gerettet wurde. Sein leiblicher Onkel Yanko will immer noch, dass er Sinti bleibt und die Sippe übernimmt.“ (Quelle: ndr.de/fernsehen)


Ausschnitt aus: Tatort 220 – Armer Nanosh (Stoever und Brockmöller – NDR)

Ach ja: In der Rolle des Täters (?) sehen wir Edgar Selge, verheiratet mit der Schauspielerin Franziska Walser, die älteste der vier Walser-Töchter – beide sind die Eltern von Jakob Walser, ebenfalls Schauspieler.

Ich erinnere mich zwar nur dunkel, habe aber die Folge seinerzeit gesehen. Und da ich zz. voll im „Martin Walser-Rausch“ zu sein scheine, werde ich mir die Folge (wenn nichts zeitlich dazwischenkommt) mit Sicherheit anschauen. Vielleicht schaut ja auch einer von euch diesen Tatort. Er ist nicht einer der besten Tatorte (auch nicht der von Stoever und Brockmüller, den sangesfrohen Kriminalbeamten), aber trotzdem sehenswert. „Zu Martin Walser“ und seinen Kriminalromanen/-hörspielen später mit Sicherheit noch etwas mehr.

Zu Martin Walser (4): Tod eines Kritikers

Walser ist ein Differenzierungskünstler der Innenwelten. Weil er sich offenbart, ist er so leicht angreifbar.“ So heißt es auf Seite 520 in Jörg Magenaus Martin Walser-Biographie (Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg, rororo 24772 – aktualisierte und erweiterte Neuausgabe, Oktober 2008). In seiner Dankesrede Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels am 11. Oktober 1998 in der Frankfurter Paulskirche, in der er eine „Instrumentalisierung des Holocaust“ ablehnte, hatte sich Martin Walser auf diese Weise angreifbar gemacht und musste sich den Vorwurf des Antisemitismus gefallen lassen.

    Jörg Magenau: Martin Walser - eine Biographie

2002 erschien Walsers Roman Tod eines Kritikers. Als Vorbild der Figur André Ehrl-König, des von der Bildfläche verschwundenen Starkritikers, gilt gemeinhin Marcel Reich-Ranicki, der einflussreichste deutschsprachige Literaturkritiker der Gegenwart (Literaturpapst). Bereits 1977 publizierte Martin Walser in DIE ZEIT (25. März 1977) seine Polemik „Über Päpste“ gegen eine sich päpstlich-unfehlbar gerierende Literaturkritik, meinte damit aber hauptsächlich Reich-Ranicki. Und in seinem Roman „Ohne einander“, erschienen 1993, hatte Walser einen Literaturkritiker namens Willi André König eingeführt, der „in der Branche Erlkönig genannt wurde.“

„Noch bevor der Roman anderen Rezensenten zugänglich, geschweige denn im Buchhandel erhältlich war, hatte die FAZ das unredigierte Manuskript zur Prüfung für einen Vorabdruck erhalten. In seinem offenen Brief an Walser lehnte der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher eine Vorveröffentlichung in seiner Zeitung aber ab und machte damit den Inhalt des Werkes öffentlich. Schirrmacher, der 1998 bei der Verleihung des Friedenspreises an Martin Walser noch die Laudatio gehalten hatte, nannte in seinem Artikel den Roman eine zwanghaft aus Verbitterung geborene Abrechnung Walsers mit seinem langjährigen Kritiker Marcel Reich-Ranicki. Als Thema des Buches sah Schirrmacher schlicht den ‚Mord an einem Juden’.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

Es entbrannte wieder eine Antisemitismus-Diskussion, denn Marcel Reich-Ranicki ist Jude. Man warf Walser vor, sein „Roman bediene sich bei der Beschreibung Ehrl-Königs durchgängig historischer Chiffren und antisemitischer Klischees.“ Das ging dann sogar soweit, dass man Walser vorwarf, „die Propagierung von ‚Judenhass’ jahrelang vorbereitet zu haben“. Dazu kamen ressentimentgeladene öffentliche Äußerungen Walsers: „In unserem Verhältnis ist er der Täter und ich bin das Opfer“, sagte er 1998 beispielsweise über Reich-Ranicki. „Jeder Autor, den er so behandelt, könnte zu ihm sagen: Herr Reich-Ranicki, in unserem Verhältnis bin ich der Jude.“ („Süddeutsche Zeitung“ v. 19./20. September 1998).

