Hallo Wilfried, Hallo Lockwood,
Frohe Weihnachten Euch beiden! Eigentlich sind sie ja schon fast wieder vorbei – da muss ich mich jetzt etwas beeilen…
Zuerst muss ich mich einmal wieder für die zahlreichen Komplimente und aufmunternden Worte bezüglich meiner „Kretakatze rockt“-Ambitionen bedanken. Wenn’s nur auch so klingen würde, wie es aussieht! Hörproben kann ich Euch leider nicht liefern, ich wüsste nicht wie. Ich könnte höchstens eine Cassette aufnehmen und Euch mit der Post schicken – wenn ich die Adresse hätte. Mein Aufnahme-Equipment stammt noch aus den 70er Jahren. Aber ich glaube Ihr solltet Euch lieber freuen, dass Ihr’s nicht hören müsst.
Entgegen Euren Erwartungen habe ich relativ wenig Hardcore Heavy Metal Songs im Repertoire. Eigentlich spiele ich eher Musik für Warmduscher (so wie mich), und die ist teilweise gar noch griechisch! In den letzten drei bis vier Tagen habe ich mich allerdings an Ride Across The River festgebissen, allein am letzten Sonntag habe ich drei Stunden lang nichts anderes gespielt. Davon habe ich die erste Stunde gebraucht, bis ich die Akkorde zusammen hatte – es war eine ziemliche Schwergeburt. Hier das Ergebnis zum Beweis, dass ich sie noch alle beieinander habe (die Akkorde meine ich natürlich). Dann musste ich das ganze für Rhythmusgitarre üben, mit H-Moll (Bm) ist nämlich ein Barre-Griff dabei, und die Barre-Griffe kann ich nicht, die schäppern bei mir immer gottserbärmlich. Nach einer weiteren Stunde hat es dann halbwegs passabel geklappt, da bin ich zu Fingerpicking übergegangen. Das bedurfte weiterer Übung, denn beim Picking hört man natürlich viel deutlicher, wenn man die Saiten nicht richtig trifft (was mir ständig passiert). In den folgenden Tagen habe ich dann noch an der Ausführung gefeilt, teilweise etwas Melodie eingebaut und mindestens 10 verschiedene Sounds durchprobiert, welcher nun am besten zum Video passt. Schließlich möchte ich Mr. Knopfler klanglich passend und würdig begleiten. Und das tue ich nun exzessiv (ob nun klanglich passend und würdig, lassen wir mal dahingestellt) – von den 149.000 Aufrufen, die das Video bislang hatte, müssen inzwischen mindestens 1.000 von mir stammen. Ich denke Ihr könnt erahnen, warum Ihr in letzter Zeit so wenig von mir hört.
Lieber Wilfried, mit Freude habe ich gelesen, dass auch Du dieser Tage Zeit wieder zur Gitarre gegriffen hast. Da muss wohl irgend etwas in der Luft liegen. Wenn Du nicht gerade am anderen Ende Deutschlands wohnen würdest, könnten wir ja mal im Duett… Was spielst Du denn so?
Mir ist aufgefallen, dass ich keinen einzigen Song von Jethro Tull im Repertoire habe. Das war schon in den 70ern so. Ich hatte Songbücher von Cat Stevens, Al Stewart, Simon and Garfunkel, Elton John, Jim Croce, den Beatles und noch andere. Songs von Bob Dylan, Joan Baez, Donovan, Leonard Cohen etc. habe ich bei Freunden abgeschrieben, oder ich habe mir selbst die Akkorde zusammen gesucht. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich je etwas von Jethro Tull gespielt hätte. Warum das so ist, weiß ich auch nicht so recht. Ich denke, die Melodien sind zu komplex, die Rhythmen sind zu schwierig – die Lieder eignen sich nicht dafür, einfach zur Klampfe gesungen zu werden. Ich habe mich einfach nicht rangetraut. Das geht mir jetzt immernoch so.
