Archiv für den Monat: Mai 2012

Hermann Hesse: Der Steppenwolf

Mit Jahrestagen ist das immer so etwas. Man feiert sie wohl, um den einen oder anderen in der Versenkung entschwundenen Künstler, Wissenschaftler oder was auch immer, wieder ins Licht allgemeinen Interesses zu rücken, wenn auch nur für kurze Zeit. Ich denke, Hermann Hesse hat das nicht ungedingt nötig. Er findet immer wieder Leser – von Generation zu Generation. Nun dieses Jahr hat gleich zwei Jahrestage im Zusammenhang mit Hermann Hesse zu begehen, seinen 50. Todestag und gleichzeitig den 135. Jahrestag seiner Geburt.

Ich bin verhältnismäßig spät zur Literatur gekommen. Mit Anfang 20 Jahren begann ich zunächst mit eben jenem Hermann Hesse. Und ich wählte mir (oder wurde ich gewählt?) zunächst sein wohl bekanntestes Werk, den Roman Der Steppenwolf, den ich jetzt zum mindestens fünften Mal (Ausgabe: suhrkamp taschenbuch st 175 – Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 4. Auflage, 151. – 190. Tausend 1975) gelesen habe.

Hermann Hesse: der Steppenwolf - S. Fischer Verlag,  Erstausgabe Deckblatt 1927

Hermann Hesse: der Steppenwolf - Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 4. Auflage, 151. - 190. Tausend 1975

Hermann Hesse: der Steppenwolf – S. Fischer Verlag,  Erstausgabe Deckblatt 1927 Hermann Hesse: der Steppenwolf – Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 4. Auflage, 151. – 190. Tausend 1975

Hesse findet auch heute noch große Resonanz bei Lesern auf der ganzen Welt. Dafür sorgen Übersetzungen in mindestens 40 Sprachen und 12 indische Dialekte. Besonders in den USA und in Japan war Hermann Hesse lange Zeit der meistgelesene europäische Autor. Der erstmals 1927 erschienene Roman „Der Steppenwolf“ löste in den sechziger Jahren eine internationale Renaissance von Hesse aus. So brach unter den Jugendlichen in den USA, der Hippie-Bewegung, ein „Hesse-Boom“ ohnegleichen aus, der dann auch wieder nach Deutschland übergriff. Im ‚Steppenwolf’ und in seiner Stilisierung des einsamen und verkannten Künstler-Ichs entdeckte man Identifikationsmuster für den Protest gegen das Establishment. Gekannt ist aus dieser Zeit auch die Rockband Steppenwolf.

Die Hesse-Rezeption ähnelt einer Pendelbewegung: Immer wieder wurden Hesses Werke als kitschige Literatur abgetan, obwohl er 1946 den Nobelpreis für Literatur als Vertreter eines anderen Deutschland erhielt. Ohne Zweifel ist Hesse von der Romantik stark beeinflusst und wird heute in seinem Stil eher als altmodisch empfunden. Inzwischen erfährt Hesse die ihm ohne Zweifel zustehende Anerkennung.

Der Roman ist die Geschichte von Harry Haller, dem Alter Ego Hermann Hesses. Es ist die Geschichte eines Mannes, der an der Zerrissenheit seiner Persönlichkeit leidet. Seine bürgerlich geprägte Seite kämpft mit dem Steppenwolf in sich, dem alles Angepasste, alles Gesellschaftliche, jede Art von Kultur zuwider ist:

„Ein zu uns, in die Städte und ins Herdenleben verirrter Steppenwolf – schlagender konnte kein andres Bild ihn zeigen, seine scheue Vereinsamung, seine Wildheit, seine Unruhe, sein Heimweh und seine Heimatlosigkeit.“ (S. 22)

„… wenn die Welt recht hat, […] dann bin ich wirklich der Steppenwolf, den ich mich oft nannte, das in eine ihm fremde und unverständliche Welt verirrte Tier, das seine Heimat, Luft und Nahrung nicht mehr findet.“ (S.35)

Mit 47 Jahren fasst Harry Haller den Entschluss, am Tag seines 50. Geburtstag Schluss mit diesem Leben zu machen und sich selbst zu töten. Aber es kommt anders. Er lernt die junge und schöne Hermine kennen, eine Seelenverwandte, die ihn nach und nach auf einen Weg der ‚Heilung’ führt. Im Mittelpunkt steht dabei das Magische Theater – Eintritt nicht für jedermann – Nur — für — Ver — rückte! (S. 37) Hier lernt Harry Haller sich und die unzähligen Seiten seiner Seele kennen. „Der Weg der Heilung ist die Versöhnung beider Seiten im Humor, im Lachen über sich selbst und das Ungenügen in Kultur und Gesellschaft. Erst mit der Betrachtung der Wirklichkeit vom Standpunkt des Humors werden Hallers weitere, im Roman nicht mehr beschriebene Schritte auf dem Weg seiner künstlerischen Vollendung möglich.“ (Quelle: de.wikipedia.org)

Ja das „Magische Theater: Eintritt kostet den Verstand“ (S. 179). Für Harry Haller stehen hier viele Türen als Zugang zu den geheimnisvollen Welten seiner Seele offen. Als Leser treten wir nur in einige ein. „… Und überall, an allen unzähligen Türen, lockten die Inschriften:“

„Alle Mädchen sind dein! Einwurf eine Mark“ (S. 195)
„Auf zum fröhlichen Jagen! Hochjagd auf Automobile“ (S. 196)

