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Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Literaturnobelpreis 2017 für Kazuo Ishiguro

    Ich füllte meine Kaffeetasse beinahe bis zum Rand. Dann machte ich mich, die Tasse vorsichtig in der einen, meinen großzügig beladenen Teller in der anderen Hand balancierend, auf den Weg zurück zu meinem Platz.
    Kazuo Ishiguro: Die Ungetrösteten (letzter Satz des Romans)

Vor 16 Jahren, 2001, hatte ich mir einen Roman von Kazuo Ishiguro gekauft: Die Ungetrösteten. in der Übersetzung von Isabell Lorenz – 1. Auflage September 1996 – Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg. Bis in der Herbst hinein hatte ich dann das rund 730 Seiten umfassende Werk gelesen:

Müde und erschöpft betritt der berühmte Pianist Ryder nach einem anstrengenden Flug sein Hotel. Am liebsten möchte er sich in den drei Tagen bis zu seinem großen Konzert einfach nur entspannen. Aber schon in der Lobby wird er von Menschen bedrängt, die ihn um den einen oder anderen Gefallen bitten: Hoffman, der Hotelmanager, fragt, ob Ryder sich nicht einmal die Musikaliensammlung seiner Frau ansehen könnte, die ihr ganzer Stolz ist. Stephan, Hofmmans Sohn, möchte ein fachmännisches Urteil über seine Klavierkünste. Der alte Page Gustav bittet Ryder, zwischen ihm und seiner Tochter Sophie zu vermitteln, mit der er seit Jahren nur noch über seinen kleinen Enkel Boris Kontakt hat.

Geschmeichelt begibt sich Ryder in ein nahe gelegenes Café, um dort mit Sophie und Boris zu reden. Zu seiner Verblüffung begrüßen ihn die beiden wie einen intimen Freund – und er ist sich plötzlich selbst nicht mehr sicher, ob man sich vielleicht tatsächlich von früher kennt.

Als Ryder verwirrt das Café verläßt, weiß er aus einmal nicht mehr, wo er sich befindet. Er glaubt zu träumen oder gar den Verstand zu verlieren, denn rätselhafte Mächte nehmen sein Schicksal in die Hand und schicken ihn auf eine Reise durch die Stadt so unüberschaubar und voller Sackgassen wie ein Labyrinth. Wie durch Geisterhand hetzt es ihn von hier nach da, mysteriöse Figuren kreuzen seinen Weg: Bekannte und Freunde, Lebende und Totgeglaubte, sie alle Ungetröstete, die sich von ihm als Künstler Hilfe oder gar Erlösung erhoffen – wie die Frau, die ihn bittet, auf der Beerdigung eines Hundes Klavier zu spielen, oder der alkoholabhänige Dirigent Leo Brodsky, der von Ryder verlangt, daß er seine ehemalige Geliebte wieder für ihn zurückerobert. Am Abend von Ryders Konzert kommen schließlich die Schicksale aller zusammen, und der große Pianist muß bitter erfahren, wie schnell gute Taten plötzlich vergessen sein können. (aus dem Klappentext)

„‚Die Ungetrösteten‘ ist ein Meisterwerk, anspruchsvoll und von außerordentlicher Originalität, nicht nur, weil die Idee so meisterhaft ausgeführt ist, sondern in erster Linie, weil dieser Roman Grundlegendes über die menschliche Seele erzählt.“ („The Times“)

    Kazuo Ishiguro (2005)

Kazuo Ishiguro wurde 1954 in Nagasaki geboren. Er ist also mein Jahrgang. Mit fünf Jahren kam er mit seiner Familie nach England. Ishiguro studierte Amglistik und Philosopie und lebt heute als freier Schriftstelle in London. Sein Roman „Was vom Tage übrigblieb“ wurde 1993 von James Ivory verfilmt. Sein 2005 erschienener Roman Alles, was wir geben mussten über menschliche Klone als Organspender bzw. „Ersatzteillager“ galt für viele Kritiker als die wichtigste Erzählung des Jahres 2005. So schreibe Ishiguro gegenwärtig das vielleicht schönste Englisch. Der Roman wurde 2010 unter der Regie von Mark Romanek und mit Carey Mulligan, Andrew Garfield und Keira Knightley in den Hauptrollen verfilmt. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich den Film mit meiner Familie gesehen.

In der letzten Woche wurde nun Ishiguro den Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Die Schwedische Akademie würdigte ihn als einen Schriftsteller, „der in Romanen von starker emotionaler Wirkung den Abgrund in unserer vermeintlichen Verbundenheit mit der Welt aufgedeckt hat“

Es mag ein gewisses Gespür sein, das ich für hervorragende Literatur habe, bevor es z.B. durch eine Preisverleihung wie den Literaturnobelpreis gewürdig wird. Lange vor der Vergabe dieses nach wie vor wohl bedeutendsten Literaturpreises hatte ich Autoren wie den Ägypter Nagib Machfus, Jean-Marie Gustave Le Clézio oder den Peruaner Mario Vargas Llosa, übrigens einer meiner Lieblingsautoren, gelesen. Und Kazuo Ishiguro schließt in gewisser Hinsicht diesen Kreis. Vielleicht erlangt in den nächsten Jahren auch ein gewisser Javier Marías diese Ehre (nur so als kleiner Tipp von mir).

Ishiguros Roman „Die Ungetrösteten“ steht übrigens in dem Bücherregal am Kopfende meines Bettes. Dort befinden sich Bücher, die ich in der nächsten Zeit (erneut) zu lesen gedenke. Vielleicht war das ja ein gutes Omen, denn Ishiguro galt schon viele Jahre als Anwärter auf den Nobelpreis für Literatur.