Knopfler’sche Songs dagegen haben einen einfachen, swingenden Rhythmus, der leicht zu spielen ist. Bevor ich angefangen habe über den River zu reiten, hatte ich schon Songs wie Water Of Love, Why Aye Man und What It Is im Programm. Water Of Love ist regelmäßig mein Lied zum „Aufwärmen“, das erste, was ich spiele, um meine steifen Finger an die Gitarre zu gewöhnen – in meiner Version nur 3 einfache Griffe (Am, Em, D) mit Variationen, wenig Umgreifen, es wird lange Zeit immer nur auf einem Akkord gespielt, und dabei klingt es noch gut. Ich glaube auch jemand, der noch nie zuvor eine Gitarre in der Hand hatte, könnte das nach 10 Minuten ansatzweise spielen. Das ist es auch, was mich von Anfang an an der Gitarre als Instrument begeistert hat – auch jemand ohne Begabung bekommt ohne viel Üben ein paar einfache Lieder zustande. Wenn man natürlich so spielen können will wie Mark Knopfler, dann sieht’s anders aus…
… oder wie ein paar andere, völlig unbekannte Musiker, deren Künste man auf YouTube bestaunen kann. So z.B. diesen jungen Mann, dessen Video bereits mehr als 34 Mio. mal angeklickt wurde – das am sechsthäufigsten aufgerufene Musikvideo auf YouTube überhaupt – oder diesen brasilianischen Gitarristen. Da fange ich an mich zu fragen, ob ich wirklich weiterhin mit meinem Gestümper akustische Umweltverschmutzung betreiben sollte… Wechseln wir das Thema.
Lieber Lockwood, Du hast den Namen Christopher Cross erwähnt. Tatsächlich hatte ich noch nie zuvor etwas von ihm gehört, und wie ich feststellen konnte, habe ich da nichts versäumt. Irgendwelche Ähnlichkeiten mit Al Stewart konnte ich nicht entdecken. Stattdessen erinnert mich Mr. Cross von Typ, Art der Musik und durch seinen Falsett-Gesang eher an Phil Collins oder die Bee Gees. Und deren Kastraten-Stimmen konnte ich noch nie etwas abgewinnen. Von dem, was ich an Al Stewart schätze – interessante, lebendige, „sprechende“ Melodien, intelligente Texte, die zum Nachdenken anregen, melodiöse, singende Gitarre – konnte ich bei Mr. Cross nichts entdecken. Seine Musik plätschert für meine Ohren nichtssagend dahin. Legen wir ihn zu den Akten…
Auch Wilfried’s Bemerkung zu John Fogerty’s Don’t You Wish It Was True hat mir einmal mehr gezeigt wie unterschiedlich Musik von verschiedenen Menschen wahrgenommen wird. Den Vergleich zwischen diesem Titel und Proud Mary hatte ich auch schon mehrfach gelesen und mich darüber gewundert. Für mich liegen zwischen beiden Liedern Welten. „Proud Mary“ hat eine starke, groovige Melodie, „Don’t You Wish…“ ist Trallalla und hat für mich eher Ähnlichkeit mit „Hänschen klein“ oder „Fuchs Du hast die Gans gestohlen“ – wahrscheinlich ist es auch irgend so ein Kinderlied, an das es mich erinnert.
Und nun hat der Wilfried, der uns ja bereits seine Version von „Proud Mary“ vorgestellt hat, auch noch Cat Stevens gecovert. Da bin ich aber auf eine Hörprobe gespannt! By the way – ist denn Cat Stevens was für Kaltduscher?
Lassen wir’s für heute gut sein. Ausufern tue ich jetzt nur noch beim Gitarre spielen. Rutscht gut ins Neue Jahr, falls wir uns vorher nicht mehr schreiben!
Liebe Grüße an Euch beide
Kretakatze
PS.: fällt wegen Müdigkeit aus
27.12.2007
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Liebe Kretakatze, lieber Wilfried,
das romantischste, behaglichste, beschaulichste und friedvollste Fest des Jahres ist vorüber; wenden wir uns wieder dem Alltäglichen zu.
Mr. Cross hatte ich wirklich nur irrtümlich ins Spiel gebracht. Ich weiß gar nicht, ob er noch lebt oder ob außer mir noch jemand lebt, der ihn kannte. Schwamm drüber.