Es ist sicherlich richtig, dass Martin Walser „mit seinem Roman jahrzehntelange Demütigungen [bearbeitete]. Was sich so lange angestaut hatte, musste nun als Wut heraus. Das war eine Notwendigkeit, ein therapeutischer Akt und dann erst, in einem zweiten Schritt, literarischer Gestaltungswille. Als er vollbracht war, fühlte Walser sich ‚so unabhängig wie noch nie’ und behauptete tapfer, über kein Buch so froh gewesen zu sein wie über dieses.“ (S. 528 der Biografie).

Gehen wir ins Jahr 1976 zurück. Walser hatte seinen kleinen Roman „Jenseits der Liebe“ veröffentlicht. „Am 27. März kaufte er sich auf dem Weg nach Frankfurt am Bahnhof die F.A.Z. und fand darin Marcel Reich-Ranickis Rezension, die mit den Sätzen begann: ‚Ein belangloser, ein schlechter, ein miserabler Roman. Es lohnt sich nicht, auch nur ein Kapitel, auch nur eine einzige Seite dieses Buches zu lesen’. Schon die Überschrift – ‚Jenseits der Literatur’ – gab kund, daß es Reich-Ranicki eher um eine Exkommunizierung als um sachliche Kritik zu tun war. […] Vom einstigen Talent sei nichts übriggeblieben als Sterilität, Geschwätzigkeit und eine saft- und kraftlose Diktion. Ja, er diagnostizierte geradezu eine Verbalinkontinenz, wenn er dem Autor vorwarf, ‚Die Worte nicht mehr halten’ zu können.“ (S. 343)

Dem nächsten Werk Walsers, der Novelle Ein fliehendes Pferd (1978), war dann Reich-Ranicki dann schon wieder eher wohlgesonnen: Walser habe „offenbar nicht mehr den Ehrgeiz, mit der Dichtung die Welt zu verändern. Er will nur ein Stück dieser Welt zeigen. Mehr sollte man von Literatur nicht erwarten.“ (Marcel Reich-Ranicki: Martin Walsers Rückkehr zu sich selbst. In: FAZ, 4. März 1978). Aber nichts anderes wollte Walser schon mit seinem Roman „Jenseits der Liebe“. Reich-Ranicki wertete nicht Literatur, sondern die Gesinnung des Schriftstellers.

Sinngemäß äußerte sich Reich-Ranicki einmal so: Schriftsteller sollten froh sein, wenn er sie rezensiere. Lobt er ein Buch, so dürfte es 100.000 Leser finden. Bei einem Verriss sind es dann immer noch 20.000.

Kein Wunder, wenn sich Martin Walser eines Tages dieser Gestalt eines machtbesessen „Großkaspars“ annahm, der nach Meinung vieler Literaturkenner keine seriöse Literaturkritik betreibt, sondern Selbstinszenierung auf Kosten der Schriftsteller. Es ging für Walser aber um mehr, nämlich vor allem um die Schilderung der Machtverhältnisse im Literaturbetrieb insgesamt – und die Mechanismen, die ihn im Innersten zusammenhalten. Das Ergebnis ist der Roman ‚Tod einer Kritikers’.

Dabei „glaubte [Walser], keine ‚Abrechnung’ und schon gar keine ‚Exekution’ geschrieben zu haben, wie Kritiker ihm vorhielten, sondern auch eine versteckte Liebeserklärung.“ (S. 528 der Biografie) – „Er hatte ja sogar – davon war er überzeugt – Reich-Ranicki in der Figur des André Ehrl-König schöner, witziger, größer, souveräner gemacht, als er wirklich war. Bloß daß ihm das niemand abnehmen wollte.“ (S. 543)

Und: „Das Buch ist nicht antisemitisch, sondern handelt davon, wie Antisemitismus zum Medienthema wird.“ (S. 530) Aber das erkannten nur die wenigsten. „‚So leidenschaftlich geht die Suche nach verdächtigen Stellen mittlerweile voran, daß jeder, der keine Passage mit ‚antisemitischen Klischees’ finden kann, sich selbst des Antisemitismus verdächtig macht’, beschrieb Thomas Steinfeld in der Süddeutschen Zeitung die Atmosphäre.“ (S. 522)

„Reich-Ranicki […] behauptete allen Ernstes, in ‚Tod eines Kritikers’ werde nach ‚dem Vorbild des ‚Stürmers’ ‚gegen Juden gehetzt’. ‚Der Autor vom Bodensee’ [wie er Walser jetzt nur noch nannte] kann sich nicht damit abfinden, daß ich noch lebe und arbeite. Er kann sich ja ausrechnen, daß das nicht mehr lange dauern wird. Aber er ist auf grausame Weise ungeduldig.’ Angst habe er, sagte der wortgewaltige Kritiker, als müsse er tatsächlich um sein Leben fürchten.“ (S. 537)

