Kurz vor Weihnachten besucht mein großer Sohn ein Konzert der „Toten Hosen“ in Bremen. Rechtzeitig zu Weihnachten beschert uns die Gruppe ein neues Album, das erste Studio-Album nach vier Jahren: In aller Stille (Das wieder ‚was mit den „Toten Hosen“ läuft, vermeldet auch der Anstieg der Videoaufrufe bei youtube).
Dem nicht genug ist Campino, der Toten Hosen-Frontmann, seit dem 20.11. im neuen Wim Wenders-Film in der Hauptrolle zu bewundern: Palermo Shooting, dem deutschen Film-Comeback Wim Wenders’.
In „Palermo Shooting“ spielt Campino den ausgebrannten Star-Fotografen Finn, der auf skurrile Weise dem Tod begegnet. Schlaflos, hastig und oberflächlich bewegt sich der Düsseldorfer Promi-Fotograf Finn durch die Mode- und Kunstszene. Sein Handy klingelt pausenlos, ein Shooting jagt das nächste. Er leidet unter Schlaflosigkeit. Erst als er bei einer nächtlichen Heimfahrt beinahe tödlich verunglückt, merkt Finn, dass er etwas in seinem Leben ändern muss. Nach einer Übernachtung auf den Rheinwiesen bringt ihn eine seltsame Begegnung mit einem Hobby-Schafzüchter auf eine Idee: Er beschließt, wegzufahren und seinen nächsten Job – ein Fotoshooting mit Mila Jovovich – nach Palermo zu verlegen. Dort angekommen, lässt sich der Fotograf durch die Altstadt treiben und verliert sich immer mehr in bedrohlichen Träumereien, in denen er von einem geheimnisvollen Bogenschützen (Dennis Hopper) verfolgt wird. Gemeinsam mit der schönen Restaurateurin Flavia (Giovanna Mezzogiorno) ergründet Finn, was es mit seinen Visionen auf sich hat…
Warum nun Campino in einem Film von Wim Wenders? Beide stammen aus Düsseldorf und der Film beginnt ja auch in dieser Stadt. Und Wenders hat öfter schon mit Musikern zusammengearbeitet. Campino selbst war durchaus erfolgreich in einer Inszenierung von Bertolt Brechts Dreigroschenoper unter der Regie von Klaus Maria Brandauer für den Berliner Admiralspalast, das zwischenzeitliche Metropol-Theater, von August bis Oktober 2006 in der Rolle des Mackie Messer zu sehen. In die Rolle des ausgebrannten Star-Fotografen scheint er aber dann doch nicht so recht zu passen. Campino, der sich redlich müht, sich aber doch mit deutlich sichtbarem Überschuss an Bewusstheit (so wie wir ihn eben kennen) durch die ereignisarmen Szenen bewegt, wird als Figur niemals richtig lebendig. Campino in der Midlife Crisis? So recht mag ihn das keiner abkaufen.
Und der Film selbst? Wim Wenders steht für mich für Kunstfilme, eigentlich für künstliche Filme, die überfrachtet und bedeutungsschwanger daherkommen. Die teils kitschigen Dialoge auch in diesem Film tragen ihren Teil dazu bei. Wim Wenders hat ein Werk geschaffen, das unbedingt Kunst sein will und genau das dann nicht ist. Es ist ein Film, der wesentlich vom Sehen handelt, selbst aber blind für die Last der Bedeutung bleibt resp. die Last dem Zuschauer aufbürdet.