Heute vor 10 Jahren starb der Schriftsteller Siegfried Lenz in Hamburg. Geboren wurde Lenz 1926 in Lyck, Ostpreußen (heute: Ełk [ɛwk] in der polnische Woiwodschaft Ermland-Masuren). Und damit fängt es an: Mein Vater wurde nämlich neun Jahre zuvor in Treuburg (deutsch bis 1928 Marggrabowa (umgangssprachlich auch Oletzko – heute polnisch Olecko [ɔˈlɛtskɔ]), 1928–45 Treuburg) geboren – etwa 32 Kilometer von Lyck entfernt. Und wie Lenz hatte mein Vater eine Vorliebe für Baskenmützen (siehe Bild unten).
Siegfried Lenz und Jan Fedder 2008 (anlässlich der Verfilmung ‚Das Feuerschiff‘)
Als Lenz’ wichtigstes Werk gilt der in viele Sprachen übersetzte und verfilmte Roman Deutschstunde (1968), der die Zeit des Nationalsozialismus und einen falsch verstandenen Pflichtbegriff behandelt. Auch seine erste Sammlung von Kurzgeschichten aus dem Jahr 1955, So zärtlich war Suleyken, wurde aufgrund seiner neuartigen Erzählweise und der Verwendung der ostpreußisch-masurischen Umgangssprache sehr erfolgreich. Und ein zweites Denkmal für seine masurische Heimat erschuf Siegfried Lanz mit dem Roman: Heimatmuseum (1978), das ich vor Kurzem gelesen habe. Für mich ist dieser Roman ein überaus aktuelles Werk, denn es gibt Leute bei uns, die ‚Heimat‘ mit ihrer an Chauvinismus grenzenden nationalistischen Gesinnung und Fremdenfeindlichkeit vergiften und zu instrumentalisieren versuchen.
Der großangelegte Roman Heimatmuseum ist stark autobiographisch geprägt und schildert den Einfluss der Kriege auf das schöne und friedliche Masuren, das zwischen die Fronten beider Weltkriege gerät. In ausführlichen Beschreibungen der Menschen und ihrer Bräuche sowie der Landschaft lässt Siegfried Lenz das alte Masuren wiederauferstehen, so dass der Roman selbst zu einer Art Heimatmuseum für Masuren wird. Die Lebensgeschichte der Hauptfigur des Romans, Zygmunt Rogalla, hat auch viel Ähnlichkeit mit der Biografie meines Vaters. Zu Masuren und dem Roman sowie dessen Verfilmung demnächst etwas mehr.