Sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche zeigen Flagge gegen rechtsextremistische Umtriebe und unterstützen die Jugend-Initiative in Tostedt, die sich in einem Offenen Brief an die Politik gewandt hatte.
„Die Samtgemeinde Tostedt muss jetzt hart durchgreifen“, fordert der stellvertretende Pastoralrats-Vorsitzende der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde, Matthias Kurrig, auf Anfrage. Alle gesetzlichen Möglichkeiten müssten ausgeschöpft werden (siehe: Gemeinsam gegen braunen Sumpf).
Und auch der Kirchenkreis Hittfeld der evangelischen Kirche bezieht eine eindeutige Position angesichts der jüngsten Eskalation in Tostedt. Die Pastorenschaft, die Diakone, der Kreisjugenddienst wie alle Mitarbeitenden des Diakonischen Werkes stellen sich einmütig hinter die Forderung der Tostedter Jugendlichen, die ein entschlossenes gesellschaftliches Handeln gegen rechte Umtriebe einfordern (siehe: Kirchenkreis Hittfeld zeigt Flagge gegen Rechts); u.a. heißt es dort:
Der Kirchenkreis warnt vor jeder Form der Verharmlosung und Verdrängung. So sei es bei aller demokratischen Freiheit auch nicht hinzunehmen, dass der Eindruck entstehen könnte, die rechte Szene sei ein zu akzeptierender Teil der Gesellschaft, betonte Jäger. Von den öffentlich Verantwortlichen müssten unmissverständliche Signale ausgehen, um deutlich zu machen, dass die Zivilgesellschaft in großer Breite dem rechten Angriff auf die Demokratie widersteht.
Die neue Rechte sei gezielt auf der Suche nach Kontakten hinein in die bürgerliche Gesellschaft, so Jäger. Diese Taktik gelte es zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Vom oft noch vorherrschenden Bild des Neonazis in Springerstiefeln mit kahlgeschorenem Kopf müsse man sich verabschieden. Es sei eine zweite Generation von Neonazis unterwegs, die oft nicht leicht zu identifizieren sei.
„Den netten, weichgespülten Nazi von nebenan aber gibt es nicht“, betonte der Superintendent. Die Erscheinungsform habe sich verändert, die menschenverachtenden Inhalte seien jedoch die gleichen geblieben.
Der Kirchenkreis mahnt, den Blick in dieser Hinsicht zu schärfen und Zivilcourage zu zeigen. So sei es andernorts durch Aufklärung und breite Bündnisse von Kirchen, Politik, Gewerkschaften und Verbänden bereits gelungen, die schleichende Integration rechter Gedanken in die Schranken zu weisen. Insbesondere durch intensive Jugendarbeit in Vereinen und Organisationen könne erreicht werden, dass die Anfälligkeit für stumpfe, simple und ewiggestrige Parolen abnehme.