Mutabor – Verwandlung in beliebige Tiere und Pflanzen“
Kamasutram – Unterricht in der indischen Liebeskunst – Kurs für Anfänger: 42 verschiedene Methoden der Liebesübung“
„Genußreicher Selbstmord! Du lachst dich kaputt“
„Wollen Sie sich vergeistigen? Weisheit des Ostens“
„O daß ich tausend Zungen hätte! Nur für Herren“
Untergang des Abendlandes – Ermäßtigte Preise. Noch immer unübertroffen“

(S. 207)

„Inbegriff der Kunst – Die Verwandlung von Zeit in Raum durch die Musik“
„Die lachende Träne – Kabinett für Humor“
„Einsiedlerspiele – Vollwertiger Ersatz für jede Geselligkeit“
„Anleitung zum Aufbau der Persönlichkeit – Erfolg garantiert“

(S. 208)

Obwohl im Roman nirgends genannt, so dürfte der Roman eigentlich in Basel spielen. Viele Hinweise deuten daraufhin. Hesse war 1877 in Calw geboren. Als Sohn eines deutsch-baltischen Missionars war Hesse durch Geburt russischer Staatsangehöriger. Von 1883 bis 1890 und erneut ab 1923 war er Schweizer Staatsbürger, dazwischen besaß er das Württembergische Staatsbürgerrecht. Von 1899 bis 1904 lebte Hesse in Basel. Die Zeit hier diente der künstlerischen Selbstfindung. Hier erprobte er ein ums andere Mal seine Fähigkeit, sinnliches Erleben schriftlich niederzulegen.


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Martinsvorstadt -> Basel -> Hesse wohnte Lothringerstraße 7

Nun Hesses Steppenwolf ist auch heute noch aktuell. Woher kommt es aber, dass Leser sich von Hesse seelisch immer wieder tief beeindruckt zeigen und in Versuchung kommen, sich zu überlegen, ob sie ihr Leben ändern wollen?

Es sind vor allem Leser, die sich in ein bürgerlich geordnetes Leben eingerichtet haben, solche mit Familie und geregelter Arbeit, mit Haus und Garten. Keiner von diesen muss darben und führt eigentlich ein zufriedenes Leben. Und doch kommen solche Menschen, zu denen ich mich durchaus auch zähle, immer wieder auf den Gedanken, ob das denn wirklich alles sein soll im Leben, ob es vielleicht einiges gibt, das man verpassen könnte?! Und man sieht jeden Tag, dass diese Welt, in der man lebt, leider nicht so ist, wie sie sein könnte. Der Wolf rührt sich in einem. Und viele erkennen sich in Harry Haller, dem Steppenwolf, wieder.

„Ist es nötig zu sagen, daß der ‚Steppenwolf’ ein Romanwerk ist, das an experimenteller Gewagtheit dem ‚Ulysses’, den ‚Faux Monnayeurs’ nicht nachsteht? Der ‚Steppenwolf’ hat mich seit langem zum erstenmal wieder gelehrt, was Lesen heißt.“ (Thomas Mann)

„Ich lese den ‚Steppenwolf’, dies unbarmherzigste und seelenzerwühlendste aller Bekenntnisbücher, düsterer und wilder als Rousseaus ‚Confessions’, die grausamste Geburtstagsfeier, die je ein Dichter zelebrierte … Ein echt deutsches Buch, großartig und tiefsinnig, seelenkundig und aufrichtig; analytischer Entwicklungsroman mit romantischer Technik, romantischen Wirrnissen wie die meisten großen Romane und wie die meisten Bücher Hermann Hesses.“ (Kurt Pinthus, 1927)

Hörbuch Hesses Steppenwolf

Im Zuge der Hermann-Hesse-Renaissance in den 70er Jahren gibt es eine Verfilmung des Steppenwolfs mit Max von Sydow in der Hauptrolle. Der Film besticht durch seine Worttreue. Ich kenne den Film, der Ende Juni noch einmal als DVD Steppenwolf
auf den Markt kommt. Leider nicht gelungen sind die mittels elektronischer Farbmanipulationen erreichten Traumbilder des Magischen Theaters. Die hierfür verwendete Technik war schon damals eher entnervend. Max von Sydow reißt dieses Manko aber dank seiner schauspielerischen Leistung mehr als heraus.


Tractat vom Steppenwolf – Tractate on the Steppenwolf
(auf Englisch mit engl. Untertitel)

Haste mal ’n Wüstenbild?

Es ist nicht das erste Mal (und wird nicht das letzte Mal gewesen sein), dass ich eine Anfrage um Genehmigung für die Nutzung eines Bildes (Fotos) bekommen habe. Meist sind es Examensarbeiten, für die man ein Foto verwenden möchte, oder wie hier für ein Buch. Mit Fax vom 08.11.2008 schrieb ein Bernd R. Wagner:

„Auf Eurer Website befindet sich ein Foto ‚Erg-Wüste kurz vor Sonnenuntergang’. Dieses Bild wäre hervorragend als Bildhintergrund auf dem Cover meines Buches ‚Haste mal ’ne Zigarette, Herr Oberst?’ geeignet. Ich bitte um eure Genehmigung, dieses Bild benutzen zu dürfen.“

Es wurde angefragt, welche Bedingungen erfüllt werden müssten – und dass das Buch in kleiner Auflage erscheine und wohl kaum zu einem Bestseller tendiere.

