Kategorie-Archiv: WilliZ Jukebox

Gute Musik kann man immer wiederhören …

Yes: Close to the Edge

Neben Genesis, Emerson, Lake & Palmer und King Crimson gehörte die Gruppe Yes zu den bekanntesten Vertretern des Progressive Rock, der seine Blütezeit in den 70-er Jahren erlebte. Geprägt ist die Musik durch das virtuose Spiel des Gitarristen Steve Howe. Chris Squire entwickelte dabei den Bass zu einem gleichberechtigten Soloinstrument und übernahm melodieführende Aufgaben. An den Keyboards stand Rick Wakeman, der den Sound um klassische Elemente erweiterte. Markenzeichen ist aber die Falsett-Stimme von Jon Anderson.

Yes 1972
Einen ersten, wenn nicht gar den Höhepunkt der Gruppe stellt das 1972 erschienene Album Close to the Edge dar, die symphonisch-klassische Variante des Progressive Rock. Aus diesem Album hier nun den 2. Teil aus der 18-minütigen gleichnamigen Komposition, die unter den Titel Total Mass Retain auch als Single erschien:


Tom Waits: In the Neighborhood

Gibt es eine kaputtere Stimme als die von Tom Waits? Selbst Joe Cocker klingt dagegen wie ein Sängerknabe. Seine Laufbahn als Musiker begann Anfang der 70er in Los Angeles. Anfangs war er noch der amerikanischen Musiktradition der 1940er und 1950er Jahre verpflichtet. Seine Lieder handelten und handeln von den Randfiguren, den Verlierern, die nachts betrunken und vergessen in den Bars sitzen. Da er zunehmend seinen musikalischen und literarischen Vorbildern auch in seinem Lebenswandel nacheiferte, hinterließen die unzähligen Auftritte, der erhebliche Alkoholkonsum und viele Zigaretten ihre Spur in seine Stimme, die zunächst live und ab dem Album ‚Small Change‘ auch im Studio sein Markenzeichen wurde. Waits wird daher als der Charles Bukowski der Rock-Musik bezeichnet.

Einen ersten Höhepunkt als Songschreiber erreichte Waits 1983 mit seinem Album ‚Swordfishtrombones‘. Zunehmend wurde er zur Kultfigur. In den letzten Jahren fand er weitere internationale Anerkennung u.a. als Komponist und Texter für Theateraufführungen (z.B. ‚The Black Rider‘ am Hamburger Thalia-Theater).

    Tom Waits: Swordfishtrombones

Hier nun ein Lied von der 1983 erschienenen Scheibe ‚Swordfishtrombones‘: In the Neighborhood. Irgendwie erinnert mich dieses Lied an Melodien, wie sie von der Heilsarmee stammen könnten …

Mahavishnu Orchestra: Open Country Joy

Rock meets Jazz: Das Mahavishnu Orchestra gilt als eine der bedeutendsten Jazzrock-Bands der 1970er Jahre. Es wurde 1971 von John McLaughlin gegründet. Neben McLaughlin (Gitarre) spielten Jerry Goodman (Violine), Jan Hammer (Keyboards – später bekannt geworden u.a. durch die Musik zur Krimi-Serie Miami Vice), Rick Laird (Bassgitarre) und Billy Cobham (Schlagzeug).

    Mahavishnu Orchestra 1973

Billy Cobham – John McLaughlin – Jan Hammer – Rick Laird – Jerry Goodman

Die ersten beiden Alben der Gruppe, Inner Mounting Flame (1971) und Birds of Fire (1973), waren wahrlich Meilensteine in der Fusion von Rock und Jazz und sind nach meiner Meinung bis heute unerreicht. Anschließend wurde es schnell wieder still um die Gruppe, sodass sie sich dann auch bald wieder auflöste.

