Kategorie-Archiv: Jethro Tull

Ian Anderson und seine Jungs

Sieht so ein Gott aus?

Mit stierigen Glubschaugen schaute er schon in jungen Jahren auf sein Publikum. Nicht gerade Schwiegermutters Liebling. Jetzt mit 66 Jahren, wenige Tage nach seinem Geburtstag, staunt der Flötenkobold dann aber doch, wurde er zum Gott des Progressive Rock ausgekoren – er erhielt vom Prog Magazine (auch Progrockmag genannt) in diesem Jahr den Prog God Award! Da kann man schon große Augen, große Glubschaugen machen (wenigstens rasieren hätten sie sich können, Herr Gott)!

Progrockmag – Prog God 2013: Ian Anderson

Vielleicht ist das auch endlich Anlass, ihn oder seine (annähernd) lebenslange Band Jethro Tull in die Rock and Roll Hall of Fame aufzunehmen. Da tummelt sich mancher Schrat … Nur unser Flötenschrat noch nicht. Aber vielleicht mag man dort keine Götter … 😉

Fritz Rau gestorben

Am Montag ist der langjährige Konzert- und Tourneeveranstalter Fritz Rau im Alter von 83 Jahren gestorben. Mit Horst Lippmann gründete Rau 1963 die Konzertagentur Lippmann + Rau, die zunächst die Jazz- und später die großen Blues- und Rockstars nach Deutschland brachte. Ohne ihn und Lippmann wären all diese großen Hallenkonzerttourneen durch Deutschland nicht denkbar gewesen.

Außerdem war er bis 2005 langjähriger Organisator von Jethro Tull und mit deren Bandleader Ian Anderson eng befreundet. Auf der CD/DVD Ian Anderson Plays the Orchestral Jethro Tull (2005) ist neben einem Interview mit Ian Anderson auch Fritz Rau zu hören.

Hier zwei Eintrittskarten zu Konzerten von Jethro Tull (1972 und 1977), die Lippmann + Rau als Veranstalter bzw. Tourneeleiter durchgeführt haben:

Jethro Tull 1972 Hannover - Veranstalter: Lippmann & Rau

Jethro Tull 1977 Bremen - Tourneeleitung: Lippmann + Rau

In AlbinZ Garten – das ‚Video‘ 2013

Bilder aus unserem Garten habe ich schon öfter gezeigt. Jetzt während meines Urlaubs habe ich unseren Garten auch einmal im Video festgehalten. Ja, Urlaub – daher auch schon seit Tagen keine Beiträge mehr hier in meinen Blog. Auch mein Blog hat Urlaub …?! Heute ist die Ausnahme!


In AlbinZ Garten – das ‚Video‘ 2013

Unser Garten (eigentlich ist es der Garten meiner Frau, die ihn hegt und pflegt – ich darf höchstens den Rasen mähen und helfen, wenn größere Teile wie Pflanzenkübel zu schleppen sind) ist nicht der typische Garten. Hier darf auch schon einmal Unkraut wachsen, wobei zu sagen ist, dass es Unkraut gar nicht gibt. Schließlich gibt es ja auch keine Unpflanzen, oder? Kräuter – das ist okay. Und manches Kraut wandert dann auch gelegentlich in den Salat. Unser Garten hat durch das viele Durcheinander etwas von einem verwunschenen Garten – er ist haunted, wie der Angelsachse sagt. Das sagen übrigens nicht wir, sondern das sagen oft genug Gäste, die uns jetzt besuchen kommen: verwunschen! Mir gefällt’s auf jeden Fall. Und so kann man wie ich und meine Frau auch schon einmal Urlaub zu Hause und damit im eigenen Garten machen. Endlich soll ja auch das Wetter besser werden. Ansonsten sind wir mit dem Rad oder mit der Bahn zu Tagesausflügen unterwegs …

Die Musik im Video stammt übrigens von Maartin Allcock, den Fans von Fairport Convention und Jethro Tull kennen sollten. Allcock wirkte u.a. bei dem Album „Rock Island“ (1989) von Jethro Tull auf zwei Stücken als Keyboard-Spieler mit. Hier ist das Stück „Planxty Madam Crofton“ von dem Solo-Album „Maart“ zu hören. Das ist übrigens ein altes irisches Stück von Turlough O’Carolan.