Nun was sollten wir gegen eine Benutzung haben. Wir baten uns nur ein Belegexemplar aus. Und so erschien schon zum Jahresende 2008 das Buch und wir bekamen ein Examplar kostenlos sogar mit Dank: „Mit bestem Dank für die Überlassung des Titelfotos.“:

Bernd R. Wagner: Haste mal ’ne Zigarette, Herr Oberst?: Vier Jahre mit der Noratlas.

Original: Wilfried Albin - Tunesien 2000: Grand Erg Oriental

überarbeitetes Foto

Original: Wilfried Albin – Tunesien 2000: Grand Erg Orientaldie große Erg-Wüste kurz vor dem Sonnenuntergang

überarbeitetes Foto

Ich habe das Buch dann auch gelesen, aber schon der Titel verrät den minderen literarischen Wert:

„Vier Jahre Bundeswehr in der Zeit des kalten Krieges – kann man da genug erleben, um ein ganzes Buch mit den Geschichten zu füllen? Ja, jedenfalls dann, wenn man die Dienstzeit in einem Lufttransportgeschwader verbringt!

Da gibt es neben Episoden mit Kameraden, Beinaheabstürzen, dem Krieg in Biafra, Erdbeben in der Türkei und Überflutungen in Norditalien noch eine ganze Menge mehr Erlebnisse!“

Soviel im Klappentext. Einziger Höhepunkt des Buches sind „einige regionale Rezepte aus so mancher Gegend“, die zwischen den Geschichten eingefügt wurden. Aber die bedienen sich mitunter der Konserve oder eines Brühwürfels.

Der gute Herrn Wagner ist dann auch noch der Verfasser anderer Machwerke. Nun jedem Tierchen sein Pläsierchen. Wenn er denn Leser für solche Sachen findet …

This was … Jethro Tull (1)

Heute endet „Jethro Tull’s Ian Andersons“ „Thick as a Brick“-Deutschland-Tour mit dem Konzert im Dresdener Kulturpalast. Am 20. und 21. Juli gibt es dann noch zwei Open-Air-Konzerte in Burg Herzberg und Calw.

Lange habe ich überlegt, ob ich eines der Konzerte besuchen werde. Thick as a Brick ist auch für mich ein Meilenstein der Rockmusik und gern hätte ich es einmal in voller Länge aufgeführt gesehen und gehört. Jetzt wäre die Chance da und ich habe sie verpasst. Sicherlich hätte ich mich am letzten Freitag auf nach Aurich machen können. Die Entfernung dorthin war eine ‚schöne’ Ausrede. Aber wenn, dann hätte ich das Konzert gern mit meinen Söhnen besucht. Und denen wollte ich das nicht antun. Die Gründe sind bekannt. Zum einen sind es die Gesangsleistungen von Ian Anderson. Zum anderen fehlt mir die Begeisterung für TAAB2. Fremdschämen liegt mir nicht.

St: Cleve Cronicle: Thick as a Brick goes live!!!
Quelle: Leon Alvarado Plays Genesis

Natürlich habe ich jetzt die Rezensionen zu einigen Konzerten hier in Deutschland gelesen. Und die haben mich in meiner ablehnenden Haltung bestärkt. Hier einige Auszüge:

Die Berliner Morgenpost schreibt neben einer ausführlichen Würdigung von TAAB u.a. „Ian Andersons Stimme ist über die Jahre gereift. Man könnte auch sagen, sie hat rein altersbedingt etwas gelitten.“ Der Rezensent der Stuttgarter Zeitung geht mit Ian Anderson dagegen richtig hart ins Gericht: „Hier passt nicht mehr viel zusammen“ lautet die Überschrift und „die Stimme des bald 65-jährigen Anderson [ist] mittlerweile derart angeschlagen, dass er zwar gewohnt engagiert am Mikrofon kämpft, aber kaum noch je den richtigen Ton trifft.“ „‚Thick as a Brick’ Teil eins ist über jeden Zweifel erhaben. Von Beginn an entfaltet das bitterböse Stück über den achtjährigen Gerald Bostock […] seinen Charme.“ Zu TAAB2 steht dort aber: „Aus siebzehn oft blassen Mosaiksteinen bastelt Anderson die Fortsetzung. Er zitiert mal hier den Vorgänger, greift dort auf tausendfach gehörte Jethro-Tull-Muster zurück und kämpft sich so durch eine Stunde Belanglosigkeiten.“

Die Main-Spitze (Rhein Main Presse) ist etwas gnädiger: „Ian Anderson mit der akustischen Gitarre, Ian Anderson mit Querflöte – das klingt zunächst wie 1972. Da ist der etwas fülliger gewordene Tausendsassa mit dem Kopftuch, das das gelichtete Haupthaar verbirgt, voller Spielfreude, voller Improvisationslust und Temperament. Aber Ian Anderson als Sänger – zumindest in Teil eins, bei der Ur-Komposition, trifft er vielfach die Töne nicht, hält die Melodie nicht, hat Schwierigkeiten mit der Höhe.“ Immerhin werden die Mitstreiter gewürdigt: „Die Band hingegen spielt vor der Pause wie danach glänzend, findet problemlos in den Jethro-Tull-Sound mit seinen abrupten Wechseln von Laut zu Leise und wieder zurück. Glänzende Gitarre, ein exquisiter Schlagzeuger: alles gut.“

Auch unter wa.de – das Konzert in Hamm betreffend – wird zunächst ausführlich TAAB als „beispielloses Konzeptalbum“ hervorgehoben. Gelobt wird dann die Sängerrolle von Ryan O’Donnell: „Die Klangfärbung seiner Stimme ähnelte der des ‚jungen’ Frontmannes, der augenscheinlich kein Problem damit hatte, dass sein neuer Partner über vokale Qualitäten verfügt, die er selbst zu besten Zeiten nicht erreichte.“ Was ich allerdings bestreite. Anderson in jungen Jahren hatte deutlich mehr Power. Schön ist hier auf jeden Fall die Fotostrecke zum Konzert.

