Archiv für den Monat: Juli 2013

Martin Walser: Die Inszenierung (Vorankündigung)

86 Jahre alt – und noch kein bisschen leise. Bevor ich hier weiter auf ältere Werke von Martin Walser zu sprechen kommen werde, möchte ich zuvor einen neuen Roman aus der Feder des „Mannes vom Bodensee“ ankündigen. Es ist noch nicht ein Jahr her, da erschien Walsers letzter Roman Das dreizehnte Kapitel (aber damit nicht sein letztes Buch). Am 30. August ist es nun soweit, dann kommt Die Inszenierung in die Buchläden.

    Martin Walser: Die Inszenierung

Augustus Baum, ein berühmter Theaterregisseur, liegt nach einem Schlaganfall im Krankenhaus. Herausgerissen aus der Inszenierung der „Möwe“ von Tschechow, inszeniert er weiter, vom Krankenzimmer aus. Nicht nur das Stück, sondern auch sich selbst. Die Nachtschwester Ute-Marie, seine Frau Dr. Gerda und er sind die Personen, die er so handeln lässt, dass ein Roman draus wird.

Es ist ein Roman, der ohne Erzähler auskommt. Die Figuren handeln durch Rede und Gegenrede, mit einander und gegen einander redend handeln sie. Sie stehen auf dem Spiel, darum müssen sie sprechen. „Die Inszenierung“ ist der Roman der direkten Rede, aber nicht nur das. Obwohl er von nichts als Liebe handelt, ist er eine Seltenheit, wenn nicht sogar Sensation: Dr. Gerda, die Ehefrau, und Ute-Marie, die Nachtschwester, sind bei aller Lebensverschiedenheit gleich gut, gleich bedeutend, gleich zurechnungsfähig und auch gleich schön. Das gibt dem Uralt-Thema eine überraschende, ja faszinierende Aktualität.

Nicht erst seit seinem flammenden Roman „Ein liebender Mann“ kreist Martin Walser um Themen wie Leidenschaft, Abhängigkeit und Wahn. „Die Inszenierung“ ist ein zwischen Ironie und Tragik oszillierendes Kammerspiel über das Kunstwerk der Verheimlichung, die Ehe und das seriöseste und zugleich lächerlichste Leiden überhaupt: die Liebe. (Quelle: u.a. rheingau-musik-festival.de – Vorankündigung für den 20.09.2013 Freitag 20:00 Uhr – Hotel Kloster Johannisberg, Geisenheim-Johannisberg – Walser liest aus seinem neuen Roman)

Mit Augustus Baum werden wir also wieder einem der Walser’schen Protagonisten mit einsilbigen Nachnamen begegnen, derer es nun mit den Zürns, Halm, Horn, Dorn, Fink und zuletzt Schlupp schon eine Menge gibt. Und es wird ein Roman der direkten Rede sein. Auch dürfte allein der Titel darauf hinweisen, dass es doppeldeutig zugeht und es sich nicht allein um eine Theaterinszenierung handeln wird. Mit rund 160 Seiten fällt das Buch dann eher bescheiden aus. Ich bin wieder einmal gespannt …

Heinrich Böll: Der Zug war pünktlich – Erzählung

Bei uns im Ort gibt es das Kaufhaus Bade. Bevor man in den Einkaufsbereich kommt, steht an der rechten Seite ein Regal, in dem man ausrangierte Bücher ablegen, aber natürlich auch mitnehmen kann. Die meisten dieser Bücher sind nicht interessant, aber wenn ich schon bei Bade bin, dann werfe ich doch einen Blick in das Regal und habe dann doch manche literarische Perle gefunden. So auch diese Erzählung, neben einem Band Kurzgeschichten die erste Buchveröffentlichung von Heinrich Böll: Der Zug war pünktlich (Deutscher Taschenbuch Verlag (818), München – 4. Auflage Mai 1973). Eigentlich war es meine Frau, die das Buch entdeckt hat – mehr des Titels wegen …. Urlaubszeit ist für mich auch Lesezeit. So nahm ich das Buch mit und, da inzwischen ausgelesen, liegt es wieder bei Bade für den nächsten Leser parat.

