A Serious Man

A Serious Man ist eine US-amerikanische Filmkomödie aus dem Jahr 2009. Regie führten Ethan und Joel Coen, die auch das Drehbuch schrieben, den Film produzierten sowie unter ihrem gemeinsamen Pseudonym Roderick Jaynes den Schnitt übernahmen. Der Film ist jetzt auch als DVD A Serious Man erhältlich.

Ohne jede Vorwarnung bricht Larry Gopniks (Michael Stuhlbarg) Bilderbuchleben wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Seine Ehefrau Judith (Sari Lennick) gesteht, dass sie sich in den Witwer Sy Ableman (Fred Melamed) verliebt hat und daher eine rituelle Scheidung möchte. Das FBI wird auf die beim illegalen Glücksspiel eingesetzten Mathematikfähigkeiten seines hochbegabten Bruders Arthur (Richard Kind) aufmerksam. Sohnemann Danny (Aaron Wolff) interessiert sich mehr für Marihuana und Rockmusik als für die Schule. Töchterchen Sarah (Jessica McManus) stibitzt aus dem väterlichen Portemonnaie Geld, um sich die Nase verschönern zu lassen. Und der südkoreanische Student Clive (David Kang) ist für eine bessere Note gar bereit, Larry einen prallgefüllten Geldumschlag zuzustecken…

In ihrem neuesten Film „A Serious Man“ widmen sich die Coen-Brüder dem Tanach, der jüdischen Bibel. Larry ist ein vorbildlicher Jude, auf den urplötzlich wahre Hiobsbotschaften einprasseln. Doch er verzweifelt nicht. Vielmehr begibt sich der Naturwissenschaftler wie sein biblisches Ebenbild auf die unlösbare Suche nach einer Rechtfertigung für Gottes Handeln. Er wendet sich an drei Rabbis, besteigt das Dach seines Hauses und beobachtet wie König David die (sonnen-)badende Nachbarin.

Die Verweise auf biblische Ereignisse verleihen „A Serious Man“ sicherlich ein komplexeres Gewand als es die schrullige Spionagekomödie Burn After Reading umgab. Aber auch ohne das notwendige Hintergrundwissen eröffnen die Coens dem Zuschauer ein großartiges Porträt einer jüdischen Gemeinde Anfang der Siebziger. Um diese möglichst authentisch erscheinen zu lassen, entschlossen sich die Regisseure, auf ihre zahlreichen namhaften Schauspielfreunde zu verzichten und die Rollen ausschließlich mit Darstellern jüdischen Glaubens zu besetzen. So wird der geneigte Kinogänger nur wenige Gesichter auf den ersten Blick wiedererkennen – mit welch sicherer Hand die Coen-Brüder ihr Ensemble auswählten, ist aber dennoch beeindruckend. Richard Kind ist wie schon in „Chaos City“ eine köstliche komödiantische Ergänzung, Fred Melamed besticht bereits in seiner ersten Szene alleine durch seine zwischen Freundschaft und dezentem Unbehagen schwankende Stimme und Aaron Wolff erweist sich als vielversprechendes Talent, das nicht in die üblichen Teenie-Manierismen verfällt. Mit seiner unglaublichen Präzision überragt der Broadway-erprobte Michael Stuhlbarg jedoch alle. Er legt seine Figur nicht als klassischen Verlierer oder vom Schicksal Gebeugten an. Vielmehr ist sein Larry ein hoffnungsvoller Mann, dem zwar der Teppich unter den Füßen weggezogen wurde, der aber dennoch nicht aufgibt und vehement seine Sinnsuche verfolgt.

In einer besonders herrlichen, doppelbödigen Szene wird Larry von einem Plattenverkäufer am Telefon genervt. Der Filius bestellte auf seinen Namen die neuesten Rock-Scheiben. Doch er selbst hat nie Santanas „Abraxas“ geordert und versucht daher verzweifelt, dem Anrufer klarzumachen, dass er nie einen „Abraxas“ hören werde. Hartnäckig wehrt er sich gegen Santanas Album und bestätigt so unterbewusst seinen jüdischen Glauben, indem er Abraxas, dem höchsten Gott der Gnostiker, eine Absage erteilt.

Dialog am Telefon ist symptomatisch für den Film. Mit der stoischen Überzeugung nichts getan zu haben, rennt Larry gegen seine Probleme an. Er argumentiert logisch, doch keiner scheint ihn zu verstehen. Der hieraus resultierende Humor ist Coen-typisch äußerst trocken. In gewitzten Wortgefechten verhaspeln sich die Figuren, driften vom eigentlichen Thema ab und lassen dabei manche Abschlusspointe einfach aus. Besonders hinterlistig ist dieses Vorgehen im Finale. Larry erliegt schließlich einer der teuflischen Versuchungen – und muss prompt dafür bezahlen. Was mit ihm und seinem Sohn geschieht, erzählen die Coens nicht. Sie blenden einfach ab. Bis Larry diese finale Hiobsbotschaft jedoch ereilt, verfängt er sich noch in verworrenen Traumwelten, muss mehrfach erklären, was eine Get ist, und lässt sich von einem Rabbi das grandios-abstruse Gleichnis eines Zahnarztes erzählen.

Larrys Sinnsuche ergibt nicht immer Sinn. Vielmehr muss man – wie es auch dem Protagonisten geraten wird – das Mysterium der kuriosen Ereignisse akzeptieren, um Gefallen an „A Serious Man“ zu finden. Wirklich schwer machen die Coens es dem aufgeschlossenen Zuschauer allerdings nicht, ihren Film ins Herz zu schließen. Die schlichten Bilder von Stamm-Kameramann Roger Deakins setzen das schrullige Judenporträt großartig in Szene. Die lebensnahen Figuren plappern mit herrlichem Selbstverständnis daher. Und selbst der Jiddisch gesprochene Prolog ist rückblickend kein völliger Fremdkörper. Vereinfacht gesprochen: „A Serious Man“ ist ein kleiner, schwarzhumoriger Geniestreich, wie ihn nur Joel und Ethan Coen aus dem Handgelenk schütteln können.

aus: filmstarts.de


A Serious Man – Deutscher Trailer

Anders als „Burn After Reading“ ist dies ein sehr ruhiger Film, aber ebenso wie jener ist dieser mit vielen wahnsinnig witzigen Einfällen gespickt. Zunächst muss man sich etwas in den Film hineinfinden, aber wenn man erst einmal in diese groteske Welt amerikanischer Juden der 70er Jahre eingetaucht ist, dann macht der Film richtig Spaß. Nicht nur mein großer Sohn ist ein großer Fan der Coen-Brüder – ich bin es inzwischen längst auch und kann auch diesen Film nur wärmstens empfehlen.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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