Wenn Kritiken zu überschwänglich sind, neige ich zur Vorsicht. Im Falle des Films „Die fabelhafte Welt der Amélie“ (Originaltitel: Le fabuleux destin d’Amélie Poulain) war das sicherlich ein Fehler. Aber manche Fehler kann man wieder gut machen. Und so habe ich den Film – endlich – am Karfreitag im Fernsehen gesehen. Jean-Pierre Jeunet, der Regisseur dieses 2001 gedrehten französischen Films (mit deutscher Unterstützung), gilt als verhältnismäßig langsam arbeitender Regisseur, der sehr viel Zeit auf Details und originelle Gestaltung aufwendet. Aber gerade bei diesem Film hat es sich wirklich gelohnt. „Die fabelhafte Welt der Amélie“ ist voller Leichtigkeit und Poesie, voller Schmerz und Glück. Der Film dreht nie das große, melodramatische Rad, sondern ergeht sich in einer Unmenge kleiner, liebenswerter Details. Beeindruckend, die Phantasie des Regisseurs und Autors. Es ist jetzt schon ein „Kultfilm“. Ein überquellendes Füllhorn genialer Einfälle, poetischer Momente, wundervoller Bilder und oft witziger, philosophischer Dialoge. Dass der Film so gut funktioniert, liegt aber auch an der ausgezeichneten Darstellerriege, allen voran Audrey Tautou. Sie überzeugt in der Rolle der Amélie und gibt der Gestalt Lebendigkeit. Einfach wundervoll, einfach fabelhaft.
Ja, ich habe einen neuen Lieblingsfilm. Einen Film, der das oftmalige Schauen lohnt. Viele Details sind mir beim ersten Mal noch verborgen geblieben. Ich freue mich jetzt schon auf diese vielen kleinen Schätze, die es noch zu entdecken gilt.
Ich liebe diesen Film. Und wer ihn nicht mag, der ist selber Schuld. Er gilt mir mehr als Dutzende Filme aus Hollywood. Ein solcher Film konnte nur in Frankreich entstehen.