Die umfangreiche Erzählung „Der Zug war pünktlich“ – noch unter dem unmittelbaren Eindruck des Krieges geschrieben – war die erste Buchausgabe, mit der Heinrich Böll 1949 an die Öffentlichkeit trat. Die Geschichte beginnt auf dem Bahnhof einer Stadt im Ruhrgebiet. Ein Soldat sucht sich einen Platz im Fronturlauberzug, der ihn an die Ostfront zurückbringen soll. Es wird eine trostlose Fahrt. „Bald bin ich tot. Ich werde sterben, bald“, denkt der Soldat. Männer, die der Zufall zusammengewürfelt hat, spielen Skat, teilen miteinander Brot und Wurst und versuchen ihre Angst mit Schnaps zu betäuben. Andreas erinnert sich an seinen Freund, an eine Frau, in deren Augen er nur für Bruchteile einer Sekunde blicken konnte, er denkt an seine früheren Verwundungen, und er haßt alle, die den Krieg als eine Selbstverständlichkeit empfinden. In Lemberg hält der Zug. Hier begegnet Andreas einer polnischen Spionin, die als Prostituierte Nachrichten für den polnischen Widerstand sammelt. Die Frau hat Mitleid mit dem Deutschen. Sie will ihn retten. Für Andreas verstärkt sich jedoch die Gewißheit des nahen Todes. Böll hat diese Geschichte vom sinnlosen Sterben mit einem überzeugenden Realismus zu einer erbitterten Anklage gegen den Krieg verdichtet. (aus dem Klappentext)

    Heinrich Böll: Der Zug war pünktlich – Erzählung

„Es gibt Autoren, die dem Krieg einen scheinbaren Adel zugestehen, solche, die den Humor der Kämpfer und ihre elementaren Freuden gekannt haben. In keinem Werk Bölls wird man eine, auch nur einschränkende Billigung des Krieges finden; nirgendwo erscheint der Mensch anders als sein Opfer.“ (Henri Plard – siehe auch fr.wikipedia.org)

Als Publizist und Autor führte Heinrich Böll Klage gegen die Grauen des Krieges und seine Folgen, polemisierte gegen die Restauration der Nachkriegszeit und wandte sich gegen den Klerikalismus der katholischen Kirche, aus der er 1976 austrat. In den sechziger und siebziger Jahren unterstützte er die Außerparlamentarische Opposition. 1983 protestierte er gegen die atomare Nachrüstung. Insbesondere engagierte sich Böll für verfolgte Schriftsteller im Ostblock. Der 1974 aus der UdSSR ausgewiesene Alexander Solschenizyn war zunächst Bölls Gast.

Ich muss gestehen, bisher nur sehr wenig von Böll gelesen zu haben, eher kenne ich die Verfilmungen seiner Romane, so Die verlorene Ehre der Katharina Blum in der Regie von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta (den Roman habe ich dann aber auch gelesen). So ganz kann ich es mir nicht erklären, so wenig von Böll gelesen zu haben, immerhin vertrat Heinrich Böll Ideale, für die ich auch einstehe. Vielleicht war er mir insgesamt doch zu katholisch, vielleicht auch zu politisch (wahrscheinlich war es diese Mischung aus beidem). Böll erhielt ja 1972 für sein Werk den Nobelpreis für Literatur. Böll-Freunde mögen mir verzeihen. Als Böll 1972 den Nobelpreis erhielt, hätte ich mir (eben schon damals) Günter Grass als Preisträger gewünscht. Und 1999, als dann Grass den Preis erhielt, hätte ich mir Martin Walser gewünscht. Aber ich denke, Walser wird auch ohne Nobelpreis auskommen können.

Erste Wahlk(r)ämpfe

Im Herbst, genauer am 22. September, ist es wieder einmal so weit. Das Wahlvieh darf wieder an die Urnen. So wirklich ‚Lust’ dazu haben immer weniger. Liegt es vielleicht daran, dass man eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, zwischen Merkel und Steinbrück, hat?

Merkel versus Steinbrück: Pest oder Cholera?!

Sicherlich schielt schon jetzt so mancher Politiker auf diese Wahl und feilt an seinem Image. Schließlich geht es um Macht, Ruhm und Ehre. Ehre? Wohl eher ums Geld.

Darf man den Umfrageergebnissen trauen, dann gibt es nach wie vor ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Zwischen wen eigentlich? Schwarz-gelb versus Rot-grün? Das wohl doch nicht. Gut, Totgeglaubte leben länger (FDP). Und trotz AfD und Piraten könnten es Rainer Brüderle & Co. vielleicht doch schaffen, im Bundestag zu verbleiben. Aber Zünglein an der Waage dürfte doch Die Linke sein, oder? Und am Ende dann doch wieder eine große Koalition?

