Das Mädchen aus Monaco

Das Thema ist in der Literatur und im Film nicht neu: Ein älterer Mann verfällt einem jungen Mädchen. Vor über 100 Jahren schrieb Heinrich Mann seinen Professor Unrat, der als Der blaue Engel mit Marlene Dietrich verfilmt wurde. Und der Roman Lolita von Vladimir Nabokov (1955), der gleich mehrmals verfilmt wurde, gab der Gattung gewissermaßen ihren Namen: Lolita als Synonym für eine Kindfrau.

Aber auch in der neueren Literatur stoßen wir öfter auf in die Jahre gekommene Herren, die sich von jungen Frauen betören lassen (siehe u.a. meinen Beitrag Alterssex in der Literatur), zuletzt in Martin Walsers Angstblüte.

Je nach Standpunkt werden solche literarischen Werke für “schwitzige, sabbernde Altmännerfantasie” gehalten, während andere diese als “wunderbar schamlose Altherrenerotik” betrachten.

In dem Film Das Mädchen aus Monaco ist der Pariser Staranwalt Bertrand (Fabrice Luchini) ein wortgewandter, kluger Mittfünfziger, der nach Monaco gerufen wird, um eine reiche Dame (Stéphane Audran) in einem vertrackten Mordprozess zu vertreten. Sein Auftraggeber stellt ihm den Personenschützer Christophe (Roschdy Zem) an die Seite, da Übergriffe russischer Gangster befürchtet werden. Recht bald wird klar, dass Bertrand so etwas wie ein von Frauen überforderter Womanizer ist. So sicher und überlegen er im Gerichtssaal wirkt, so verschüchtert und hilflos agiert er auf der Bettkante, von der er selbst eine attraktive, knapp bekleidete Frau stößt, die es kaum fassen kann. Als die junge Audrey (Louise Bourgoin in ihrer Debütrolle) die Verführung Bertrands in Angriff nimmt, verfällt er den erotischen Avancen der schamlosen Schönheit und wird in einen zunehmenden Gefühlsschlamassel gezogen. Die Dinge werden noch komplizierter, als sich herausstellt, dass auch der Bodyguard mal eine Affäre mit Audrey hatte …

Regie des 2008 entstandenen Films führte Anne Fontaine, die ein Jahr später auch für den Film Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft (Coco avant Chanel) mit Audrey Tautou verantwortlich zeichnete. Audrey Tautou kennen wir aus Die fabelhafte Welt der Amélie.

Nun der Film besteht eigentlich aus drei Handlungssträngen: Zuerst ist es der Mordprozess, in dem der Staranwalt die Verteidigung übernimmt. Dann ist es die ungewöhnliche Freundschaft zwischen diesem und seinem Bodyguard; zuletzt natürlich die Beziehung der beiden Männer zu der jungen Frau. Die besonders in Frankreich prominenten Darsteller Fabrice Luchini – weißhäutig, wabbelig und gebildet, ein Mann des Wortes – und Roschdy Zem – braungebrannt, durchtrainiert und animalisch, ein Mann der Tat – spielen das gegensätzliche Männer-Duo, das der selben Dame verfällt. Ihre Freundschaft, wenn man es so nennen darf, beruht auf Respekt vor der Arbeit des anderen. Das führt am Ende sogar soweit, dass der eine für die Taten des anderen einsteht. Aber ich möchte nicht zuviel verraten.

Eindeutig im Mittelpunkt stehen vor allem der Staranwalt und das Mädchen und wie dieses den Staranwalt ‚um den Finger wickelt’. Der Maître ist fasziniert von der blonden Schönheit, von ihrer Jugend und auch von ihrer Schamlosigkeit, von der er kosten darf. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Begierde und seinen Gefühlen. Was kann ein in die Jahre gekommener Mann wie er von einem Mädchen wie Audrey erwarten? Erst spät erkennt er, dass er nur Mittel zum Zweck ist. Und das führt dann auch zur Katastrophe.

Die turbulente Sommerkomödie avancierte übrigens zum Publikums-Hit in Frankreich. Die Komik entsteht aus den Figuren und den geschliffenen Dialogen. Monaco bietet mit seinem Operettendekor die optimale Kulisse für diese charmante Tragikomödie.

Sicherlich erfindet dieser Film das Thema nicht neu. Aber es bietet andere Nuancen, die dann auch den Reiz dieses Filmes ausmachen. Und es ist ein französischer Film. Wer wie ich selbst in die Jahre gekommen ist, macht sich natürlich ‚seinen Reim’ auf solche Filme. Wie gut, dass ich glücklich verheiratet bin und sich schon von daher die Avancen junger Damen in Grenzen halten :-).


Das Mädchen aus Monaco

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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