Okay, ich habe hier einiges aus dem Zusammenhang gerissen. Lediglich die Rezension aus Stuttgart ist auf Konzert und TAAB2 bezogen wirklich negativ. Alles in allem werden aber meine Vermutungen und meine Eindrücke auch aufgrund der Videoschnipsel von Konzertmitschnitten in England bei YouTube nur bestätigt. Ich will Ian Anderson und seine Jungs hier nicht verreißen. Es gibt wohl genügend deutsche Fans, die begeistert von den Konzerten waren (TAAB sei dank).

Es gibt aber noch etwas, dass mich sogar mehr als geärgert hat. Das ist das „offizielles“ Video vom Tullmanagement bei YouTube: Ian Anderson – Banker Bets, Banker Wins live show in the UK 2012. Leider ist das in Deutschland nur auf einem Umweg (mit dem Add-on „Stealthy“ für den Firefox) zu sehen und zu ‚hören’ (hier kooperiert YouTube gnadenlos mit der GEMA). Live ist hier akustisch nur der Applaus am Ende, die Musik kommt aus der Konserve. Das grenzt schon an Betrug.

Nun dieser Artikel lautet: This was … Jethro Tull in Anspielung an das erste Album der Gruppe. Was einmal am Anfang stand, steht jetzt am Ende. Frei übersetzt: Das war’s! Ian Anderson und Martin Barre, letzterer zwar nicht Gründungsmitglied, aber doch eine Art Ur-Mitglied von Jethro Tull, gehen getrennte Wege. Damit hat sich die Gruppe in meinen Augen aufgelöst. Alles andere steht in den Sternen. Natürlich ist oder war Jethro Tull in erster Linie Ian Anderson – und umgekehrt. Wenn Ian Anderson jetzt sich und seiner Band das Namensungetüm „Jethro Tull’s Ian Anderson“ gibt und das damit begründet, dass er immer, wenn er Songs als Jethro Tull präsentiere, das Problem habe, dass Betrunkene vor der Bühne nur die lauten Teile hören wollten („Für mich ist es außerordentlich schwer, die leisen Abschnitte zu spielen, wenn Leute dabei pfeifen und herumbrüllen.“), dann ist das nur die halbe Wahrheit. Anderson trägt der Trennung von Martin Barre gleichfalls damit Rechnung. Ich will gar nicht darauf herumreiten, dass Jethro Tull immer nur mit Anderson UND Barre denkbar ist. Zuviele Musiker haben sich in den Jahren die Klinke in die Hand gegeben. Da ist am Ende auch ein Martin Barre austauschbar. Nein, wenn ich Das war’s sage, dann meine ich damit, dass es insgesamt mit Jethro Tull zu Ende ist. Wenigstens für mich …!

(Die EINS hinter der Überschrift verdeutlicht es: So ganz bin ich noch nicht FERTIG …)

Jans Kreationen: Pinguinman

Wieder hat der ältere meiner Söhne zu Stoff, Füllwatte, Schere und Nähmaschine gegriffen und ein neues Stofftier in seiner Nähstube erschaffen: Pinguinman.

    Pinguinman © Jan Einar Albin

Nach dem fiesen Fuchs für eine Freundin, Zombiebär für seine Mutter und Willi, dem Maulwurf, für mich ist es nun die vierte Kreation, die er meiner Schwiegermutter, seiner Großmutter zum Geburtstag schenkte. Wir dürfen gespannt sein, was als Nächstes kommt.

Pfingsten erneut

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, wird unter den Christen genau fünfzig Tage nach Ostern gefeiert. Genau genommen gedenkt man an Pfingsten der Ausgießung des Heiligen Geistes über die zwölf Apostel. Zugleich mit Pfingsten geht auch die Osterzeit zu Ende. Die Apostelgeschichte des Neuen Testaments erzählt, dass der Heilige Geist am fünfzigsten Tag nach Ostern auf die Jünger Jesu herabkam, als sie sich in Jerusalem versammelten. Das Wunder, das dabei geschah, war, dass sie plötzlich in allen Sprachen der Welt kommunizieren konnten.

    Pfingstochsen

Pfingsten, das liebliche Fest, war gekommen: Es grünten und blühten
Feld und Wald; auf Hügeln und Höhn, in Büschen und Hecken
Übten ein fröhliches Lied die neu ermunterten Vögel;
Jede Wiese sprosste von Blumen in duftenden Gründen,
Festlich heiter glänzte der Himmel und farbig die Erde.

Johann Wolfgang von Goethe
aus: Reineke Fuchs1. Gesang

Romananfänge (4): Harry und Hermine

Nein, es geht nicht um Harry Potter und Hermine Granger (englisch Hermione). Schon vor den beiden gab es einen Roman, in dem allerdings ein Harry Haller und eine Hermine die Hauptfiguren spielten: Hermann Hesses Der Steppenwolf. Harry Haller ist der Steppenwolf.