Das Neuland der Ottilie Normalbürger

Was mich erstaunt, ist die Tatsache, dass Frau Merkel weiterhin hohes Ansehen beim Bundesbürger genießt. Woher kommen diese sich geradezu übertreffenden Sympathiewerte eigentlich? Immerhin strotzt sie nicht gerade durch Kompetenz. Vielleicht ist es aber gerade das, ihr Image der Ottilie Normalbürger, für die z.B. das Internet genauso Neuland ist wie für viele andere Bürger; oder die von der Datenselbstbedienung der NSA und anderer Geheimdienste a la PRISM, Tempora & Co. auch nur aus den Medien erfahren hat. Vielleicht sollte sich Frau Merkel einmal mit den für Geheimdienste zuständigen Mitarbeitern ihres Amtes kurzschließen?

Ist das nur Mache oder gehören Merkel und viele ihrer Minister, allen voran Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), tatsächlich zu den Naiv-Ahnungslosen in unserer Republik?

Staat im Staate

Apropos Innenminister. Friedrich war ausgezogen, den Amerikanern gehörig auf die Finger zu klopfen. Herausgekommen ist eine Null-, wenn nicht gar eine Lachnummer. Statt die Verletzung der Menschenrechte durch die ungezügelt-unkontrollierte Überwachung von Telefon- und Internetverbindungen deutscher Bürger zu rügen, kam er mit der frohen Kunde aus Washington zurück, dass dank der NSA-Überwachung durch das Spähprogramm PRISM 45 Anschläge verhindert worden seien, davon fünf in Deutschland. Inzwischen ruderte sein Ministerium zurück und spricht u.a. von „Überlegungen“. Wie auch immer: Muss man deshalb Millionen von Telefonen und Internetleitungen überwachen: ohne gesetzliche Grundlage oder richterliche Anordnung? Hier scheint der Minister einige „Begriffe“ zu verwechseln und offenbart damit nur seine naive Unbedarftheit wie auch in Fragen der Vorratsdatenspeicherung.

Selbst der amerikanische Präsident scheint übrigens nicht zu wissen, was seine Geheimdienste insgesamt so treiben. Geheimdienste entwickeln sich nach meiner Meinung automatisch zu Staaten im Staat, da sie überwiegend unter dem Mäntelchen der Geheimhaltung operieren. Eigentlich sollte die Politik, auch die US-amerikanische, dankbar sein, dass, wie jetzt durch Whistleblower Edward Snowden geschehen, die unkontrollierten Überwachungspraktiken aufgedeckt werden, an denen mit Sicherheit auch deutsche Stellen wie der Bundesnachrichtendienstes (BND) beteiligt sein dürften.

Bushido: Wahlhelfer der CDU?

Von Mitgliedern der CDU wurde er in der Vergangenheit immer wieder als Musterbeispiel für eine gelungene Integration präsentiert. Bei der CDU scheint er ein- und auszugehen und hat sich dort auch mit Innenminister Friedrich zu Gesprächen getroffen. Dass man ihm Verbindungen zur organisierten Kriminalität vorwirft, dass er sich auch gern bei anderen Musikern bedient, dafür die Verbreitung der unter seinem Namen veröffentlichten Musik in Internet-Tauschbörsen mit Abmahnungen überzieht, wird beflissentlich (oder vielleicht doch eher naiv-unbedarft?) übersehen.

Wenn’s musikalisch nicht so toll ist, dann muss man sich eben auf andere Art und Weise ins Gespräch bringen. So ‚glänzt’ er jetzt mit Tötungs- und Gewaltphantasien gegen Politiker von SPD und Grünen sowie wieder einmal mit schwulenfeindlichen Parolen. Alles natürlich nicht so gemeint, klar. Weiß der Typ eigentlich, was für einen Mist er produziert?

Grünen-Parlamentsgeschäftsführer Volker Beck forderte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) daher auf, zu dem neuen Musikvideo Stellung zu beziehen. Beck sagte am Montag dem NDR mit Blick auf Friedrich: „Immerhin kursieren überall Fotos mit ihm und seinem guten Freund Bushido.“ (Quelle: rbb-online.de)

Ja, eigentlich ist er keine Zeile wert. Aber angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl muss man doch einmal fragen, ob CDU/CSU unbedingt die Unterstützung von dem Rapper Bushido im Wahlkampf braucht – oder ob sie sich nicht nun doch etwas distanzierter ihm gegenüber verhalten sollte?!

Noch ist Sommerpause. Das Sommerloch gähnt uns entgegen. Aber bald geht es dann wieder los. Mir kommen jetzt schon die ersten Wahlk(r)ämpfe ….!

