An den Pranger

Als Otto Normalverbraucher, der montags bis freitags früh am Morgen aufsteht, zur Arbeit hechelt, um für seine Lieben und sich die benötigten Brötchen zu verdienen, ist es sehr verwunderlich, dass ein Einzelner es geschafft haben soll, eine Großbank wie die französische Société Générale mit windigen Finanzspekulationen um fast fünf Milliarden Euro zu betrügen. Außerdem muss die Bank nach eigenen Angaben weitere zwei Milliarden Euro wegen Fehlspekulationen im Zusammenhang mit Hypothekengeschäften auf dem amerikanischen Immobilienmarkt abschreiben. Nun plant die Bank Kapitalerhöhungen. Ich sollte auch eine Kapitalerhöhung beantragen.

Auf zdf.de steht hierzu:

Der Betrug – „außergewöhnlich in Größe und Art“ – sei erst im Januar entdeckt worden, hieß es. Der Händler habe bei Futures auf europäische Aktienindizes seine Kompetenzen massiv überschritten und sein Handeln durch komplizierte Scheingeschäfte verschleiert. Der in Paris ansässige Mitarbeiter werde entlassen und auch seine Vorgesetzen müssen Société Générale verlassen.

Na toll, entlassen wird der Mann. Wenn ich meinem Chef den Silberlöffel stehle, dann werde ich auch entlassen. Und Christian Noyer, Chef der französischen Notenbank, hat auch gleich die passende Erklärung für das Zustandekommen eines solchen Betrugs: „Der Händler hat die internen Kontrollen genau gekannt und ist ohne Zweifel zudem ein Computergenie.“

Wenn der Mann entlassen ist, werden sich bestimmt gleich andere Banken um seine ‚Dienste’ bemühen. Sein ‚Wissen’ dürfte geradezu unbezahlbar und für jede Bank von Nutzen sein.

Unterdessen bezweifeln Börsianer, dass die geschädigte Bank – wie sie selbst behauptet – erst vor wenigen Tagen von den problematischen Handelspositionen erfahren haben soll. Es ist kaum nachzuvollziehen, dass ein einzelner Händler in der Lage gewesen sein soll, ein ‚geheimes Geschäft‘ von 4,9 Milliarden getätigt zu haben, ohne dass jemand davon gewusst hat“.

„Jetzt redet jeder von Betrug – aber das ist für mich pure Rhetorik. Meiner Einschätzung nach war das ein Riesenmangel im Risikomanagement der Bank“, sagte ein Aktienhändler einer deutschen Großbank. Schlaues Kerlchen, darauf wäre ich nicht gekommen.

Nick Leeson, ehemaliger Börsenhändler, der vor zwölf Jahren die britische Barings Bank in den Ruin trieb, ist über den Milliardenbetrug bei der französischen Société Générale „nicht überrascht“. „So etwas musste irgendwann passieren“, sagte Leeson.

Leeson war 1995 weltweit in die Schlagzeilen geraten, nachdem er die altehrwürdige Barings Bank in London ruiniert hatte. Eine niederländische Bankengruppe kaufte das Geldhaus für ein symbolisches Pfund. Leeson ist heute Geschäftsführer des irischen Erstliga-Fußballclubs Galway United (steht also auch wieder auf den Füßen).

Im Alter von 28 Jahren hatte der Brite mit illegalen Spekulationen an der Börse in Singapur für geschätzte Verluste von umgerechnet weit mehr als einer Milliarde Euro gesorgt. Dafür saß er dreieinhalb Jahre in Singapur ins Gefängnis, immerhin! Es ging dabei um Derivate („Abkömmling“; Ableitung), einen für mich künstlich geschaffenen Geschäft, auf das der Begriff Finanzjongliererei sehr gut passt.

Für mich ist überhaupt ein Großteil des Finanzhandels, so genannte Spekulationen (der Duden definiert das Wort mit: auf Mutmaßungen beruhende Erwartung; auf Gewinne aus Preisveränderungen abzielende Geschäftstätigkeit), einfach nicht mehr nachvollziehbar. Und so wurden und werden immer wieder neue Grundlagen zur Finanzspekulation (Options/Future etc.) von sogenannten Finanzdesigner kreiert, ja, Finanzdesigner, ein eigener Beruf.

Wohin solcher Finanzhandel führt, ist allein an der jetzigen Finanzkrise abzulesen. Da werden Milliarden Euro in Hypothekengeschäften auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ‚gesteckt’, weil irgendwelche Bankmanager glauben, damit das große Geld machen zu können. Natürlich zum Wohle des Kunden, oder? Geht das aber wie jetzt fast alles ‚über den Deister’, dann reagiert auch der weitere Markt nervös bis panisch. Der Dumme ist dann wieder der Kleinanleger, der von seinem sauer verdienten Geld am Ende nichts mehr zurückbekommt.

Finanzjongleure an den Pranger

Ich bin deshalb dafür, dass man endlich wieder mittelalterliche Strafen bei uns einführt. Eine öffentliche Auspeitschung der Verantwortlichen wäre z.B. nicht schlecht. Am besten in einem Fußballstation. Und geladen werden alle Topmanager dieser Welt, damit sie sehen, was Ihnen blüht, wenn sie so unverantwortlich mit den Ressourcen dieser Welt und dem Geld anderer umgehen. Und anschließend sollte man solche Verbrecher noch eine Woche am Pranger stellen, als Nahrung die Gallenflüssigkeit, die Menschen wie ich überproduzieren, wenn sie von solchen Machenschaften hören.

siehe auch zdf.de: Wie ruiniere ich eine Bank?

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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