Willi und die Romananfänge

Bei der Betrachtung von ‚Romananfängen’ ragt dieser Roman gewissermaßen dadurch hervor, dass er nicht nur einen Romananfang, sondern am Ende derer ganze drei beinhaltet. Es geht los mit einem ‚Vorwort des Herausgebers’. Dieses gehört entgegen sonstigen Vorworten mit zum Roman, denn der fiktive Herausgeber ist kein anderer als Hesse selbst, der Verfasser des gesamten Romans. Entnommen sind folgende Texte der mir vorliegenden Ausgabe: suhrkamp taschenbuch st 175 – Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main, 4. Auflage, 151. – 190. Tausend 1975:

Vorwort des Herausgebers

Dieses Buch enthält die uns gebliebenen Aufzeichnungen jenes Mannes, welchen wir mit einen Ausdruck, den er selbst mehrmals gebrauchte, den „Steppenwolf“ nannten. Ob sein Manuskript eines einführenden Vorwortes bedürfe, sei dahingestellt; mir jedenfalls ist es ein Bedürfnis, den Blättern des Steppenwolfes einige beizufügen, auf denen ich versuche, meine Erinnerung an ihn aufzuzeichnen. […] (S. 7)

    Hermann Hesse: Der Steppenwolf

Den Großteil des Romans bilden, wie aus dem Vorwort bereits ersichtlich ist, die Aufzeichnungen jenes Harry Hallers. Haller ist Untermieter in einer kleinen Mansarde in dem Haus, das der Tante des Vorwortverfassers gehört. Daher auch die Bekanntschaft mit dem Steppenwolf. Dieser ist in etwa 50 Jahre alt und geht keiner geregelten Arbeit nach, wie man heute wohl sagen würde. Er lebt außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft und verschwindet dann auch nach knapp einem Jahr spurlos, hinterlässt aber jenes Manuskript, seine Aufzeichnungen mit dem Hinweis, der Vorwortverfasser könne damit tun, was ihm beliebt.

Harry Hallers Aufzeichnungen
Nur für Verrückte

Der Tag war vergangen, wie eben die Tage so vergehen; ich hatte ihn herumgebracht, hatte ihn sanft umgebracht, mit meiner primitiven und schüchternen Art von Lebenskunst; ich hatte einige Stunden gearbeitet, alte Bücher gewälzt, ich hatte zwei Stunden lang Schmerzen gehabt, wie ältere Leute sie eben haben, hatte ein Pulver genommen und mich gefreut, daß die Schmerzen sich überlisten ließen, hatte in einem heißen Bad gelegen und die liebe Wärme eingesogen, hatte dreimal die Post empfangen und all die entbehrlichen Briefe und Drucksachen durchgesehen, hatte meine Atemübungen gemacht, die Gedankenübungen aber heut aus Bequemlichkeit weggelassen, war eine Stunde spazieren gewesen und hatte schöne, zarte, kostbare Federwölkchenmuster in den Himmel gezeichnet gefunden. […] (S. 29).

Auf einem abendlichen Spaziergang erfährt Harry Haller, der Steppenwolf eine Einladung:

Magisches Theater
Eintritt nicht für jedermann
Nur – für – Ver – rückte!
(S. 37)

Wenig später wird ihm auf der Straße ein kleines Büchlein überreicht, das mit ihn aus der Sicht scheinbar Außenstehender analysiert. Es ist also ein Buch im Buch. Daher hier nun auch ein weiterer ‚Romananfang’:

Tractat vom Steppenwolf
Nur für Verrückte

Es war einmal einer namens Harry, genannt der Steppenwolf. Er ging auf zwei Beinen, trug Kleider und war ein Mensch, aber eigentlich war es doch eben ein Steppenwolf. Er hatte vieles von dem gelernt, was Menschen mit gutem Verstande lernen können, und war ein ziemlich kluger Mann. Was er aber nicht gelernt hatte, was dies: mit sich und seinem Leben zufrieden zu sein. […] (S. 46)

Soviel zu den ‚Romananfängen’ in Hermann Hesses ‚Der Steppenwolf’. Zum Buch selbst, das übrigens 1927, also zu Hesses 50. Geburtstag, erschien und das ich zum ersten Mal 1976 in Händen hielt und zz. zum vierten oder fünften Mal lese, komme ich später noch einmal ausführlicher zurück. Dieses Jahr begehen wir wie bereits erwähnt Hesses 50. Todestag und gleichzeitig den 135. Jahrestag seiner Geburt. Auch zu Hesse dann etwas mehr.

Grainau 2012 (15): Eibsee

Es war ein nebliger Tag. Der Eibsee, der ansonsten eher durch ein südliche Flair besticht, hüllte sich in dunstige Schwaden. Nach mehreren Ausflügen in die Berge umwanderten wir am 6. Tag unseres Aufenthaltes (5. April) in Grainau den auf rund eintausend Meter hochgelegenen See (samt dem kleinen Frillensee). Die im Eibsee gelegenen Inseln wirkten wie Gespenster. Und am westlichen Rand lag noch Eis aufgetürmt.

Wir ließen uns Zeit, denn die hatten wir reichlich an diesem Tag. ‚Angereist’ waren wir von Grainau mit der Zugspitzbahn. Zurück ging es dann mit dem Eibseebus (Fahrplan).

Es dauerte etwa zwei ein halb Stunden, bis wir einmal um den See gegangen waren. Während ich filmte, machte der ältere meiner Söhne jede Menge Fotos. Und es war angenehm ruhig, denn es war so gut wie nichts los an diesem Tag vor Karfreitag. Die Saison soll ja erst noch beginnen.


