Auf der Suche nach Bach

Wenn ich mich daran wage, die in meinen Augen (genauer: Ohren) besten Gitarristen dieser Welt ausfindig zu machen, so komme ich an Virtuosen der klassischen Gitarre nicht vorbei. Ausgangspunkt ist hierbei die Interpretation Bach’scher Werke. Johann Sebastian Bach hat neben Orchester- und Orgelmusik usw. auch Werke für die Laute und Gitarre geschrieben. Warum Bach? Nun, da gibt es das Instrumentalstück „Bourree“ von der Rockgruppe „Jethro Tull“ (hier eine Aufnahme von 1985: Bachrock sowie eine Aufnahme von 2005: Lugano Estival Jazz), das als Grundlage ein kleines, nicht einmal zweiminütiges Werk von Johann Sebastian Bach hat, nämlich den 5. Satz der Suite Nº 1 in E-moll für Laute (BMV 996). Als ich Ende 1968/Anfang 1969 auf Jethro Tull aufmerksam wurde, war es u.a. auch die rockige Wiedergabe dieses Bach’schen Stückes, das mich faszinierte. Und so schaute ich nach, welches Stück das nun tatsächlich war – und wer es sonst noch, wenn auch im ‚klassischen Sinne’, gespielt hat. Übrigens finden wir die Bezeichnung Bourree noch bei vielen anderen Stücken (als Bezeichnung für einen Satz) bei Bach. Bourree ist ein Tanz des französischen Hofes.

Von Leo Kottke hatte ich bereits berichtet. Dieser Gitarrist ist natürlich der Folk-Rock-Szene zuzurechnen, wenn auch er das Bourree-Stück eher wie ein klassischer Musiker spielt (siehe hierzu meinen Beitrag: Leo Kottke: Bourrée – Hear the Wind Howl)

In den dann folgenden Jahren bin ich auf drei Gitarristen der klassischen Musik gestoßen, die man zu den besten Gitarristen dieser Musikgattung zählt. Inzwischen sind leider zwei der drei verstorben. Aber dank Ton- und Bildträger lebt deren Musik weiter.

Zunächst Andrés Segovia (1893 – 1987). Von ihm habe ich leider kein Album, aber er hat sich durch verschiedene Bach-Interpretationen ausgezeichnet. Segovia ist einer von vielen spanischer Gitarristen, wie sollte es anders sein. Die Gitarre ist DAS Instrument in Spanien schlechthin, nicht nur das des Flamenco und anderer traditioneller spanischer Lieder und Tänze. Segovia stammt übrigens aus Andalusien, gewissermaßen die Wiege des Flamenco. Da ich nicht nur Bach zum Klingen lassen möchte, hier ein Video mit einem Stück von Isaac Albèniz: Asturias aus der Suite Española op. 47, also ein typisch spanisches Stück:


Andres Segovia – Asturias de Albèniz

Andrés Segovia (1893 - 1987)

Narciso Yepes (1927 - 1997)

Julian Bream (1933 - )

Andrés Segovia (1893 – 1987)

Narciso Yepes (1927 – 1997)

Julian Bream (1933 – )

Der nächste, ebenso spanische Gitarrist ist Narciso Yepes (1927 – 1997). Von ihm habe ich das Album: „Nächte in spanischen Gärten“ aus dem Jahre 1971. Neben spanischen Komponisten finden wir hier auch Bach, u.a. auch das bereits angesprochene kleine Stück: Bourree:


Narciso Yepes plays Bach ’s Bourree BMV 996

Ebenfalls auf dem genannten Album findet sich ein Stück des spanischen Komponisten Francisco Tárrega, das ich sehr persönlich als Andenken an die Alhambra in Granada betrachte, so auch der spanische Titel:


Narciso Yepes – Recuerdos de la Alhambra (Francisco Tárrega)

Last but not least: Julian Bream, den 1933 in London geborenen Gitarristen und Lautisten, dem nach eigener Aussage die Gitarre Beruf, die Laute aber geliebtes Hobby ist. Von ihm habe ich das Doppelalbum: „Gitarrenmusik aus drei Jahrhunderten“ aus dem Jahre 1972. Auch hier findet sich natürlich Johann Sebastian Bach.

Von Bream habe ich wiederum zwei Stücke ausgesucht, eines davon auf der Laute gespielt. Zunächst, wie sollte es schon anders sein, nein nichts von Bach, sondern wieder etwas Spanisches, von Federico Morena Torroba (1891 – 1982) den 1. Satz des „Sonatina“:


Julian Bream – Federico Moreno Torroba – Sonatina, 1st mov.

Und hier das Lautenstück: David Solomons „My Lord Willoughby’s Welcome Home“:

My Lord Willoughby’s Welcome Home – played by Bream (Lute)

Für alle drei Gitarristen haben diverse Komponisten eigene Stücke geschrieben, die dann auch von diesen uraufgeführt worden. Welcher Musiker kann sich schon dieser Ehre rühmen.

Ausgangspunkt dieses Beitrags war die rockige und statt auf der Laute oder Gitarre auf der Querflöte von Ian Anderson gespielte Interpretation des kleinen Bourree-Stückes. So will ich diesen Beitrag auch rockig beenden. Ich muss gestehen, den schwedischen Rockgitarristen Yngwie Malmsteen erst im Zusammenhang mit meinen Beiträgen zu den 100 größten Gitarrensolos der Rockmusik kennen gelernt zu haben. Dort belegte er den 31. Platz (siehe: 100 größten Gitarrensolos der Rockmusik – Plätze 31 – 40). Auch er hat sich an Bourree gewagt, wie das letzte Video für heute zeigt und hören lässt (Johann Sebastian vergebe mir):


Yngwie Malmsteen Guitar Solo and „Bouree“

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

Ein Gedanke zu „Auf der Suche nach Bach

  1. Hallo Wilfried!

    Klasse Beitrag. Ich bin schon gespannt, ob du auch Herrn Knopfler zu den besten der Gitarre zählen wirst.

    Grüsse aus San Sebastián (Spanien)

Kommentare sind geschlossen.