Beim „Bund“ wird es mit Knast bestraft. Und früher wurden Übeltäter dieser Art standrechtlich erschossen. Nun ganz so schlimm wird es nicht kommen. Die brasilianischen Fußballprofis Diego von Werder Bremen und Rafinha von Schalke 04 wollen beide für ihr Heimatland beim olympischen Fußballturnier antreten. Aber ihre Vereine erlauben das nicht, weil beide für die Vorbereitung zur neuen Fußballsaison gebraucht werden, die am 15. August startet und sich mit Olympia überschneidet. So haben sich beide unerlaubt von ihrem Arbeitsplatz entfernt. Zumindest im Fall des Herrn Rafinha droht der Verein mit einer drastischer Geldstrafe.
Nach längerem Zögern hat nun die zuständige FIFA-Kommission am Mittwoch die Haltung ihres Präsidenten Joseph Blatter bestätigt, der eine Freistellung der Spieler für Peking angemahnt hatte. Im Urteil berief man sich auf die seit 1988 praktizierte Regelung, dass Spieler unter 23 Jahren von ihren Vereinen für Olympische Spiele freigestellt werden.
Schalke sucht indes nach wie vor die Entscheidung vor der höchsten Sportinstanz. Das CAS wird also vermutlich am kommenden Montag das letzte Wort haben. Werder Bremen zögert noch und lässt ihrem Verteidiger Dusko Tosic nach Peking zu fliegen, um dort für die serbische Olympia-Mannschaft anzutreten.
Sicherlich kann man die Vereine verstehen, die auf wichtige Leistungsträger zum Start der neuen Saison nicht verzichten wollen. Es stellt schon eine Art Wettbewerbsverzehrung dar. Trotzdem sollten die Vereine ihren Spielern diese einmalige Chance zugestehen, an einem so einmaligen Sportereignis teilzunehmen. Der „öffentliche“ Schaden, den die Vereine durch ihre „kleinliche“ Weigerung erfahren, ist nicht zu unterschätzen. Ihr Renommee hat in meinen Augen gelitten. Werder und Schalke gebärden sich als Bonzenvereine. Und genau das will z.B. der SV Werder Bremen nicht sein. Es sieht nun so aus, dass man an der Weser umdenkt. Ich hoffe es wenigstens …
Übrigens: Der CAS nimmt die Klage der beiden Bundesligisten nicht an und begründet dies damit, dass sich die Clubs als Profi-Vereine nicht auf die olympische Charta berufen dürften. Gleichwohl ist damit der Streit noch nicht beendet. Über die Berufungsverfahren beider Vereine muss das Gericht nämlich noch entscheiden. Schalke und Bremen hatten laut CAS-Mitteilung die Klage in eine Berufung umgewandelt.