Eine halbe Woche Stillstand

Am Donnerstag war ich kurz nach 12 Uhr zur Mittagspause hinausgegangen, um Kleinigkeiten einzukaufen. Es regnete noch leicht und es wehte ein leichter Wind. Nach mir ging dann mein Arbeitskollege hinaus und hatte Glück, als ihn ein herabstürzender Ast nur leicht streifte. Orkan Xavier war wie aus dem Nichts aufgezogen und sorgte innerhalb kürzester Zeit für ein Verkehrschaos durch unzählig umgestürzte Bäume, die auf Straßen, Oberleitungen und Gleise der Bahn fielen. Und das gerade drei Wochen nachdem das Sturmtief Sebastian über Norddeutschland fegte und den Bahnverkehr rund um Hamburg total zum Erliegen brachte.

Da die Bahn und hier besonders die Eisenbahngesellschaft Metronom sicherlich auch weiterhin keinen Norfallplan vorweisen konnte, hatte ich mir einen eigenen Plan zurechtgelegt. Bis Harburg mit der S-Bahn, von dort mit einem Bus Richtung Klecken oder Buchholz. Umstieg in Nenndort in einen Bus, der von den Aibus-Werken kommt und fast vor meiner Haustüre hält.

Leider beinhaltet dieser Plan die S-Bahn-Fahrt bis Harburg (mit Bussen geht es zwar auch, aber mit zweimal Umsteigen dauert das dann rund eine Stunde). Aber diesmal war auch der S-Bahnverkehr eingestellt. Selbst die U-Bahn fuhr auf lange Dauer nicht, so auch die U2, die vor Jungfernstieg auf unbestimmte Dauer (wie es so schön heißt) den Betrieb einstellte. Dort gab es einen Feuerwehreinsatz. Der Feueralarm stellte sich dann später als Fehlalarm heraus. Auch das noch!

Um es kurz zu machen: Stunden später fuhr dann doch wieder die S-Bahn und in Harburg holte mich mein Sohn mit dem Auto ab (Plan B). Kurz vor 14 Uhr 30 hatte ich Feierabend gemacht – und gegen 19 Uhr 30 war ich dann endlich zu Hause.

    Metronom – Engagiert auch bei Stillstand

Orkan Xavier muss derart schlimm bewütet haben – es gab sogar einige Tote -, dass selbst heute noch kein normaler Bahnverkehr auf der Strecke Hamburg – Bremen möglich ist. Immerhin fahren zwischen Rotenburg (über Tostedt) und Hamburg wenigstens stündlich Züge.

Allerdings ist die Inforamtionspolitik des Metronoms eine Katastrophe: Die Metronom-App zeigte heute Morgen eigentlich gar nichts Konkretes an. Auch die Website meldete nichts Genaues (Welcher Zug fährt nun und welcher nicht?!). Da waren die Infos über die Deutsche Bahn (Website und App) schon besser. Die Mitarbeiter des Metronoms haben so früh am Tag noch den Schlaf der Gerechten gehalten (oder sind mangels Zugverkehr nicht zur Arbeit gelangt).

Immerhin in einer Sache ist die Metronom-Leitung wach geworden und fordert die Einrichtung eines runden Tisches „Grünschnitt“.

Kaum ziehen die alljährlichen Herbststürme auf, kommt es entlang der Eisenbahnstrecken in Niedersachsen immer wieder zu massiven Behinderungen durch umgestürzte, auf den Gleisen liegende Bäume oder Äste. Für die metronom Eisenbahngesellschaft ein untragbarer Zustand. Das Uelzener Eisenbahnunternehmen fordert deshalb die Einrichtung eines runden Tisches „Grünschnitt“.

Immer wieder stürzen bei Unwetter Bäume oder große Äste auf die Gleise. Die Folge sind langanhaltende Streckensperrungen und tausende wartende Fahrgäste. „Bisher gab es glücklicherweise noch keine größeren Unfälle, trotzdem ist nicht nur der wirtschaftliche Schade groß“, betont metronom Pressesprecher Björn Pamperin. „Die Strecken müssen in einem Zustand sein, der jederzeit eine sichere, verlässliche und pünktliche Fahrt zulässt. Dazu gehört auch ein regelmäßiger und präventiver Grünschnitt entlang der Strecken. Die von Bäumen auf den Bahnbetrieb ausgehenden Gefahren müssen beseitigt werden. Präventive Betriebseinschränkungen bei stärkerem Wind, die unsere Fahrgäste zusätzlich treffen, sind dazu keine Alternative.“

Auf eine Lösung dieses Problems habe ich schon vor langer Zeit hingewiesen und verweise hiermit auch auf die oft vorkommenden ‚Böschungsbrände‘ im Sommer, die zu längeren Unterbrechungen des Bahnverkehrs führen. Nur fürchte ich, dass das Ganze, so gut es gemeint ist, im Sande verlaufen (oder vom Orkan verweht) wird.

Am Freitag habe ich einen Urlaubstag genommen. Und ab heute hatte ich sowieso Urlaub geplant. Immerhin ist mein Sohn heute Morgen nach Harburg gekommen, um mit einem ICE weiter nach Mannheim zu fahren. Allerdings musste er die Zugbindung für den ICE aufheben lassen, da er den eigentlichen Zug nicht erreicht hätte.

45. Flohmarkt in Tostedt 2017 – Töster Markt

Und schon wieder ist es am Samstag (07.10.2017) soweit: Im kleinen Tostedt – halbwegs zwischen Bremen und Hamburg – findet seit 1973 immer am ersten Oktoberwochenende der größte Flohmarkt Norddeutschlands statt, kurz Töster Markt genannt. Töst heißt Tostedt auf Plattdeutsch.

Dieser Flohmarkt zieht nicht nur Besucher aus dem Umland an. Aussteller und Gäste kommen sogar aus dem benachbarten Ausland. Dänen, Holländer und Polen gehören seit vielen Jahren zum festen Bestandteil des Töster Marktes dazu. Rund 700 Aussteller bieten auf dem Flohmarkt auf ca. 6.580 Metern Standfrontfläche ihre Waren an.

Flohmarktplan als Grafik (PNG) zum Herunterladen

Letztes Jahr war das Wetter zum Töster Markt eher gemischt, also mit Regen, aber auch etwas Sonnenschein. Für dieses Mal sieht es wieder eher trübe aus. Aber Regen gehört ja eigentlich schon fast zum Töster Markt. Vielleicht besinnt sich Petrus eines Besseren.