Fotos © Jan Einar Albin

Inseln im Eibsee

Halldór Laxness: Sieben Zauberer

Welches Buch soll ich empfehlen, um einem Leser den isländischen Literaturnobelpreisträger Halldór Laxness schmackhaft zu machen? Meist kommt da ein Band mit Erzählungen ganz recht. Für die Romane von Laxness (z.B. IslandglockeSein eigener HerrWeltlicht) braucht es ein gewisses Durchhaltevermögen, sie sind ziemlich lang, nur der Roman Am Gletscher ist mit rund 180 Seiten dagegen geradezu kurz.

Im Steidl Verlag in Göttingen, der das Werk von Laxness betreut, gibt es ein Taschenbuch (Steidl taschenbuch 230) mit acht sehr unterschiedlichen Erzählungen: Sieben Zauberer (Originalausgabe: „Sjö töframenn“, 1942), die wiederum aus dem Isländischen von Hubert Seelow übertragen wurden.

    Halldór Laxness: Sieben Zauberer (Original: Sjö töframenn, 1942)

„Die stilistische Meisterschaft von Halldór Laxness zeigt sich nicht nur in seinen Romanen, sondern auch und ganz besonders in seinen Erzählungen. ‚Sieben Zauberer’ enthält realistische und mystische, bodenständige und exotische Geschichten über den hinkenden alten Thordur und die Entdeckung Indiens, über einen Napoleon Bonaparte und die italienische Luftflotte, die in Island, einem Land ganz ohne Militär, eine herbe Niederlage einstecken muß.
Große und kleine Welt, Alltag und Abenteuer begegnen sich in Situationen voller Witz und Ironie. Laxness erzählt in einer Mischung aus Weltaufgeschlossenheit und Fabulierfreude, sozialem Engagement und menschlichem Verständnis.“

(Aus dem Klappentext)

Wie gesagt: Die Erzählungen sind sehr unterschiedlich. Aber als Einstieg in die große Welt des isländischen Schriftstellers eignen sie sich allemal. Hier die Erzählungen mit einer sehr kurzen Inhaltsangabe. Das Buch selbst kommt über 140 Seiten nicht hinaus und lässt sich für den nächsten Urlaub noch zwischen Hemden und Hosen problemlos im Koffer unterbringen.

Wie Indien gefunden wurde (Fundin Indíalönd) 1936
Eine chinesische Sage, in der einer auszog, um das Land des Goldes zu finden.

Napoleon Bonaparte (Napóleon Bónaparti) 1935
Ein junger Mann will wie Napoleon die Welt erobert, wird aber als blinder Passagier im nächsten isländischen Hafen ausgesetzt.

Der hinkende alte Thordur (Þórđur gamli halti) 1935
Der gemäßigte Thordur nimmt an einem Arbeitskampf teil.

Die Niederlage der italienischen Luftflotte 1933 in Reykjavik (Ósigur ítalska loftflotans í Reykjavík 1933) 1934-35
Uniformierter italienischer Faschistenführer, der mit seinen Leuten auf Island gelandet ist, wird von einem ebenfalls uniformierten Pikkolo ‚besiegt’.

Die Völuspa auf hebräisch (Völuspá á hebresku) 1939
Autor macht Geschäfte mit zwielichtiger Gestalt.

Ein Spiegelbild im Wasser (Fyrirburđur í djúpinu) 1925
Begegnung eines Schriftstellers mit einer jungen Frau in Sizilien.

Der Pfeifer (Pípuleikarinn) 1939
Mystisches Erlebnis eines achtjährigen Jungen durch die Begegnung mit einem Pfeifer und seinem Pferd.

Temudschin kehrt um (Temúdjín snýr heim) 1941
Dschingis Khan (Temudschin) auf der Suche nach dem Trank der Unsterblichkeit und wie er zur Umkehr in seine Heimat bewegt wird.

Martin Schüller: Tod in Garmisch (Oberbayern Krimi)

Urlaubszeit ist oft auch Lesezeit. Aber während unseres kurzen Urlaubs in Grainau in den Tagen vor Ostern bin ich gar nicht zum Lesen gekommen, obwohl ich Lektüre mit auf die Reise genommen hatte. Dafür habe ich aber am vorletzten Tag, als wir beim Warten auf den Eibseebus, der uns von Garmisch-Partenkirchen nach Grainau zurückbringen sollte, kurzen Halt in einem Buchladen gemacht. Und da fiel mir ein Kriminalroman in die Hand: Tod in Garmisch von Martin Schüller. So kommt man unverhofft zu einem etwas anderem Souvenir.

Der Klappentext versprach Spannung mit Lokalkolorit:
„Schneeschmelze. Scheinwerfer in der nächtlichen Klamm. Die Bergwacht versucht, einen zerschmetterten menschlichen Körper zu bergen, den die tobende Partnach in einem Strudel gefangen hält.
Wer ist der Mann? Wurde er Opfer einer uralten Familienfehde?
Kommissar Schwemmer kann sich nicht sicher sein, denn es gibt zu viele offene Fragen: Wer hat Geld unterschlagen? Wer manipuliert Autos? Wer vergiftet Hunde? Und vor allem: Wer lügt?
Schwemmer und seine Kollegen ermitteln quer durch das Werdenfelser Land. Sie treffen auf Knechte und Bauern, Bankiers und Betrüger, alte Feinde und jung Verliebte und einen versnobten Privatdetektiv, der ihnen gerade noch gefehlt hat.“

    Martin Schüller: Tod in Garmisch

Nicht nur gekauft – sondern inzwischen zu Hause auch gelesen. Ich bin zwar kein ausgesprochener Vielleser von Kriminalromanen, so habe ich in den letzten Jahren eher ‚alte’ Krimis gelesen, wie die wohl ältesten Detektivgeschichten der Weltliteratur von Edgar Allan Poe oder die Sherlock Holmes-Romane von Sir Arthur Conan Doyle. Zuletzt las ich von Léo Malet die Nestor Burma-Krimis (Paris des Verbrechens) und habe früher auch den einen und anderen Krimi von Patricia Highsmith, von Raymond Chandler oder Dashiell Hammett kennen gelernt. Dafür stehe ich aber durchaus auf gute Kriminalfilme und bin ein Fan des Tatorts (Horst Schimanski, Duisburg oder Tatort: Thiel und Boerne).