Maartin Allcock: Planxty Madam Crofton (trad.)

Joan Armatrading & Pam Nestor: Whatever’s for us (1972)

Nach meiner ‚Einleitung’ zu Joan Armatrading komme ich heute zum ersten Album, das Joan Armatrading in Zusammenarbeit mit Pam Nestor 1972 veröffentlichte: Whatever’s for us. Das Album enthält 14 Lieder (die neu aufgelegte CD von 2001 enthält zudem noch zwei Bonus Tracks – dazu unten etwas mehr), die in den Château d’Hérouville Studios (später: Strawberry Studios), im Oise Valley in der Nähe von Paris, in den Trident Studios London und Marquee Studios London aufgenommen wurden. Die beiden jungen Frauen (Joan zählte 21, Pam 24 Lenze) hatten dabei weitaus mehr Material zu bieten. Letztendlich wurden dann von der Plattenfirma (genauer vom Produzenten Gus Dudgeon) nur Lieder ausgewählt, auf denen Pam Nestor nicht Klavier spielt bzw. nicht singt. Man wollte Joan Armatrading als Einzelkünstlerin promoten. So steht vorn auf dem Cover auch nur ihr Name. Pam Nestor wurde lediglich unten den Credits (für die ‚Lyrics’, also Texte) bedacht. Immerhin ist auf der Rückseite des Covers ein Foto von beiden zu finden (weitere Infos siehe en.wikipedia.org).

    Joan Armatrading & Pam Nestor: Whatever’s for us (1972)

Kurze (oder längere) Exkursion: Die Parallelen, die sich für mich zwischen Joan Armatrading und der Band Jethro Tull (lange meine Lieblingsband) auftun, sind doch erstaunlich. Von beiden hatte ich zunächst die zweite erschienene Scheibe gekauft (von Joan ‚Back to the Night’). Erst dann sah ich im Plattengeschäft, dass es eben auch schon jeweils ein ‚erstes’ Album gab. Auf dem ersten Album von Jethro Tull (This Was) gab es nicht nur Songs von Ian Anderson, dem Mastermind der Gruppe, sondern auch der damalige Gitarrist Mick Abrahams trug seinen Teil (ähnlich wie Pam Nestor bei Joan) an Liedern bei. Beide Debütalben weichen dann schon rein stilistisch doch stark von den Nachfolgealben ab. Aber es kommt noch besser: Bekanntlich ist die Welt klein, selbst die der Londoner Musikszene im Jahr 1972. Denn in den bereits erwähnten Château d’Hérouville Studios müssen sich Joan & Pam und Ian Anderson und Co. schon fast auf die Füße getreten haben. Bekanntlich wurden hier die Vorläufer-Bänder zu A Passion Play aufgenommen, die unter dem Namen Chateau D’isaster Tapes (Teil 1Teil 2) erst viele Jahre später das Gehör der Öffentlichkeit fanden. Joan und Pam nahmen 1972 hier auch einen Teil ihrer Lieder auf. Und eine letzte Schnittstelle gibt es z.B. durch den Schlagzeuger Gerry Conway, der in den anfänglichen 80-er Jahren bei Jethro Tull die Sticks auf den Trommeln und Blechen rührte und auf eben diesem Debütalbum von Joan und Pam seinen Teil beisteuerte.

    Joan Armatrading

Tracklist des Albums (alle Lieder wurden von Joan Armatrading and Pam Nestor als Texterin komponiert außer die 3 angegebenen von Joan):

Seite 1
1. „My Family“ 3:08
2. „City Girl“ (Armatrading) 3:58
3. „Spend a Little Time“ (Armatrading) 2:23
4. „Whatever’s for Us, for Us“ 2:11
5. „Child Star“ 2:31
6. „Visionary Mountains“ 1:49
7. „It Could Have Been Better“ 4:19

Seite 2
1. „Head of the Table“ 2:30
2. „Mister Remember Me“ 2:15
3. „Gave It a Try“ 2:08
4. „Alice“ 3:29
5. „Conversation“ (Armatrading) 2:15
6. „Mean Old Man“ 2:33
7. „All the King’s Gardens“ 2:58

Bonustracks (beide von Joan & Pam komponiert):
Lonely Lady
Together In Words And Music