Bremerhaven: Havenwelten (02.07.2013)

Die Arbeitswelt hat mich wieder, wenn auch mit Verspätung. Wie sollte es anders sein: Gleich am ersten Arbeitstag fiel mein Zug, der Metronom, aus (es muss wohl eine Seuche bei den Lokführern ausgebrochen sein) und ich durfte 24 Minuten auf den nächsten Zug warten. Danke!

Noch ‚schöner’ war es während meines Urlaubs, als ich mit meiner Frau einen Ausflug nach Bremerhaven unternahm. Der Zug der zwischen Bremen und Bremerhaven verkehrenden Nordwestbahn endete wegen eines Brandes auf der weiteren Strecke in Bremerhaven-Wulsdorf. Infos, wie man weiterkommt, gab es nicht. Da ich mich etwas in Bremerhaven auskenne, wusste ich, dass von Wulsdorf ein Bus Richtung Innenstadt verkehrt. So kamen wir mit 45 Minuten Verspätung an unser Ziel. ‚Bahnabenteuer’ hatten wir eigentlich nicht gebucht.

In Bremerhaven hatten wir vor, das Deutsche Auswandererhaus und das Klimahaus 8 ° Ost zu besuchen. Beide Häuser beherbergen Ausstellungen, die in ihrer Art einzigartig und daher sehenswert sind, und liegen unmittelbar neben Deutschem Schifffahrtsmuseum und dem Zoo am Meer (ja, der mit den schwulen Pinguinen) beieinander: den Havenwelten!

Bremerhaven: Havenwelten

Da wir zum einen schon etwas Verspätung hatten, sich zum anderen das Wetter an diesem Tag endlich einmal wirklich sommerlich zeigte, so entschlossen wir uns, die beiden Ausstellungen ein andermal zu besuchen und dafür den Weserdeich dem alten und neuen Hafen entlang zu schlendern. Dabei konnten wir u.a. die Funktionsweisen einer Schleuse und einer Hebebrücke genauer beobachten – wie im Video festgehalten.


Bremerhaven: Havenwelten (02.07.2013)

Auf der Rückfahrt gab es dann noch einmal mit dem Metronom-Zug Schwierigkeiten – aber das konnte uns nach diesem schönen Sonnentag nicht mehr erschüttern. Bremerhaven ist eine Reise wert. Wer Bremen besucht, sollte auch den Abstecher an die Wesermündung wagen.

In AlbinZ Garten – das ‚Video‘ 2013

Bilder aus unserem Garten habe ich schon öfter gezeigt. Jetzt während meines Urlaubs habe ich unseren Garten auch einmal im Video festgehalten. Ja, Urlaub – daher auch schon seit Tagen keine Beiträge mehr hier in meinen Blog. Auch mein Blog hat Urlaub …?! Heute ist die Ausnahme!


In AlbinZ Garten – das ‚Video‘ 2013

Unser Garten (eigentlich ist es der Garten meiner Frau, die ihn hegt und pflegt – ich darf höchstens den Rasen mähen und helfen, wenn größere Teile wie Pflanzenkübel zu schleppen sind) ist nicht der typische Garten. Hier darf auch schon einmal Unkraut wachsen, wobei zu sagen ist, dass es Unkraut gar nicht gibt. Schließlich gibt es ja auch keine Unpflanzen, oder? Kräuter – das ist okay. Und manches Kraut wandert dann auch gelegentlich in den Salat. Unser Garten hat durch das viele Durcheinander etwas von einem verwunschenen Garten – er ist haunted, wie der Angelsachse sagt. Das sagen übrigens nicht wir, sondern das sagen oft genug Gäste, die uns jetzt besuchen kommen: verwunschen! Mir gefällt’s auf jeden Fall. Und so kann man wie ich und meine Frau auch schon einmal Urlaub zu Hause und damit im eigenen Garten machen. Endlich soll ja auch das Wetter besser werden. Ansonsten sind wir mit dem Rad oder mit der Bahn zu Tagesausflügen unterwegs …

Die Musik im Video stammt übrigens von Maartin Allcock, den Fans von Fairport Convention und Jethro Tull kennen sollten. Allcock wirkte u.a. bei dem Album „Rock Island“ (1989) von Jethro Tull auf zwei Stücken als Keyboard-Spieler mit. Hier ist das Stück „Planxty Madam Crofton“ von dem Solo-Album „Maart“ zu hören. Das ist übrigens ein altes irisches Stück von Turlough O’Carolan.

Maartin Allcock: Planxty Madam Crofton (trad.)