Meine Frau ist mit ihrem Stand eigentlich schon seit Anfang an dabei. Zwischendurch gab es nur einige Jahre Babypause. Und auf der Suche nach Schnäppchen findet man auch fast immer unsere Söhne auf dem Markt. Da darf ich nicht fehlen. Meist mit Film- oder Fotokamera ausgerüstet habe ich immer wieder einige filmische Impressionen „aus dem Handgelenk“ unter dem Motto: Ründ üm de Kark vom Flohmarkt in Tostedt gesammelt – zuletzt 2015 auch endlich in Full HD:


Flohmarkt Tostedt 2015

Flohmarkt in Tostedt - Töster Markt 2011/ Luftbild von Markus Lohmann www.gyrocopter-fly.de

Flohmarkt in Tostedt – Töster Markt
Bilder aus den Jahren 2001, 2004, 2006, 2007, 2009 und 2010

siehe u.a. auch: Flohmarktfieber: Töster Markt 2009
Filmische Impressionen vom Flohmarkt in Tostedt 2011
Erste filmische Impressionen vom Flohmarkt in Tostedt 2001

140 Jahre Friedhof Ohlsdorf

Ein Friedhofgänger bin ich eigentlich nicht. Okay, als Kind habe ich öfter mit meiner Mutter auf dem Sonntagsspaziergang den Friedhof Buntentor in der Bremer Neustadt besucht. Und zuletzt war es natürlich der Friedhof auf der Kirchwarft der Hallig Hooge.

Am Montag, den 02.10., hatte ich einen Brückentag genommen und fuhr mit meiner Frau und meinem älteren Sohn, der in Semesterferien bei uns weilt, nach Hamburg. Ziel: der Friedhof Ohlsdorf, der am 1. Juli 1877, also vor 140 Jahren, eingeweiht wurde und mit 389 Hektar der größte Parkfriedhof der Welt ist. Damit ist er hat die größte Grünanlage der Stadt Hamburg.

Plan – Friedhof Ohlsdorf/Hamburg

Über das gesamte Areal verteilen sich 235.000 Grabstätten. Auf dem Ohlsdorfer Friedhof haben seit seiner Gründung über 1,4 Millionen Beisetzungen stattgefunden, jährlich kommen 4.700 Beisetzungen dazu. Zum Vergleich: Der Wiener Zentralfriedhof hat eine Größe von 250 Hektar mit 330.000 Grabstellen. Vielen Menschen ist es schon passiert, dass sie sich in diesem Wald aus 35.000 Bäumen verlaufen haben. Der Central Park in New York ist kleiner.

Das Aussehen des Geländes ist bestimmt durch den Parkcharakter der Anlage mit einigen hundert Laub- und Nadelgehölzarten sowie Teichen und Bächen und einer Landschaft, die sich durch eine Mischung aus historischen Bauten, Gartendenkmälern und modernen Themengrabstätten auszeichnet. Charakteristisch für die Struktur der Anlage sind schnurgerade, in exakter Ost-West- bzw. Nord-Süd-Richtung verlaufende sowie gleichmäßig sanft gebogene Straßen und Wege mit dazwischen liegenden schachbrettartig angelegten Parzellen. Das durchweg von Pflanzen gesäumte Straßensystem wird durch Kreisel aufgelockert. Neuere Anlagen sind unter anderem Schmetterlingsgräber, Kolumbarien und Paar-Anlagen.

Zu jeder Jahreszeit ist der Parkfriedhof eine Oase der Ruhe inmitten der belebten Metropole. Besonders empfehlenswert: ein Spaziergang zur Rhododendronblüte Anfang Juni. Aber auch jetzt im Herbst ist es hier sehr schön.

Herbststimmung auf dem Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin

Auf dem Ohlsdorfer Friedhof kann sich jeder beisetzen lassen, unabhängig von Wohnort und Konfession.

Der Ohlsdorfer Friedhof ist alles andere als unbelebt. Er ist eine Oase mitten in der Großstadt Hamburg. Die nordstory des NDR zeigt die Lebendigkeit dieser Großstadtoase. Die Hamburger nennen ihren Hauptfriedhof kurz „Ohlsdorf“. Er ist eine Welt für sich, ein Kosmos. Vor dem schmiedeeisernen Tor bleiben Hektik, Lärm und Stress zurück. Eben noch in der pulsierenden Stadt, steht der Besucher wenige Sekunden und Schritte später in einem paradiesisch anmutenden Wald.


NDR – nord-story: Im Wald der Engel (2014)

Die Luft ist klar, es duftet pflanzlich nach Harz und Blüten, Bienen summen, Vögel singen und zahllose Engel schauen einen wohlwollend an. Und vielleicht ist auch ein Fuchs, ein Reh oder ein Uhu in der Nähe.

Trotz der Ruhe und der Natur weit und breit ist es nun doch in erster Linie ein Friedhof. Erschreckend fand meine Frau die Gräberfelder – für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkrieges. Zunächst machten uns die Sterbedaten stutzig, z.B. das Jahr 1922. Aber hier liegen eben auch Soldaten, die erst später an den Verletzungen, die sich im Krieg zugezogen hatten, gestorben sind.

Gräberfelder – für die Gefallenen des ersten Weltkrieges - Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin

Auf dem Friedhof Ohlsdorf befinden sich natürlich auch die Gräber vieler Prominenter, allen voran das Grab von Helmut und Loki Schmidt:

Grab von Helmut und Loki Schmidt
Viele Besucher hat das Grab des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt und seiner Frau Loki. Neben Blumen und Kerzen bringt mancher Besucher auch Zigaretten oder Schnupftabak vorbei

Wer sich anonym beisetzen möchte, findet im Urnenhain seine letzte Ruhestätte:

Weg zum anonymen Urnenhain - Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin
Weg zum anonymen Urnenhain. Das Tor fertigte Klaus Bösselmann 1980. Es bringt das Lebensthema „Werden, Sein, Vergehen“ symbolhaft zum Ausdruck.