Nun Joan und Pam kannten sich bereits seit drei Jahren und hatten gemeinsam über 100 Lieder geschrieben. Es war eine enge Freundschaft zwischen den beiden, die dann ihr jähes Ende eben durch diese Platten-Produktion fand. Natürlich war es nicht Joans Schuld, dass der Produzent Gus Dudgeon sie favorisierte (Näheres siehe unter en.wipedia.org nach einer Biografie von Sean Mayes über Joan Armatrading). Joan beendete nach diesem Alben dann auch die Arbeit mit diesem Produzenten. Während die Lieder, bei denen Pam Nestor Klavier spielt und singt, auf dem Album nicht berücksichtigt wurden (sie agiert lediglich als Co-Autorin, also aus Texterin bei dem Großteil der Lieder), hören wir Joan Armatrading neben ihren Gesang die Klavierparts spielen und auf der akustischen Gitarre.


Pam Nestor – Hiding & Seeking (No More) 1979 – 7”-Single (Langfassung 12”)

Pam Nestor hatte ‚genug’ und betätigte sich später weiterhin als Liedtexterin. Sie hat dann auch noch eine eigene Single veröffentlicht: „Hiding & Seeking (No More)“ (eine Reggae-Nummer) c/w „Man On The Run“, erschienen 1979. Auf dem 1975 erschienenen zweiten Album von Joan Armatrading „Back to the Night“ sind die Texte zu „Dry Land“ und „Come When You Need Me“ ebenfalls von Pam Nestor.

Viel Vorgeplänkel, kommen wir zum Album selbst. Debütalben sind immer so eine Sache. Von Erfolg war diese Scheibe nicht gekrönt. Damals wurden gerade einmal ungefähr 2000 Stück verkauft. Aber es ist schon (fast) die Joan späterer Jahre, nur noch nicht ganz so ausgereift. Aber genau das macht den Reiz dieser Lieder aus. Es klingt alles spontan mit Herzblut eingespielt, authentisch wie man so gern sagt.

Joan war Ende 1950 in Basseterre auf der Karibikinsel Saint Kitts als 3. von sechs Kindern geboren. Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit den zwei ältesten Geschwistern nach Birmingham, England. Joan lebte erst einmal bei ihrer Großmutter auf Antigua. Anfang 1958 im Alter von sieben Jahren wurde sie von ihren Eltern nach England geholt. Mit 14 Jahren begann sie, ihre eigenen Lieder zu schreiben und spielte diese auf dem Klavier, das ihre Mutter als ‚Möbelstück’ gekauft hatte. Kurz danach tauschte ihre Mutter ihr eine Gitarre im Wert von 3 £ in einem Leihhaus gegen zwei Kinderwagen ein. Das Spielen brachte sich Joan selbst bei.

Das Autodidaktische lässt sich auf diesen Album sehr gut ausmachen. Es ist ein eigenwilliger Stil, den sie besonders auf der Gitarre praktiziert. Aber auch dem Klavier entlockt sie Klangfolgen, die ihr ungewöhnliches Talent zeigen. Stilistisch gesehen war es vorwiegend Folk bzw. Folkrock, aber schon gemischt mit anderen Elementen wie Blues bzw. R&B oder auch Jazz. Für ihre 21 Jahre ist sogar die Stimme schon sehr ausgereift und einfach einzigartig.


Joan Armatrading: Whatever’s for us, for us

Auf dem Album gibt es kein Stück, das man als ‚Hänger’ bezeichnen kann. Im Gegenteil zeichnet es sich dadurch aus, dass es viel Abwechslung bietet und doch eine Einheit bildet. Viele Stücke beginnen allein mit Klavier oder akustischer Gitarre. Für das Titelstück „Whatever’s for us, for us“ reicht sogar nur die akustische Gitarre. Mein liebstes Stück ist „It Could Have Been Better”, traurig-schön, Joan allein auf dem Klavier spielend, dann kommen die anderen Instrumente hinzu, zum Ende hin dann Bläser und zuletzt Streicher. Angeblich war es damals sogar eines der Lieblingslieder von Elton John. Es ist für mich noch heute eines meiner Lieblingslieder:


Joan Armatrading: It Could Have Been Better

Zuletzt kleine Ausschnitte (jeweils der Anfang) aus den zwei Bonustracks, die 1973 als Single erschienen waren. So ganz passen diese Lieder nicht auf das Album, sind also weniger repräsentativ. Im ersten hören wir eine E-Gitarre, wie sie (wenn ich mich nicht völlig verhört habe) auf keinen der 14 Lieder des Albums gespielt wird. Und das zweite Lied klingt für mich mehr nach Südsee als nach Karibik. Die Texte sind wiederum von Pam Nestor:


Joan Armatrading & Pam Nestor: Auszüge aus: Lonely Lady/ Together In Words And Music (Whatever’s for us – 1972 Bonus Tracks)

Martin Barre & Band in Buchholz/Nordheide 25.10.2013

Hier noch einmal der Hinweis, dass der jahrelange Gitarrist von Jethro Tull und Wegbegleiter von Ian Anderson ab 20. Oktober auf Deutschland-Tour ist: Martin Barre mit Band spielt dabei auch viele alte Jethro Tull-Titel.

    Martin Barre & Band – Live in Europe Tour 2013

Alle Konzertdaten findet Ihr auf Martin Barres Website: Events – EUROPEAN TOUR 2013

Beim Konzert am Freitag, den 25. Oktober 2013, das in Buchholz in der Nordheide und dort in der Empore stattfindet, bin ich mit meinen Söhnen dabei. Die Karten habe ich bereits ‚im Kasten’.

Weitere Infos (ich gebe es zu: leicht ‚geschönte’) zu diesem Konzert gibt es jetzt auch auf der Website der Empore in Buchholz. Und Karten können online bestellt werden.

Eintrittskarten Empore/Buchholz: Martin Barre und Band 2013

Also auf, meine Damen und Herren! Es wäre maßlos traurig, wenn der Saal nicht voll werden sollte. Wir sehen uns also in Buchholz. Spätestens bis dann …

Videos bei YouTube mit Martin Barre & Band – und Audio-Ausschnitte von Martin Barres Website (siehe auch meinen Beitrag: Kontrastprogramm mit weiteren Videos)

    Martin Barre

Musik im Handel von Martin Barre und Martin Barre mit Jethro Tull

Martin Barre & Band auf Deutschland-Tour

Nach den Remixen von Aqualung und Thick as Brick (TAAB) plant Ian Anderson, auch die Scheiben „Benefit“ und „A Passion Play“ von Steven Wilson u.a. 5.1-mäßig aufpolieren zu lassen („Benefit“ ist wohl schon ‚im Kasten’). Außerdem soll im nächsten Jahr nun auch noch ein 3. Teil von TAAB eingespielt werden: die öfter schon angekündigte Heavy Metal-Platte. Und damit alte Jethro Tull-Fan nicht darben müssen, darf man wohl auch noch mit einer DVD/BluRay zur aktuellen Tour (TAAB/TAAB2) rechnen (Quelle u.a. Jethro Tull Board @ www.laufi.de). Damit Ian Andersons Klingelbeutel wohltönend läutet (oder so ähnlich, Ihr wisst schon …). Zudem ist der Flötenschrat ab 30. April auch wieder auf deutschen Bühnen zu hören und sehen.

Warum lässt mich das alles als alten Tull-Fan eigentlich so völlig kalt?

Interessanter ist für mich erst einmal die Tatsache, dass Martin Barre (immerhin 43 Jahre Stage left Gitarrist an der Seite von Ian Anderson) mit Band ebenfalls auf Deutschland-Tour sein wird. Das Ganze beginnt am 20. Oktober in Münster. Da der Name Jethro Tull wohl den Geschichtsbüchern angehört (das Porzellan ist wohl nicht mehr zu kleben – Anderson und Barre gehen getrennte Wege), aber Barre natürlich die lange Zusammenarbeit mit Anderson nicht leugnen kann, so wird man von Barre & Co. natürlich auch viele (alte) Stücke von Jethro Tull zu hören bekommen.

    Martin Barre & Band – Live in Europe Tour 2013

Natürlich ist Martin Barre nicht Jethro Tull (Ian Anderson ohne Barre ist es aber auch nicht mehr), und über seine Mitstreiter ließe sich lange (oder auch nicht – evtl. ist Dave Pegg, gleichfalls Ex-Jethro Tuller, am Bass dabei) diskutieren. Hier vielleicht zum Hineinhören einige Videos bei YouTube mit Martin Barre & Band – und Audio-Ausschnitte von Martin Barres Website.