Ich möchte die heutige mail dazu nutzen, Euch etwas Neues vorzustellen. Jedenfalls war es mir bis vor einigen Tagen neu. Die Rede ist georgischer Folklore. Von Georgien kannte ich bis vor kurzem nur die ungefähre geografische Lage, den Namen der Hauptstadt und ich wusste, dass es die Heimat von Stalin war. Vor einigen Tagen entdeckte ich jedoch, dass es auch in dieser Ecke der Welt fantastische Folklore gibt. Und youtube ist voll davon. Wieder einmal erweist sich diese Plattform als Segen. Ich möchte Euch das ein oder andere Stück dieser Musik präsentieren.
Bei Kretakatze hatte ich in der Vergangenheit den Eindruck hinterlassen, als könne ich mich für östliche Folklore nicht erwärmen. Nun sehen wir (vor allem ich selber), dass das nicht der Fall ist.
Die gelinkten Darbietungen erscheinen ein wenig wie eine kaukasische Form von Riverdance, aber allein deswegen müssen sie noch nicht schlecht sein. Ich achte weniger auf die Tänze (die durchaus sehenswert sind) als vielmehr auf die Musik. Diese stakkatoartigen und doch fließenden Akkordeonklänge waren mir bis dato fremd; ich finde sie einfach klasse. Falls Ihr Zeit und Lust habt, könnt Ihr mal reinhören. Serviervorschlag: Blendet das Bild aus, hört nur die Musik und stellt Euch vor, Ihr würdet auf einem geflügelten Ross über die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus fliegen.
Das war’s auch schon für heute und evtl. für dieses Jahr.
Einen guten Start in 2008 wünscht Euch von Herzen
Lockwood
27.12.2007
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Hallo Kretakatze, hallo Lockwood,
ob Weihnachten nun wirklich so beschaulich, romantisch, friedvoll und behaglich ist, wie Lockwood schreibt, möchte ich bezweifeln, aber ich habe die Tage mit meinen Lieben stressfrei überstanden (da nur ein Besuch bei Schwiegereltern angesagt war – meine Eltern besuchen wir nach Neujahr, ich habe ja noch einige Tage frei) und bereite mich nun mental auf den Jahreswechsel vor, der mir eigentlich ein Graus ist: Wenn alle Welt auf die Minute genau meint, besonders ausgelassen sein zu müssen, dann ist mir allein das schon äußerst suspekt. Aber trotzdem:
Ich hoffe, Ihr hattet auch einige schöne Feiertage mit Euren Lieben. Und so wünsche ich Euch alles erdenklich Gute für das neue Jahr. Bleibt gesund und in Brot und Arbeit, nehmt nicht alles so ernst (wie ich), sondern zeigt aller Welt gelassen die Schulter!
Kretakatze, meine Gitarrenkünste sind noch nicht allzu weit fortgeschritten. Aber auch ich habe es mit E-Moll zu tun: We used to know von Jethro Tull. Nicht alle Melodien aus der Feder von Herrn Anderson sind so komplex. Gerade dieses Lied ist schlicht und einfach … und doch ganz nett anzuhören. Ja mit Barré-Griffen habe ich auch nicht viel am Hut. Es bedarf schon etwas mehr Übung.
Während Kretakatze also über den River reitet, entschwebt Lockwood auf geflügelten Rössern über schneebedeckte Gipfel des Kaukasus. Da bin ich doch eher bodenständig. Aber interessant sind die Klänge, die Lockwood gefunden hat, schon. Beide Beispiele klingen ähnlich und erinnern mich durchaus etwas an „Thick as a Brick“ (Andersons Vorliebe für das ‚Squeezy Thing‘ sind bekannt, und etwas flötig kommt es aus dem Kaukasus auch daher).
Hier noch einige Bilder von letzten Silvesterfeuerwerk aus London stellvertretend für all die anderen sinnlos verpulverten, die Luft verpestenden Feuerwerke dieser Erde:
London 2007 New Year Fireworks
Also nochmals: Alles Gute fürs neue Jahr – und einen guten Rutsch!
Euer Wilfried
29.12.2007