Herzlich

Es ist doch wohltuend, morgens bereits herzlich im Zug gegrüßt zu werden: „Werte Fahrgäste, wir begrüßen Sie herzlich … zur Fahrt nach … und wünschen Ihnen eine angenehme Fahrt!“ So, oder so ähnlich. Angesichts des Streiks bei der Bahn und hier bei uns beim Metronom klingt das aber fast wie Hohn. Überhaupt: Herzlich begrüßt werden möchte ich von meiner Frau, meinen Kindern und guten Freunden, aber nicht von wildfremden Zugbegleitern.

Nun heute wurde ich nicht herzlich begrüßt; ich wurde gar nicht begrüßt. Per Lautsprecherdurchsage am Bahnsteig wurde ich darauf hingewiesen, dass zwischen Bremen und Hamburg bis um 10 Uhr keine Züge fahren werden. Natürlich wusste ich, dass die GDL (ich brauche wohl keinem zu erläutern, für was diese drei Buchstaben stehen) heute von 4 Uhr bis 10 Uhr morgens zum Streik aufgerufen hat. Aber irgendwie muss ich ja zur Arbeit – und das geht bei mir nur mit dem Zug.

So sitze ich jetzt also zu Hause, habe einen Tag frei nehmen müssen, obwohl auf der Arbeit wichtige Dinge warten. Das ist das erste Mal, dass mir so etwas passiert.

Dafür möchte ich der GDL ‚herzlich’ danken, so komme ich schon einmal dazu, meine Unterlagen für die Steuererklärung zusammenzusuchen und damit zu beginnen, via ElsterFormular die ersten Daten einzutragen.

Ein Tag mag ja noch gehen, aber wie wird es weitergehen? Wie viel Streik kommt da noch auf uns zu? Der Streik im Güterverkehr klappte übrigens wohl nicht ganz so gut, nach den zahlreichen Güterzügen zu urteilen, die heute Morgen bei uns vorbeirauschten. Dafür hat es den Pendlerverkehr massiv getroffen. Ich möchte nicht wissen, wie viele neben mir heute einen freien Tag genommen haben oder heute Abend ihre fehlenden Arbeitsstunden nachholen müssen. Und ich möchte nicht wissen, wie viele Schüler heute anstehende Klausuren verpasst haben.

Das breite Verständnis für die Forderungen der Lokführer (Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF-Politbarometer) dürfte im Schwinden begriffen sein. Und es wird weiterschwinden, wenn man Pendler auch in den nächsten Wochen zum Sündenbock machen wird. Ich habe keine Verständnis für solch unsinnige Aktionen von Arbeitnehmern gegen Arbeitnehmern.

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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