Da aber Barre & Co. im Oktober (und zwar am Freitag, den 25.10.) gewissermaßen vor meiner Haustüre auftritt und die Eintrittspreise mit 25 € moderat sind, da komme ich dann doch ins Grübeln, ob ich mir (möglichst mit meinen Söhnen) den alten Gitarrenfuzzi reinziehen werde. Ist ja noch etwas Zeit bis dahin.

Nun am 25. Oktober tritt Barre mit Band in der Empore in Buchholz in der Nordheide auf. Da die Empore selbst keine Werbung für das Konzert macht, Karten aber schon (eben für 25 € das Stück) erhältlich sind, gehe ich davon aus, dass die Halle für das Konzert lediglich angemietet wurde. Dann dürfte das Konzert unbestuhlt stattfinden. Rund 800 Leute ließen sich so unterbringen.

    Martin Barre

P.S. Meine Söhnen wollen auf jeden Fall mit ins Konzert: Dann also auf! Immerhin ist Martin Barre einer der weltbesten Rockgitarristen. Es wäre traurig, wenn der ‚Laden’ nicht voll werden sollte.

Siehe auch meine Beiträge: Meine 10 größten Gitarristen der Rockmusik: Martin Barre100 größten Gitarrensolos der Rockmusik – Plätze 21 – 30

Der Sieg der Gleichgültigkeit

Im November letzten Jahres hatte ich mich über Twitter mit Dunehopper, dem 2. Vorsitzender der Heidepiraten aus Tostedt zum Thema „Mehr Demokratie“ kurz ausgetauscht. Seine Meinung: „Der Plan ist, das mehr Demokratie und mehr Bürgerbeteiligung zu mehr Interesse an Politik führt.“, „Kitastreit zeigt, das ‚Mehr Demokratie’ Thema ist.“ Und „Themen waren Jugendarbeit, Bürgerbeteiligung, mehr Demokratie. Die werden alle piratisiert :-)“

Meine Ansichten damals wie heute: „’Mehr Demokratie‘ ist so ein alter Schlagwort“ und „’Mehr Demokratie‘, weil die Politik versagt – auf Dauer wird das leider für viele Bürger ermüdend, fürchte ich“.

Gestern nun war der Bürgerentscheid in Sachen Neubau der Kindertagesstätte/Kinderhort Dieckhofstraße in der Samtgemeinde Tostedt. Von 20.961 Stimmberechtigten gaben gerade einmal 25,5 % ihre Stimme ab. Ein niederschmetterndes Ergebnis. Immerhin stimmten 3.350 (62,9 %) mit ‚ja’ und damit gegen den Neubau in der Dieckhofstraße, 1977 (27,1 %) stimmten mit ‚nein’, also dafür. Die erforderliche Mindestzahl von 5205 Ja-Stimmen wurde also deutlich nicht erreicht.

Gegner wie Befürworter der Dieckhofstraßen-Lösung werden nun das Ergebnis werten müssen. Jeder wird das ihm Angenehme hervorheben. Ohne Zweifel haben die Gegner eine klare Mehrheit erzielt. Die Gegenkampagne der Parteien, die den Ratsbeschluss zum Bau einer Kindertagesstätte am Standort Dieckhofstraße durchgesetzt haben, hat nur wenig gefruchtet. Erschreckend für mich ist aber die Interesselosigkeit fast drei Viertel der Bürger. Drei von vier stimmberechtigter Bürger haben es für nicht notwendig erachtet, ihr Recht auf direkte Bürgerbeteiligung wahrzunehmen. Vielleicht lag es am Thema: ‚lediglich’ ein Kindergarten! Vielleicht habe ich auch etwas Recht mit der Annahme, „mehr Demokratie“ ermüde auf Dauer viele Bürger. So oder so ist es ein Sieg der Gleichgültigkeit, der Ignoranz. Das ist ein Armutszeugnis und ein Freibrief für die Politik, weiterhin auch Entscheidungen zu treffen, die am Bürger vorbeizielen. Und es ist eine Ohrfeige für die Bürger, die sich für mehr Bürgerbeteiligung einsetzen.

