Verblendung

Stieg Larssons Roman „Verblendung“ war 2008 das bestverkaufte Buch der EU, der Autor selbst avancierte zum weltweit zweitmeistgelesenen Autor. Doch der Journalist und Forscher im Bereich Rechtsradikalismus erlebte diesen Erfolg nicht mehr. Larsson starb am 9. November 2004 im Alter von nur 50 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts. Zu diesem Zeitpunkt waren drei von zehn geplanten Büchern über den aufrechten Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist vollständig fertiggestellt, zu drei weiteren gibt es Exposés und Manuskripte.

Verblendung ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Stieg Larsson und der erste Teil der Millennium Trilogie (Verblendung – Verdammnis – Vergebung). Regie führte der Däne Niels Arden Oplev.

Vor mehr als 40 Jahren verschwand die junge Harriet spurlos vom jährlichen Treffen der Industriellenfamilie Vanger. Die Umstände lassen nur einen Schluss zu: Mord! Und noch schlimmer: Der Täter muss aus der eigenen Familie stammen. Henrik Vanger (Sven-Bertil Taube) quält das Schicksal seiner Lieblingsnichte noch heute, zumal er zum Geburtstag stets eine getrocknete Blume bekommt – genau wie ihm Harriet einst eine schenkte. Mit 82 Jahren dem Lebensende nahe, unternimmt der Patriarch einen letzten Versuch, die Wahrheit ans Licht zu zerren. Er engagiert den Journalisten Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist), der nach einem Artikel über den Industriellen Wennerström (Stefan Sauk) gerade wegen Verleumdung zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wurde und vor dem beruflichen Aus steht, um für ihn auf Spurensuche zu gehen. In der Einsamkeit der verschneiten Insel Hedeby, auf der die Familie Vanger in aller Abgeschiedenheit lebt, macht sich Blomkvist an seine vermeintlich unlösbare Aufgabe. Doch dem hartnäckigen Journalisten gelingt das Unmögliche. Auf einem alten Foto entdeckt er einen Hinweis, außerdem lässt ihn eine mysteriöse Liste mit Namen und Nummern nicht mehr los. Da erhält er plötzliche und unerwartete Unterstützung von der Hackerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace)…

aus: filmstarts.de

Die Adaption eines Romans für die Leinwand stellt Drehbuchautoren immer wieder vor die Frage, wie nah sie an der Vorlage bleiben sollen und wie frei sie mit ihr umgehen dürfen. Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg halten sich weitestgehend an Larssons Roman und beschränken sich in erster Linie darauf, dessen Handlung in ein filmtaugliches Format zu bringen. Dazu sind natürlich auch einige Kürzungen und Vereinfachungen nötig. Zum Beispiel wird die erzählte Zeit einfach halbiert, die ersten Fortschritte macht Blomkvist im Film recht schnell und nicht erst – wie im Roman – nach einigen Monaten. Auch der private Hintergrund der Figuren wurde ein wenig vereinfach oder geändert. Blomkvist erlebt im Buch etwa immer wieder sexuelle Abenteuer, die im Film aber nur mit vorsichtigen Verweisen angedeutet werden. Nebenhandlungsstränge wie die Rettung der vor dem Bankrott stehenden Wirtschaftszeitung „Millennium“ oder die Auseinandersetzung mit dem Industriellen Wennerström werden weggelassen oder in nur wenigen Minuten schnell abgearbeitet. Um eine noch akzeptable Laufzeit zu erreichen, müssen mitunter eben Figuren zusammengelegt oder entfernt und Handlungsabläufe verändert werden. Deshalb findet auch die Zusammenkunft von Blomkvist und Salander in leicht abgeänderter Form statt. Am Kern des Buches rühren die Autoren hingegen nicht. „Verblendung“ ist nicht nur ein düsterer Thriller über grausame Verbrechen, sondern auch ein Film über die Beziehung eines ungleichen und höchst ungewöhnlichen Ermittlerduos. Schließlich waren es schon in Romanform diese beiden Charaktere, die den größten Reiz von „Verblendung“ ausmachten.

Die Film-DVD Verblendung habe ich schon seit Anfang des Jahres bei mir liegen. Erst jetzt habe ich mir den Film angeschaut (die beiden weiteren Filme sind inzwischen auch als DVD erhältlich), um mir alle drei Filme möglichst zeitnah zu betrachten.


Stieg Larsson – VERBLENDUNG – Trailer

Eindeutig im Mittelpunkt des Films Vergebung steht für mich die punkige Hackerin Lisbeth Salander (nicht umsonst heißt der englische Titel: The Girl with the Dragon Tattoo), die von Noomi Rapace kongenial dargestellt wird. Lisbeth ist eigentlich eine zierliche 24-jährige Frau, die wegen ihrer gewaltreichen Kindheit unter Vormundschaft steht. Sie hat einiges durchzustehen, aber ihr starker Charakter gibt ihr die Kraft, die Probleme auf ihre Weise zu lösen, wenn es manchmal auch eine Art von Selbstjustiz ist.

Der Originaltitel „Män som hatar kvinnor“ (wörtliche Übersetzung: Männer, die Frauen hassen) sagt etwas mehr über das Sujet des Films aus. Es geht um eine Vielzahl von Morden an Frauen. Das Motiv für diese Morde erinnert mich in modifizierter Form an den kleinen Kriminalroman von Friedrich Dürrenmatt: Der Verdacht. Es geht um Macht, die man über andere Menschen ausübt, um eine gottähnliche Macht über Leben und Tod. In diesem Film ist sie sexuell begründet und gegen Frauen gerichtet. Lisbeth Salander erscheint so als eine Racheengel.

Ich habe eine Vorliebe für gute Krimis. Es muss aber vor allem die Psychologie stimmen. In diesem Film stimmt diese besonders bei den beiden Hauptpersonen uneingeschränkt. Da nehme ich auch in Kauf, dass es einige logische Schwächen gibt. Ingesamt weist der Film eine ungemein dichte, düstere Atmosphäre auf. Die Landschaftsbilder tragen dazu bei. Aber es ist nichts für schwache Nerven. Die manchmal äußerst grausamen Bilder (FSK 16) sind allerdings nicht Selbstzweck, sondern verdeutlichen nur, welche Bestie in manchen Menschen steckt. Allein dieses Wissen ist Schrecken genug.

Der Film kommt vor allem ohne jene große Action aus, die viele amerikanische Filme dieser Art prägen. Von daher halte ich es jetzt schon für überflüssig, wenn die Millennium-Trilogie noch einmal (beginnend mit The Girl with the Dragon Tattoo/Verblendung) mit Rooney Mara als Lisbeth Salander und Möchtegern-007 Daniel Craig als Mikael Blomkvist in amerikanischer Produktion verfilmt wird (Regie: David Fincher, u.a. Der seltsame Fall des Benjamin Button).

Wenn mir eines am Film vielleicht nicht gefallen hat, dann das Ende. Da sehen wir Lisbeth Salander, schick gekleidet, wie sie das Konto des kriminellen Unternehmers Wennerström auf den Kaimaninseln plündert. Das mag als eine Art Gag gelten, ist mir dann aber schon wieder etwas zu ‚amerikanisch’.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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