Martin Schüller, Jahrgang 1960, (eigene Website) kam über die Musik zum Schreiben. Im Emons Verlag erschienen von ihm bisher acht Kriminalromane, u.a. „Tod in Garmisch“, mit dem der gebürtige Rheinländer erstmals eine Geschichte in Oberbayern ansiedelte. Neben seinen Romanen verfasste Schüller auch sechs Bücher der emons-TATORT-Reihe, Novellisierungen von eben den bereits genannten Tatort-Fernseh-Krimis.

Nun die Partnachklamm kennen meine Familie und ich von eigener Anschauung her. Und natürlich Garmisch-Partenkirchen und weite Teile der Umgebung. Hier spielt der Krimi mit EKHK (erster Kriminalhauptkommissar) Balthasar Schwemmer (genannt Hausl), seiner Frau Burgl – und den Kollegen, den immer kranken Oberkommissar Schafmann (mal plagt ihn der Magen, dann eine Migräne oder er verletzt sich die Hand), Frau Silvia Fuchs, der Sekretärin im Vorzimmer, und Frau Isenwald, der Staatsanwältin, die den beiden Kriminalbeamten das Leben schwer macht.

Hias stieg von der Leiter. Er stellte sich vor Maiche Meixner auf und nahm langsam das Gewehr von der Schulter. „’s is aus, Maiche“, sagte er, „’s is lang vorbei.“

Im Mittelpunkt steht wie im Klappentext erwähnt eine uralte Familienfehde zwischen den Meixners und den Schedlbauers. Dabei treffen Welten aufeinander, die moderne in Form von Magdalena Meixner (genannt Lenerl), der Besitzerin eines Hotels in Garmisch, ihren Angestellten Andi Weidlinger und dem Privatdetektiven Jo Kant aus Düsseldorf, der bei Martin Schüller eine eigene Reihe hat. Die alte Welt wird besonders verkörpert durch Magdalenas Mutter Reserl, den Großvater und Bauern Melchior (genannt Maiche) und dessen Knecht Hias. Natürlich bedient sich Schüller dabei einiger Klischees, den grantelnden Alten und seinem wortkargen Knecht. Aber das Ganze macht dann eher Spaß und gibt dem Buch neben der gehörigen Spannung auch viel Witz (wie eben auch den Running Gag mit dem kranken Oberkommissar). Schüller hat einen Blick fürs Detail und schreibt mit viel Gespür für den Rhythmus und die Akzente der Geschichte. Natürlich gibt es reichlich viele Verwicklungen, aber als Leser verliert man dabei nicht die Übersicht, weil alles schlüssig bleibt.

Wenn es einen kleinen Wermutstropfen gibt, dann ist es die Sprache der Alten: Natürlich sprechen sie bairisch. Nordlichtern dürfte das vielleicht Probleme machen. Ich habe aber alles bestens verstanden. Und es wäre eher umgekehrt, also ein Wermutstropfen, wenn alle hochdeutsch sprächen. So lernt man nebenbei etwas von der bayerischen Mundart.

„Fesselnde, gut ausgefeilte Charaktere und ein Plot, der Spannung bis zu letzten Seite bietet.“ Garmisch-Partenkirchener Tagblatt

„Kommissar Schwemmer ist eine ganz großartige Figur auf dem Krimimarkt. Ein super-sympathischer Charakter, jemand, den man sofort in sein Herz schließt.“ Peter Hetzel, SAT1

Ich fand den Krimi wirklich gut. Die Mischung als Witz, viel Spannung und ebenso viel lokaler Farbtupfer ist wirklich gelungen. Mehr davon. Und es gibt mehr.

Inzwischen gibt es mit Die Seherin von Garmisch – Schwemmers zweiten Fall:

Kommissar Schwemmer traut seinen Ohren nicht, als Johanna Kindel sein Büro betritt und ihm von einem Mord berichtet, den sie im Traum gesehen hat. Ist im Bergwald wirklich ein junger Mann erschossen worden? Oder kann es gar sein, dass das Verbrechen erst in der Zukunft geschehen wird?
Schwemmer ist gewarnt: Schon sein Vorgänger stolperte über eine Aussage der ‚Seherin von Garmisch’. Doch die alte Dame scheint zu wissen, von was sie spricht. Schwemmer steht vor schwierigen Entscheidungen.
Eine Explosion, eine Rockband, eine Grabschändung und ein Hexenschuss halten Schwemmer und sein Team auf Trab. Dass sich dann noch das BKA einmischt, ist mehr, als seine gute Laune vertragen kann.