Schade, Tostedt: Setzen, sechs!

zuletzt: Dank twitter/dunehopper hier eine aufschlussreiche Tabelle zum Bürgerentscheid – sortiert nach Beteiligung

Requiem für vier Verstorbene

Letzte Woche Donnerstag besuchte ich die Gräber meiner Eltern in Bremen auf dem Waller Friedhof (Eine Kerze für Opa Hermann und Eine Kerze für Oma Maria). An diesem Sonntag nämlich jährt sich bereits der Todestag meiner Mutter zum 2. Mal. Es war ungemütlich an dem Tag, da feucht und kalt.

Nun erfuhr ich, dass genau an diesem Tag, den 10. Januar 2013, Claude Nobs, der Mitbegründer und Spiritus rector des Montreux Jazz Festivals, im Alter von 76 Jahren verstorben ist. Nobs war während einer Langlauf-Tour am Heiligabend gestürzt. Er musste im Universitätskrankenhaus in Lausanne operiert werden. Dabei fiel er ins Koma.

Claude Nobs holte all die Größen der Musik, ob aus Jazz, Rock, Pop oder Klassik in die kleine Stadt Montreux am Genfersee. So war auch Ian Anderson mit seiner Gruppe Jethro Tull öfter beim Montreux Jazz Festival vertreten, 1970 zum ersten Mal, dann 2003 und zuletzt im letzten Jahr:


Jethro Tull’s Ian Anderson & Claude Nobs, Montreux Jazz Festival 2012
(3D-Version des Videos)

Jethro Tull-Fans werden Claude Nobs außerdem durch seine Ansage am Anfang des Bursting Out-Livealbums kennen: «…herzlich willkommen in Festhalle Bern!»:


Claude Nobs‘ Introduction to Jethro Tull

Ian Anderson mit Claude Nobs & Keith Richard und Ron Wood von den Stones
Ian Anderson mit Claude Nobs & Keith Richard und Ron Wood von den Stones


Jethro Tull: Requiem (‘Minstrel in the Gallery’)

Einen Tag vor dem Unfall von Claude Nobs verstarb Margret Schall im Alter von 71 Jahren. Frau Schall war jahrelang Lehrerin an der Grundschule in Tostedt. Bereits meine Frau hatte sie als Lehrerin. Dann war sie Klassenlehrerin meines älteren Sohnes. Frau Schall war mit Herz und Seele Pädagogin. Die Kinder mochten sie, dann sie war eher zurückhaltend, hatte aber eine natürliche Autorität und konnte die Kinder für vieles begeistern. Eine Trauerfeier fand bereits am 3. Januar 2013 in der Friedhofskapelle Tostedt statt.

    Todesanzeige: Margret Schall, Tostedt

Jethro Tull: Thick as a Brick (2012 neuer Stereo Mix & 5.1 DTS/Dolby Digital Surround)

Seit einer Woche ist zum 40. Jahrestag der Veröffentlichung von Thick as a Brick (TAAB) die CD mit dem neuen Stereo Remix von Steven Wilson und außerdem auf Musik-DVD u.a. mit 5.1 Mix DTS & Dolby Digital Surround auf den Markt. Das Box-Set Thick as a Brick Special Collector’s Limited Edition von Jethro Tull enthält u.a. die berühmte Zeitung des „St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser“ samt einem „Colour Supplement“ u.a. mit Interviews, vielen hübschen Fotos der Gruppe aus jener Zeit und auch der deutschen Übersetzung.

Ich habe mir erst einmal den Stereo Remix angehört – und bin im gewissen Sinne enttäuscht. Aber was wollte ich erwarten. Ich habe TAAB in einer digital remasterten Version (1997 zum 25. Jahrestag) vorliegen. Und natürlich habe ich auch das Album als LP aus dem Veröffentlichungsjahr 1972 vorliegen (siehe das folgende Bildchen). Das digital remasterte Album gibt eigentlich schon ‚alles’ wieder, was jetzt lediglich leicht aufgefrischt zu hören ist. Oder anders herum gesagt: Bereits der erste Mix war so gut, dass es kaum noch etwas zu verbessern gab. Das war natürlich beim Aqualung-Album schon etwas anders. Da hat Steven Wilson doch noch einiges aus den alten Masterbändern herausgeholt.

    Jethro Tull: Thick as a Brick – LP 1972 – Remaster CD 1997 – neuer Remix CD/DVD 2012

Sicherlich klingt das neue Remix klarer und frischer, die einzelnen Instrumente kommen plastischer hervor. Aber einige Kinken gibt es wohl auch, wie die Spezies im Jethro Tull Board @ laufi.de vermelden: z.B. geht es um Phaser-Effekt beim Schlagzeug usw.