Auf diesem Friedhof stehen auch viele Denkmäler und Skulpturen. Neben jeder Menge Engel ist es dann auch die „Grausame Gräfin“, die uns sagt, dass das Leben kein Honigschlecken ist:

Das Schicksal - Friedhof Ohlsdorf/Hamburg © Jan Einar Albin
Übel spielt „Das Schicksal“ den Menschen in dieser 1905 von Hugo Lederer geschaffenen Marmorskulptur mit: Eine Frau, auch die „Grausame Gräfin“ genannt, zerrt zwei hilflose Menschen an den Haaren durch ihr Leben.

Neben der Video aus der NDR nord-story fand ich noch andere kleinere Videobeiträge aus den Mediatheken der ARD: Gärtner Jens Blümke arbeitet auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf und kennt sich nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Trauerarbeit aus: Er hat für alle ein offenes Ohr.


NDR – Mein Nachmittag: Die gute Seele vom Ohlsdorfer Friedhof

Und selbst die Gartensendung Querbeet des BR (Bayerischen Rundfunks) brachte einen kurzen Beitrag zum Ohlsdorfer Friedhof:


BR – Querbeet: Hamburg-Ohlsdorf – ein Friedhof als Stadtpark

weitere Videos bei Youtube

Natürlich reicht ein halber Tag nicht aus, um auch nur einen Teil des Friedhofes kennenzulernen. Und jede Jahreszeit hat ihre besonderen Seiten. Mit meiner Frau werde ich mit Sicherheit noch öfter diesen sehenswerten Parkfriedhof in Hamburgs Herzen besuchen kommen. Hilfreich ist natürlich Lektüre, um sich zurechtzufinden. Allem voran das Buch Der Ohlsdorfer Friedhof: Ein Handbuch von A-Z, das besonders vor Ort schnelle Hilfe leistet.

HSV – SV Werder – die 107te

Morgen fällt zum 107. Mal die Klappe zum norddeutschen Fußball-Derby zwischen dem HSV und dem SV Werder Bremen. Und wie schon in den letzten Jahren, so steht auch diese Partie unter dem dunklen Stern des Abstiegskampfes. O ja, der HSV begann diese Saison zunächst verheißungsvoll mit zwei Siegen, die allerdings mit einigem Glück erzielt wurden, während die Bremer gleich zwei Niederlagen kassierten. Inzwischen sind beide Mannschaft wieder dicht aneinandergerückt, da der HSV die nächsten vier Spiele alle verlor, während Werder immerhin drei Unentschieden herausholte. Aber bisher immer noch einen Sieg.

So stehen beide Mannschaften unter Druck.

Während die Hamburger in den letzten Spielen nicht gerade spielerisch glänzten, zeigten die Bremer durchaus ansprechende Leistungen. Besondern in der Defensive, in den letzten Jahren die absolute Schwachstelle, war die Mannschaft gut aufgestellt. Dafür aber haperte es im Angriff. Schon gab es die ersten Diskussionen um den Trainer. Alexander Nouri sei zu zaghaft. Das Umschaltspiel unausgereift.

Hinzu kam dann auch noch, dass sich Max Kruse am 4. Spieltag im Spiel gegen Schalke 04 nach einem Foul schwer verletzte und sich beim Sturz auf die Schulter das Schlüsselbein brach. Wie gut, dass man kurz vor Toresschluss noch den Algerier Ishak Belfodil von Standard Lüttich ausgeliehen hatte, der jetzt als Kruse-Ersatz aufs Feld auflaufen darf. Bisher hat er ganz ordentlich gespielt, nur fehlen noch die Tore.

Werder - Schalke (4. Spieltag 2017/2018): Max Kruse bricht sich das Schlüsselbein

Ein Sieg wäre jetzt so wichtig, um vor der nächsten Länderspielpause Ruhe in die Mannschaft zu bekommen. – Gleich habe ich Feierabend und dann mit Brückentag und dem Tag der deutschen Vielfältigkeit vier Tage am Stück frei. Da hoffe ich doch das Beste für den SVW von 1899 und damit auf einen gelungenen Wochenendbeginn für mich.

Alfa-Männchen und die neuen Blauen

Was macht eigentlich Bernd Lucke? Er, der Mitbegründer und ehemalige Bundessprecher der Alternative für Deutschland (AfD), sitzt seit 2014 als Abgeordneter im Europäischen Parlament. Damals noch als Mitglied der AfD gewählt. Und da sitzt er immer noch auf Kosten des Steuerzahlers. Wie wir wissen, wurde Lucke im Juli 2015 abgewählt, verließ dann die AfD und gründete die Partei Allianz für Fortschritt und Aufbruch. Ein etwas sperriger Name, aber die Abkürzung ist ganz nett: ALFA. Das erinnert mich an Alphamännchen oder an Analphabetismus. Seit November 2016 nennt sich die Partei Liberal-Konservative Reformer (kurz LKR). Da gibt selbst die Abkürzung nichts her. Immerhin stellt diese Kleinstpartei einige Mandatsträger, wenn diese auch nur – wie Lucke – von der AfD übergetreten sind. Als Farbe haben die sich wohl Orange auserkoren (hatten wir bisher noch nicht).

Bekanntlich frisst die Revolution ihre Kinder! (Georg Büchner in »Dantons Tod« ) Wenn man auch nicht gerade von Revolution im Zusammenhang mit der AfD sprechen kann, so passt das Bild durchaus. Lucke wurde von Frauke Petry entmachtet. Und die entgeht einer Entmachtung dadurch, indem sie die AfD gewissermaßen freiwillig verläßt

Und wie Lucke so plant wohl auch Frau Petry mit ihrem Mann, Marcus Pretzell, die Gründung einer neuen Partei, die gewissermaßen eine CSU auf Bundesebene darstellen soll: die Blauen?! Zumindest hat sich Frau Petry die Domain dieblauen.de auf ihren Namen registrieren lassen.