Hier nun das Stück Open Country Joy von der Scheibe ‚Birds of Fire‘ von 1973. Es beginnt sehr ruhig, explodiert dann nach einer kurzen Pause im typischen Stil der Gruppe, um geruhsam zu Ende zu gehen. Wahrlich eine Freude an dem Leben auf dem weiten, offenen Land kommt da auf – und natürlich an der Musik:

siehe auch: John McLaughlin, u.a. auch mit Mahavishnu Orchestra in Videos

Ry Cooder: Stand by Me

Ry Cooder ist bekannt geworden durch die Filmmusik u.a. zu Wim Wenders‘ ‚Paris, Texas‘ und natürlich durch ‚Buena Vista Social Club‘, als sich der Gitarrist Ry Cooder mit ins Alter gekommenen kubanischen Son-Musikern traf, um ein Album aufzunehmen, das dann weltweit Aufsehen erregte, sodass die alten Herren sogar bis nach Europa auf Tournee gehen mussten.

Cooder hatte immer schon ein Faible für traditionelle Musik. So hat er nicht nur mit den alten Herren aus Kuba zusammen gespielt, sondern auch mit Musikern von Hawaii, mit vielen Bluesgrößen und auch mit Künstlern aus dem spanisch-sprechenden Raum wie Mexiko usw.

    Ry Cooder

Chicken Skin Music ist ein Album aus dem Jahre 1976, also 30 Jahre alt. Aber die Musik hat auch heute noch etwas unerhört Frisches und Lebendiges, sodass man (auf jeden Fall: ich) eine Gänsehaut bekommt, wenn man die Lieder hört. ‚Stand by Me‘ hat selbst Ry Cooder in unterschiedlichsten Versionen aufgenommen. Hier ist eine Art Gospel-Version, wie Cooder es selbst beschreibt (u.a. mit Flaco Jimenez, Akkordion):

Blodwyn Pig: Sing Me a Song That I Know

Als nach nur einer Plattenveröffentlichung der Gitarrist Mick Abramhams die Gruppe Jethro Tull verließ – als Grund wurden musikalische Differenzen mit Ian Anderson genannt -, gründete er mit Andy Pyle (Bass), Ron Berg (Schlagzeug) und Jack Lancaster (Saxophon und Flöte – sic!) die Gruppe Blodwyn Pig. Der Name ist wohl eine Verballhornung von Goldwyn (der Filmgesellschaft, die von Herren namens Goldfish & Selwyn gegründet wurde, und heute als Metro-Goldwyn-Mayer, kurz MGM, firmiert – ihr wisst, die mit dem brüllenden Löwen) und „blutendem Schwein“. So ist das Sonnenbrille tragende, mit Kopfhörer ausgestattene Schwein mit der Kippe im Mund und dem Ring durch der Nase auch das Logo der Gruppe.

Metro-Goldwyn-Mayer Blodwyn Pig
MGM: Metro-Goldwyn-Mayer Blodwyn Pig

Nach nur zwei LPs (1969 ‚Ahead Rings Out‘ und 1970 ‚Getting to This‘) war dann aber auch mit Blodwyn Pig wieder Schluss. Mick Abrahams gründete die Mick Abrahams Band, mit der sich aber kein Erfolg einstellte, und versuchte sich zwischenzeitlich als Gitarrenlehrer. Inzwischen hat er sich wohl ganz auf den Blues verlegt und veröffentlicht unter den alten Namen, also mal als Blodwyn Pig, dann als Mick Abrahams Band, im regelmäßigem Abstand neue CDs und tringelt so durch die Lande. Mit seinen alten Kumpeln kommt er dabei wohl auch öfter zusammen (z.B. mit Ian Anderson zur ‚The Class of ’68 Reunion‚ von Jethro Tull).

Der wirkliche Knaller war die erste LP ‚Ahead Rings Out‘ (die mit dem Schwein), die dann auch überraschend erfolgreich wurde. Es ist eine Mischung aus Blues, Rock und Jazz, aus der beim ersten Hören besonders die Saxophonsätze von Jack Lancaster herausragen. Und bei einigen Stücken geht das dann schon hammermäßig ab, wenn der Bass mit den Drums einen Klangteppich ausbreitet, der es für damalige Zeiten in sich hatte. Die verquere Stimme von Mick Abrahams setzt dem Ganzen die Krone auf. Dass Abrahams zudem ein hervorragender Gitarrist war und ist, habe ich wohl noch nicht erwähnt.