Aber das ist oft auch nur Geschmackssache. Weshalb ich mir das Album gekauft habe, ist natürlich wegen des Surround-Klangs von der Audio-DVD. Wie bereits geschrieben habe ich zwar eine Version in 5.1 DTS-Klang vorliegen, aber da wurde lediglich am bekannten Material herumgebastelt und dieses etwas in den Raum gestreut. Das sollte in der jetzt vorliegenden Version schon etwas mehr hergeben.

Wer TAAB mag und wer auch die Surround-Version(en) abspielen kann, für den sollte der Kauf ein MUSS sein. Wer schon eine digital remasterte Version auf CD besitzt, der kann sich die Geldausgabe durchaus sparen. Alles in allem halte ich das Geld aber nicht für ’rausgeworfen. TAAB ist ein absolut starkes Album, das auch heute nach 40 Jahren noch frisch und munter aus den Lautsprechern quillt.

Nachtrag: Die 5.1-Audio-DVD habe ich noch nicht gehört, aber da sollen drei kleine glitches enthalten sein, also Störimpulse (siehe u.a. Jethro Tull Board @ laufi.de). Diejenigen, die bisher die beiden Doppelscheiben gekauft haben, sollen eine Ersatz-DVD erhalten. Wollen wir hoffen, dass es dazu kommt.

40 Jahre TAAB

Im neuen Jahr beehrt uns Jethro Tull’s Ian Anderson noch einmal hier in Deutschland zum zweiten Teil seiner TAAB 1 & 2-Tour (Thick as a Brick, für diejenigen, die immer noch nichts mit diesem Kürzel anfangen können); u.a. kommt er mit seinen Mannen auch nach Bremen in den großen Saal des ehrwürdigen Konzerthauses Die Glocke am Mittwoch, den 1. Mai 2013 – Konzertbeginn: 20 Uhr.

Ein Grund ist natürlich der 40. Jahrestag der Veröffnung des Albums Thick as a Brick (TAAB1) im Jahre 1972, einem rund 45-minütigen Opus, das zu den Glanzstücken des Progressive Rock zählt.

Ian Anderson - TAAB-Projektion

Dieses Glanzstück hat auch nach 40 Jahren – musikalisch gesehen – nichts vom seiner Leuchtkraft verloren. Allerdings – aufnahmetechnisch gesehen – wurde es jetzt, so hoffe ich doch im Positiven, noch einmal reichlich poliert und gewienert, um als Remix und außerdem auf Musik-DVD u.a. mit 5.1 Mix DTS & Dolby Digital auf den Markt zu kommen. Das Box-Set Thick as a Brick 40th Anniversary Special Limited Edition kommt heute in drei Wochen, also am 2. November, auf den Ladentisch. Und wer sich als wirklicher Tull-Fan und –Kenner zu outen trachtet, der kommt an dieser Investition nicht vorbei.

    Jethro Tull: Thick as a Brick – Special Edition 2012

Thick as a Brick in 5.1-Ton (DTS) ist mir nicht ganz neu. Ich berichtete vor fast genau vier Jahren (am 2. November(sic!), um genau zu sein) von der Two of Us Productions (TOUP), die neben den Scheiben der Beatles eben auch Alben von Jethro Tull in ein entsprechendes Audio-Format umgewandelt hatten. Im Web gibt’s die genannte Website leider nicht mehr, wahrscheinlich sitzen die Jungs im Knast und brummen wegen Urheberrechtsverletzungen ihre Strafe ab. Dabei haben sie es doch nur gut gemeint. Egal. Natürlich wird sich das TOUP-Produkt nicht mit dem von Steven Wilson neu abgemischten Erzeugnis vergleichen lassen.

Nun, die Spannung steigt. Ähnlich wie beim Remix des Aqualung-Albums, das jetzt klarer, frischer klingt, darf man sich beim Remix von TAAB einiges an klanglicher Belebung erhoffen. Und das zusätzlich dann auch noch im surrounden Raumklang (ich habe mir jetzt erst eine kleine, aber wohl feine Heimkino-Anlage geordert). Da freut man sich doch drauf …

Es dürfte dann allerdings auch das letzte Geld sein, dass ich in Produkte des Hauses Ian Anderson stecke.