Und seit dem letzten Jahr auch ein drittes Buch: Der Teufel von Garmisch: Kommissar Schwemmers dritter Fall

Dass durchaus einmal ein Toter aus der Partnachklamm zu bergen ist, zeigt der Artikel auf tz-online.de: Toten Münchner in der Klamm gefunden

Grainau 2012 (14): Iglu-Dorf Zugspitze

Auf unserem Weg zur Zugspitze während unseres Grainau-Urlaubs die Woche vor Ostern machten wir einen Halt auf dem Zugspitzplatt. Anfang April war hier noch reger Skibetrieb. Wenn man mit der Zugspitzbahn hier oben ankommt, sich dann vom Gletscherrestaurant SonnAlpin westlich hält und die kleine Kapelle links liegen lässt, dann steht man plötzlich vor dem Eingang zum Iglu-Dorf Zugspitze.

Vor dem Iglu-Dorf Zugspitze

Hotelzimmer aus Schnee und Eis sind ja in den letzten Jahren stark im Kommen und man findet sie überall dort, wo Schnee, Eis und Frost längere Zeit die Landschaft prägen. So bot sich natürlich auch der obere Teil des Zugspitzplatts an, hier ein Iglu-Dorf zu errichten. In der Regel übernachtet man hier nur eine Nacht und kann bei einer Nachtwanderung den funkelnden Sternenhimmel erkunden. Als Abendessen wartet auf die Gäste ein original Schweizer Gourmet-Käse-Fondue. Das bereits erwähnte Gletscherrestaurant SonnAlpin begrüßt am nächsten Morgen zum morgendlichen Gipfel-Frühstück. Hierbei kann man einen faszinierenden Sonnenaufgang über den höchsten Spitzen Deutschlands genießen und als erster die Pistenabfahrt nutzen.

Wir selbst waren zwar nicht über Nacht hier, haben uns aber die Anlage anschauen können und fotografisch und filmisch festgehalten:


Iglu-Dorf Zugspitze 03.04.2012

Horror ‚dahoam’

In weniger als drei Wochen beginnt in Polen und der Ukraine die Fußball-Europameisterschaft 2012. Da fragt man sich, wie es um ‚unsere Jungs’ steht. Allen voran die Spieler des FC Bayern München.

Die eigentliche Saison endete ja am Samstag mit dem Endspiel in der UEFA-Champions League im München, dem Finale ‚dahoam’ (daheim) der Bayern gegen den FC Chelsea und der unnötigen Niederlage im Elfmeterschießen. So wurde für den FC Bayern das Finale ‚dahaom’ zum Horror ‚dahoam’. Im Grunde hat keiner der beiden Mannschaften die ‚Krone’ des europäischen Vereinsfußball verdient. Die Bayern hätten eigentlich gewarnt sein müssen. Was der FC Chelsea da abzog, war Fußball zum Abgewöhnen. Und den Bayern fehlten die erfolgversprechenden Ideen.

Denn es war ein bescheidenes Spiel, auch wenn die Bayern eindeutig über lange Strecken drückend überlegen waren. Es kam eben nicht viel Zählbares dabei heraus, okay 17:1 Ecken, aber bis zur 83. Minute kein Tor, obwohl die Bayern über 40 Torschüsse erzielten, die aber zur Hälfte durch Chelsea-Spieler geblockt oder oft genug ‚in die Wolken’ abgefeuert wurden. Charakteristisch dabei die Spielweise von Arjen Robben, der zwar viel mit Ribéry rochierte, aber insgesamt zu sehr verkrampft war und immer wieder ersuchte, mit einem Pass in den Strafraum oder einem Schuss aus unmöglichen Positionen heraus den Siegtreffer zu erzwingen. Ich finde Robben sowieso überbewertet. Inzwischen müsste jeder Verteidiger in Europa seinen ‚Trick’ kennen. Er stürmt auf der rechten Außenbahn, versucht den Gegenspieler zu täuschen, indem er so tut, als wolle er weiter auf Rechtsaußen bleiben, sucht dann seinen Weg in die Mitte parallel zur Torauslinie mit einem allerdings enormen Antritt, um dann von hieraus aufs Tor zu zielen, wenn er eine Lücke erspäht.

Aber es geht ja um die Spieler, die Bayern München der deutschen Nationalmannschaft zur Verfügung stellt. Von denen konnte lediglich Philipp Lahm überzeugen. Mario Gomez spielte in der Spitze glücklos und ‚versemmelte’ eine Großchance, Toni Kroos spielte eher verkrampft und Bastian Schweinsteiger ist noch nicht ausreichend fit. Wie er seinen Elfer beim entschiedenen Elfmeterschießen gegen den Pfosten setzte, war schon erschreckend (es sah aus, als wolle er sich beim Spitzentanz bewerben), Joachim Löw ist gewarnt und sollte ihn erst einmal nicht als Elfmeterschütze einplanen. Bei Thomas Müller wechselten Licht und Schatten ab. Auch er ‚versemmelte’ mindestens zwei große Chancen, erzielte aber durch einen etwas merkwürdigen Kopfballaufsetzer das einzigste Feldtor der Bayern. Boateng konnte nicht viel falsch machen.

Es sind also wieder nicht wenige Bayern, die für das deutsche Team bei der EM (Website der UEFA zur EM) auflaufen werden. Aber die brauchen jetzt erst einmal eine psychologische Betreuung – nach diesem Drama von München. Man kann nur hoffen, dass diese ‚mit ihrer Leere im Kopf’ nicht die anderen Spieler anstecken.

Sicherlich will und kann das deutsche Team Europameister 2012 werden. Aber dazu bedarf es eindeutig mehr, als die Bayern am Samstag gezeigt haben. Hoffen wir auf einen gut aufgelegten Mesut Özil, der selbst mit wenigen gelungenen Pässen ein ganzes Spiel entscheiden kann. Aber es wird alles andere als einfach werden.