Am 12. September finden zwei Wochen vor der Bundestagswahl (26.09.2021) die Kommunalwahlen in Niedersachsen statt. Neben der Wahl zu den Kreistagen sind das z.B. in meinem Wohnort Tostedt die Gemeindewahl, die Wahl des Samtgemeinderates und die Wahl des Samtgemeindebürgermeisters für Tostedt. Sollte keiner der Kandidaten bei dieser Bürgermeisterwahl die absolute Mehrheit erringen, so wird eine entsprechende Stichwahl wohl am 26.09. stattfinden.
Bei den Wahlen zum Gemeinderat Tostedt und zum Samtgemeinderat Tostedt stellen sich neben den Parteien CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und Die Linke u.a. ein bzw. zwei Einzelwahlvorschläge (Allwardt und Uhlig) sowie drei Wählergemeinschaften/Wählergruppen (Wählergemeinschaft Tostedt/Wir in Tostedt/Zusammen für Tostedt) zur Wahl.
Für die Wahl des Samtgemeindebürgermeisters kandidieren der Amtsinhaber Dr. Peter Dörsam (Einzelwahlvorschlag), Rolf Aldag (CDU), Charlotte Michel (FDP) und Jan Hinnerk Zirkel (Zusammen). Zur Kreiswahl für Harburg gibt es noch keine näheren Angaben zu den Kandidaten und Kandidatinnen.
Macron als Vorbild?
Die Gründung von zwei Wählergruppen in Tostedt scheint sich an der politischen Bewegung des Emmanuel Macron, dem französischen Staatspräsidenten, zu orientieren (En Marche ist inzwischen eine Partei) und ist sicherlich auch ein Ergebnis der Politikverdrossenheit vieler Bürger und Bürgerinnen. Neben der schon lange bestehenden Wählergemeinschaft Tostedt sind das die Gruppen Wir in Tostedt und Zusammen für Tostedt. „Wir in Tostedt“ ist aus einer Elterninitiative für den Erhalt der Dieckhofschule in Tostedt entstanden und setzt sich für lokale Themen ein (z.B. gegen „noch mehr Betonburgen in Tostedt“ ;-))
Das Bostelmann-‚Imperium‘ schlägt zurück
Am interessantesten ist sicherlich die Wählergruppe „Zusammen für Tostedt“, die ja auch einen Kandidaten für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters stellt. Jan Hinnerk Zirkel ist ehemaliges CDU-Mitglied und Dirk Bostelmann, der ehemalige Bürgermeister für die Samtgemeinde, gilt als sein politischer Ziehvater. Zu Herrn Bostelmann habe ich mich in diesem Blog in der Vergangenheit leider schon öfter äußern müssen. Dirk Bostelmanns Tochter, Maximiliane Hemens, kandidiert für die Wählergruppe übrigens auf Platz 1 für Gemeinde- und Samtgemeinderat.
Dirk Bostelmann und die Rindviecher (Dexter-Rinder) – Quelle: dexter-tostedt.jimdofree.com
Tostedts Ex-Bürgermeister hatte sich schon früh in den Wahlkampf eingemischt und schlug u.a. den Samtgemeinderat Stefan Walnsch als Kandidaten für das Bürgermeisteramt vor. Dieser zeigte allerdings kein Interesse. In einem Schreiben an den Ortsverband der CDU vom 6. April 2021 schlägt er vor, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen, sondern stattdessen mit Stefan Walnsch einen Fachmann aus der Verwaltung zu unterstützen. Bostelmann begründet das wie folgt: „Der jetzige Amtsinhaber (Dr. Peter Dörsam) ist seit über 6 Jahren im Amt. In dieser Zeit hat man von der CDU wenig oder eher nichts an Kritik gehört oder gelesen. Dadurch hätte der Fraktionsvorsitzende Rolf Aldag sich und seine Partei immer wieder ins Gespräch bringen können. Außenstehende können doch jetzt nur der Auffassung sein, dass alle zufrieden sind.“ Sind sie es denn nicht?
Und Bostelmann geht noch weiter und behauptet in guter Trump-Manier, seinen Informationen zufolge würden sich „alle Verwaltungsmitarbeiter einen anderen Bürgermeister“ wünschen. „Aber sie denken dabei kaum an einen Kandidaten aus dem Samtgemeinderat“. (Quelle: kreiszeitung-wochenblatt.de) Das grenzt an üble Nachrede gegenüber Herrn Dörsam.
Zurück zur Wählergruppe „Zusammen für Tostedt“: Herr Zirkel und Co. geben sich jung und dynamisch, er selbst sich als Macher (Gründer). Wenn ich das richtig sehe, so verfügt lediglich Herr Zirkel über gewisse Erfahrungen in der politischen Arbeit. Alle anderen sind zwar jung (was natürlich kein Nachteil ist), aber auch unerfahren. Sie haben allerdings einen Über- bzw. Ziehvater, der ihnen schon den Weg weisen wird: Dirk Bostelmann!
Ich habe den Werbe-Flyer von Herr Zirkel vor mir liegen: Da macht er einigen Wind (Wir brauchen frischen Wind …!), aber für mich ist das eher viel heiße Luft. Er sollte z.B. wissen, das Schulpolitik (Stichwort: Digitalisierung im Klassenzimmer) Aufgabe des Landes und nicht der Kommune ist. Und wenn er von Transparenz spricht, so frage ich mich, warum erst auf der Rückseite seines Flyers ein Zusammenhang zur Wählergruppe „Zusammen für Tostedt“ erkennbar wird (zumal diese als Wählergruppe nicht deutlich ist).
Ich würde Herrn Zirkel gern im Samtgemeinderat sehen. Dort könnte er zeigen, wie „Projekte vernünftig zu planen und zeitnah umzusetzen“ sind. Als Bürgermeister der Samtgemeinde: Nein, Danke!