Eigentlich ein einprägsamer Name und nicht so stocksteif-sperrig wie die von Lucke erdachten Parteinamen. Aber wirklich glücklich werden dürfte Frau Petry mit dem Namen dann nicht, wird er bereits jetzt gehörig durch den Kakao gezogen. Und damit auch die neue Partei.

Es könnte richtig lustig sein, wenn es nicht so traurig wäre. Eigentlich zeigen Frau Petry und ihr Anhang nur, welchen Hackenschuss sie haben. So wie Herr Lucke 2019 nach einer Neuwahl auf Europaebene seinen Sitz verlieren und in der Versenkung verschwinden wird, so werden auch Sie, Frau Petry, spätestens 2021 Ihres Bundestagsmandates verlustig gehen. Ihre neue Partei (wenn es denn zu deren Gründung kommt) wird in den Niederungen der Parteienlandschaft herumkrebsen. Denn kein Mensch braucht eine CSU-Kopie auf Bundesebene.

Die Affäre Gauland

Anfang 1989 hatte der Leiter der Hessischen Staatskanzlei, Staatssekretär Alexander Gauland (damals CDU, heute AfD), den Leitenden Ministerialrat Rudolf Wirtz (SPD), langjähriger Leiter der Verbindungsstelle zwischen Landesregierung und Kirchen, gegen dessen Willen versetzt. Gauland begründete seine Entscheidung damit, dass Kirchenvertreter mit Wirtz’ Amtsführung nicht einverstanden gewesen seien.

Dagegen klagte Wirtz in Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht Wiesbaden. […] Gauland versicherte mehrmals an Eides statt, dass „Vertreter der Kirchen und Religionsgemeinschaften […] Vorbehalte hinsichtlich der Persönlichkeit und des Verhaltens“ von Wirtz geäußert hätten. Er nannte aber keine Namen, da die Bekanntmachung „dem Wohl des Landes Nachteile bereiten“ würde.

Umstritten war zudem die Personalie Wolfgang Egerter, wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Fraktion und seit 1987 Bundesverdienstkreuzträger (überreicht durch Ministerpräsident Wallmann), der anstelle von Wirtz Kirchenkoordinator werden sollte. Die Opposition sah darin einen „schwarzen Filz“, auch Kirchenvertreter gingen nicht konform mit den Vorgängen. Insbesondere die extrem rechte Vergangenheit von Egerter in Form der Mitgliedschaft und seiner Funktionen im völkischen sudetendeutschen Witikobund wurden kontrovers in Medien, Politik und Glaubensgemeinschaften diskutiert.

Der Siegener Theologe Martin Stöhr, Präsident des Internationalen Rats der Christen und Juden, kritisierte 1992 die Kirchen für ihr Schweigen im Fall Gauland. Stöhr führte aus: „Der Fall Egerter war ein öffentlicher Skandal. Hier testete ein Politiker (Alexander Gauland), wie weit man in den letzten Jahren den Bogen nach rechts schlagen kann, ohne auf öffentlichen, das heißt auch auf kirchlichen Widerstand zu stoßen. Man kann weit gehen, zu weit wie heute mit Entsetzen zu sehen ist.“

Ein Briefverkehr der 5. Kammer des Hessischen Verwaltungsgerichts von 2000 belegt: „Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese Angabe [die Versicherung an Eides statt durch Alexander Gauland] unrichtig war. […]

Nach der Landtagswahl in Hessen 1991 wurde Wirtz durch den neuen Staatskanzleichef Hans Joachim Suchan (SPD) rehabilitiert und 1992 erneut in sein altes Amt bestellt. Das Land Hessen übernahm die Prozesskosten, es wurde Stillschweigen vereinbart und eine Entschädigung ausgehandelt. [Joschka] Fischer, Stellvertreter des Ministerpräsidenten, Umweltminister und Staatsminister für Bundesangelegenheiten, entschuldigte sich 1994 und die CDU nahm ihre damaligen Anschuldigungen gegen Wirtz zurück.

Es folgten noch eine Anfrage der CDU- und ein Berichtsantrag der FDP-Fraktion. Ein eingesetzter Petitionsausschuss des Hessischen Landtags unter der Leitung von Christoph Greiff (CDU) stellte 1995 öffentlich fest, dass Wirtz zu Unrecht entlassen wurde. (Quelle: de.wikipedia.org)

    Martin Walser: Finks Krieg

1996 erschien im Suhrkamp Verlag der Roman Finks Krieg von Martin Walser, der auf dieser Affäre Gauland aus den 1980/90er Jahren in Hessen basiert. Der Schriftsteller war mit dem Ministerialbeamten Rudolf Wirtz bekannt. Dieser sammelte für ihn in ca. 50 Aktenordnern das Material zum Fall. Walser widmete sich dann sechs Jahre der Ausarbeitung des Romans.

Ich habe mich etwas ausführlicher zu diesem Roman (Martin Walser: Finks Krieg) geäußert. Damals konnte ich nicht damit rechnen, dass mir (uns) der Name Gauland leider noch öfter über den Weg laufen würde. Schon zu damaligen Zeiten zeigte sich Gauland als ‚rechter‘ Geselle, der auch vor Meineid nicht Halt machte.

Die ‚Schwampel‘ droht

Deutschland hat also gewählt. Und wie! Von 61.675.529 wahlberechtigten Bürgern haben 46.380.638 ihre (gültige) Stimme abgegeben und davon wiederum 5.877.094 die AfD gewählt. Im 19. Deutschen Bundestag werden sechs statt bisher vier Fraktionen vertreten sein. Neben dem blaubraunen Rechtspopulisten zieht die Ein-Mann-Show Lindner mit seinem neoliberalen Fußvolk wieder in den Bundestag ein.

Da die SPD es vorzieht, in die Opposition zu gehen, droht die ‚Schwampel‘ (schwarze Ampel) oder wie man heute sagt: die ‚Jamaika‘-Koalition aus Unionsparteien (schwarz), FDP (Lindner & Co. – gelb) und den Grünen (logisch: grün). Eine Minderheitsregierung der CDU/CSU mit wechselnden Mehrheiten wäre die einzige, noch denkbare Alternative.