Interessant dabei ist, dass die öffentliche Diskussion über Walsers Werk in vielen Punkten dem Drehbuch des Romans folgte, weswegen dieser aus heutiger Sicht, wie schon Sigrid Löffler bemerkte, „gnadenlos klug und fast prophetisch“ wirkt. Oder wie es in der Walser-Biografie heißt: „Schirrmacher […] schrieb: ‚Es geht hier nicht um die Ermordung des Kritikers als Kritiker (…). Es geht um den Mord an einem Juden.’ Auch diesen unerhörten Vorwurf mußte er nur aus Walsers Roman abschreiben. ‚Das Thema war jetzt, daß Hans Lach einen Juden getötet hatte’, heißt es da. Walser schildert an dieser Stelle die Funktionsweise der Medien, die in ihrer Aufmerksamkeitskonkurrenz stets auf den größtmöglichen Skandal aus sind. Der größtmögliche Skandal aber ist der Antisemitismus. ‚Erst jetzt hatten die Medien ihr Saisonthema gefunden’, heißt es im Roman, der als Farce vorwegnahm, was in der Wirklichkeit als Tragödie folgte. Erstaunlich wie präzise die medialen Nachspieler sich an das Drehbuch hielten. Walser hätte sich über seine prognostische Präzision freuen können, wenn sie ihn nicht selbst getroffen hätte.“ (S. 531)

siehe hierzu auch: Das vermeintliche Skandalbuch

Nun auch diesen ‚Skandal’ hat Martin Walser überlebt. Ich hatte damals das Buch gelesen und konnte der Anschuldigungen wegen nur den Kopf schütteln. Natürlich brannte Walser einiges auf der Seele. Und was macht man als Schriftsteller, man schreibt es sich von dieser. Aber es ist kein Roman aus dem Affekt heraus. Walser hat sicherlich lange recherchiert und alles von Belang gesammelt. Und natürlich war da die Lichtgestalt Reich-Ranickis ein ‚gefundenes Fressen’.

Gegenüber Biografien bin ich immer etwas skeptisch. Aber die Martin Walser-Biographie von Jörg Magenau kann ich jedem nur wärmstens empfehlen, der sich wenigstens etwas für Walser interessiert. Inzwischen ist diese Biografie zu einer Art Standardwerk für den ‚Autor vom Bodensee’ geworden, auch wenn Walser auf Magenaus Rückfrage behauptete: „Ihr Buch ist interessant zu lesen, aber ich bin das nicht!“.

siehe auch:
Zu Martin Walser (1): Ich bin nicht Walser
Zu Martin Walser (2): Links und DKP-nah

Martin Walser: Ein fliehendes Pferd – der Film

Stellt euch vor, ihr seid im Urlaub am Bodensee (oder in den Alpen, z.B. in Grainau, oder an Ost- oder Nordsee, vielleicht auch am Scharmützelsee in Bad Saarow – wo auch immer) und werdet von einem euch zunächst Unbekannten angesprochen. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen alten Schul- und/oder Studienkamerad handelt. Eigentlich wollte man in Ruhe einmal lesen, sich entspannen, einfach Ruhe haben. Und jetzt das! Der alte Schulkamerad erweist sich als „gleichermaßen besessen von Fitness wie gesunder Ernährung. Er ist verheiratet mit der deutlich jüngeren Helene. Sogleich wärmt er Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit mit Helmut auf, was dieser, in seinem Bestreben von der Welt verkannt zu werden, nur mit Unbehagen über sich ergehen lässt. Gegen seinen Willen treffen sich die Paare zu weiteren Freizeitaktivitäten. Dabei polemisiert Klaus Buch aus der scheinbar überlegenen Warte des geistig und sexuell befreiten Erfolgsmenschen gegen das verklemmte und spießige Kleinbürgertum, während sich Helmut mit der Verteidigung seiner Lebensweise in die Defensive gedrängt sieht.“ (Quelle: de.wikipedia.org).

Helmut Halm, der Antiheld aus Martin Walsers Novelle Ein fliehendes Pferd, ist sichtlich pikiert, besonders als jener Klaus Buch peinliche Jugenderinnerungen ausbreitet. Lieber möchte sich Helmut „klammheimlich aus dem Staub machen, doch Sabine, die unter Helmuts geschwundenem Interesse an ihr und unter dem all zu ruhigen Eheleben leidet, ist der Abwechslung und dem Kontakt zum prahlerischen und lebenslustigen Klaus nicht abgeneigt.“ Und die ungezwungen zur Schau gestellte Erotik Helenes erregt und geniert ihn gleichermaßen.


