Todavía llevaban pantalón corto ese año, aún no fumábamos, entre todos los deportes preferían el fútbol y estábamos aprendiendo a correr olas, a zambullirnos desde el segundo trampolín del “Terrazas”, y eran traviesos, lampiños, curiosos, muy ágiles, voraces. Ese año, cuando Cuéllar entró al Colegio Champagnat.
.. und auf Deutsch …
In dem Jahr damals trugen sie noch kurze Hosen, wir rauchten noch nicht, unter allen Sportarten zogen sie Fußball vor und wir lernten gerade Wellenreiten, vom zweiten Sprungbrett des >Terrazas< ins Wasser hechten, und sie waren ungezogen, bartlos, wißbegierig, sehr behände, gefräßig. In dem Jahr damals, als Cuéllar ins Colegio Champagnat eintrat.
So beginnt eine Erzählung von Mario Vargas Llosa aus dem Jahre 1967: Die kleinen Hunde (Los Cachorros) – Deutsch von Wolfgang Alexander Luchting (hier: Band 439 der Bibliothek Suhrkamp – 1. Auflage 1975), das erste Buch von Vargas Llosa, das ich 1981 gelesen habe, also vor fast 30 Jahren.
Bei dieser Erzählung handelt es sich um eine Parabel der sozialen Integration – ein Thema, das uns heute auch in Deutschland, wenn auch in anderer Weise, sehr beschäftigt. Die wenigen Zeilen zeigen bereits, dass der Autor die Sprache nutzt, um durch einen ständigen Wandel des Bildwinkels (er schreibt zunächst in 3. Person Mehrzahl (sie), wechselt dann ständig in die 1. Person (wir)) den Leser ‚hin- und herzureißen’ und so die Aufmerksamkeit auf das weitere Geschehen zu lenken.
Erzählt wird die Geschichte einer Jugendclique aus einem Villenvorort der peruanischen Hauptstadt Lima. Die Mitglieder dieser Clique berichten, wie sie das Colegio Champagnat durchliefen, gemeinsam Sport trieben, Mädchen kennen lernten und schließlich gesetzter und dicker zu werden begannen. Im Mittelpunkt der Berichte steht einer von ihnen, den ein Hundebiss kastrierte: Pichula Cuéllar, ein reicher, begabter Fabrikantensohn, der im Alter von elf Jahren zu ihnen stieß und später bei einer Fahrt durchs Land ums Leben kommt.
Foto: Daniele Devoti – Padova, Italien (13. Juni 2010)
Was soll ich sagen? Nicht nur der Suhrkamp-Verlag freut sich als deutscher Verleger des neuen Preisträgers des Nobelpreises für Literatur, auch ich konnte meine Freude nicht verheimlichen: Mario Vargas Llosa ist eben schon seit 1981 einer meiner Lieblingsautoren, wenn ich ihn auch bisher in diesem Block (und auch zuletzt beim Lesen) eher stiefmütterlich behandelt habe. Der Roman „Das Grüne Haus“ (dazu später mehr) zählt trotz seiner Komplexität zu meinen absoluten Favoriten der Literatur.
Nun eigentlich fast alle Werke von Mario Vargas Llosa sind in deutscher Sprache verfügbar. Viele von Vargas Llosas Werken spielen in Peru und thematisieren dessen Gesellschaft. Er kritisiert häufig undemokratische und korrupte links- oder rechtsgerichtete Systeme, die niedrige Schwelle zur Gewaltbereitschaft, und die teilweise rassistische Klassenordnung in Peru und Lateinamerika.
Den Nobel-Preis erhielt Vargas Llosa für seine „Kartographie von Machtstrukturen und seine scharf gezeichneten Bilder individuellen Widerstands“ gegen diese Strukturen. 1994 erhielt Vargas Llosa bereits den Cervantes-Preis, die höchste literarische Auszeichnung in der spanischsprachigen Welt. 1996 wurde er mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
siehe auch zdf.de: Video Literatur-Nobelpreis: Mario Vargas Llosa