Bei einem guten Film ist es wie mit einem guten Buch, er muss fesseln. Nur ist das, was mich fesselt, meist etwas anderes als das, was einen anderen Menschen in den Bann schlagen wird. Was fesselt aber? Es ist ein Stoff (Sujet, Gegenstand), der uns so schnell nicht wieder loslässt. Das kann etwas mit Spannung zu tun haben, die uns ein Film/Buch vermittelt, z.B. die Frage, wie endet das. Von daher gibt es gerade viele Filme, die eine künstliche Spannung zu vermitteln bemüht sind, deren Lösung, wenn diese nicht nachvollziehbar ist, uns den ganzen Film als enttäuschend empfinden lässt. Das am wenigsten erwartete Ende, die Auflösung des Rätsels, möchte man als Antwort auf eine scheinbar existenzielle Frage erleben.
Somit macht Spannung noch lange keinen guten Film aus. Erst wenn das Ende stimmt, das letzte Puzzle-Stück sich ins Ganze einfügen lässt, dann könnte der Film gut sein. Könnte, denn ein guter Film sollte weitere wichtige Kriterien erfüllen.
Aber bleibe ich noch kurz bei der Spannung. Statt Spannung können es auch andere Empfindungen sein, die in uns wach gerufen werden, etwas, das uns berührt und uns somit direkt emotional ansprecht. Viele lassen sich durch eine traurige (‚rührend’), eine zu Herz gehende, die Seele erschütternde Geschichte hinreißen. Noch andere lassen ihre niedrigsten Instinkte ansprechen. Gerade für letztere gibt es Genres, die einen großen Markt darstellen. Gute Filme sehen anders aus.
Wenn uns ein Film fesselt, so soll das bei einem guten Film mit einer Langzeitwirkung verbunden sein. Wenn ich das Kino (oder Wohnzimmer) verlasse, und die Wirkung verpufft sogleich, dann hat mich der Film sicherlich nicht allzu sehr in seinen Bann gezogen.
Welche anderen Kriterien sind es aber, die uns einen Film als gut einstufen lassen? Die Frage, ob ein Film gut ist, steht im Zusammenhang mit der Frage nach seiner Qualität. Das beginnt sicherlich bei der Technik, bei der Optik und Akustik, also bei Äußerlichkeiten. Anders als beim Buch, das im Wesentlichen auf das Medium Sprache (hier als geschriebenes Wort) setzt, spielen beim Film natürlich die Bilder eine große Rolle, voraussichtlich die größere Rolle. Immerhin hat sich der Film aus dem Stummfilm entwickelt und kam damals auch fast ohne Sprache aus (Sprache nur in den Zwischentiteln). Neben der Sprache gibt es die Musik, die die Bilder entscheidend dramatisieren kann. Bild und Ton und das Zusammenspiel zwischen beiden bilden also ein Qualitätsmerkmal.
Hier geht es aber vor allem um inhaltliche Qualität. Ein guter Film vermittelt Sinn, ist sinnstiftend im positiven Sinne. Er enthält eine Botschaft. Ein solcher Film sollte möglichst lehrreich sein, also mein Wissen erweitern und mich als Mensch „weiterbringen“. Natürlich können auch schlechte Filme lehrreich sein und zudem obskure Botschaften anbieten, die als solche nicht sogleich zu erkennen sind. Damit gelangt man schnell in eine Grauzone, in der es schwer fällt, noch zwischen gut und schlecht (böse) zu unterscheiden.
Sicherlich sollte ein Film auch Freude vermitteln, gute Laune. Aber allein mit „Friede, Freude, Eierkuchen“ kann es nicht genug sein. Zu sehr wurden solche Filme propagandistisch missbraucht und werden es heute noch. Ein Film, der lediglich eine ‚heile Welt’ vorgaukelt und in keiner Weise zu hinterfragen versteht, ist mit Sicherheit kein guter Film.
Filme bestehen in der Regel aus Handlung, Personen, Ausstattung und Örtlichkeiten. Für den Einzelnen wird ein Film dadurch gut, dass in diesem bestimmte Personen (Schauspieler/in) auftreten (Lieblingsschauspieler/in). Dann spielt natürlich die Handlung eine wichtige Rolle (dem entsprechenden Genre gemäß wie Actionfilm, Liebes-, Abenteuer- oder Kriminalfilm usw.). Ausstattung und Örtlichkeit werden meist im Zusammenhang mit der Handlung der Personen wahrgenommen. In einigen Filmen spielt natürlich auch die Örtlichkeit die Hauptrolle (Naturfilme). Das Drehbuch und die Umsetzung durch die Schauspieler bestimmen die Handlung. Dabei kommen viele einzelne Details wie Wortwitz und Mimik bzw. Gestik zu tragen, die dann auch die Qualität des Filmes beeinflussen.
Eine klare Definition, was einen guter Film im Grundsatz ausmacht, ist also gar nicht so ohne weiteres möglich. Ich denke mir, dass es vielleicht die ‚gesunde’ Mischung und Anzahl vieler Filme ist, die gesehen werden, in dem der einzelne Film zum guten Film wird. Ein solcher Film ist wie eine eigene Welt, der erst im Kosmos vieler Filme seinen tatsächlichen Stellenwert erlangt. Ein guter Film „wird“ ein guter Film, er ist es nicht von Anfang an.