    Jamaika – die Schwampel-Koalition

Was hat mich am Wahlergebnis am meisten überraschte: Dass die SPD gerade so die 20-%-Hürde schafft, war abzusehen, auch wenn sich Martin Schulz in seinen Wachträumen als Bundeskanzler sah. Okay, dass jede achte gültige Stimme für die Blaubraunen abgegeben wurde, ist sicherlich erschreckend, damit war aber zu rechnen. Verwundert hat mich das schlechte Abschneiden der Unionsparteien. Zusammen kommen sie auf gerade 33,0 %, wobei die CSU auf für bayerische Verhältnisse bisher undenkbare schlaffe 38,8 % (minus 10,5 % gegenüber 2013) der Zweitstimmen zurückfiel. Das Anbiedern beim Bürger mit rechtspopulistischen Parolen war ein Schuss in den Ofen.

Natürlich galt mein erster Blick den Ergebnissen in meinem Umfeld. Im Landkreis Harburg (Wahlkreis 36) ähnelt das Wahlergebnis ziemlich dem Bundesergebnis bei einer immerhin guten Wahlbeteiligung von 81,3 %. Hier erreichen die Blaubraunen leider 10 %, was erschreckend genug ist. Für Niedersachsen insgesamt kommen sie auf 9,1 %, bleiben also einstellig.

Das absolute Grausen bekam ich bei einem Blick auf das Wahlergebnis von Sachsen. Bei den Zweitstimmen wurden die Blaubraunen hier stärkste Partei (mit 27 % gegenüber 26,9 % für die CDU) und erreichten sogar drei Direktmandate.

Interessant ist es auch, die (geschätzten) Wählerströme zu verfolgen. Die FDP z.B. erhielt vor allem Stimmen aus dem Unionslager (früher wurde das ‚Leihstimmen‘ genannt). Die Blaubraunen profitieren in erste Linie von der höheren Wahlbeteiligung, d.h. von früheren Nichtwählern. Da hat sich so manche braune Socke tatsächlich aufgerafft und ist wählen gegangen.

Die AfD also mit 94 Mandanten im Bundestag. Noch ist der neue Bundestag nicht zu seiner ersten, konstituierenden Sitzung zusammengekommen, da verkündet Frauke Petry, dass sie nicht der AfD-Fraktion angehören will. Wie heißt es so schön: Die Revolution frisst ihre Kinder. Auf die Blaubraunen bezogen: erst wurde AfD-Gründer Bernd Lucke abgewählt und von Frauke Petry in die Wüste geschickt. Jetzt ist es Frau Petry selbst, die das Handtuch wirft. Allein der Selbstzerfleischungsprozess der Blaubraunen verheißt für die nächsten vier Jahre Spannung (okay: auf die wir natürlich gut und gern verzichten können, es gibt Spannenderes).

Nein, so doch nicht … (5): Geld regiert den Fußball

Nein, ich komme nicht umhin. Es hat etwas gedauert. Aber dieser 222-Millionen-Transfer des brasilianischen Fußballstars Neymar an die Seine macht auch mich, den Fußball-Freund, sprachlos. Es ist schon einige Zeit her (März 2013), da habe ich gewissermaßen aufgeschrien: Der gekaufte Fußball. Ja, ich weiß: Geld regiert die Welt und damit auch den Fußball!

Nein, so doch nicht (5): Geld regiert den Fußball

Als Diego vom SV Werder Bremen 2009 für rund 25 Millionen Euro zu Juventus Turin wechselte, war das ein warmer Geldregen, den die Bremer gut gebrauchen konnten. Diego kam für rund sechs Millionen Euro 2006 vom FC Porto an die Weser. Trotz hoher Gehaltszahlungen an den Brasilianer also ein deutliches Plus in der Kasse.

Kevin de Bruyne, der die Saison 2012/2013 auf Leihbasis bei den Bremern spielte, wechselte 2015 von Wolfsburg für 74 Millionen Euro zu Manchester City. Für einen gerade einmal 24-Jährigen, wenn sicherlich auch hervorragenden Spieler viel Geld. Damals konnte ich nur mit dem Kopf schütteln.

Schon zuvor gab es mehrere Rekordtransfers, so bereits 2001 Zinédine Zidane für 73,5 Millionen Euro zu Real Madrid, dann Cristiano Ronaldo 2009 für 94 Millionen Euro und erstmals die 100-Millionen-Grenze überschreitend Gareth Bale 2013 für 101 Millionen Euro – beide ebenfalls zu Real Madrid.

Zu Beginn der neuen Saison 2017/2018 ist das alles aber nur noch ein Klacks. Paris SG, seit etwa 2012 fest in der Hand der katarischen Investorengruppe Qatar Sports Investments (QSI), überwies an den FC Barcelona sage und schreibe satte 222 Millionen Euro für den Brasilianer Neymar. Und Barca fiel nichts Besseres ein, als von dem Geld den gerade einmal 20-jährigen Ousmane Dembélé für 105 Millionen Euro von Borussia Dortmund als Neymar-Ersatz zu holen.

Neben Spanien ist es zum Saisonbeginn besonders die englische Premier League, die viel Geld bewegt und über 5,5 Milliarden Euro in neue Spieler investierte. Diese Unsummen können natürlich nur gezahlt werden, wenn zahlungskräftige Investoren bzw. Vereinsinhaber über diese Mittel verfügen. Ein anderer wichtiger Grund sind die TV-Gelder, die an die Vereine ausgezahlt werden. Da liegt der englische Fußball ganz weit vorn.

Es ist nicht neu, dass sich meine 11 Freunde über solche Transfersummen ereifern. Fußballvereine sind längst Wirtschaftsunternehmen. Aber hier baut sich eine Blase auf, die, wir kennen es aus anderen Branchen, sehr schnell platzen kann. Und wie im realen Leben so weitet sich die Kluft zwischen arm und reich, hier zwischen kleinen Vereinen wie z.B. dem SV Werder, und Vereinen wie Paris SG.