Martin Walser: ein fliehendes Pferd – Filmvergleich 1985 – 2007

Die Novelle wurde 1985 in der Regie von Peter Beauvais und nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf fürs Fernsehen verfilmt. Darsteller warem Vadim Glowna, Rosel Zech, Dietmar Mues und Marita Marschall. 2007 gab es eine eine Neuverfilmung: Ein fliehendes Pferd unter der Regie von Rainer Kaufmann mit Ulrich Noethen als Helmut, Ulrich Tukur als Klaus, Katja Riemann als Sabine und Petra Schmidt-Schaller als Hel. Die Novelle wurde diesmal wesentlich freier als die erste Verfilmung in die Gegenwart übertragen. Dabei legte der Film seinen Fokus auf eine unterhaltende Beziehungskomödie. Als mehr Mainstream als Walser.

    Ein fliehendes Pferd - Filmplakat

Ich kann mich noch dunkel an die erste Verfilmung erinnern. Vadim Glowna hat mir als Schauspieler immer schon sehr gut gefallen. Der Film war den 80er Jahren zeitgemäß, auch wenn Martin Walser selbst den Film im Nachhinein als „Katastrophe“ empfand, die „nur die Novelle geplündert“ habe. Es ist immer etwas problematisch, Romane oder Novellen zu verfilmen. Anders mit der Neuverfilmung: Diesmal war Walser mit dem Ergebnis zufrieden: „Es ist ein Filmkunstwerk der eigenen Art, keine Verfilmung.“


Martin Walser: ein fliehendes Pferd – Trailer 2007

Witzig der Hinweis am Schluss des Trailers: Das Buch ist ab jetzt im Handel erhältlich! Natürlich war die Novelle (wenn auch in anderer Aufmachung) bereits seit 1978 erhältlich und mauserte sich im Laufe der Jahre zu einem Bestseller mit einer Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren.

Zum Film zurück: Ich habe ihn mir ‚endlich’ in diesen Tagen abgeschaut. Sicherlich ist es keine Filmsensation. Immerhin lassen sich die Romanfiguren auch im Film wiedererkennen, was mir besonders bei den männlichen Rollen gefällt: Ulrich Noethen als Helmut ist der durchaus nörglerische, sicherlich nicht immer zufriedene Typ, der einen Zustand von Ruhe und Unbeweglichkeit angenommen hat, den er immerhin zu genießen weiß. Nur ganz so spießig ist er eigentlich nicht. Auch wenn es andere anders sehen, aber Helmut ist mir der sympathischere Mensch, vielleicht weil ich mich in gewisser Weise in ihm erkenne. Auch Ulrich Tukur als Klaus trifft durchaus seine Rolle. Ich mag diesen überdrehten Klaus genauso wenig wie Helmut. In der Novelle „enthüllt Helene die Verlogenheit ihres Lebens an dessen Seite: Klaus war von Selbstzweifeln zerfressen, glaubte nicht an seine Fähigkeiten als Journalist, sah sich als Versager.“ Der Film lässt dies aus.

Etwas nervig fand ich die Filmmusik, einen leichten Jazz mit dem „Flair der 60er-Jahre-Softpornomusik“. Nun ja … Ansonsten empfand ich den Film als Einladung zu einem Urlaub am Bodensee. Soweit haben mich meine Füße bisher noch nicht getragen. Was nicht ist, kann aber ja noch werden.

Werder ist Deutscher Meister 2013 – im Tischtennis

Okay, im Fußball konnte der SV Werder Bremen dieses Jahr wirklich nicht glänzen. Dafür hat aber die Tischtennis-Abteilung das Unglaubliche geschafft – die Herren-Mannschaft ist Deutscher Meister 2013 geworden:

Werder Bremen ist Deutscher Tischtennis-Meister! Mit einem überragendem 3:0 schlagen die Grün-Weißen den TTF Liebherr Ochsenhausen in der Frankfurter Fraport-Arena. Die drei durch hochklassige Leistungen herausgespielten Punkte lieferten Chih-Yuan Chuang, Adrian Crisan und Constantin Cioti.

    SV Werder Bremen: Deutscher Meister 2013 im Tischtennis

Die etwa 2.500 Augenzeugen waren sich einig, dass mit Werder Bremen ein würdiger Nachfolger für Borussia Düsseldorf gefunden war, mit fantastischen Einzelkönnern und einer überragenden Teamleistung holen die Bremer die Trophäe somit nach Bremen. (Quelle: werder.de)

Zuletzt wurde Werder Bremen 2004 Deutscher Meister im Fußball (bei den Herren). 2005 folgte dann ein weiterer Deutscher Meister-Titel – allerdings damals im Schach. Werder Bremen ist also nicht nur Fußball. Auch in anderen Sportarten bietet der Verein aus Bremen glänzende Leistungen.