Noch etwas zu Jack Lancaster. Er ist später u.a. bekannt geworden durch die rockige Neuinterpretation von Sergei Prokofjews ‚Peter und das Wolf‘, einem Projekt, an dem u.a. auch Manfred Mann und Phil Collins teilnahmen. Neben Flöte und diversen Saxophonen (teilweise spielte er zwei Instrumente gleichzeitig) experimentierte er mit elektronischen Instrumenten, u.a. mit dem so genannten Lyricon. Das LYRICON besteht aus einer Art Klarinette und dem dazugehörigen Synthesizer (siehe auch eine englischsprachige Site mit Klangbeispielen).

    Lyricon

Hier nun eine ‚Hörprobe‘ von der ersten LP ‚Ahead Rings Out‘ von 1969: Sing Me a Song That I Know. Das vertreibt endgültig den Neujahrskater …

Cream: White Room

Sie gelten als die erste Supergroup der Rockszene: Cream. Als sich der Bassist Jack Bruce, der Drummer Ginger Baker und Eric Clapton an der Gitarre 1966 zusammentaten, da trafen sich die bis dato weltbesten Musiker ihrer Art. Lange konnte das allerdings nicht gutgehen. Und so trennte man sich bereits 1968 wieder. Nur Eric Clapton konnte sich bis heute an der Weltspitze halten, während die anderen mehr oder weniger in der Versenkung verschwanden. Jack Bruce spielte übrigens u.a. beim Soulmates-Projekt (u.a. mit Ian Anderson von Jethro Tull).

Um so überraschender dann die Reunion, wie man das wohl nennt. Am 2./3./4./6. Mai 2005 trat man nach 37 Jahren wieder gemeinsam in der Royal Albert Hall zu London und dann nochmals vom 24.-26. Okt. im New Yorker Madison Square Garden auf. Gespielt wurden die alten Stücke.

Cream 1966-68 Cream 2005
Cream 1966-68
(Ginger Baker – Jack Bruce – Eric Clapton)
Cream 2005 (Jack Bruce – Ginger Baker – Eric Clapton)

Von einem der Londoner Konzerte eine ‚Hörprobe‘ von Cream: White Room – eines meiner Lieblingsstücke. An weitere gemeinsame Auftritte oder gar Plattenaufnahmen ist wohl nicht gedacht.

Gentle Giant: The Advent of Panurge

Gentle Giant sah ich als Vorgruppe von Jethro Tull Anfang 1972 zum ersten, leider auch zum letzten Mal live auf der Bühne. Ich hatte schon zuvor von ihnen gehört und war nach dem Auftritt das, was man wohl begeistert nennt. Okay, Jethro Tull war und ist meine Gruppe. Aber was die Jungs (und hauptsächlich Brüder) auf die Bühne brachten, war norddeutsch untertrieben ’nicht schlecht‘.

    Gentle Giant als Vorgruppe von Jethro Tull 1972

Gentle Giant war eine britische Artrockband mit unverwechselbarem Klangbild. Einflüße von Klassik, Blues, Jazz und Avantgarde prägten dabei den komplexen Sound. Viele Titel haben ihren Ursprung in europäischer Musiktradition und speziell in keltischer Musik. Ausgefallene Arrangements mit einem breiten Spektrum an Instrumenten und fantastische, mehrstimmige Gesangspassagen waren das Markenzeichen von Gentle Giant.

    Gentle Giant

Noch faszinierender als das Arsenal der Instrumente und Stilmittel war die strukturelle Dichte des Geschehens: Diese fünf Rocker hatten offenbar größten Spaß an Kontrapunkt und Polyphonie, gegenläufigen und mehrschichtigen Partituren, ungeraden Metren und ständigen Taktwechseln.

hier weitere Links zu Gentle Giant [1] [2]

Gentle Giant: The Advent of Panurge

Leider sind viele der Scheiben von Gentle Giant nicht mehr erhältlich. Dafür hier ein Stück von der CD Octopus von 1972: The Advent of Panurge


Gentle Giant: Advent of Panurge