Abbey Road, London, City of Westminster NW8, UK

Welche bekannte Straße fällt uns ein, wenn wir an einen ganz bestimmten Zebrastreifen denken? Na? Klar! Die Abbey Road in London, gleich bei den Abbey Road Studios, dort, wo die Beatles bevorzugt ihre Scheiben aufnahmen. Das Album „Abbey Road“ sollte ja eigentlich „Everest“ heißen und John, Paul, George und Ringo sollten deshalb zu Fotoaufnahmen zum Himalaya reisen. „Als sich das Album der Fertigstellung näherte, stellten die Bandmitglieder fest, dass sie dazu keine Lust hätten und es bequemer wäre, einfach vor die Tür zu gehen, dort das Foto zu machen und das Album dann Abbey Road zu nennen.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

Und so kam es zu einen Photoshooting, bei dem immer wieder die vier Musiker über einen Zebrastreifen in der Abbey Road liefen (siehe Webcam – der Zebrastreifen erfreut sich auch heute noch größter Beliebtheit). Paul McCartney ist dabei manchmal mit Sandalen und dann auch barfuß zu sehen. Im Hintergrund ein weißer VW-Käfer. War es die Barfüssigkeit von Paul (oder ein angebliches leichtes Schweben über dem Boden); es kam das Gerücht auf, Paul McCartney wäre gestorben und die abgebildete Person ein Doppelgänger … Er lebt bekanntlich heute noch und hat John und George längst überlebt.

The Beatles: Abbey Road (1969)

The Beatles: Abbey Road (1969)

The Beatles: Abbey Road (1969)

Im September 1969 erschien dann das Album. Das ist nun 43 Jahre her. Ich habe mir in diesen Tagen das Album nach langer Zeit wieder angehört. Zwei Jahre zuvor hatten die Beatles 1967 ihr wohl bestes Album Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band (ebenfalls in den Abbey Road Studios) aufgenommen und dabei aufnahmetechnisch neue Wege bestritten. Und so gilt dieses Album wohl zurecht als eines der Wegbereiter der Rockmusik, was neue musikalische und technische Möglichkeiten betraf. Auch auf „Abbey Road“ wurde die damals neueste Aufnahmetechnik verwendet.


The Beatles – Abbey Road (1969)

Wenn ich ehrlich bin: „Abbey Road“ enttäuscht mich nach so vielen Jahren. Okay, einige Lieder sind ganz okay (mit Blick auf die damalige Zeit), so der Starter Come together oder die beiden George Harrison-Titel Something und Here Comes the Sun, das später besonders durch Richie Havens erfolgreich neu interpretiert wurde. Aber es gibt auch viel Tralala wie der Titel „Octopus’s Garden“ von Ringo Starr. Instrumental konnten die Beatles nie richtig überzeugen und bedienten sich beizeiten bekannter Gastmusiker. Aber auch aufnahmetechnisch überzeugt das Album kaum. Da findet ich das ebenfalls 1969 erschienene Album „Stand Up“ von Jethro Tull (übrigens in den Morgan Studios, London, aufgenommen, in denen später auch Paul McCartney mindestens ein Soloalbum aufnahm) um vieles besser.

Apropos Jethro Tull. Auch mit dieser Band gibt es Verbindungen zum Abbey Road Studio. So wurde eine der ersten Singles, nämlich ‚Sunshine Day’, hier aufgenommen (6-7.01.1968). Und anscheinend sollen in den Abbey Road Studios sämtliche Tull-Aufnahmen lagern. Hier wurden so unter Leitung vom Ian Anderson einige der alten Scheiben neu zusammengestellt und remastert. Ich hatte einmal gelesen, dass zumindest Martin Barres legendäres Gitarrensolo im Titelstück „Aqualung“ hier aufgenommen worden sei. Das kann ich leider nicht bestätigen. Dieses wie das ganze Album Aqualung wurde von Dezember 1970 bis zum Februar 1971 in den Island Studios, Basing Street, London, eingespielt – zur gleichen Zeit, als Led Zeppelin hier ihr Album IV aufnahm (siehe u.a. Interview mit Martin Barre auf classicrockrevisited.com).

weitere Links:

Abbey Road Studios
Beatlesbible.com (zur Abbey Road-Cover-Fotografiesession)