Tom Waits: Glitter & Doom Live

Interviews und Bühnenauftritte sind nicht gerade sein Ding. Daher ist es schon fast erstaunlich, dass sich Tom Waits im Juni/Juli 2008 zu einer dann ausverkauften und hochgelobten Tour, die den kalifornischen Songwriter 2008 durch die USA und Europa führte, aufraffen konnte. Das Ergebnis liegt jetzt als Doppel-CD vor: Glitter and Doom, soviel wie Glanz und Verderben.

Tom Waits sang schon immer düstere, melancholische bis depressive Lieder über romantische Verlierer, die nachts zusammengesunken irgendwo in einer Kneipe rumhängen und über warmes Bier und kühle Frauen lamentieren. Seine Songs klangen wie Vertonungen des berühmten Edward-Hopper-Gemäldes „Nachtschwärmer“, auf dem drei einsame Barbesucher ohne jeden Bezug zueinander sinnlos ihre Zeit absitzen.

Tom Waits: Glitter and Doom - live

Auf „Glitter & Doom Live“ ist das nicht anders. Es gibt wenig Neues. Fans kennen die meisten Lieder bereits, wie das bei den meisten Live-Alben der Fall ist. Dennoch steht Waits nicht im Verdacht, sich mit der Veröffentlichung nur eine zusätzliche, leichte Einnahmequelle erschließen zu wollen. Es lohnt sich, das Album zu kaufen, und dafür sorgt Waits selbst. Er präsentiert seine Lieder live in leicht veränderter Form und trägt sie mit einer Innbrunst vor, die man von den Studioalben so nicht kennt.

Hier ein kleiner Ausschnitt aus dem ersten Lied dieser CD (die 2. Scheibe „Tom tales“ ist eine Zusammenstellung von Zwischenbemerkungen, Anekdoten und Bühnenansprachen, mit denen sich Waits während des Klavier-Sets mit dem Publikum austauscht):


Tom Waits live: Lucinda/Ain‘ goin‘ down to the well no mo‘ (Birmingham, 03.07.2008)

Übrigens: Barney Hoskyns, einer der renommiertesten britischen Musikjournalisten, hat über Tom Waits eine kenntnisreiche und einfühlsame Biografie geschrieben, die jetzt als Buch erschienen ist: “Tom Waits: Ein Leben am Straßenrand“. Siehe hierzu eine Buchbesprechung von Buchmesse 2009.ARD.de

Und: Am 7. Dezember wird Tom Waits 60 Jahre alt. Der Deutschlandfunk sendet am Vortag, den 06.12., um 20 Uhr 05 ein Feature über Tom Waits, indem es den wichtigsten Stationen in Tom Waits‘ künstlerischem Schaffen quer durch die USA folgt – über L. A. und New York nach Nordkalifornien, wo der dreifache Familienvater lebt und arbeitet. Es erzählt die Geschichte des Thomas Alan Waits, der vom Barpianisten zum Schauspieler, Songwriter und „Independent Entertainer“ wurde: Amerikas heiserer Troubadour

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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