… zum Arschauswischen

Heute muss ich mich wieder einmal auskotzen. Und es geht wieder einmal um den Streik der GDL bei meinen ‚geliebten’ Metronom-Zügen, mit denen ich auf der Strecke Bremen – Hamburg zur Arbeit unterwegs bin (siehe meinen Beitrag hierzu: GDL on strike again). Der letzte Streik ging eigentlich nur übers Wochenende und ist heute bereits 10 Tage her. Während des letzten Streiks gab es übrigens einen ‚erfolgreichen’ Hackerangriff auf die Website des metronoms. Das nur am Rande. In diesen Tagen hat sich dann doch einiges getan:

Die Kommunalpolitik ist endlich aus ihrem Tiefschlaf erwacht. Und angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen in Niedersachsen erkannten einige Politiker, dass auch Bahn-Pendler Wähler sind. So riefen drei Bürgermeister aus dem Landkreis Harburg (Wilfried Geiger aus Buchholz, Dirk Bostelmann von der Samtgemeinde Tostedt und Günter Schwarz von der Gemeinde Seevetal) in einem offenen Brief die beiden Streithähne auf, schnell zu einer Einigung zu kommen.

siehe Twitter (mit weiteren Infos):

#Tostedt Bürgermeister fordern schnelle Einigung von #Metronom und #GDL In einem offenen Brief rufen drei (cont) http://tl.gd/bjrgud

Und endlich bemüht sich die metronom Eisenbahngesellschaft mbH um eine Schlichtung. Die GDl ist aber über das Stadium der gründlichen Prüfung dieses Vorschlags bisher noch nicht hinausgekommen (wenigstens äußert sie sich bisher nicht dazu). Inzwischen hat u.a. die CDU einen möglichen Schlichter ausgeguckt:

siehe Twitter (mit weiteren Infos):

Kein #Streik der #GDL, dafür Vorschlag zur Schlichtung durch #metronom, #NOB und #Cantus – kommt in die Pötte … http://t.co/CVnguYS

siehe Twitter (mit weiteren Infos):

CDU-Politiker Gansäuer soll im #Metronom-Streit vermitteln #GDL – Das schlägt der Landesverband Niedersachsen (cont) http://tl.gd/bjri3v

Zum Teufel mit metronom und GDL

Nun es geht um einen einheitlichen Bundes-Rahmen-Lokomotivführer-Tarifvertrags (BuRa-LfTV) für alle Lokführer und zusätzlich um einen Betreiberwechsel-Tarifvertrag, die der metronom jetzt endlich ins Netz gestellt hat. Die GDL hat daraus bisher wohlweißlich ein großes Geheimnis gemacht. Beleuchteten neutrale Juristen diese Verträge, würde sich herausstellen, dass ersterer der Verträge ein Knebelvertrag ist – und der Betreiberwechsel-Tarifvertrag zwar die hehren Ziele der GDL dokumentiert, aber reichlich weltfremd ist. Die GDL ersehnt sich alte DB-Zeiten herbei (als die DB noch Deutsche Bundesbahn hieß) und wieder ein Beamtentum der Lokführer.

Aber sicherlich hat die GDL nicht ganz Unrecht, wenn sie behauptet, private Bahnunternehmen wie der metronom würden den Wettbewerb gegenüber der Deutschen Bahn (DB) über Personalkosten austragen. Dafür hat die DB in anderen Bereichen (z.B. beim Kauf von Fahrzeugen ist die Bahn als großer Kunde der Industrie im Vorteil und die Preise für die Nutzung der Gleise und Bahnhöfe steigen ständig) Wettbewerbsvorteile – siehe Twitter (mit weiteren Infos):

#Lokführerstreik #GDL – Geschäftsführer: #Metronom droht das Todesurteil – Die GDL-Tarifforderung gefährdet (cont) http://tl.gd/bj4ivk

Aber warum schreibe ich das hier? Es gibt keinen Streik, also ist doch alles bestens, oder? Eben nicht – siehe Twitter:

Heute fallen verdächtig viele #Metronom-Züge aus: Wird jetzt krank gefeiert statt gestreikt? #GDL

Ja der metronom hat zz. wohl zu wenige Lokführer, die ihren Dienst versehen könnten. Es ist Urlaubszeit. Und wie es aussieht, machen viele andere Lokführer krank. So fallen besonders viele Züge morgens und am Nachmittag aus, Züge die außerhalb des allgemeinen Fahrtaktes fahren – Pendlerzüge. So fallen allein seit Dienstag drei von vier Zügen morgens aus, die von Tostedt starten. Mein Zug ist natürlich auch dabei. Ich muss also den nächsten Zug nehmen – und wenn dieser wie heute noch 10 Minuten Verspätung hat, dann komme ich über eine halbe Stunde später zur Arbeit.

Was mich eigentlich nervt (und wohl nicht nur mich), ist, dass ich seit Monaten nicht mehr weiß, ob meine Züge wirklich fahren. Ich kann keine privaten Termine planen, ohne davon ausgehen zu müssen, dass der Zug, den ich dann nehmen müsste, ausfällt. Fahrpläne sind so nur noch Makulatur, etwas für die Katz. Der vom metronom propagierte Wohlfühlfahrplan („Mein neuer Wohlfühlfahrplan! Der neue metronom Komfort, die neuen Verbindungen“) eignen sich höchstens dazu, sich den A… auszuwischen.

Ich fürchte (eigentlich fürchte ich mich gar nicht), der GDL gelingt es, nach und nach die privaten Eisenbahnunternehmen von den Gleisen zu drängen. Sie spielt der DB in die Hände. Heinrich Strößenreuther, Geschäftsführer beim Metronom: „Würden unsere Kosten durch den Rahmentarifvertrag auf das Niveau der Bahn steigen, führe spätestens 2018 der letzte Metronom-Zug.“ Das wäre dann ein Zug zwischen Bremen und Hamburg – über Tostedt – Mitte Dezember 2018 zum Fahrplanwechsel (ich nehme aber keine Wetten entgegen).

Kleiner, aber dicker Nachtrag:

„Die Eisenbahngewerkschaft EVG will den mit der Lokführergewerkschaft GDL geschlossen Grundlagenvertrag, der die Zusammenarbeit der Gewerkschaften regelt, auslaufen lassen. […] Im Kern ist geregelt, dass die EVG, die mit ihren 232.000 Mitgliedern alle möglichen Beschäftigtengruppen bei der Bahn umfasst, nur für diese Leute Tarife abschließt und die GDL nur für die Lokführer. Wenn dieser Vertrag gekündigt wird – das geht indes frühestens zum Juni 2014 –, könnten die Gewerkschaften versuchen, sich wechselseitig Mitglieder abzuwerben. Auch durch teure Tarifabschlüsse, woran die Bahn natürlich kein Interesse hat.“ (Quelle: zeit.de)

Die GDL frohlockt inzwischen: „Dieser Beschluss, sollte er dann von dieser Gewerkschaft überhaupt aufrechterhalten werden, wird als ein guter Tag für alle Beschäftigten des Fahrpersonals in die Geschichte eingehen: Denn damit wäre der Weg frei für eine tarifliche Vertretung der GDL für das gesamte Fahrpersonal.“

Dann gäbe es nicht nur, wie jetzt, monatelange Streiks der Lokführer, nein auch das weitere Fahrpersonal (Fahrgastbetreuer, Putzpersonal usw.) könnte durch Arbeitskämpfe den Zugverkehr lahm legen. Schöne Aussichten!

Über WilliZ

Wurde geboren (in Berlin-Schöneberg), lebt (nach einem Abstecher nach Pforzheim, längere Zeit in Bremen und Hamburg) in dem Örtchen Tostedt am Rande der Lüneburger Heide - und interessiert sich für Literatur, Musik, Film und Fotografie (sowohl passiv wie aktiv) ... Ach, und gern verreise ich auch!

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