Der Artikel zum 222-Millionen-Euro-Tranfer in 11 Freunde enthält drei Kommentare, die ich keinem vorenthalten möchte. Ein gewisser Titus Roleder schrieb:

Immer noch Peanuts zu den Jahreseinkommen der „US“-Hedgefondsmanager. Man erinnere nur an John Paulson, der an der Finanzkrise 2011 insgesamt 4,5 MILLIARDEN US-Dollar innerhalb dieses einen Jahres verdiente. Oder man schaue sich BLACKROCK an. Dank der Ablenkungsmedien ist diese Firma zum Herrscher der kapitalistischen Welt aufgestiegen. Mehr oder minder unbemerkt vom geblendeten Pöbel.

Hierauf gab es als Erwiderung: Hier geht’s um Fußball, Blödmann 😒

Worauf Titus Roleder antwortete:

Und wem gehören ein stattlicher Teil der Fußballclubs in der taktgebenden Premier League? Hoppla, die sind ja im Besitz von US-Hedgefonds…;-)

Geld regiert die Welt – und den Fußball!

Wahlkrampf 2017

Wir hier in Niedersachsen dürfen gleich zweimal wählen. Am 24. September steht die Bundestagswahl an. Dann am 15. Oktober die Landtagswahl. Und wer ehrlich ist, sieht, dass es wieder nichts anders ist als die Wahl zwischen Pest und Cholera. Ich will nichts gegen die Merkel und nichts gegen den Schulz sagen. Beide mühen sich. Aber wenn im Zeugnis steht: „Sie (oder er) hat sich bemüht …“, dann weiß man, dass das nichts Gutes meint.

Zwölf Jahre Merkel als treusorgende Mutter der Nation sind genug. Und wenn sich Schulz als Kümmerer offenbart, dem unser Schicksal nicht egal ist, dann hat das irgendwo auch eine peinliche Note: Nach Muddern nun Vaddern?!

    Merkel trinkt auf den erneuten Wahlsieg

Ich habe mich spaßeshalber wieder einmal wie z.B. vor acht Jahren am Wahl-O-Mat probiert. Das Ergebnis fiel ähnlich aus. Weit vorn war bei mir auch Die Partei. Und ich bin fast gewillt, denen meine Stimme zu geben.

    Wahl-O-Mat – Entscheidungshelfer zur #BTW17

Aber im Ernst: Wie sehr sich z.B. Frau Merkel von den Bürgern entfernt hat, dokumentiert die Sendung Wahlarena der ARD mit ihr, als ein junger Auszubildender zum Gesundheits- und Krankenpfleger auf die Missstände in der Pflege aufmerksam machte.

Also Merkel oder Schulz? Langmut oder Langeweil‘? Es gibt natürlich noch jede Menge andere Parteien. Die FDP ist mit Christian Lindner auf dem besten Weg zurück in den Bundestag. Und damit der Neoliberalismus, der als libertär gefärbte Wirtschaftspolitik zumindest die geistigen Grundlagen der Finanzkrise gelegt hat. Die Grünen und die Linken dümpeln so vor sich hin, wobei gerade die Grünen nach dem Dieselskandal ordentlich hätten punkten können. Übrigens: Frei nach dem Motto der AfD: Wer CSU wählt, wählt auch Merkel, sage ich im Umkehrschluss: Wer CDU wählt, der wählt auch solche Pfeifen wie Dobrindt und Christian Schmidt von der CSU. – Neben vielen Kleinstparteien bleibt da noch die AfD.

Ich will jetzt nicht darüber streiten, ob es erst die Henne oder doch das Ei gab. Ohne Zweifel hängen Flüchtlingskrise und das Erstarken rechtsextremer Kräfte zusammen. Hierbei möchte ich allerdings erneut betonen, dass rechtsextremes Gedankenschlecht (von ‚Gut‘ kann ja nicht die Rede sein) schon immer in dieser Größenordnung in der Bundesrepublik vorhanden war. Nur gebärdet sich der rechte Pöbel heute unverhohlen und besonders lautstark. Und hat in der AfD ein Sammelbecken gefunden.

Eigentlich ist es völlig egal, welche Partei gewählt wird. Wenn es nur nicht die AfD ist, die schamlos die Ängste vieler Bürger schürt und ausnutzt. Mögen Petry und Weidel der Partei ein bürgerliches Aussehen verleihen, so ist diese Partei im Inneren nichts anderes als ein neonazistischer Haufen oftmals gescheiterter Existenzen.

Also Leute, geht wählen! Von mir aus auch Die Partei. Okay, FDP muss auch nicht gerade sein (es sei denn, ihr seid Großaktionäre oder Vorstandsmitglieder bei den großen Unternehmen). Je höher die Wahlbeteiligung desto niedriger der Prozentanteil für die AfD. Sollten z.B. bei rund 60 Millionen Wahlberechtigten 3 Millionen die AfD wählen, so käme diese bei einer Wahlbeteiligung von 50 % (also 30 Millionen Wähler) auf 10 %. Würden alle wählen gehen (nur so mal als Rechenbeispiel), so würden die 3 Millionen AfD-Wähler gerade einmal 5 % ausmachen (übrigens gruselt es mich ganz fürchterlich, wenn ich in diesem Zusammenhang die Zahl 3 Millionen schreibe).

Welche Regierung erwartet uns die nächsten vier Jahre? Sicherlich spielt die ‚ideologische‘ Nähe von Parteien eine Rolle bei der Sichtung einer künftigen Koalition. Aber viel tut sich da schon nicht mehr, sodass letztendlich die Prozentpunkte den Ausschlag geben. Besonders die FDP hofft auf ein Bündnis mit CDU/CSU. Aber ob es dafür reicht, bezweifele ich. Rot-Rot-Grün, die in der ausgelaufenen Legislaturperiode eine Mehrheit hatten (die SPD hat sich nur nicht getraut und bekommt auch hierfür den passenden Denkzettel), wird diesmal keine Mehrheit bekommen und gilt als tot. Bleiben nur – wie bisher – die GroKo (große Koalition aus CDU/CSU und SPD) und ‚Jamaika‘ (die Unionsparteien mit den Grünen und der FDP). Ich denke, die Grünen sollten die Finger von ‚Jamaika‘ lassen. Also wieder GroKo? Im kuscheligen TV-Duett (statt TV-Duell) haben sich Merkel und Schulz nicht gerade weh getan.

