Am letzten Freitag machte ich zeitig Feierabend und wollte zunächst mit der Hamburger S-Bahn von der Station Sternschanze zum Hauptbahnhof fahren. Die Bahn stand bereits da und machte keine Anstalten weiterzufahren – bis die Durchsage kam, dass durch einen Polizeieinsatz der Hauptbahnhof gesperrt und die Weiterfahrt auf unbestimmte Zeit verschoben wäre. Dann ging es doch weiter, wenn auch nur bis Dammtor. Da von dort auch die Fernbahnen verkehren, fuhr ich mit.
Am Dammtor-Bahnhof stieg ich dann – unerlaubterweise, da nur mit eine Abonnements-Kundenbahn des HVV ausgestattet – in einen ICE, der mich tatsächlich zum Hauptbahnhof brachte. Vom Gleis 13 gegenüber auf dem gleichen Bahnsteig sollte dann mein Nahverkehrszug, ein Metronom (ME), mich in Richtung Bremen nach Hause bringen. Es fuhr zwar ein Metronom ein; dieser wurde aber am Hamburger Hauptbahnhof ausgesetzt und blockierte noch eine längere Weile das Gleis. Als die planmäßige Abfahrzeit schon überschritten war, kam die Meldung, dass der Metronom nach Bremen heute vom Gleis 11 starten soll.
Also nichts wie hin auf den anderen Bahnsteig – aber Halt: der Bahnsteig mit den Gleisen 11 und 12 wurde durch Flatterband abgesperrt – Polizisten hielten die Passanten davon ab, den Bahnsteig und den weiteren Bahnhofsbereich zu betreten. Nach kurzer Diskussion ließ man dann aber doch die Fahrgäste durch, deren Züge auf den Gleisen 11 und 12 abfahren sollten.
Ich musste noch kurze Zeit warten, dann kam tatsächlich mein Zug – statt der angeschlagenen fünf Minuten, fuhr der Zug dann mit 10 Minuten Verspätung los – und schaffte es, aus welchen Grund auch immer, diese Verspätung noch etwas zu vergrößern – bis ich endlich in Tostedt ankam.
Ja, mit der Bahn kann man so einiges erleben. Es wird nie wirklich langweilig bei einer Bahnfahrt. Immerhin wurde nicht geschossen.
Ursache für den Polizeieinsatz und die Sperrung war ein japanischer Tourist, der seinen Koffer auf einem Bahngleis angekettet hatte, um sich noch einmal – ohne Gepäck – in der Stadt umzusehen. Ich hatte schon einmal neben dem Wort Schienenersatzverkehr das Wort herrenloses Gepäckstück als Unwortes des Jahres vorgeschlagen. Der Einsatz der Bundespolizei zur „Bombenentschärfung“ dürfte den guten Japaner noch teuer zu stehen kommen. Nach etwa anderthalb Stunden hoben die Beamten die Sperrungen endlich wieder auf. Inzwischen verspäteten sich 38 Regional- und Fernzüge; zwei Züge fielen aus.
Na da bin ich ja schneller mit der Eisenbahn in Russland, als mancher scheinbar für den Weg nach Hause braucht 😉 Nun ja, dafür gab’s bei mir keine Polizeisperren 😉