Während unseres Urlaubs in Idar-Oberstein haben sich meine Frau und ich auch an den kulinarischen Genüssen der Region gütlich getan. So aßen wir Gerichte, die der Pfalz oder noch etwas direkter dem Hunsrück entspringen.
Idar-Oberstein selbst ist für einen Spießbraten bekannt, der, da auch über einen Schwenkgrill gebraten, Schwenkbraten genannt wird und trägt so auch den Ortsnamen ‚im Schild‘: Original Idar-Obersteiner Spießbraten! Dieser wird in großen Stücken mit Hunsrücker Bauernbrot und Rettichsalat gegessen. Einverleibt haben wir uns dieses Essen im Badischen Hof zu Idar-Oberstein.
Original Idar-Obersteiner Spießbraten im Badischen Hof
Dieser Spießbraten hat eine besondere Geschichte: Zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, wanderten zahlreiche Händler und Edelsteinschleifer aus der Umgebung Idar-Obersteins nach Brasilien aus, um dort nach Achaten und anderen Steinen zu graben. Dort lernten Sie die einheimische Kochkunst des „Churrasco“ kennen. Hierbei werden etwa handgroße Fleischstücke, z.B. Rindfleisch, mit grobem Salz gewürzt und an Spießen über dem offenen Feuer gebraten. Zusammen mit den Edelsteinfunden der Auswanderer gelangte diese Bratkunst nach Idar-Oberstein und hat sich im Laufe der Zeit zum „Original Idar-Obersteiner Spießbraten“ entwickelt. (Quelle: das-spiessbratenhaus.de)
Besonders empfehlen möchten wir hierbei die Gaststätte am Flugplatz von Idar-Oberstein, die den Spießbraten in unterschiedlichen Varianten anbietet. Solltet Ihr mit dem eigenen Flugzeug dorthin gelangen, dann könnt Ihr die Gerichte schon aus der Luft bestellen (Frequenz 128.360 Mhz):
Sierra – Schweinekamm saftig gebraten
Lima – eine ganze Schweinelende, zart und mager
Romeo – das Roastbeef für Kenner
Foxtrott – zartes Rinderfilet
Zu einem gelingenden Spießbraten gehören natürlich der passende Grill und das entsprechende Werkzeug. Das wird selbstredend vor Ort angeboten und kann auch online geordert werden.
Die Küche der Pfalz bzw. des Hunsrücks ist, wie man sieht, sehr fleischlastig und nichts für Vegetarier und Veganer. Den halben Spießbraten haben wir uns z.B. einpacken lassen, weil das auch für uns viel zu viel Fleisch auf einem Mal war und wir uns davon noch einen Abend ernähren konnten.
Weiterhin handelt es sich bei dieser Schlemmerei mehr oder weniger um eine Arme-Leute-Küche. Zumindest entstammen viele dieser Rezepte einer Zeit, in der die Leute sparsam mit ihrem Geld umgehen mussten.
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl war bekannt für seine Vorliebe für Saumagen, mit dem er auch seine Gäste beglückte. Bisher waren weder meine Frau noch ich in den Genuss dieser Pfälzer Spezialität gekommen. In Herrstein mit seinem wirklich sehenswerten mittelalterlichen Ortskern gibt es das Cafe Zehntscheune, in das wir beide einkehrten (bzw. draußen bei herrlichem Wetter Platz fanden).
Räuberplatte (Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen) mit Sauerkraut und Brot
Hier gibt es gleich mehrere dieser regionalen Besonderheiten der Küche. Meine Frau entschied sich für das Herrsteiner Duett, bestehend aus einem gefüllten Kloß und einem Leberkloß in Speckrahmsoße – mit Apfelkompott gereicht. Ich nahm die Räuberplatte, die aus einer Kartoffelwurst und Hunsrücker Saumagen mit Sauerkraut bestand. Dazu wurde (wie wohl üblich) Bauernbrot gereicht.
Herrsteiner Duett (gefüllter Kloß und Leberkloß) in Speckrahmsoße mit Apfelkompott
Natürlich teilten wir uns das Essen, um beide in den Genuss aller vier Gerichte zu kommen. Und auch dieses Mal war es uns etwas zu viel des Guten. Geschmeckt hat es auf jeden Fall, wenn unser Fleischbedarf dann auch für die ganze Woche gedeckt war. Meiner Frau fand die gefüllten Klöße am besten (bestehend aus einem Kartoffelmantel, halb und halb, und einer Füllung aus Hackfleisch und Leberwurst), ich fand den Saumagen ganz interessant.
Ich kenne ja gefüllte Klöße und mag sie auch, aber Leberwurst im Kloß kann ich mir nicht so richtig vorstellen und dazu noch Apfelkompott. Passte diese Variante geschmacklich überhaupt zusammen?