Siehe auch meine Beiträge zur letzten Bundestagswahl 2013:
Wahlkrampf 2013 – letzter Akt
Verzockt, Frau Merkel?

Was noch? Die erzkonservativen Lobbyisten n der CDU Niedersachsen wollen am 15. Oktober bei der Landtagswahl wieder das Ruder übernehmen. Das gilt es zu verhindern. Es ist schon schlimm genug, wenn sich die SPD als Handlanger des VW-Konzerns versteht. Eine Stärkung der Grünen wäre sinnvoll, damit Deutschlands größtem Standort der Massentierhaltung endlich Einhalt geboten wird. In Niedersachsen stinkt es vor Gülle zum Himmel!

Weiterhin keinen Plan

Es ist noch gar nicht so lange her (Ende Juni), da brachte ein Tief namens Paul den Zugverkehr in Norddeutschland zum Erliegen. Gestern fegte nun das Sturmtief Sebastian über den Norden. Und es kam, wie es kommen musste: Wieder sorgten entwurzelte Bäume, die auf Gleise und Oberleitungen fielen, für einen stundenlangen Ausfall des Bahnverkehrs.

Und wieder hatten weder Deutsche Bahn noch die den Nahverkehr zwischen Cuxhaven und Hamburg, Bremen und Hamburg und die Strecke Göttingen-Hannver-Uelzen-Hamburg versorgende Eisenbahngesellschaft Metronom einen Plan. ‚Wie gehabt: An vielen Bahnsteigen haben Menschen lange gewartet, ohne dass es eine hilfreiche Durchsage oder Anzeige gab.‘

    Metronom – Engagiert auch bei Stillstand

Eigentlich wollte ich um 16 Uhr 15 mit dem Metronom Richtung Bremen nach Hause fahren. Der Zug kam verspätet aus Uelzen an. Nach ca. 15 Minuten kam dann die Durchsage, dass dieser Zug ausfällt, da die Strecke Hamburg – Bremen bis auf Weiteres komplett gesperrt ist. So fuhr ich mit der S-Bahn schon einmal ein Stück voraus bis Harburg.

Hatte ich vor Jahren das Wort Schienenersatzverkehr für das Unwort des Jahres vorgeschlagen, so ist es jetzt der Begriff „Kein Schienenersatzverkehr“. Denn genau das gab es gestern am Bahnhof Hamburg-Harburg: KEINEN Schienenersatzverkehr! Die Fahrgäste, die in Richtung Bremen unterwegs waren, wurden auf die bestehenden Linienbusse des HVV verwiesen. Aber selbst bis zu dieser Durchsage dauerte es weit über eine Stunde. So gibt es ab Bahnhof Harburg u.a. die Linie 4244, die bis nach Buchholz in der Nordheide fährt. Von dort sollte es andere Möglichkeiten des Weiterkommens Richtung Bremen geben.

Nur dieser Bus der Linie 4244 fährt in etwa einmal die Stunde und benötigt auch fast eine Stunde bis Buchholz. Das Gedränge war entsprechend groß. Den Bus um 18 Uhr 16 konnte ich vergessen. Immerhin schaffte ich es dann, mit dem Bus um 19 Uhr 24, der gerammelt voll war, mitzukommen. Natürlich verzögerte sich die Abfahrt, da immer noch weitere Fahrgäste zusteigen wollten.

Gegen 20 Uhr 30 war ich dann endlich in Buchholz.

In ihrem Update von 18 Uhr 30 schrieb der Metronom auf seiner Website:

Die Strecken
– Hamburg-Rotenburg-Bremen (RE4 und RB41)
– Hamburg-Stade-Cuxhaven (RE5)

bleiben bis auf weiteres gesperrt. Wir gehen davon aus, dass die Sperrung erst heute Nacht/in den frühen Morgenstunden wieder aufgehoben wird. Bis dahin ist leider kein Zugverkehr möglich. Der Einsatz von Bussen ist nur auf kleineren Teilstrecken möglich. Zur Versorgung „gestrandeter“ Fahrgäste an kleinen Bahnhöfen hat metronom das DRK beauftragt.

Und im Update von 19 Uhr 10 stand:

Strecke Bremen-Rotenburg-Hamburg (RE4 und RB41)

Auf dem Abschnitt Bremen-Rotenburg-Tostedt können die Züge eingeschränkt fahren (beide Richtungen) Es gibt keinen Fahrplan, die Züge fahren so, wie sie durchkommen.
Zwischen Hamburg-Buchholz-Tostedt ist nach wie vor kein Zugverkehr möglich.

Tatsächlich stand am Bahnhof von Buchholz ein Mitarbeiter des DRK im Gedränge. Und bald kam denn auch ein Kleinbus, der pro Fahrt sechs ‚gestrandete‘ Fahrgäste aufnehmen konnte und nach Tostedt brachte. Ich erwischte den 2. Kleinbus und war dann kurz vor 21 Uhr endlich dort, wo ich eigenlich vor über vier Stunden ankommen wollte. Eigentlich darf ich das hier gar nicht schreiben: Ich kam mit Blaulicht und eingeschaltentem Martinshorn an meinem Wohnort an. Vielen Dank an das DRK! Ich hoffe, der Metronom zahlt für die ‚Beauftragung‘ des DRK einen angemessenen Betrag. Eine größere Sonderspende wäre auch angebracht!

Warum der Metronom den HVV nicht um Hilfe gebeten hat, ist mir ein Rätsel. Am Bahnhof Harburg gab es jede Menge Leerfahrten, die hätten genutzt werden können. Aber es gibt nun einmal KEINEN Plan, der in solchen Notfällen greifen könnte.

Immerhin fuhr ab Tostedt wieder ein Zug Richtung Bremen.