Die metronom Eisenbahngesellschaft GmbH, die mit ihren Regionalzügen halb Norddeutschland bedient, ist in der letzten Zeit öfter und ausführlich in die Kritik der regionalen Presse geraten.
Dabei drehte es sich um folgendes Problem: Die Züge des metronoms verkehren auch in Bereichen, in denen nicht mehr die Bestimmungen der Deutschen Bahn, sondern die der von Verkehrverbünden gelten (z.B. im Großbereich Hamburg die des Hamburger Verkehrsverbundes HVV). Hier gilt grundsätzlich, dass ein Nachlösen einer Fahrkarte im Zug nicht möglich ist. Wer also z.B. in Tostedt (gehört bereits zum HVV) ohne gültige Fahrkarte zusteigt, der fährt „schwarz“ und hat einen erhöhten Fahrpreis von 40 € zu zahlen. Nun kommt es leider oft genug dazu, dass sich besonders ältere Menschen im Tarifdschungel, der allgemein in Deutschland herrscht, nicht auskennen und die falsche Fahrkarte lösen. Ich will hier gar nicht auf die vielen ‚Einzelfälle’ eingehen. In mindestens einem Fall führte es dazu, dass ein älterer Herr, nachdem er sich auch noch geweigert hatte, sich gegenüber der Fahrgastbetreuerin auszuweisen, am Zielbahnhof von der Polizei im Empfang genommen wurde und jetzt auch noch eine Anzeige wegen Erschleichens von Leistungen am Hals hat.
Übrigens in meinem Fall der „arglistigen Erschleichung der Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmittel“ hatte ich Widerspruch eingelegt und ein ‚nettes’ Schreiben erhalten, in dem immerhin die Fahrpreisnacherhebung von 40 € auf 15 € aus Kulanzgründen reduziert wurde. Auf die besonderen Umstände meines Falles wurde mit keinem Wort eingegangen, im Gegenteil wurde ich hinreichend über mein Fehlverhalten ‚belehrt’. Sehr nett fand ich dabei den Zusatz: „Durch die Trennung der Wagenklassen wird gewährleistet, dass Fahrgäste, die einen deutlich höheren Preis für ihre Fahrkarte der 1. Klasse bezahlt haben, in den Genuss einer ungestörten Reise kommen.“ Ich schließe daraus, dass ich es in Kauf zu nehmen habe, in der 2. Klasse nicht ungestört reisen zu dürfen, oder?
Das Schreiben endete übrigens mit einem Satz, der mir inzwischen aus den Ohren hängt: „Wir würden uns freuen, Sie demnächst wieder als Fahrgast in einem unserer Züge begrüßen zu dürfen.“ In diesem Zusammenhang möchte ich folgenden Leserbrief aufführen, der in der Kreiszeitung Nordheide Wochenblatt erschienen ist. Dieser zeigt mir, dass ich mit meinen ‚Empfindlichkeiten’ nicht alleine dastehe.
Die Fahrgast-„Betreuer“ vom Metronom sind nicht nur „Kopfgeldjäger“, sondern auch hinter Alkoholikern, Rauchern und sonstigen Kleinkriminellen hinterher, was man sich nicht nur zwangsweise während einer Fahrt von Hamburg nach Bremen sieben Mal über unerträglich laute Lautsprecher anhören muss, sondern auch zu sehen bekommt, wenn der Sicherheitsdienst zudem pausenlos durch die Abteile streift und neugierig nach möglichen Straftätern Ausschau hält.
Diese Kunden verachtende Geschäftspolitik kann auch nicht dadurch gut gemacht werden, dass das „Lok- und Zugpersonal“ die „sehr verehrten“ Fahrgäste pausenlos willkommen heißt und ihnen beim Verlassen des Zuges einen schönen Feierabend wünscht. Ebenso fragwürdig ist der laufend geäußerte Wunsch, den verehrten Fahrgast bald wieder an Bord begrüßen zu dürfen. Während es für die allermeisten Fahrgäste keine Alternative gibt und diese sich weiterhin der Bevormundung („Drehen Sie sich noch mal um …“) und der Maßregelung („Verzichten Sie auf den Genuss …“) zwangsweise aussetzen müssen, freue ich mich, in Kürze wieder mit dem Auto zu fahren. Adieu, Metronom!
Andreas P., Seevetal
Dank nach Seevetal!